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Kann man Schlaf nachholen?

Profilbild von Jessica Papic Geschrieben von Jessica Papic
Frau beim schlafen.

Die einzelnen Funktionen des Schlafs sind so komplex, dass sie bis heute nicht abschließend geklärt werden konnten. Sicher ist allerdings, dass die während des Schlafens erreichte Inaktivität optimale Bedingungen für verschiedene reparative Prozesse, zum Beispiel die Zellerneuerung, schafft.

Der Schlaf stärkt das körpereigene Immunsystem, hilft bei der Regulierung wichtiger Stoffwechselprozesse und beugt frühzeitiger Alterung vor. Auch auf die Psyche hat die nächtliche Ruhe immense Auswirkungen.

Ganz ohne Beschäftigung ist unser Organismus während des Schlafens aber nicht. Das Gegenteil ist der Fall, denn während wir schlafen beginnt eine exakt organisierte Abfolge von Ereignissen in unserem Körper.

Es dauert in der Regel zwischen fünf und 30 Minuten, bis wir eingeschlafen sind.

An den Moment, an dem man tatsächlich einschläft, können wir uns normalerweise nicht mehr erinnern. Grund dafür ist die Tatsache, dass unser Gehirn beim Ruhen urplötzlich verschiedene Substanzen freisetzt, die das Bewusstsein ausschalten. Der Schlaf überfällt uns also gewissermaßen.

Im Anschluss daran wechseln wir stetig zwischen Tief- und Traumschlaf. Der Wechsel geschieht ungefähr alle 90 Minuten. Lediglich während der Tiefschlafphasen sind unsere Körperfunktionen tatsächlich ruhig gestellt. In den Traumphasen hingegen läuft das Gehirn auf Hochtouren.

Wichtig dabei ist jedoch, dass wir regelmäßig und vor allem ausreichend lange schlafen. Bereits wenige Tage, an denen wir nicht genügend Schlaf bekommen, reichen dazu aus, unsere Leistungsfähigkeit deutlich zu drosseln. Dies zeigt sich vor allem durch das Auftreten von Tagesmüdigkeit und vielfältiger Befindlichkeitsstörungen. Langanhaltender Schlafmangel kann sogar enorm ausgeprägte negative Effekte auf den Organismus haben.

Menschen, die über einen längeren Zeitraum nicht genug schlafen, leiden in der Regel an starker Tagesmüdigkeit und Konzentrationsschwäche.

Außerdem zeigen sich bei ihnen häufig psychische Auffälligkeiten wie erhöhte Reizbarkeit, Aggressivität bis hin zur Depression. Diversen Studien zufolge kann sich anhaltender Schlafmangel darüber hinaus schädigend auf das Immunsystem auswirken und die Entstehung von Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Hypertonie (Bluthochdruck) und Herzinsuffizienz begünstigen.

Ausreichend zu schlafen ist also essenziell für unsere Gesundheit. Leider ist dies jedoch nicht immer möglich. Nahezu jeder Mensch kennt diese Phasen, in denen der Nachtschlaf einfach zu kurz kommt. Sei es nach der Geburt eines Kindes, das Nachts mehrmals wach wird und nach Nahrung verlangt oder in beruflich oder privat besonders stressigen Phasen.

Viele Menschen gehen dann jedoch davon aus, dass sie den fehlenden Schlaf zum Beispiel am folgenden Wochenende nachholen können.

Kann man Schlaf wirklich nachholen?

Die Antwort auf diese interessante Frage lautet: gewissermaßen ja!

Es ist zwar nicht möglich sämtliche Auswirkungen des Schlafmangels nichtig zu machen, wenn man zum Ausgleich an anderen Tagen besonders lange schläft. Doch einige der möglichen Folgen des Schlafmangels lassen sich auf diese Weise verhindern. Dies gilt vor allem für dessen Einfluss auf die menschliche Psyche.

Menschen, die unter der Woche weniger lange zur Ruhe kommen können, den Schlaf jedoch am Wochenende nachholen, leiden deutlich seltener an übermäßiger Reizbarkeit, gesteigerter Aggressivität und Depressionen als Personen, die auch an den freien Tagen früh aufstehen.

Der negative Einfluss des Schlafmangels auf das Herz-Kreislauf-System kann hingegen nicht gänzlich verhindert werden, wenn man den Schlafmangel an freien Tagen ausgleicht.

Wichtig ist auch, dass dies lediglich für kurze Phasen des Schlafentzugs gilt. Eine kurze Nacht zum Beispiel kann vom Organismus durch eine darauf folgende tiefe und lange Ruhephase wieder ausgeglichen werden. Der Körper holt sich dann den fehlenden Schlaf nicht nur über die Schlafdauer sondern vor allem über die Qualität der Nachtruhe zurück.

Das bedeutet im Klartext: Wenn man mal zu wenig schläft, steigert der Körper in der folgenden Nacht die Dauer und Anzahl der Tiefschlafphasen um das Defizit auszugleichen.

Es ist jedoch nicht möglich, über einen längeren Zeitraum fehlenden Schlaf nachzuholen. Eine ganze Woche mit zuneigen Ruhesstunden, die dann am Wochenende nachgeschlafen werden sollen, ist dabei im Grunde schon zu viel. Grund dafür ist unter anderem, dass sich zu viel Schlaf am Stück ebenfalls nicht positiv auf den Körper auswirkt. Auch das wird jeder kennen: Hat man einmal zehn oder elf Stunden am Stück geschlafen, so fühlt man sich nach dem Aufwachen nicht unbedingt fit sondern gerädert.

Individueller Schlafbedarf

Wie viel schlaf wir als einzelner Mensch tatsächlich brauchen, hängt von verschiedenen individuellen Faktoren ab. Dabei spielen zum Beispiel die Jahreszeit, unser Alter und unser Geschlecht eine entscheidende Rolle. Frauen brauchen tendenziell mehr Schlaf als Männer.

Aber wie sieht es mit dem berühmten „Vorschlafen aus? Bringt das tatsächlich etwas?

Wenn wir wissen, dass anstrengende Zeiten auf uns zu kommen, neigen viele dazu, den Schlaf, den sie voraussichtlich verpassen werden vorzuschlafen. Menschen, die zum Beispiel Nachts arbeiten müssen, meistern dies ohne Frage besser, wenn sie vorher etwas Ruhe haben und ausgeschlafen mit dem Dienst beginnen.

Nachgewiesen ist auch, dass Menschen, die vorgeschlafen haben auch in den folgenden Tagen mit deutlich weniger Nachtruhe auskommen.

Es ist hingegen nicht möglich das Prinzip des Vorschlafen über einen längeren Zeitraum anzuwenden. Wenn wir regelmäßig vorschlafen, gewöhnt sich unser Körper daran und interpretiert das Vorschlafen irgendwann als unsere normale Ruhezeit. In Folge dessen stellt sich unser gesamter Tag-Nacht-Rhythmus um, was schwerwiegende Folgen haben kann.

Letzte Änderung: 28. Oktober 2022

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