Wenn wir abends zu Bett gehen, durchlaufen wir im Laufe einer Nacht mehrere Schlafzyklen, die sich vorallem hinsichtlich der Tiefe des Schlafs unterscheiden. Ein Schlafzyklus dauert dabei in aller Regel 90 bis 110 Minuten und besteht aus mehreren Phasen, die nacheinander in einer charakteristischen Reihenfolge ablaufen. In einer Nacht durchlaufen wir somit je nach Schlafdauer circa vier bis sieben Schlafzyklen.
Generell wird zwischen dem REM-Schlaf, auch Traumschlaf genannt, und dem Non-REM-Schlaf unterschieden.
Die Messung der verschiedenen Schlafphasen kann mithilfe der Polysomnographie erfolgen. Dabei handelt es sich um eine Aufzeichnung verschiedener Körperfunktionen im Laufe einer Nacht, die in spezialisierten Schlaflaboren durchgeführt werden kann. Sie dient der Erstellung eines Schlafprofils und kann bei der Diagnose von Schlafstörungen behilflich sein.
Regelhaft besteht die Polysomnographie aus einem Elektroenzephalogramm (EEG), bei dem mithilfe von am Kopf angebrachten Klebeelektroden die elektrischen Ströme der Nervenzellen abgeleitet werden können.
Dies ermöglicht es, eine Aussage über die elektrische Aktivität und damit einhergehend den Wachheitszustand des Probanden zu treffen. Auch das Elektromyogramm (EMG) stellt einen Teil dieser Untersuchung dar und dient der Messung der Muskelspannung.
Mit Hilfe des Elektrookulogramms (EOG) können auch bei geschlossenen Augen Augenbewegungen dargestellt werden, welche je nach Schlafphase in unterschiedlichem Maße auftreten und somit ebenfalls bei der Differenzierung der verschiedenen Schlafphasen helfen können.
Zusätzlich können bei der Polysomnographie ein Langzeit-EKG, zur Aufzeichnung der Herzfunktion, sowie eine kontinuierliche Messung der Sauerstoffsättigung des Blutes mittels Pulsoxymetrie erfolgen.
Die Bezeichnung REM-Schlaf leitet sich von Rapid Eye Movement ab, was bereits eine der wichtigsten Eigenschaften dieser Schlafphase beschreibt. Bei geschlossenen Augenlidern bewegen Schlafende in der REM-Schlafphase die Augen mit schnellen Bewegungen hin und her. Der Muskeltonus ist stark herabgesetzt, davon ausgenommen ist das Zwerchfell, um eine ausreichende Atmung zu ermöglichen sowie die Augenmuskulatur, sodass es zu den typischen schnellen Augenbewegungen kommt.
Im Gegensatz dazu steigen die physiologischen Parameter wie Blutdruck, Herz- und Atemfrequenz im Vergleich zum Tiefschlaf des Non-REM-Schlafs wieder an. Auch die im EEG abgeleiteten Ströme ähneln denen des Wachzustandes, weshalb man den REM-Schlaf auch als paradoxen Schlaf bezeichnet.
In dieser Phase findet ein intensives Traumerleben statt. Aufgrund des stark abgesenkten Muskeltonus kommt es zu einer Unterdrückung des motorischen Auslebens dieser Träume, sodass Schlafende im REM-Schlaf trotz der physiologischen Aktivierung von außen betrachtet ruhig im Bett liegen.
Kommt es im Rahmen einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung zu einer fehlenden Hemmung der Muskulatur leben Betroffene ihre Träume motorisch aus und es kommt zu ausgeprägten, komplexen Bewegungen wie Schlagen und Treten, teils auch mit lauten Entäußerungen wie zum Beispiel Schreien. Diese REM-Schlaf-Verhaltensstörungen können zum Beispiel häufig im Vorlauf einer Parkinson-Erkrankung beobachtet werden.
Der REM-Schlafanteil wird im Laufe der Nacht immer größer, insgesamt nimmt er circa 25 % des Nachtschlafs ein.
Aufgrund der ausgeprägten Aktivierung während des REM-Schlafs ist dessen Funktion eher weniger die nächtliche, körperliche Erholung des Schlafenden, welche in der Tiefschlafphase des Non-REM-Schlafes stattfindet.
Zur Funktion des REM-Schlafes gibt es aktuell mehrere Hypothesen: Vermutlich dient er vor allem der Verarbeitung von aktuell Erlebtem und neu Gelerntem. Dafür spricht unter anderem, dass der REM-Schlaf-Anteil im Neugeborenenalter sehr hoch ist und im Laufe der Kindheit kontinuierlich abnimmt.
Außerdem wird ihm eine wichtige Rolle im Rahmen der Triebregulierung zugesprochen: Bei Versuchen, bei denen Betroffene einem REM-Schlaf-Entzug ausgesetzt werden, kommt es im Anschluss häufiger zu triebhaftem Verhalten mit ausgeprägtem Hungergefühl und einer beeinträchtigten Kontrolle von aggressiven und sexuellen Impulsen.
Der Non-REM-Schlaf wird auch orthodoxer Schlaf genannt und nimmt meist mehr als 70 % des Nachtschlafs eines Erwachsenen ein.
Typisch für Non-REM-Schlaf ist, dass der Schlafende in dieser Zeit relativ wenig träumt und physiologische Parameter, wie zum Beispiel der Blutdruck, die Körpertemperatur oder die Atemfrequenz, stark heruntergefahren werden. Er dient der körperlichen Erholung des Schlafenden.
Die Phase des Non-REM-Schlafs kann wiederum in drei Phasen unterteilt werden, die als N1, N2 und N3 bezeichnet und nacheinander durchlaufen werden.
Die Phase N1 beschreibt dabei die erste und somit die Einschlafphase. Während dieser ist der Schlaf noch sehr oberflächlich, der Einschlafende ist leicht erweckbar. Es kommt zu einer Abnahme der Muskelspannung im Vergleich zum Wachzustand. Die ableitbaren Ströme des Elektroenzephalogramms nehmen einen langsameren Rhytmus ein: Die alpha-Wellen des Wachzustands werden von sogenannten theta-Wellen abgelöst. Im Elektrookulogramm können langsame, rollende Augenbewegungen aufgezeichnet werden.
In der Phase N2 lassen sich im EEG typische Muster aufzeichnen: Zu dem bereits in N1 vorkommendem Theta-Rhythmus kommen nun sognannte K-Komplexe und Schlafspindeln hinzu. Die Muskelspannung nimmt weiterhin ab. Im Elektrookulogramm können ab dieser Schlafphase keine Augenbewegungen mehr aufgezeichnet werden. Die Phase N2 wird auch als stabiler Schlaf bezeichnet und nimmt prozentual den größten Anteil der Nacht ein.
Die Phase N3 bezeichnet den Tiefschlaf, in dem im EEG ein Delta-Rhythmus abgeleitet werden kann. Diese Delta-Wellen sind typisch für Tiefschlafzustände und werden im Wachzustand nur sehr selten erreicht. Die Muskelspannung nimmt im Vergleich zur Phase N2 weiterhin ab, es lassen sich keine Augenbewegungen aufzeichnen.
Letzte Änderung: 28. Oktober 2022
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