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Schlank im Schlaf: Abnehmen in der Nacht

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Geschrieben von
Inga Jerrentrup (Ärztin)

Krankhaftes Übergewicht beschreibt einen Body-Mass-Index von >25 und stellt, wie mittlerweile vielen Menschen bekannt ist, kein rein ästhetisches Problem dar, sondern geht mit einer starken Risikoerhöhung für das Auftreten diverser Erkrankungen einher. Mittlerweile sind die Zahlen der Übergewichtigen weltweit in allen Ländern ansteigend.

Besonders stark betroffen sind die Industrienationen, in denen ein Überangebot an meist ungesunder Nahrung besteht und nur noch vergleichsweise wenig körperliche Arbeit verrichtet wird.

Dadurch kommt es zu einer positiven Kalorienbilanz, es werden also mehr Kalorien zu sich genommen als verbrannt. In Folge dessen erfolgt die Speicherung der zugeführten Energieträger in Form von Körperfett: Es kommt zum krankhaften Übergewicht.

Wissenswert

Viele Betroffene fühlen sich aufgrund ihres hohen Körpergewichts unwohl und sind auf der Suche nach schnellen und einfach umzusetzenden Möglichkeiten der Gewichtsreduktion: Dabei reichen die Ansätze von Hungerkuren und intensiven Sportprogrammen, über Intervallfasten bis hin zu operativen bariatrischen Eingriffen.

Viele Abnehmprogramme gehen dabei mit einer starken Einschränkung der Lebensqualität einher, zum Beispiel wenn auf geliebte Speisen verzichtet werden muss oder ein strenger Sportplan mit vielen anstrengenden Fitness-Einheiten vorgegeben wird.

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2006 erfreuten sich daher viele Übergewichtige über das neu erschienene Buch "Schlank im Schlaf", in dem Dr. Detlef Pape, ein deutscher Internist und Ernährungsmediziner, seine neue Diätform vorstellte.

Der Name klingt für viele Betroffene vielversprechend: So vermittelt er das Gefühl einer einfachen, unkomplizierten - ja fast automatischen Gewichtsabnahme. Doch was steckt hinter dieser Diätform und ist eine effektive Gewichtsreduktion tatsächlich einfach im Schlaf möglich?

Wie funktioniert das "Schlank im Schlaf"-Prinzip?

Bei dem Ansatz "Schlank im Schlaf" handelt es sich prinzipiell um eine spezielle Form der low carb-Ernährung, was bedeutet, dass der Anteil der Kohlenhydrate in der Ernährung deutlich reduziert werden soll.

Herr Dr. Pape richtet sein Augenmerk mit seinem Programm dabei besonders auf die Höhe des Insulinspiegels. Er geht davon aus, dass die Ursache für krankhaftes Übergewicht in einem dauerhaft erhöhten Insulinspiegel liegt. Insulin ist ein Hormon, welches nach der Nahrungsaufnahme aus der Bauchspeicheldrüse freigesetzt wird, und der Regulation des Blutzuckerspiegels dient.

Essen wir kohlenhydrathaltige Mahlzeiten, kommt es nach der ersten Verdauung zu einem Übertritt der einzelnen Zuckerbausteine aus dem Darm in unseren Blutkreislauf: Der Blutzuckerspiegel steigt an. Daraufhin wird Insulin ausgeschüttet und bewirkt eine Aufnahme der Zuckermoleküle in die Zellen. Insulin, das einzige blutzuckersenkende Hormon des menschlichen Körpers, nimmt dabei die Rolle eines Schlüssels ein: Es eröffnet die Zellen wie ein Schlüssel in einem Schloss. So kann Zucker, vor allem in Leber- und Muskelzellen, nur in Anwesenheit von Insulin aufgenommen werden. Überschüssiger Zucker, der nicht direkt verbraucht wird, kann dort in Form von Glykogen, der Zucker-Speicherform, gespeichert werden. In der Leber kann überschüssiger Zucker außerdem in Fett umgewandelt werden.

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Dieser Mechanismus erklärt, wie ein permanent erhöhter Insulinspiegel zu einer Zunahme des Körperfetts führen kann.

Wie sieht die Ernährung im Rahmen des "Schlank im Schlaf"-Programms aus?

Ziel des "Schlank im Schlaf"-Programms ist es, den Insulinspiegel vor allem nachts möglichst niedrig zu halten, denn bei niedrigem Insulinspiegel kann eine optimale Fettverbrennung erreicht werden. Da die Körperzellen bei fehlendem "Schlüssel" (Insulin) den Zucker aus dem Blut nicht hinreichend aufnehmen können, erfolgt die Energiebereitstellung aus dem Abbau der Fettreserven.

Im Rahmen des "Schlank im Schlaf"-Programms wird vor allem auf die optimale Kombination der Nahrungsbestandteile Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße geachtet, um das Ziel des niedrigen Insulinspiegels zu erreichen.

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Das Frühstück sollte dabei aus einer kohlenhydratreichen Mahlzeit bestehen, zum Beispiel aus Brot, Obst oder Müsli. Eine Kombination mit Fett ist zugelassen, auf Eiweiß sollte beim Frühstück jedoch verzichtet werden. Beim Mittagessen dürfen alle drei Bestandteile (Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße) kombiniert werden. Das Abendessen sollte möglichst kohlenhydratfrei sein, besonders wichtig ist dabei die Aufnahme von genügend Eiweiß.

Je größer das Ausmaß des Übergewichts, desto mehr Eiweiß sollte zu sich genommen werden, um ein ausreichendes Sättigungsgefühl sicherzustellen. Die Einnahme des Abendessens sollte zwischen 17 und 19 Uhr erfolgen, damit die nächtliche Essenspause möglichst lang gehalten wird und der Zeitraum der Fettverbrennung möglichst lange genutzt werden kann. Die Mahlzeiten sollten stets so geplant werden, dass drei Hauptmahlzeiten, jedoch keine Zwischenmahlzeiten eingenommen werden.

Begleitend zu diesen Richtlinien sollte auf eine ausreichende Trinkmenge ungesüßter Flüssigkeiten (1,5 - 2,5 Liter) geachtet werden. Herr Dr. Pape empfiehlt ein ergänzendes Sportprogramm mit zwei täglichen Sporteinheiten (morgens und abends), wobei vor allem eine Kombination aus Ausdauersport und Muskeltraining einen positiven Effekt auf den Gewichtsverlust haben und einen Abbau der wichtigen Muskulatur vorbeugen soll.

Wie erfolgsversprechend ist die "Schlank im Schlaf"-Methode?

Es handelt sich bei dem Programm um eine Variante der low carb-Ernährung, welche Bestandteil vieler Abnehmprogramme darstellt. Laut heutigem Forschungsstand ist das Ausmaß der Gewichtsabnahme jedoch in größerem Maße von der Kalorienbilanz als von der Zusammensetzung der Ernährung abhängig.

Hinweis

Da es im Rahmen des "Schlank im Schlaf"-Programms durch die eingeschränkte Kohlenhydratzufuhr meist auch zu einer Einschränkung der Kalorienzufuhr kommt, können viele Abnehmwillige mit dieser Methode bis zu einem Kilogramm im Monat an Gewicht verlieren.

Während der Durchführung muss stets auf eine abwechslungsreiche Kost geachtet werden, der Eiweiß- und Fettanteil sollte nicht in zu großem Maße erhöht werden. Aufgrund der recht strengen Ernährungsvorgaben wird das Programm teils als stark einschränkend empfunden, außerdem besteht das Risiko der Entwicklung einer Essstörung.

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