Immer mehr Menschen sind übergewichtig - in Deutschland etwa zwei Drittel aller Männer und über die Hälfte aller Frauen. Gründe dafür sind neben genetischer Veranlagung vor allem ungesunde Ernährungsgewohnheiten und unsere sogenannte „adipogene Umwelt“, die geprägt von uneingeschränkter Verfügbarkeit energiedichter Nahrungsmittel und bewegungsarmem Lebensstil ist. Es werden zu viele tierische Lebensmittel und hochverarbeitete, zucker- und fettreiche Produkte verzehrt.
Nehmen wir zu viel Energie in Form von Nahrungskalorien auf, speichert unser Körper die überschüssige Energie in Fettzellen, um für "magere Zeiten" vorzusorgen.
Fettzellen können so enorm an Größe zulegen, oder sich bei erreichter Kapazität auch vermehren. Sind sie einmal ausgebildet, können sie nur in ihrer Größe variieren aber nicht mehr einfach verschwinden.
Bei Übergewicht im Kindesalter vermehren sich Fettzellen eher, während sie sich im Erwachsenenalter hauptsächlich vergrößern. Die übermäßige Entwicklung von Fettzellen im Kindesalter begünstigt somit Übergewicht im Erwachsenenalter.
Übergewicht und Adipositas erhöhen das Risiko für zahlreiche Krankheiten wie Diabetes Mellitus Typ 2, Herz-Kreislauferkrankungen, Hypertonie, Infektionen, Krebsarten und Artherosklerose.
Besonders bei abdomineller Adipositas (sogenannter „Apfel-Typ“), bei der sich überschüssiges Fett hauptsächlich am Bauch anlagert, ist das Risiko für Folgeerkrankungen sehr hoch. Fettverteilungsmuster sind genetisch bedingt, es lässt sich also nicht beeinflussen, an welchen Stellen man vorherrschend zu- oder abnimmt.
Definiert werden Übergewicht und Adipositas meist über den Body Mass Index (BMI), der das Körpergewicht in Bezug zur Körpergröße setzt. Es ist kein direktes Maß für den Körperfettgehalt, aber dient als einfach anzuwendender Indikator.
Vor allem bei ausgeprägter Adipositas sind die körperliche Belastbarkeit und Beweglichkeit stark eingeschränkt, sodass häufig sogar alltägliche Aktivitäten beschwerlich sind. Die Lebensqualität und das persönliche Wohlbefinden kann schon durch die Abnahme von ein paar Kilos deutlich erhöht werden.
Beim Versuch abzunehmen werden häufig kurzzeitige, stark einschränkende Diäten durchgeführt. Diese versprechen in möglichst kurzer Zeit viel Gewicht zu verlieren. Somit lässt sich ein schneller und motivierender Erfolg wahrnehmen. Leider ist dieser Erfolg meist nur von kurzer Dauer.
Etabliert man nach Ende der Diät keine anderen Ernährungsgewohnheiten als davor, kommen die verlorenen Kilos (oder nicht selten noch mehr) wieder genauso schnell zurück. Diese unwillkommene Konsequenz von Kurzzeit- oder Crash-Diäten nennt man auch „Jojo-Effekt“.
Diätversprechen und Ernährungsweisheiten gibt es wie Sand am Meer – da kann man schnell den Überblick verlieren. Zu den bekannten Diäten zählen zum Beispiel Saftkuren, Entgiftungskuren, Paleo-Ernährung, Basenfasten, Low-Carb-Diät, Intervallfasten etc.
Viele Diätformen sind stark umstritten, ihr Nutzen wissenschaftlich nicht nachgewiesen und teilweise sogar eher schädlich als nützlich. Abnehm-Programme basieren häufig auf einem sehr großen Kaloriendefizit. Vielen ist es dadurch tatsächlich möglich zu Beginn der Diät viel Gewicht zu verlieren.
Allerdings basiert dieser Gewichtsverlust nur wenig auf dem Abbau von Fettgewebe, sondern in erster Linie auf Wasserverluste und leider auch auf Muskelabbau.
Neben Muskelabbau können schnelle Restriktionsdiäten noch einige weitere negative Effekte mit sich bringen:
Schnelle Diäten bringen keinen nachhaltigen Fettabbau. Oft schaden sie mehr, als sie nutzen!
Grundsätzlich ist ein Kaloriendefizit / eine negative Energiebilanz notwendig, um Gewicht zu verlieren. Das bedeutet, dass man weniger Kalorien zu sich nimmt, als man verbraucht. Somit muss der Körper auf seine Energiereserven zurückgreifen, die als Fett gespeichert sind.
Neben diesem Grundsatz gibt es noch viele Faktoren die den individuellen Kalorienbedarf beeinflussen und steuern, wie effektiv man Gewicht zu- und abnimmt. Unsere Gene spielen hierbei eine festgesetzte Rolle, vieles können wir aber durch gesundheitsförderliches oder gesundheitschädigendes Verhalten stark beeinflussen.
Die sogenannte „mediterrane Ernährung“ ist in der Ernährungswissenschaft besonders hoch angesehen. Sie zeichnet sich durch einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren aus Olivenöl und Nüssen, wenig Fleisch, fetter (und somit Omega-3-reicher) Fisch und viele Ballaststoffquellen wie Gemüse, Obst und Vollkornprodukte aus.
Eine gute Orientierung geben auch die 10 Regeln der DGE (deutsche Gesellschaft der Ernährung). Diese fassen die aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnisse über gesunde Ernährung zusammen, sind alltagstauglich und für jeden umsetzbar:
Bezüglich der Mahlzeitenhäufigkeit sind sich WissenschafterInnen nicht einig. Empfehlungen unterscheiden sich, ob man nur 3 große Mahlzeiten pro Tag, oder lieber mehrere kleine zu sich nehmen soll. Entscheide daher nach deinem persönlichen Gefühl und was sich einfacher in deinem Alltag umsetzen lässt.
Bei der Lebensmittelauswahl sollte man außerdem auf Lebensmittel mit niedriger Energiedichte zurückgreifen: Diese haben pro Portion (in gramm) weniger Kalorien als Lebensmittel mit hoher Energiedichte.
Somit kann man mehr, also sättigendere Mengen, bei gleicher Kalorienaufnahme essen. 20 g Schokolade (2-3 Stück) hat cirka 110 Kalorien. Für diese Kalorienmenge könnte man zum Beispiel 150 g Weintrauben (ca. 25 Stück) essen.
Jeder hat individuelle Bedürfnisse und somit gibt es auch mehr als nur ein Erfolgskonzept, um gesunde Essgewohnheiten zu etablieren. Wichtig ist Geduld mit sich selbst, Freude daran neues auszuprobieren und der Wille am Ball zu bleiben, bis die neuen Gewohnheiten zur Routine geworden sind.
Gestalte deine Ernährung bunt und vielfältig, reich an Ballaststoffen und überwiegend pflanzlich.
Reduktionsdiät allein würde zu Muskelabbau und somit auch zu einem verminderten Grundumsatz führen. Daher ist neben der Ernährung auch körperliche Betätigung essentiell, um gesund abzunehmen. Die DGE empfiehlt zu diesem Zweck mindestens 30-60 Minuten pro Tag körperliche Aktivität.
Empfehlenswert ist es, Bewegung in den Alltag zu integrieren, indem man beispielsweise mehr Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegt und Treppen statt Aufzüge nutzt. Zusätzlich bringt Ausdauersport und Muskeltraining einen erhöhten Grundumsatz und weitere metabolische, kardiovaskuläre und psychosoziale Vorteile.
Eine gesunde Gewichtsabnahme erreicht man nicht mittels schneller Diäten, sondern durch langfristige Gewohnheitsänderungen. Diese umfassen eine Ernährungsumstellung und regelmäßige körperliche Aktivität.
Laut eines Beschlusses der Europäischem Gerichtshof von 2014 kann Adipositas als Behinderung gelten, wenn sie eine Einschränkung im Berufsleben mit sich bringt.
Adipositas ist eine der drei wichtigsten Gründe für Erkrankungen und Todesfälle in der westlichen Welt. Neben der Adipositas zählen hierzu das Rauchen und der Alkoholismus. Allgemein ist Adipositas ein Risikofaktor für viele andere Erkrankungen, z.B. auch für einen schweren Verlauf bei einer Covid-Infektion. Eine lang bestehende Adipositas führt zu einer deutlichen Verschlechterung der Lebensqualität und auch zu einer verkürzten Lebensdauer. Natürlich ist das Ausmaß der Adipositas hierbei entscheidend. Allgemein gilt aber: Bei bestehender Adipositas sollte - wenn möglich gemeinsam mit dem Hausarzt/der Hausärztin oder Spezialisten/Innen - ein Therapieplan erstellt werden, um auf gesundem Wege Gewicht zu verlieren.
Beim Übergewicht (BMI 25 - 29,9 kg/m²) konnte kein erhöhtes Sterblichkeitsrisiko festgestellt werden. Ab einem BMI von 30kg/m2 – also ab „Adipositas“ – steigt das Sterblichkeitsrsisiko allerdings massiv an. Bei schwerster Adipositas ist sogar eine Lebenszeitverminderung von bis zu 20 Jahren festgestellt worden.
Ja, adipöse Patienten/Innen können mit dem richtigen Lebensstil, eventuell kombiniert mit Medikamenten oder einer Gewichtsreduktionsoperation wieder ein gesundes Normalgewicht erreichen.
Der Körper reagiert auf eine Vermehrung der Körperfettmasse auf verschiedenste Art. Erstens führt die mechanische Belastung bei Zunahme des Körperfetts allein schon zu Problemen. Beispielsweise werden Organe durch Bauchfett verdrängt, sodass häufig Sodbrennen (durch Druck auf den Magen) oder Atemstörungen (durch Druck auf die Lunge) auftreten. Außerdem werden Gelenke durch das Mehrgewicht übermäßig beansprucht, was zu häufigeren Gelenksschmerzen führt. Zweitens spielt das Fettgewebe eine sehr wichtige Rolle im Hormonhaushalt des Körpers: Zum einen produziert Fett selbst Hormone, die die Nahrungsaufnahme steuern, zum anderen kann es wichtige Stoffwechselhormone, wie Insulin, stark beeinflussen. Drittens führt eine Fettzunahme zu Veränderungen des Körpers, die das Risiko für Herzkreislauferkrankungen erhöhen. Das Herz muss sich mehr anstrengen, um Blut herauszupumpen, damit dieses auch jede Zelle erreicht. Im Blut sammeln sich mehr Blutfette und Blutzucker, die auf längere Sicht gefährlich für die Blutgefäße werden können, wodurch Herzinfarkte oder Schlaganfälle schneller auftreten.
Die Therapie der Fettleibigkeit besteht in erster Linie immer aus einer Gewichtsabnahme durch eine Modifikation des Lebensstil. Dafür werden 3 Säulen zur Basistherapie angewandt:
Als unterstützende Maßnahmen stehen Spezialisten/Innen bzw. spezialisierte Zentren (z.B. Adipositas-Ambulanzen in Krankenhäuser) zur Verfügung, bei denen gemeinsam ein Therapieplan mit Ernährungsberatung, Bewegungs- bzw. Physiotherapie und Lebensstilberatung erstellt wird. Über ärztliche Beratung können auch Medikamente als unterstützende Mittel zur Gewichtsreduktion eingesetzt werden. Als nachhaltigste Methode hat sich die Gewichtsreduktions-Operation bewährt, die allerdings nur bei schwerster Fettleibigkeit und nach genauem Abwägen und bei konservativen Therapieversagen eingesetzt werden sollte.
Letzte Änderung: 23. August 2022
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