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Tetanus

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren bei Tetanus?

Viele kennen die Erkrankung Tetanus auch unter dem Namen Wundstarrkrampf. Die Erkrankung wird durch ein Bakterium (Clostridium tetani) hervorgerufen.

Wissenswert

In Deutschland gibt es pro Jahr circa 10 bis 15 Tetanus-Infektionen.

Weltweit kommen ungefähr 56.000 Patienten pro Jahr (2015) durch diese Erkrankung zu Tode. Dabei sind insbesondere die Gebiete Südasien und Subsahara-Afrika betroffen.

Das Bakterium Chlostridium tetani kann bei Verletzungen der Haut über die Wunden in den menschlichen Körper eindringen. Auch über Schleimhäute gelangt es in den Körper.

Ebenfalls im Rahmen der Geburt eines Kindes kann es bei schlechten hygienischen Bedingungen zur Infektion mit Tetanus kommen. Nach der Infektion dauert es eine gewisse Zeit, bis es bei dem Infizierten zum Auftreten der ersten Symptome kommt. Diese Zeit bezeichnet man in der Medizin als Inkubationszeit.

Wie lange die Inkubationszeit bei einer Infektion mit den für Tetanus verantwortlichen bakteriellen Erregern ist, kann ganz unterschiedlich sein.

Bei schnellen Verläufen treten bereits nach wenigen Tagen die ersten Beschwerden auf. In anderen Fällen kann es bis zu drei Wochen dauern, bis die Infektion die ersten Symptome hervorruft.

Es wurden sogar Fälle beschrieben, bei denen die Inkubationszeit über Monate ging. Im Allgemeinen gilt, dass eine sehr kurze Inkubationszeit dafür spricht, dass viele Erreger gleichzeitig in den Körper des Betroffenen gelangt sind. Daraus resultiert in der Regel ein besonders schwerer Krankheitsverlauf.

Achtung

Besonders gefährdet für eine Infektion sind gegen Tetanus Ungeimpfte, Menschen mit schlechter Durchblutung der Haut, Hautschädigungen und Patienten mit geschwächtem Immunsystem. Auch Tiere können von einer Tetanus-Infektion befallen sein, hier sind vor allem Pferde zu nennen und Wiederkäuer wie Kühe und Schweine.

Die bakteriellen Erreger sind dazu in der Lage, gleich zwei Gifte (Toxine) zu bilden. Vor allem das Gift "Tetanolysin" kann zu erheblichen Schäden führen. Grund dafür ist die Tatsache, dass Tetanolysin die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) zerstören und sogar eine Beeinträchtigung des Herzens hervorrufen kann.

Neben Tetanolysin geben die, für den Wundstarrkrampf verantwortlichen, Bakterien das Toxin "Tetanospasmin" in den Körper des Betroffenen ab. Dieses Gift wandert entlang der Nervenfasern, bis es das zentrale Nervensystem erreicht.

Dort angekommen ist es dazu in der Lage bestimmte Impulse der Nerven zu unterdrücken. Da diese Impulse dafür verantwortlich sind, dass eine überschießende Muskelkontraktion verhindert wird, führt deren Hemmung zu besonders starken, langanhaltenden und vor allem schmerzhaften Muskelkrämpfen. Ebendiese Krämpfe sind für Tetanus typisch und allgemein bekannt.

Was sind die Symptome bei Tetanus?

Symptome im Überblick

Die Symptome, die infolge einer Tetanus-Infektion auftreten, sind schwerwiegend und enden unter Umständen tödlich. Eine ärztliche Behandlung sollte so schnell wie möglich erfolgen.

  • grippeähnliche Symptome
  • teilweise Erbrechen
  • Schwindel
  • Unruhe
  • Muskelschmerzen
  • Schweißausbrüche
  • Muskelverkrampfungen
  • "Teufels-Grinsen"
  • "Kiefer-Klemme"
  • Hyperlorsose (Überstreckung der Wirbelsäule)

Die Symptome, die bei einer Infektion mit den für Tetanus verantwortlichen bakteriellen Erregern auftreten, hängen davon ab, wo genau die Toxine angreifen. Außerdem scheint auch die Anzahl der Erreger und die damit einhergehende Dosis der Toxine eine entscheidende Rolle für die Ausprägung der Beschwerden zu sein.

Das Bakterium Chlostridium tenani bildet Gift-Stoffe, die Tetanus-Toxine. Diese Gifte schädigen die Übertragung zwischen den Nerven im Körper, wodurch es zu einer Verminderung an Signalen kommt, die normalerweise die Motorik/Bewegungen hemmen.

Dadurch dass diese Hemmung in der Folge entfällt, verkrampfen sich die Muskeln.

Es kommt bereits zu Anfang der Tetanus-Infektion zu grippeähnlichen Symptomen, Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit, gelegentlich auch zu erbrechen. Darüber hinaus kann es zu Beschwerden wie Schwindel, Unruhe, Gliederzittern, Mattigkeit, Ermüdungserscheinungen, Muskelschmerzen und Schweißausbrüchen kommen. 

Von den Krämpfen sind zunächst die Gesichts-Muskeln betroffen. Man spricht hier vom "Teufels-Grinsen" und der "Kiefer-Klemme". Die extreme Verkrampfung breitet sich anschließend in Richtung der Füße aus.

Es kommt unter anderem zur Überstreckung der Wirbelsäule nach hinten (Hyperlorsose). Die Verkrampfungen der sonst willkürlich steuerbaren Muskeln können dauerhaft, aber auch zuckend sein.

Reize von außen (optische, akustische oder auch mechanische), können starke Verkrampfungen in jeder Muskulatur der Betroffenen verursachen. Eine Lähmung der Atem-Muskulatur ist möglich. Eines der gebildeten Giftstoffe schädigt darüber hinaus das Herz .

Achtung

Unbehandelt tritt letztlich der Tod durch Ersticken ein.

Verschiedene Formen der Tetanus-Erkrankung

Es werden zahlreiche Formen von Tetanus unterschieden.

Betrifft Neugeborene unzureichend geimpfter Mütter (innerhalb 28 Tage nach der Geburt) und kommt fast nur in Ländern mit unzureichender medizinischer Versorgung und mangelnder Hygiene vor; die Ansteckung erfolgt über die Nabelschnur, z. B. beim Durchtrennen durch nicht sterile Instrumente. Weltweit ist das die häufigste Form des Tetanus.

Falls der Tetanus während der Schwangerschaft oder innerhalb der letzten 6 Wochen vor Ende der Schwangerschaft (Geburt, Fehlgeburt oder Abbruch) auftritt, spricht man vom maternalen Tetanus. Die Weltgesundheits-Organisation (WHO) hat ein Programm gestartet, das den maternalen und neonatalen Tetanus (MNT) zurückdrängen soll.

Er ist die häufigste Form von Wundstarrkrampf in Mitteleuropa, hier ist die gesamte Muskulatur betroffen. Der Verlauf wird in vier Stadien unterteilt, von Grad 1: leicht bis Grad 4: sehr schwer.

Wie wird Tetanus diagnostiziert?

Diagnose einer Tetanus-Infektion

Die Diagnostik bei dem Verdacht auf das Vorliegen von Tetanus, gliedert sich in verschiedene Abschnitte.

Zu Beginn findet in der Regel ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch, die Anamnese, statt. Im Zuge dieses Gesprächs, werden die, bei dem betroffenen Patienten vorliegenden, Beschwerden so genau wie möglich besprochen.

Außerdem ist es besonders wichtig auf möglicherweise vorliegende Begleitsymptome einzugehen und herauszufinden, ob diese mit einem Tetanus in Zusammenhang stehen können oder ob die Zusammenschau aller vorliegenden Beschwerden eher auf eine andere Erkrankung hindeutet.

Darüber hinaus spielen die Krankengeschichte, mögliche Medikamenteneinnahmen und die Familienanamnese des Betroffenen, im Zuge der Diagnostik, eine entscheidende Rolle. Auch möglicherweise stattgefundene Verletzungen sind besonders wichtig.

Die Diagnose von Tetanus wird dann anhand der typischen klinischen Symptome gestellt. Berichtet der Patient, dass er infolge einer Wundverletzung, zum Beispiel Muskelsteifigkeit oder -krämpfe entwickelt habe, so ist die Diagnose Tetanus naheliegend.

Eine Erkrankung ist jedoch unwahrscheinlich, wenn eine vollständige Grund-Immunisierung vorliegt und fristgemäß die empfohlenen Auffrisch-Impfungen durchgeführt wurden.

Zur weiteren Absicherung einer Tetanus-Diagnose, kann der Nachweis der Giftstoffe durch den sogenannten Neutralisationstest im Tierversuch erfolgen.

Dafür wird Wundmaterial des Patienten benötigt. Der Erregernachweis durch das künstliche Anzüchten des verantwortlichen Bakteriums gelingt meist nicht.

Welche Krankheiten sind dem Tetanus ähnlich?

Es gibt einige Erkrankungen, die aufgrund ihrer sehr ähnlichen Symptomatik mit Tetanus verwechselt werden können. In der medizinischen Fachsprache nennt man solche Erkrankungen "Differenzialdiagnosen“. Zu den wichtigsten Differenzialdiagnosen des Tetanus zählen:

  • die Tetanie
  • die Hirnhautentzündung (Meningitis )
  • die Vergiftung mit Strychnin

Unter dem Begriff Tetanie, versteht man die Übererregbarkeit von Nerven und Muskeln. Auf Grund dieser übermäßigen Erregung kommt es bei den betroffenen Menschen zum Auftreten von Kribbeln bis hin zu weitreichenden Störungen der Motorik.

Die Meningitis hingegen ist eine schwere Erkrankung, bei der es zur Entstehung von entzündlichen Prozessen im Bereich der Hirnhäute und des Rückenmarks (Meningen) kommt. Hervorgerufen wird die Entzündung in den meisten Fällen von bakteriellen oder viralen Krankheitserregern. Die betroffenen Menschen entwickeln im Zuge der Erkrankung starke Kopfschmerzen und Fieber . Zudem zählt die sogenannte Nackensteifigkeit zu den typischen Symptomen der Meningitis .

Bei den meisten der Erkrankten treten zudem starke Übelkeit und Erbrechen auf. Im weiteren Verlauf kommt es zu Bewusstseinseintrübungen bis hin zur Bewusstlosigkeit und Koma. Betroffene Patienten können unter Umständen bereits wenige Stunden nach dem Einsetzen der Symptomatik ins Koma fallen. Darüber hinaus sind viele Menschen mit Meningitis empfindlich gegenüber Licht und Geräuschen.

Auch eine Vergiftung mit Strychnin kann zu einer, dem Tetanus sehr ähnlichen Symptomatik, führen. Dabei reichen bereits kleine Mengen der Substanz aus. Strychnin wird binnen kurzer Zeit über die Schleimhäute aufgenommen.

Im Zuge der Vergiftung entwickeln die Betroffenen bereits kurze Zeit nach der Aufnahme des Strychnins, Atembeschwerden bis hin zur Atemnot. Zudem beginnen deren Muskeln schnell zu zittern.

Je nachdem, welche Dosis dem Betroffenen verabreicht wurde, kommt es außerdem zu schweren Krämpfen. Bereits eine Menge von 30 bis 120 Milligramm Strychnin kann für einen erwachsenen Menschen tödlich sein.

Therapie bei Tetanus

Die Therapie des Tetanus besteht in einer chirurgischen Reinigung der Wunde und in der Neutralisierung des gebildeten Giftstoffs durch die Verabreichung von Tetanus-Immunglobulin (Antitoxin).

Besteht kein aktueller Impfschutz oder ist der Impfstatus unklar, sollte eine aktive Immunisierung mit dem Tetanus-Tot-Impfstoff erfolgen. Unterstützend kann je nach Beschwerden eine künstliche, maschinelle Beatmung, zum Beispiel über einen Schlauch (Tubus), der in die Atemwege gelegt wird, zur Anwendung kommen.

Eine Therapie mit dem Antibiotikum Metronidazol wird durchgeführt. Die Muskel-Verkrampfungen können durch Benzodiazepine oder bestimmte Muskel-Relaxanzien gelindert werden. Benzodiazepine können sich negativ auf die Atmung auswirken und müssen entsprechend vorsichtig verwendet werden.

Wie ist die Prognose bei Tetanus?

Je kürzer die Zeit zwischen Infektion und dem Auftreten von Symptomen ist, desto schlechter ist die Prognose. Ungefähr ein Viertel der Patienten verstirbt infolge der Erkrankung trotz intensiv-medizinischer Versorgung. Eine durchgemachte Erkrankung bewirkt zudem keine Immunität. Eine Impfung kann folglich den Tod durch Tetanus verhindern.

Wie kann man Tetanus vorbeugen?

Gegen die Auswirkungen einer Tetanusinfektion gibt es eine Impfung. Die ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt allen Menschen die Impfung gegen Tetanus, als Standardimpfung. Die Grund-Immunisierung sollte ab dem Alter von 2 Monaten erfolgen. Dazu gehören 3 Impfdosen im Alter von 2, 4 und 11 Monaten.

Es müssen sich, um eine Immunität zu gewährleisten, Auffrischungs-Impfungen anschließen: 

  • Kinder bis ≤17 Jahre: 2 Auffrischungsimpfungen (mit 5–6 & 9–16 Jahren) 
  • Erwachsene ab 18 Jahren: Auffrischungsimpfung (1 Impfdosis) alle 10 Jahre. 

Wissenswert

Der vorhandene Impfstoff ist ein Totimpfstoff. Dieser kann auch in Form von Kombinations-Impfungen (mit Diphtherie und ggf. Keuchhusten (Pertussis), Kinderlähmung (Poliomyelitis), Haemophilus influenzae Typ b, Hepatitis B (eine Leber-Entzündung) stattfinden.

Die Verabreichung als 6-fach-Impfung wird offiziell empfohlen. Bei allen Personen mit fehlender, unvollständiger oder ungeklärter Grund-Immunisierung sollte die Impfung nachgeholt werden.

Man geht bei Verletzungen nach folgenden Prinzipien vor:

Treten saubere, geringfügige Wunden bei Patienten ohne Impfung bzw. mit unklarem Impfstatus auf, sollte immer eine simultane Impfung (aktive und passive Immunisierung) erfolgen. Bei Patienten jeglichen Alters, mit unvollständiger Grund-Immunisierung oder letzter Tetanus-Auffrischungs-Impfung vor ≥10 Jahren ist es ausreichend, wenn nur eine Aktivimpfung durchgeführt wird.

Bei Patienten mit ≥3 erfolgten Impfungen und Tetanus-Auffrischungsimpfung innerhalb der letzten 10 Jahren ist keine Impfung erforderlich.

Bei allen anderen Wunden, sollten Patienten ohne Impfung, mit <3 Aktivimpfungen bzw. unklarem Impfstatus, immer eine simultane Impfung (aktive und passive Immunisierung) bekommen. Bei Patienten mit ≥3 erfolgten Impfungen, erfolgt nur eine Aktivimpfung.

Dieses gilt nur bei ≥5 Jahre zurückliegender letztmaliger Tetanus-Auffrischungs-Impfung.

Keine Impfung erforderlich: Wenn innerhalb der letzten 5 Jahre eine Tetanus-Auffrischungs-Impfung erfolgt ist, ist keine Impfung erforderlich.

Empfehlungen zur Nachsorge bei Tetanus

Nach einer Infektion, kann bei unklarem Impfstatus noch eine zeitnahe Nachholimpfung erfolgen. Die Impfung wird daher allen Menschen empfohlen. Eine Tetanus-Infektion verläuft häufig tödlich.

Zusammenfassung

Tetanus ist eine Infektion durch ein bestimmtes Bakterium, das über Wunden in den Körper eindringen kann. Die Giftstoffe, die das Bakterium bildet, sind für Menschen sehr schädlich und führen über Muskelverkrampfungen letztlich zum Tod, wenn die Erkrankung nicht behandelt wird.

Circa 25 Prozent der Betroffenen versterben leider trotz Behandlung. Es ist eine wirksame Impfung gegen Tetanus verfügbar.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Tetanus führt zu vielfältigen Beschwerden. Am eindrücklichsten sind die extremen Verkrampfungen der sonst willkürlich gesteuerten Muskulatur.

Das kann nicht per se beantwortet werden. Es ist von vielen und individuellen Faktoren abhängig.

Ja.

Kinder bis ≤17 Jahre: 2 Auffrischungsimpfungen (mit 5–6 Jahren sowie 9–16 Jahren), Erwachsene ab 18 Jahren: Auffrischungsimpfung (1 Impfdosis) alle 10 Jahre.

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