Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Diphtherie?
Die Diphtherie, die auch als echter Krupp bezeichnet wird, ist eine Infektionskrankheit, die durch das Bakterium "Corynebakterium diphtheriae" hervorgerufen wird. Der bakterielle Erreger zählt zu den grampositiven Stäbchen und ist dazu in der Lage, das für die Erkrankung ursächliche Diphtherietoxin herzustellen.
Übertragen wird das Bakterium per Tröpfcheninfektion, über Niesen, oder Sprechen. Eine Hautdiphtherie entsteht durch eine Schmierinfektion oder über kontaminierte Gegenstände.
Diptherie kommt überall auf der Welt vor. Besonders in Ländern, in denen die Impfrate aufgrund von Krisen o.Ä. niedrig sind, kommt es auch zu Diphtherie-Epidemien.
Wenn das Corynebakterium mit Bakteriophagen infiziert wird, kommt es zur Ausschüttung des Diphtherietoxins in großen Mengen. Bei Bakteriophagen handelt es sich um Viren, die Bakterien befallen, um ihre eigene DNA in die der Bakterien zu integrieren, sodass die Bakterien Toxine (Giftstoffe) produzieren können.
Diese Toxine werden dann über die Blutgefäße im gesamten Körper verteilt und hemmen die körpereigene Proteinbiosynthese, was zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen kann. Daher werden die Symptome der Diphtherie nicht durch das Bakterium selbst, sondern eigentlich durch das Toxin hervorgerufen.
Ohne adäquate Behandlung ist die Diphtherie ungefähr zwei bis vier Wochen lang ansteckend. Wird sie hingegen behandelt, verkürzt sich der Zeitraum der Infektiosität auf lediglich zwei bis vier Tage. Die Diphtherie tritt gehäuft im Herbst und im Winter auf. Seit der Einführung der Impfung ist die Häufigkeit der Erkrankung stark rückläufig, sodass in Deutschland mittlerweile nur noch Einzelfälle zu beobachten sind.
Zwar kann es, durch ungeimpfte Urlauber und einer fehlenden Grundimmunisierung vieler junger Leute, zu einem erneuten Anstieg der Infektionszahlen kommen, jedoch bleiben dies häufig Einzelfälle. In Ländern mit nur geringen Durchimpfungsraten, kann es hingegen zum Ausbruch einer Epidemie kommen.
Was sind die Symptome einer Diphtherie?
Symptome im Überblick
Je nachdem wo sich das Bakterium ausgebreitet hat, unterscheidet man eine Rachen-Diphtherie, eine fortgeschrittenere Kehlkopf-Diphtherie oder eine Haut-Diphtherie.
Symptome der Rachen-Diphterie
- Anschwellen der Rachenschleimhaut
- Schluckbeschwerden mit Fremdkörpergefühl
- entzündete Mandeln mit Pseudomembranen
- allgemeines Krankheitsgefühl
- Mundgeruch
Symptome einer Kehlkopf-Diphterie
- bellender Husten
- Verlust der Stimme
- Atemgeräusche bei der Einatmung
- Atembeschwerden
- Schluckstörungen
Symptome der Haut-Diphterie
- flächenhafte Rötung der Haut
- Entzündungen der Haut
- evtl. offene Wunden
- evtl. Geschwüre
Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen der Infektion mit dem bakteriellen Erreger und dem Auftreten der Symptome, liegt in der Regel zwischen zwei und fünf Tagen. Allgemeine Symptome der Diphtherie sind und Abgeschlagenheit. Typisch ist außerdem das Auftreten eines sogenannten „Cäsarenhalses“: Der Hals der betroffenen Patienten schwillt aufgrund der starken und schmerzhaften Vergrößerung der Halslymphknoten deutlich an. Je nach Befall des jeweiligen Organs, können die Symptome verschieden sein.
Die, von dem erkrankten Patienten wahrgenommenen Symptome, beginnen in der Regel zuerst im Rachen. Das von den ursächlichen Krankheitserregern gebildete Toxin, wirkt reizend auf die Schleimhäute und verursacht deren anschwellen. Die Schwellungen rufen dann Schluckbeschwerden und ein Fremdkörpergefühl hervor.
Man spricht zu Beginn der Erkrankung, aufgrund der Lokalisation, von einer sogenannten Rachen-Diphtherie. Bei der Rachen-Diphtherie sind die Rachenmandeln und deren Umgebung zudem stark entzündet (Angina tonsillaris) und mit Pseudomembranen belegt.
Diese Pseudomembranen bestehen in der Regel aus weißlich, gräulichen, gelblichen Belägen, die aus zugrunde gegangenem Zellabfall hervorgehen. Bei Berührung der Mandeln lässt sich leicht eine Blutung provozieren. Im Zuge der Erkrankung fühlen sich die meisten Patienten zunehmend abgeschlagen und matt.
Das Auftreten eines allgemeinen Krankheitsgefühls ist deshalb keine Seltenheit. Außerdem kann bei den Betroffenen ein typischer faulig-süßer Mundgeruch (Foetor ex ore) gerochen werden.
Die Pseudomembranen stellen ein sicheres Anzeichen für das Vorliegen einer Diphtherie dar. Unter Umständen können sich die Beläge bis zum Kehlkopf und sogar bis zur Nase ausbreiten. Bei dem Versuch, die Beläge zu entfernen, kommt es typischerweise zu .
Besonders gefährlich wird es immer dann, wenn sich die Erkrankung bis zum Kehlkopf ausbreitet.
Die Kehlkopf-Diphtherie wird auch als echter Krupp bezeichnet und ist eine Kombination aus bellendem Husten, zunehmender Heiserkeit und einem Verlust der Stimme (Aphonie). Schwillt der Kehlkopf an, kommt es zu einem Atemgeräusch bei der Einatmung (inspiratorischer Stridor) und zu Schluckstörungen (). Die betroffenen Patienten entwickeln zudem häufig Atemnot. Wenn es zu diesem Stadium einer Diphtherie kommt, besteht für den Patienten Lebensgefahr.
Die Kehlkopfdiphtherie ist streng von der Kehldeckelentzündung () und dem Pseudo-Krupp abzugrenzen. Blutiger Schnupfen und ein Nasenschleim aus beiden Nasenlöchern hingegen sind klare Anzeichen für das Vorliegen einer Nasendiphtherie. Vor allem bei Kindern und Säuglingen reagiert die Nasenschleimhaut äußerst empfindlich auf die Erreger der Diphtherie. In solchen Fällen tritt ein blutiger oder eitriger aus der Nase auf.
Wenn die, für die Diphtherie ursächlichen Krankheitserreger über Wunden in die Haut eindringen können, spricht man von einer Haut-Diphtherie. Die Haut-Diphtherie äußert sich in einer flächenhaften Rötung der Haut (Erythem), einer Entzündung oder offenen Wunden (Ulzerationen).
Auch das Auftreten von großflächigen Geschwüren ist im Zuge einer Haut-Diphtherie keine Seltenheit. In vielen Fällen sind die betroffenen Stellen zusätzlich mit Bakterien, wie oder Streptokokken, infiziert.
Vier bis fünf Tage nach den beschriebenen lokalen Reaktionen, wenn das Diphtherietoxin über das Blut im Körper verteilt wurde, kann es zu Komplikationen kommen.
Zu diesen Komplikationen zählen:
- eine (Myokarditis)
- eine Herzklappenentzündung ()
- Hirnentzündung ()
- Lähmungen von Hirnnerven
- Schädigungen von Nerven () kommen
- Akutes Nierenversagen
- Multiorganversagen
Wie wird die Diphtherie diagnostiziert?
Diagnostik einer Diphterie
Die Diagnostik beim Vorliegen einer Diphtherie gliedert sich in verschiedene Abschnitte.
Zu Beginn findet in der Regel ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) statt. Im Zuge dieses Gesprächs, müssen die bei dem betroffenen Patienten vorliegenden Beschwerden so genau wie möglich besprochen werden. Darüber hinaus sollen alle, möglicherweise vorliegende Begleitsymptome benannt werden.
Besonders wichtig ist dabei herauszufinden, welche dieser Symptome mit einer Diphtherie in Zusammenhang stehen könnten oder ob die Zusammenschau der von dem Patienten beschriebenen Symptomatik eher auf ein anderes Krankheitsbild hinweist.
Darüber hinaus spielen die Krankengeschichte des Patienten und dessen Familienanamnese bei dem Arzt-Patienten-Gesprächs eine entscheidende Rolle. Die Diphtherie lässt sich anhand der bei der Anamnese ermittelten klinischen Symptomatik zumeist erahnen.
Der Arzt wird im Zuge der körperlichen Untersuchung den Körper und vor allem die Mandeln ansehen, um evtl. die Pseudomembranen zu erkennen. Außerdem wird er einen schmerzlosen Abstrich für das Labor entnehmen.
Im Labor kann der Erreger kulturell angezüchtet und mit einer bestimmten Färbung (Neisser-Färbung) sichtbar gemacht werden. Um eine mikrobiologische Diagnostik anfordern zu können, sollten Rachen-, Nasen- oder Wundabstriche durchgeführt werden. Die Rachenabstriche sollten dabei unterhalb der Pseudomembranen abgenommen werden.
Das Toxin kann ebenfalls direkt mittels PCR oder eines Elek-Ouchterlony-Immunpräzipitationstests (ELEK-Test) in Speziallabors nachgewiesen werden. Das Prinzip des ELEK-Tests beruht auf einem Antitoxin, das auf einem Spezial-Nährboden aufgetragen wurde, an welches das Diphtherietoxin bindet.
Therapie bei Diphtherie
Besteht nur der geringste Verdacht einer Diphtherie, sollte der Betroffene sofort stationär in einem Krankenhaus aufgenommen und isoliert werden. Außerdem ist es schon bei dem Verdacht auf das Vorliegen dieser Erkrankung essenziell, zeitnah eine passende Therapie einzuleiten.
Die Isolation ist auch nach Beendigung der Therapie aufrechtzuerhalten, bis drei 24-stündlich gewonnene Nasen- und Rachenabstriche negativ sind.
Diese Abstriche dürfen frühestens 24 Stunden nach Absetzen der Therapie entnommen werden. Die Patienten sollten geschont und es sollte ihnen reichlich Flüssigkeit verabreicht werden. Schmerzmedikamente wie oder Paracetamol können bedarfsorientiert verabreicht werden. Das wichtigste Medikament ist das Diphtherie-Antitoxin (Gegengift), welches aus Pferdeblut gewonnen wird. Zusätzlich wird eine Antibiotikatherapie mit Penicillin gestartet.
Alle engen Kontaktpersonen erhalten eine präventive Therapie mit Penicillin und eine einmalige Impfdosis (Td-Impfung), wenn die letzte Diphtherieimpfung mehr als fünf Jahre zurückliegt oder der Impfstatus unvollständig bzw. unklar ist.
Die Diphtherie ist bei Verdacht, im Krankheits- und im Todesfall vom Arzt namentlich zu melden. Auch das Labor muss beim Nachweis vom Corynebacterium diphtheriae eine namentliche Meldung abgeben. Auch das Robert-Koch-Institut wird in Kenntnis gesetzt.
Wie ist die Prognose einer Diphtherie?
Die Diphtherie verläuft ohne eine rechtzeitige Behandlung in etwa 25 % der Fälle tödlich. Bei einer rechtzeitig gestarteten Therapie liegt die Sterblichkeit bei 5-10 %. Daher ist es eben wichtig, bei Anzeichen für eine Diphtherie sofort von einem Experten behandelt zu werden. Gleichzeitig zeigt sich, dass die Vorsorge einen extrem großen Stellenwert einnimmt und damit heute glücklicherweise Todesfälle seltener gemacht hat.
Empfehlungen zur Nachsorge bei einer Diphtherie
Laut der STIKO (ständige Impfkommission) sollten alle Menschen gegen Diphtherie geimpft sein. Es handelt sich um einen Tot- und Toxoidimpfstoff. Der Toxoidimpfstoff besteht aus inaktivierten Teilen des Diphtherietoxins, das unschädlich für den Körper ist. Diese aktive Impfung veranlasst den Körper dazu, eigene Antikörper gegen das Toxin zu produzieren. Er wird bevorzugt in Kombination mit und (Pertussis) geimpft.
Die Grundimmunisierung besteht aus drei Impfdosen, welche im Alter von zwei, vier und elf Monaten in Zusammenhang mit der Sechsfachimpfung (Tetanus, Pertussis, Poliomyelitis, Haemophilus influenzae Typ B, B) gespritzt werden. Die Auffrischimpfungen erfolgen im Alter von sechs Jahren und im Alter von neun bis 16 Jahren. Ab dem 18. Lebensjahr sollte alle fünf bis zehn Jahre eine Auffrischungsimpfung erfolgen.
Alle Personen, die keinen, einen unvollständigen oder einen unklaren Impfschutz gegen Diphtherie haben, erhalten eine Nachholimpfung bestehend aus drei Impfdosen.
Zusammenfassung
Die Diphtherie wird durch das Corynebacterium diphtheriae per Tröpfcheninfektion übertragen und betrifft den Rachen und den Kehlkopf. Die Rachendiphterie stellt sich als akute Entzündung der Mandeln mit Pseudomembranen dar, während die Kehlkopfdiphtherie als echter Krupp mit bellendem , und Stimmverlust einhergeht.
Nach einigen Tagen kommt es zu einer Verbreitung des Erregers innerhalb des Körpers, die ohne Gabe eines Diphtherie-Antitoxins zu einem Multiorganversagen führen kann. Seitdem ein Totimpfstoff existiert, sind die Zahlen der an Diphtherie Erkrankten massiv gesunken.