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Medikamente zur Behandlung von Bluthochdruck

Richtig entscheiden: Wann ist ein Medikament wirklich notwendig?

Bei hohem Blutdruck, der nicht sekundär, also nicht durch eine andere Erkrankung ausgelöst wurde, liegt die Ursache für den hohen Blutdruck meist im Lebenswandel.

Und so wie der Lebenswandel ursächlich für die Erkrankung ist, kann er auch dazu führen, dass man wieder gesund wird.

Eine Anpassung der Lebensgewohnheiten ist das Mittel der Wahl!

Medikamente sollten kein Ersatz für eine gesunde Lebensführung sein. Kennen Sie Ihre Risikofaktoren und suchen Sie nach Strategien, wie Sie Ihre Gewohnheiten ändern können. Unter dem Kapitel "Ursachen" haben wir einige Anregungen aufgelistet.

Die Lebensstiländerung sollte bei jedem erhöhten Blutdruck erfolgen und sollte der Medikamenteneinnahme Wochen bis Monate vorausgehen.

Ist der Blutdruck besonders hoch (Grad 3) oder können die Lebensstiländerungen nicht, oder nicht schnell genug geändert werden, müssen zusätzlich zur Lebensstiländerung blutdrucksenkende Medikamente eingenommen werden. Diese stellen wir im Folgenden vor:

Unterschiedliche Medikamententypen im Überblick

Blutdrucksenkende Mittel werden auch "Antihypertensiva" genannt.

Die meisten Medikamenten-Arten senken den Blutdruck indem sie die Gefäße weiten: Auch im Körper verhält es sich so, dass, bei gleichem Volumen, der Druck sinkt, wenn das Gefäß größer ist, und sich erhöht, wenn es sich verengt.

Die Mittel der 1. Wahl lassen sich in vier Wirkstoffgruppen unterteilen: ACE-Hemmer, Angiotensin-Rezeptor-Blocker, Kalziumkanal-Blocker und Diuretika.

Diese Medikamente werden am häufigsten eingesetzt

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    1. ACE-Hemmer ACE steht für Angiotensin Converting Enzyme. Das ist ein Enzym, das ein Hormon herstellt, das die Blutgefäße verengt. Wird das Hormon blockiert, können die Gefäße, zumindest nicht über diesen Weg, verengt werden. Das am häufigsten verschriebene Medikament dieser Art ist "Ramipril". Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählt der trockene Reizhusten. Die gefürchtetste Nebenwirkung ist das Angioödem, eine lebensbedrohliche Schwellung von Hals und Rachen.
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    Angiotensin-Rezeptor-Blocker (auch bekannt als AT-Blocker oder "Sartane") wirken wieder, wie der Name schon sagt, über das Hormon "Angiotensin", mit der oben beschriebenen Wirkung. Das Medikament wirkt mit dem kleinen Unterschied, dass es nicht die Herstellung des Hormons behindert, sondern verhindert, dass es Signale aussenden kann. Der am häufigsten verordnete AT-Blocker in Deutschland ist Candesartan. Die Nebenwirkungen sind, aufgrund des ähnlichen Wirkprinzip ähnlich, aber schwächer. Bei AT-Blockern muss auf die Elektrolytzusammensetzung, vor allem auf das Kalium geachtet werden.
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    Kalziumkanal-Blocker Kalzium wirkt im Körper in der Signalübertragung, vor allem bei der Muskelkontraktion. In den Gefäßen sorgt eine Entspannung der Muskulatur für eine Weitung, der Druck sinkt. Ein typisches Beispiel für einen Kalziumkanal-Blocker ist Amlodipin. Häufige Nebenwirkung dieser Medikamentenklasse sind Wassereinlagerungen (Ödeme).
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    Diuretika Diese Medikamente haben ein gänzlich anderes Wirkprinzip als die drei vorher genannten. Sie senken den Blutdruck, indem sie die Nieren dazu zu bringen mehr Salz auszuscheiden, Wasser folgt - sie "entwässern" also. Deshalb werden sie umgangssprachlich auch "Wassertabletten" genannt. In der Therapie des Bluthochdrucks verwendet man lang wirksame Diuretika. Das Älteste aus dieser Klasse und immernoch das am häufigsten verschriebene ist Hydrochlorothiazid . Es steht aber im Verdacht bei langjähriger Einnahme weißen Hautkrebs zu begünstigen und wirkt nicht so lange wie seine Nachfolger Indapamid und Chlortalidon. Bei begleitender Herzschwäche oder Niereninsuffizienz gibt man Furosemid oder Torasemid. Bei der Ausscheidung von Salz (chemisch: Natrium-Chlorid) wird Kalium mit ausgeschwemmt, dies kann zu Herzrhythmusstörungen führen. Daher kombiniert man Diuretika mit ACE Hemmern, die die Kaliumaufnahme erhöhen, oder man greift zu Kaliumsparenden Diuretika wie Spironolacton oder Eplerenon)

Die weniger verbreiteten Arzneimittel zur Hypertonie-Behandlung

Bei bestimmten Patienten kann es sinnvoll sein, die Behandlung des Bluthochdruckes mit Betablockern, Alpha-2-Agonisten und Alphablockern zu unterstützen.

Sie alle greifen in die Signalkaskaden der Stress-Achsen des Körpers ein.

Die am häufigsten verschriebenen Betablocker sind Metoprolol und Bisoprolol. Die Betablocker Nebivolol und Carvedilol wirken zusätzlich gefäßweitend, was sie für die Behandlung von Gefäßerkrankungen interessant macht.

Der am häufigsten verordnete Alpha-2-Agonist ist Moxonidin , eine typische Nebenwirkung ist Müdigkeit .

Doxazosin ist der in Deutschland am häufigsten eingesetzte Alpha-Blocker. Sie weiten die Gefäße, stehen aber im Verdacht, Herzschwäche zu begünstigen und werden daher nicht als erste Wahl empfohlen. Sie bieten aber einen Vorteil bei Männern mit Prostatahyperplasie, da sie die Entleerung der Harnblase erleichtern.

Welche Kombinationsmedikamente gibt es und welche Vorteile bieten sie bei der Therapie von Bluthochdruck

Das Spezielle an den Blutdrucksenkern ist, dass sie effizienter wirken und weniger Nebenwirkungen haben, wenn man sie kombiniert.

ACE-Hemmer und AT1-Rezeptor-Blocker, die ja sehr ähnlich wirken, sollten dabei nicht miteinander kombiniert werden.

Bei einer "isolierten Hypertonie", also wenn keine weiteren Erkrankungen vorliegen, die berücksichtigt werden müssen, ist die Standarttherapie:

ACE-Hemmer ODER AT-1-Rezeptor-Blocker + Kalziumkanalblocker. Diese gibt es auch als Kombinationspräparat, das vereinfacht die Einnahme. Leidet der Patient zusätzlich an Wassereinlagerungen wird ein Diuretikum dazu gegeben.

Meistens reicht die Kombination zweier Medikamente in Zusammenspiel mit einer Lebensstilanpassung aus, um den Blutdruck in den Normbereich zu bringen.

Umgang mit Nebenwirkungen: Effektive Strategien

Halten Sie sich an die verordnete Dosis und die vereinbarte Einnahme. Manche Patienten denken, wenn sie die Dosis reduzieren oder mal eine Tablette auslassen, senken sie die Nebenwirkungen-das Gegenteil ist der Fall. Eine möglichst immer gleich erfolgende Einnahme senkt die Gefahr von Nebenwirkungen.

Trinken Sie viel Wasser! 2 Liter sollten es sein, im Sommer mehr.

Und bewegen Sie sich.

Beides sorgt dafür, dass Medikamente und ihre "Abfallstoffe" effizient abgebaut und ausgeschieden werden.

Blutdruckmedikamente: Wann ist die beste Einnahmezeit?

Am besten fragen Sie Ihren Arzt, wann und wie sie die Medikamente einnehmen sollen und halten sich dann daran. Gibt es durch das Medikament keine Vorgaben empfiehlt sich eine Zeit, an der sie immer wach sind und danach noch lange genug wach sind, um eine eventuell vergessene Einnahme nachzuholen.

Wenn Sie also in der Woche immer um 7 aufstehen, am Wochenende aber gerne bis 10 ausschlafen-nehmen sie die Tabletten lieber täglich um 10. Hauptsache regelmäßig. Lesen Sie dazu weiter unten weitere Tipps.

Medikamente gezielt einsetzen: Die richtigen Indikationen kennen

Die Beschreibung der Medikamente und ihrer Besonderheiten hat es schon gezeigt: Je nach Begleitumständen können manche Medikamente sinnvoller sein als andere. Besonders wichtig bei der Entscheidung sind Vorerkrankungen, die das Herz oder die Nieren betreffen, sowie Diabetes oder Übergewicht.

So bleibt die Medikamenteneinnahme auf Dauer kein Problem

  • Halten sie sich an die Einnahme-Anweisung, die Ihr Arzt ihnen gegeben hat
  • Halten Sie sich an die Dosis und lassen Sie keine Medikamenteneinnahme aus
  • Haben Sie die Einnahme einmal vergessen, holen Sie sie zeitnah nach, wenn dies nicht möglich ist, lassen sie die Einnahme lieber aus, als die doppelte Menge auf einmal zu nehmen.
  • Nehmen Sie die Medikamente immer zur selben Tageszeit.
  • Benutzen Sie eine Tablettenbox: So wissen Sie, ob Sie ihr Medikament heute schon genommen haben.
  • Machen Sie es sich einfach: Wenn Sie viel unterwegs sind und ihr Handy immer dabei haben: Nutzen Sie ihr Handy, um einen Wecker zu stellen und haben sie ihre Medikamente z.B. in einer entsprechenden Handytasche. Oder, wenn Sie die Medikamente zuhause nehmen: Kaufen Sie einen Wecker, der z.B. an einer Tabletten-Dosierhilfe mit Ihren Medikamenten steht. Oder verbinden Sie die Medikamenteneinnahme mit Alltagsritualen, die Sie immer um dieselbe Urzeit machen.
  • Messen Sie ihren Blutdruck regelmäßig und notieren Sie ihre Werte, am besten in ein Blutdruck-Tagebuch oder einen Blutdruckpass.
  • Gehen Sie regelmäßig zum Arzt, auch wenn Sie sich wohl fühlen und der Blutdruck gut eingestellt ist. Besprechen Sie den Zeitraum der Intervalle mit Ihrem Arzt.

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