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Ursachen von ADHS

Geschrieben von Georgia Weigt
  • ADHS ist eine der häufigsten psychischen Auffälligkeiten, die sich in Kindheit und Jugend entwickeln und bis ins Erwachsenenalter manifestieren kann.
  • Betroffen sind vor allem junge Menschen, die eine genetische Disposition aufweisen, das heißt, deren Eltern oder Großeltern selbst von einer solchen Störung betroffen sind.
  • Auslöser für diese neuronale und mentale Erkrankung sind zumeist traumatische Erlebnisse oder überfordernde Stresssituationen, die der Betroffene psychisch nicht verarbeiten kann.
  • Medizinisch betrachtet handelt es sich bei ADHS um ein Ungleichgewicht der Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin. Diese Neurotransmitter sind verantwortlich für die Informationsübertragung in den Nervenzellen des Gehirns.
  • Durch die fehlende Ausgewogenheit werden vor allem Gehirnabschnitte mit dem "Glückhormon" Dopamin unterversorgt, die für Steuerung- und Koordinationsaufgaben in der Verarbeitung der Informationen verantwortlich sind.
  • Die Auswirkungen: Der Betroffene kann sich nur schlecht konzentrieren und ist auch in seiner Wahrnehmung und Impulskontrolle eingeschränkt.

ADHS stand lange im Verruf, eine Modekrankheit zu sein. Schließlich, so dachten viele, gab es eine Erkrankung mit diesem Namen doch früher nicht.

Das sogenannte "Zappelphilipp-Syndrom" galt als charakterliche Besonderheit, eventuell als zu überwindende Entwicklungsphase, jedoch nicht als behandlungswürdige Erkrankung.

In den letzten Jahren hat sich, vor allem durch zahlreiche psychologische Studien und medizinische Untersuchungen, diese Einstellung geändert. Heute gilt die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung mit 2 bis 6 Prozent als eine der häufigsten psychischen Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen, die sich bis ins Erwachsenenalter fortsetzen kann.

Zudem gilt als nachgewiesen, dass bei 60 Prozent der betroffenen Kinder die Störung mit dem 18. Lebensjahr nicht endet.

Welche Ursachen gibt es für ADHS?

Die Diagnose von ADHS erfordert eine gründliche Untersuchung des Betroffenen durch einen Facharzt, bei jungen Patienten einen Kinder- und Jugendpsychiater oder einen Neuropädiator.

Eine sorgfältige Anamnese sammelt Informationen über die verschiedenen Lebensbereiche des Betroffenen und sein Verhalten. Im Sinne einer erfolgreichen Therapie müssen unbedingt andere mögliche Ursachen für die festgestellten Symptome ausgeschlossen werden.

Als gesicherte Ursache für die Entwicklung einer ADHS gilt in der Wissenschaft mittlerweile das Erleben frühkindlicher Stresssituationen. Liegt eine genetische Disposition vor, kann die Entwicklung einer Störung durch äußere psychosoziale Gegebenheiten angeregt und beschleunigt werden.

Dazu gehören traumatische Erlebnisse und eine fehlende, Halt verleihende Struktur.

Genetik

Die Entstehung der Krankheit ADHS wird von mehreren Faktoren begünstigt, dabei spielt die genetische Veranlagung, also die Vererbung, eine entscheidende Rolle.

ADHS betrifft häufig mehrere Mitglieder einer Familie. Sind Eltern und Geschwister an ADHS erkrankt, ist die Wahrscheinlichkeit, auch betroffen zu sein, 2-8 Mal so hoch wie bei Vergleichsfamilien ohne eine Vorbelastung.

Ist bei einem Elternteil bereits ADHS diagnostiziert worden, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass das leibliche Kind ebenfalls eine solche Störung entwickelt, bei 20-30 Prozent.

Liegt bei Mutter und Vater eine Erkrankung vor, beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Nachkommen mit der Entwicklung einer ADHS-Erkrankung rechnen müssen, etwa 80-90 Prozent.

Bei der Vererbung kann die Krankheit auch Generationen überspringen, so ist mit einem wahrscheinlicheren Auftreten der Störung zu rechnen, wenn zum Beispiel der Großvater schon als erkrankt gilt oder auch eine Tante.

Somit besteht die wissenschaftliche Annahme, dass es für ADHS eine genetische Disposition, also eine Veranlagung gibt.In Zwillingsstudien konnte nachgewiesen werden, dass die Gene maßgeblich mitbestimmen, wie anfällig eine Person für die Entwicklung einer Störung ist.

Psychosoziale Einflüsse

Die Frage, wie und wie stark sich eine ADHS entwickelt, wird nicht nur durch die genetische Disposition bestimmt, sondern auch maßgeblich von psychosozialen Faktoren beeinflusst. Die Lebensbedingungen eines Kindes können Auswirkungen auf den Verlauf der Krankheit haben.

Als förderlich für die Entwicklung einer ADHS bei Kindern und Jugendlichen wurden ein gestörtes Familiengefüge, instabile Beziehungen zu Mutter und/oder Vater, das Fehlen einer Halt gebenden Tagesstruktur, Bewegungsmangel und ein erhöhter Medienkonsum erkannt.

Fachleute gehen heute davon aus, dass bei ADHS-gefährdeten Kindern von Willkür bestimmte und instabile Lebensbedingungen, begleitet von mangelnder Zuwendung und zu geringer Aufmerksamkeit, die Symptome einer ADHS wenn nicht allein auslösen, so doch verstärken können.

Auch beengte Wohnverhältnisse oder wirtschaftliche Bedürftigkeit sowie ein über längere Zeit gravierender Schlafmangel können die Störung unterstützen.

Komplikationen während der Schwangerschaft

Zu den Faktoren, die die Entwicklung einer ADHS frühzeitig begünstigen, gehören vorgeburtliche Einwirkungen beziehungsweise Schwierigkeiten im Zeitraum der Geburt.

So sind zu früh geborene Kinder gefährdeter, im Laufe ihrer Entwicklung eine Störung zu entwickeln, als termingerecht entbundene Babys. Auch die Mutter hat schon vor der Geburt ihres Babys durch ihr Verhalten Einfluss auf eine mögliche Erkrankung des Kindes.

So können Alkohol- und Drogenkonsum während der Schwangerschaft die Anfälligkeit des Nachwuchses für eine Erkrankung erhöhen.

Gibt es Störungen in der Funktion oder Struktur des Gehirns bei ADHS?

Bei ADHS ist die natürliche Balance der Botenstoffe im Gehirn verändert, es besteht ein medizinisch feststellbares Ungleichgewicht zwischen Dopamin und Noradrenalin.

Diese sogenannten Neurotransmitter, auch "Glückshormone" genannt, sind wichtig für die Informationsübertragung in den Nervenzellen. Während Dopamin die Aufgabe hat, sowohl emotionale und geistige als auch motorische Reaktionen zu steuern, fördert Noradrenalin Aufmerksamkeit, Wachheit und Konzentration, nimmt positiven Einfluss auf Motivation und Motorik, ist an der Appetitsteuerung beteiligt und erhöht kurzfristig die Entzündungsneigung.

Liegt eine ADHS-Erkrankung vor, wird Dopamin schneller abgebaut als bei einem gesunden Menschen und fehlt somit in dem Raum zwischen zwei Nervenzellen (synaptischer Spalt) im Gehirn.

Betroffen von diesem Ungleichgewicht zwischen den Botenstoffen sind bei ADHS vor allem die Gehirnabschnitte, die für Steuerungs- und Koordinationsaufgaben in der Informationsverarbeitung verantwortlich sind. Das wirkt sich negativ auf die Fähigkeit aus, sich zu konzentrieren, außerdem auch auf Wahrnehmung und Impulskontrolle.

In den vorderen Hirnabschnitten wird bei Menschen mit ADHS weniger Blutzucker verbraucht als bei gesunden Personen. Dadurch wird das Gehirn weniger stark durchblutet. Das Ergebnis: Die rechte vordere Region des Hirns ist weniger aktiv. Nachgewiesen wurde im Zusammenhang mit der Dopamin-Problematik eine genetische Veränderung im Dopamin-Transporter-Gen.

Bei der medikamentösen Behandlung einer ADHS wird versucht, den Stoffwechsel im Gehirn positiv zu beeinflussen, die Balance wiederherzustellen und damit die Symptomatik zu erleichtern.

Gibt es Auslöser für eine ADHS?

ADHS wird als neuronale und mentale Störung in der Entwicklung eines jungen Menschen definiert. Somit beginnt sie im frühen Lebensalter und tritt nicht erst im Erwachsenenalter auf. Wann sie diagnostiziert wird, zum Beispiel bei einer erwachsenen Person, hat daher nichts mit dem Beginn ihres Bestehens zu tun.

Ausgelöst werden kann eine ADHS, so eine genetische Disposition vorhanden ist, durch ein frühkindliches Trauma. 20 bis 50 Prozent aller Kinder, die eine solche Erfahrung gemacht haben, entwickeln klinische Symptome.

Auch durch Stress, Missbrauch sowie körperliche oder psychische Misshandlungen kann sich bei entsprechender Vorbelastung eine ADH-Störung entwickeln.

Letzte Änderung: 14. Januar 2024

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