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Impulsivität bei ADHS

Geschrieben von Georgia Weigt

Eine gezielte Behandlung von Impulsivität ist wichtig, um Patienten jeder Alltagsstufe dabei zu unterstützen, bessere Voraussetzungen und Strategien zu haben, um Selbstkontrolle zu erlangen und ihre Lebensqualität maßgeblich zu verbessern.

Impulsivität betrifft alle ADHS-Patienten, Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Für alle Betroffenen gibt es nach einer Diagnose vielfältige Hilfe und Therapien.

Verursacht ADHS impulsives Verhalten?

Impulsivität ist eines der Hauptsymptome bei ADHS , sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen. Während Kinder oftmals ihrer Impulsivität in gewisser Weise "ausgeliefert" sind und noch lernen müssen, damit umzugehen, haben erwachsene ADHS-Betroffene im besten Fall im Laufe ihres Lebens gelernt, dieses Verhalten in den Griff zu bekommen.

Was sind häufige impulsive Verhaltensweisen bei ADHS?

Impulsivität von ADHS-Betroffenen ist mit folgenden Aspekten zum Thema Handeln und Reagieren umfassend umschrieben:

  • zu schnell
  • zu unüberlegt
  • unpassend
  • ungeduldig
  • ungeplant
  • ohne Pause
  • sprunghaft
  • ungesteuert
  • ungewollt

Gleicht man sein eigenes Verhalten mit den Punkten dieser Liste ab, kann dies eine erste Hilfe bei der Beantwortung der Frage nach der eigenen Betroffenheit sein (eine Diagnose ist es nicht).

Die ADHS-typische Impulsivität kann sich bei Kindern und Erwachsenen in Wutanfällen, Reizbarkeit und unkontrolliertem Verhalten äußern. Es gibt viele ADHS-Betroffene, die im Nachhinein nicht einverstanden sind mit dem, was sie gesagt/getan haben, weil es ihnen oder anderen schadet und sie dies im späteren Nachdenken merken.

Oft sind Betroffene auch nicht zufrieden mit dem, was sie im Laufe einer Zeitspanne wieder einmal nicht geschafft haben. Impulsivität muss nicht immer laut und extrovertiert sein. Sie kann sich auch darin ausdrücken, dass man von einer Tätigkeit, von einem Vorhaben zum nächsten wechselt und Dinge anfängt, obwohl das eben noch Begonnene gar nicht beendet ist. So "springt" der ADHS-Betroffene den ganzen Tag von einer Tätigkeit zur nächsten - pausenlos, planlos, ohne Kontrolle und ohne etwas zufriedenstellend abzuschließen.

Wenn diese Planlosigkeit nicht dem eigenen Getriebensein entspringt, können es auch äußere Reize sein, die auf den Betroffenen einwirken. Das Telefon klingelt, die Kinder rufen, eine SMS Nachricht trifft ein, dann sieht man noch die unaufgeräumte Küche und weiter geht es nach kurzer Zeit an den Computer, denn eine E-mail ist angekommen.

Am Ende eines Tages bleibt dann die Frage, warum man immer so erschöpft und dabei eigentlich ziemlich unproduktiv ist. Nichts ist abgeschlossen und "erledigt", die eigene Bilanz des Tages fällt enttäuschend aus.

Gibt es Anzeichen für Impulsivität im Alltag?

Im Alltag begegnen wir Impulsivität bei ADHS-Betroffenen in zahlreichen Situationen. Einige Beispiele erscheinen banal, andere können ein hohes Risiko tragen:

  • Drängeln, Rasen, Überholen im Straßenverkehr (auch an ungeeigneten Stellen)
  • Ungeduld beim Schlangestehen oder bis man an der Reihe ist
  • Heftige Wutausbrüche (teilweise verletzend anderen gegenüber, oft gefolgt von eigener späterer Reue)
  • Risikofreudigkeit (die oftmals weder von Partnern, vom Umfeld oder im Berufsleben verstanden und akzeptiert wird)
  • Handeln oder Sprechen ohne vorher oder währenddessen Folgen und Konsequenzen zu bedenken
  • Spontane Kauflust mit teilweise hohen, unkalkulierten und eventuell sogar untragbaren Kosten
  • Andere nicht ausreden lassen, ihnen ins Wort fallen, ihre Sätze an ihrer Stelle beenden, dabei in Gesprächen selbst nicht zum Punkt kommen und kein Ende finden

Kommt es zum unüberlegten Verhalten, bedingt durch die Impulsivität der Betroffenen, kann dieses die Selbststeuerung und das Selbstvertrauen der Betroffenen beeinflussen. Sie hat Auswirkungen auf die Produktivität und Leistungsfähigkeit, stört Beziehungen und führt zu Überschuldung, Überforderung und Burn out.

Stück für Stück untergräbt Impulsivität die Kontrolle der Betroffenen über ihr eigenes Leben und die Fähigkeit, dieses nach ihren eigentlichen Vorstellungen zu gestalten.

Gibt es eine Behandlung für ADHS-Impulsivität?

Es gibt nicht die Behandlung bei Impulsivität von ADHS-Betroffenen. Medizinischem stehen einige Wege offen, ihren Patient:innen bei der Bewältigung ihrer Impulsivität zu helfen. Ob dieser medikamentös ist oder verhaltenstherapeutisch oder eine Kombination aus beidem muss überlegt werden.

Ein wichtiges Ziel für ADHS-Betroffene ist es, die eigene Emotionen zu regulieren Verschiedene Methoden und Übungen können dabei helfen:

  • Verhaltenstherapien (vor allem die kognitive Verhaltenstherapie hilft, Gedanken und Verhaltensmuster zu erkennen und zu ändern)
  • Achtsamkeitsübungen (dazu gehören Meditationen, Yoga und Wahrnehmungsübungen)
  • Sport (regelmäßige Anstrengung stärkt das Selbstbewusstsein)
  • positive Gewohnheiten (eine gesunde Ernährung, guter Schlaf und Stressreduktion unterstützen langfristig die Gelassenheit)
  • Perspektivenwechsel (in den Blickwinkel anderer wechseln hilft, das eigene Verhalten besser zu beobachten und zu hinterfragen)
  • Erkennen von Ursachen (macht Muster und Schemata des eigenen Handelns deutlich und hilft, Impulsen nicht nachzugeben)
  • Selbstreflexion (das eigene Handeln und seine Folgen hinterfragen, u.a. durch ein regelmäßig geführtes Tagebuch)

Was sind die besten ADHS-Medikamente gegen Impulsivität?

In Deutschland sind zur Behandlung von ADHS (und somit auch ihrer Symptome) fünf Wirkstoffe zugelassen (in Klammern die Handelsnamen) und können ärztlich verordnet werden:

  • Methylphenidat (Medikinet, Concerta, Ritalin)
  • Atomoxetin (Strattera)
  • Dexamphetamin (Attention)
  • Lisdexamfetamin (Elvanse)
  • Guanfacin (Intuniv)

Ob und welche Präparate bei einer Therapie eingesetzt werden, welche am geeignetsten sind (auch im Hinblick auf Nebenwirkungen, auf das Alter des Betroffenen sowie individuelle gesundheitliche Dispositionen und Unverträglichkeiten) entscheiden die Behandler:innen nach einer gründlichen Diagnose in jedem einzelnen Fall.

Prinzipiell sollte eine medikamentöse Behandlung, vor allem bei Kindern und Jugendlichen, nur ein mögliches Element einer Therapie sein. Die Verschreibung von Medikamenten sollte nicht allein vom Vorhandensein einer ADHS-Diagnose abhängen, sondern (ganz besonders bei jungen und jugendlichen Patienten) von der psychosozialen Gefährdung der Betroffenen.

Wie kann man die Impulsivität eines Kindes mit ADHS verringern?

Abgesehen von medikamentösen oder therapeutischen Maßnahmen können einige grundlegende Verhaltenstipps Eltern und ihren ADHS-betroffenen Kindern dabei helfen, ihre Gefühle besser zu regulieren:

  • Klare Anweisungen – Kinder müssen wissen, was von ihnen erwartet wird. Eltern stellen Blick- und Körperkontakt her und sprechen ruhig in kurzen, klaren Sätzen.
  • Regeln festlegen – zusammen mit der ganzen Familie werden wenige, klar umrissene Regeln vereinbart, die positiv formuliert sind - und für alle gut sichtbar aufgehängt werden
  • Lob und Belohnung – positive Verstärkung hilft ADHS-Kindern, sich an Regeln zu halten und fördert erwünschtes Verhalten
  • Konsequenzen ziehen – sollte es Kindern trotz vorheriger Absprache nicht gelingen, sich wie verabredet zu verhalten, müssen sie damit rechnen können, dass logische Konsequenzen folgen
  • Durchatmen – bei einem Streit sollten Eltern ruhig und sachlich bleiben. Droht eine Eskalation, ist eine zeitlich begrenzte räumliche Trennung von Kindern und Eltern als "Notbremse" sinnvoll
  • Versöhnen – nicht jeder Streit wird mit einer unmittelbaren Lösung beendet und endet in allseitiger Harmonie. Wichtig ist es, dem ADHS-Kind nach einer Auseinandersetzung zu zeigen, z.B. durch eine Umarmung, dass kein schlechtes Gefühl zurückbleiben muss und man sich weiterhin gut ist.

Letzte Änderung: 11. Februar 2024

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