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Persönlichkeitsmerkmale bei ADHS

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Geschrieben von
Georgia Weigt

So verschieden wie Menschen sind, so unterschiedlich ist auch die ADH-Störung, der Grad und die Varianten ihrer Symptome. Nach den Kriterien des US-amerikanischen psychiatrischen Klassifikationssystems DSM wird zwischen drei ADHS-Typen unterschieden: dem extrovertierten, hyperaktiven Typ; dem introvertierten, hypoaktiven Typ; dem strukturierten Typ.

Was sind die Vorteile von ADHS?

Obwohl ADHS bei verschiedenen Menschen unterschiedlich sein kann, ist etwas Wichtiges zu beachten: Viele Menschen mit ADHS haben nicht nur Schwierigkeiten wegen ihrer Krankheit, sondern auch besondere Stärken. Diese Stärken können helfen, die Schwierigkeiten auszugleichen.

Als solche werden benannt:

Positive Eigenschaften von ADHS Damit verbundene Herausforderungen
Kreativität Vergesslichkeit
Hilfsbereitschaft Wechselhaftigkeit
Risikobereitschaft Motorische Hyperaktivität
Phantasie Desorganisiertheit
Emotionalität und Flexibilität Stimmungsschwankungen
Begeisterungsfähigkeit Schnelle Ablenkbarkeit
Spontaneität und rasche Auffassungsgabe Impulsivität

Menschen mit ADHS ...

... sind oft unkonventionelle, mutige und streiterfahrene Querdenker

… sind spontan, bleiben aber bei einem Standpunkt, wenn sie davon überzeugt sind

… arbeiten sehr hartnäckig an einer Sache, wenn sie dafür brennen

… haben meist eine besonders genaue Wahrnehmung

… sind oft besonders kreativ und intuitiv

… sind besonders ehrlich, manchmal auch sehr direkt in ihrem Umgang

... sind gesellschaftlich oft gewandt und eloquent

... sind grenzenlos in ihrem Anspruch an sich selbst, wenn sie ambitioniert sind

... verfügen durch ihre Hyperfokussierung im Bestfall über außergewöhnliche Kräfte

Haben ADHS-Betroffene ein Thema und eine Aufgabe gefunden, die sie interessiert, braucht es einen "Einstieg", also einen Anfang, um motiviert ein Ziel zu erreichen.

Dabei ist auffällig, dass sich oft statt der üblicherweise zu erwartenden schnellen Ablenkbarkeit eine außergewöhnlich starke Begeisterungsfähigkeit zeigt.

Wenn Menschen mit ADHS wirklich interessiert und begeistert von etwas sind, können sie sich oft sehr stark darauf konzentrieren und einen Hyperfokus entwickeln. Dadurch erreichen sie manchmal besonders gute und kreative Ergebnisse.

Viele Menschen finden es gut, wenn alles gleich bleibt und sie wissen, was als Nächstes passiert. Das gibt ihnen ein sicheres Gefühl.

Aber für Menschen mit ADHS ist das oft langweilig oder sogar sehr unangenehm. Sie mögen es lieber, wenn immer etwas Neues passiert und sie neue Dinge ausprobieren können, selbst wenn es manchmal ein bisschen riskant ist.

Sie übernehmen gerne Verantwortung für diese Herausforderungen. Wenn sie sich für etwas interessieren, dann arbeiten sie sehr motiviert, neugierig und energisch daran. Dabei ist es für sie hilfreich, wenn sie einen Plan haben, wie sie vorgehen.

In manchen Gruppen ist es mittlerweile cool, zu sagen, dass man ADHS hat. Viele Künstler und Leute, die im Fernsehen oder als Influencer arbeiten, erzählen, dass sie ADHS haben. Das liegt daran, dass Menschen mit ADHS oft als besonders kreativ, schlau und schnell im Denken angesehen werden. Man sagt auch, dass viele von ihnen sehr intelligent sind, auch wenn sie diese Intelligenz nicht immer perfekt nutzen können. Es gibt sogar einige, die richtig hochbegabt sind.

All diese positiven Persönlichkeitsmerkmale einer ADH-Störung können sich bei Betroffenen auf der Basis eines stabilen Selbstwertgefühls und ausreichender sozialer Kompetenzen am besten entwickeln. Daher ist es von großem Vorteil, wenn diese Menschen eine zutreffende Diagnose so früh wie möglich erhalten, entsprechende Unterstützung durch Therapien erfahren und entsprechend ihrer Besonderheiten gefördert werden.

Wie man das Beste aus diesen Fähigkeiten macht

Wichtig ist es, seine eigene Person zu kennen, zu wissen, wie man in welchen Situationen fühlt, reagiert und funktioniert. Nur dann können Skills und Strategien entwickelt werden.

Wer einschätzen kann, wo seine Stärken liegen und bei welchen Themen er eventuell in einen Hyperfokus gelangt, sollte dies bei Ausbildungs- und Berufswahl berücksichtigen.

Und: Als eigener Chef könnte man eine Arbeitsumgebung flexibel gestalten und hat im Bestfall die Möglichkeit, sich selbst den Tätigkeiten zu widmen, die den eigenen Interessen (dem eigenen Hyperfokus) entsprechen und andere Tätigkeiten, die außerhalb des eigenen Aufmerksamkeitsbereichs liegen, Mitarbeitern zuzuweisen.

Dies ermöglicht eine Kompensation der eigenen Defizite und damit eine erfolgreichere Berufsausübung. Die hohe Rate an Selbstständigen unter ADHS-Betroffenen erklärt sich aus solchen Überlegungen.

Wie kann man Herausforderungen besser lösen?

Angetrieben von ihrem positiven Hyperfokus, der keine Pausen und keine Schonung zu kennen scheint, beuten sich ADHS-Betroffene oft physisch und psychisch aus. (Dies erklärt übrigens auch, neben anderen Faktoren, eine höhere Burn-Out-Gefährdung.)

Hier müssen Betroffene befähigt werden, früh genug zu erkennen, ob sie noch eine gesunde Selbstfürsorge aufweisen oder bereits über die Grenzen ihrer Kräfte gehen.

Zeitliche Beschränkungen

ADHS-Betroffene klagen vielfach über die sogenannte "Time-Blindness". Hilfreich sind hier freiwillig festgesetzte Zeiten für bestimmte Aktivitäten, die allen Aspekten wie Freizeit, Familienzeit, Muße, Erholung und Arbeitszeit gerecht werden.

Entspannungsmethoden

Als hilfreich und entspannend haben sich bei ADHS-Betroffenen geführte Meditationen erwiesen. Auch Kurse für "Mindfulness-Based Stress Reduction" (MBSR) und besonders MBCT (Mindulness Based Cognitive Therapy) zeigen gute Erfolge.

Letztere ist eine Kombination aus Achtsamkeitsübungen (Body Scan, Sitzmeditation, achtsame Körperarbeit) sowie Elementen und Übungen aus der kognitiven Verhaltenstherapie, die die Selbstwahrnehmung schult.

Hilfe suchen

Hilfe sollte bei kompetenten und erfahrenen Ärzten und Therapeuten gesucht werden. Diese entscheiden dann nach einer gründlichen Untersuchung, ob medikamentös, psychotherapeutisch oder auf beiden Wegen weiter behandelt wird. Dazu ist jedoch eine genaue, individuelle Diagnose unbedingt notwendig.

Wie wirken Menschen mit ADHS auf andere?

Unruhe, Anspannung, Konzentrationsschwäche, Reizoffenheit, Impulsivität – Das soziale Umfeld eines ADHS-Betroffenen versteht nicht immer, was mit ihm oder ihr "los ist".

In den letzten Jahren sind die Störung und ihre Symptome zwar bekannter geworden, aber noch immer gehen viele Menschen davon aus, dass Erkrankte doch anders könnten, wenn sie nur wollten. Dies ist aber nicht der Fall.

Sind Menschen mit ADHS empathisch?

Empathie ist die Fähigkeit, Mitgefühl mit anderen Menschen zu empfinden. Dabei unterscheidet die Wissenschaft zwischen kognitiver Empathie (das Verstehen der emotionalen Zustände anderer), emotionaler Empathie (die emotionale Reaktion auf den Gemütszustand anderer) und die Emotionserkennung.

Bei ADHS scheint (wie bei Autismus) eine geringere Fähigkeit der Erkennung von Emotionen anderer zu bestehen. Zudem haben Betroffene Schwierigkeiten, ihre eigenen Gefühle zu erkennen und im Griff zu haben.

Während des Zustands der Hyperfokussierung blenden Betroffene meist Umwelt und Zeitgefühl aus. So kann es passieren, dass Familie und soziale Kontakte in den Hintergrund treten, diese sich vernachlässigt fühlen und dann schnell der Begriff der "Gefühllosigkeit" auftaucht.

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