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ADHS bei Säuglingen und jungen Kindern

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Geschrieben von
Inga Jerrentrup (Ärztin)

Frühe Anzeichen der Verhaltensstörung

Bei Säuglingen und Kleinkindern ist es noch nicht möglich, die Diagnose ADHS zu stellen. Es gibt jedoch einen Zusammenhang zwischen der Verhaltensstörung und den bei kleinen Kindern bekannten Regulationsstörungen. Oftmals ist es deshalb möglich, auch schon bei kleinen Kindern eine Tendenz zu ermitteln.

Hat ein Säugling eine solche Regulationsstörung, so fällt er in vielen Fällen durch häufiges schreien und weinen auf. Außerdem schlafen betroffene Kinder sehr schlecht, lassen sich kaum ablegen und lassen sich schwer füttern. Den Großteil des Tages wirken sie unruhig und schlecht gelaunt, ganz so als wären sie übermüdet und unzufrieden.

Auffällig ist zudem, dass manche Säuglinge, bei denen Jahre später eine ADHS diagnostiziert wird, Körperkontakt weitestgehend ablehnen. In diesem Zusammenhang muss jedoch beachtet werden, dass das Verhalten auch andere Ursachen haben kann. Lediglich ein Drittel der Säuglinge, die körperliche Nähe ablehnen, leiden im Kindesalter an ADHS.

Sobald ein verhaltensauffälliger Säugling das Kleinkindalter erreicht, ist es noch immer nicht möglich, die Erkrankung zweifelsfrei zu diagnostizieren.

Wissenswert

Es ist bekannt, dass Kleinkinder mit ADHS im Vergleich zu ihren Altersgenossen deutlich häufiger weinen und unzufriedener sind. Auch die geringgradig ausgeprägte Fähigkeit, sich über einen längeren Zeitraum auf etwas zu konzentrieren, kann bereits im Kleinkindalter beobachtet werden.

Ein ADHS-Kleinkind fällt zudem dadurch auf, dass sehr viel schreit und oft keine Lust aufs Spielen mit Gleichaltrigen hat. Darüber hinaus können sich bereits in diesem Alter die für ADHS typische Unruhe und Rastlosigkeit zeigen. Die Erkrankung belastet in der Regel sowohl die Eltern als auch die betroffenen Kinder gleichermaßen. Aufgrund des auffälligen und vor allem störenden Verhaltens fällt es ihnen schwer Anschluss zu finden und Freundschaften zu schließen.

Wegen der Konzentrationsschwäche fallen Kleinkinder, die an ADHS leiden, häufig dadurch auf, dass sie nach kurzer Zeit von einem Spiel zum Nächsten wechseln. Ihr Verhalten ist unberechenbar, was das Risiko für Unfälle deutlich erhöht. Auch die sogenannte Trotzphase, die im Grund für die kindliche Entwicklung normal ist, zeigt sich bei ADHS-Kindern in der Regel als sehr stark ausgeprägt.

Sie platzen ungefragt in Gespräche rein und lenken die Aufmerksamkeit mit allen Mitteln auf sich. Kinder, die an ADHS leiden, beginnen typischerweise äußerst früh oder verhältnismäßig spät zu sprechen.

Ein weiteres Merkmal ist die mangelnde Bewegungskoordination, die sich bei den erkrankten Kleinkindern in vielen Fällen zeigt. Für sie ist etwa der Umgang mit Bastelwerkzeug wie einer Schere schwierig. Grund dafür ist die Tatsache, dass im Zuge der ADHS-Beeinträchtigungen in der fein- und grobmotorischen Entwicklung auftreten.

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