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ADHS: Anzeichen und Symptome

Geschrieben von Georgia Weigt
  • Anzeichen für eine ADHS-Erkrankung sind die Kernsymptome Unaufmerksamkeit, Impulsivität und körperliche Unruhe. Ist nur letztere nicht erkennbar, spricht man von einer ADS.
  • ADHS tritt bereits im Kindes- und Jugendalter auf und begleitet den Betroffenen häufig bis ins Erwachsenenleben. Dabei kann die Störung in allen Altersstufen Auswirkungen auf das soziale Umfeld, den beruflichen Werdegang und private Beziehungen haben.
  • Häufig wird sie von sogenannten Komorbiditäten, wie Depressionen, Alkohol- und Drogenabhängigkeit und Angststörungen flankiert, die teilweise die eigentliche Erkrankungsursache überdecken.

Zu spät zu Terminen oder Verabredungen kommen, sich schlecht auf Hausaufgaben oder später auf Erklärungen des Chefs konzentrieren, Aufgaben nicht anfangen oder aber mit Ausdauer durchführen können - wer kennt das nicht? Das passiert doch schon mal.

Bei manchen Menschen ist dies jedoch die Regel und stört ihre Entwicklung, ihre Schullaufbahn, ihren beruflichen Werdegang und ihre Beziehungen. Dann fällt bald ein Begriff: ADHS -Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung.

Welche Anzeichen und Symptome treten bei ADHS auf?

Als Hauptsymptome für eine ADH-Störung gelten:

  • Hyperaktivität (übersteigerter Bewegungsdrang)
  • Impulsivität (unüberlegtes Handeln)
  • Unaufmerksamkeit (gestörte Konzentrationsfähigkeit)

Treten die Anzeichen der drei Kernsymptome für mindestens sechs Monate in einer Intensität auf, die sich erkennbar von Gleichaltrigen unterscheidet, besteht der Verdacht einer ADHS-Erkrankung.

Anzeichen und Symptome bei Kindern und Teenagern

Hier sollten Eltern und Lehrer aufmerksam werden: Wird das Verhalten eines Kindes maßgeblich durch Unaufmerksamkeit, körperlicher Unruhe und Impulsivität bestimmt – oft in unterschiedlicher Gewichtung – könnten dies Anzeichen für eine ADH-Störung sein.

Schon im Kindergarten machen sich die oben genannten Symptome bemerkbar, die später, in der Schule, klarer hervortreten. Die Kinder haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und aufmerksam zu bleiben. Sie sind unruhig und besitzen einen starken Bewegungsdrang, sind also hyperaktiv.

Dies muss nicht in einem Zusammenhang mit dem Geschehen um sie herum stehen. Sich zurückzunehmen, wenn man im Unterricht etwas sagen möchte, abzuwarten, bis man im Sport an der Reihe ist, anderen nicht ins Wort zu fallen, obwohl man die richtige Antwort weiß oder anderer Meinung ist – all das sind schwer zu lösende Anforderungen für ADHS-Betroffene.

Bei Kindern und Jugendlichen kann ADHS auch ohne eine Hyperaktivität vorliegen, dann spricht man von ADS: Aufmerksamkeitsstörung und Konzentrationsschwäche sind vorhanden, die Kinder aber eher verträumt, ruhig und abwesend.

Anzeichen und Symptome bei Erwachsenen

Etwa 5 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland haben eine ADHS-Diagnose. Wie bei Kindern sind auch bei Erwachsenen Hyperaktivität, Impulsivität und ein Aufmerksamkeitsdefizit die Kernsymptome einer ADHS.

Dabei äußert sich die Störung nicht nach einem Schema, sondern bei jedem Menschen individuell. Symptome, Stärken und Ausprägung können bei Betroffenen unterschiedlich sein.

Auffallend ist, dass einige Symptome im Laufe der Entwicklung eines Menschen weniger deutlich werden. Anders als bei Kindern ist eine körperliche Hyperaktivität weniger ersichtlich, die Anspannung findet beim Erwachsenen zunehmend im Inneren der Person statt und äußert sich nicht durch eine deutlich wahrnehmbare Zappeligkeit, sondern durch mentale Unruhe, Stimmungsschwankungen oder Gedanken-Karussels.

Wobei körperliche und scheinbar aus dem jeweiligen Situationskontext fallende Aktivitäten wie Beinwippen und Fingertrommeln durchaus zu beobachten sind. Einige Betroffene versuchen, ihre Energie und Anspannung, die sie selbst oftmals als belastend empfinden, durch sportliche Aktivitäten – manchmal bis zur Erschöpfung – zu kanalisieren und abzubauen.

Studien, die ADHS und ihre Symptome im Vergleich bei Frauen und Männern untersucht haben, stellten geschlechtsspezifische Unterschiede fest. Während männliche Betroffene eine nach außen sichtbare, motorische Unruhe ausleben, dabei zu Aggressivität und Regelmißachtung oder -bruch neigen, werden bei weiblichen Betroffenen eher Ängste, Depressionen und Selbstzweifel festgestellt.

Dies macht ihre ADHS-Erkrankung unauffälliger, unsichtbarer und sie wird daher seltener diagnostiziert. Durch die Zugrundelegung der Symptome eines männlichen Krankheitsbildes für die Beschreibung der ADHS kommt es so bei weiblichen Erkrankten häufiger zu einer Fehldiagnose.

Welche verwandten Erkrankungen treten mit ADHS zusammen auf?

ADHS kann weitere Störungen, sogenannte Komorbiditäten, nach sich ziehen, die sogar die eigentliche und ursprüngliche Ursache der Erkrankung überdecken können.

Erwachsene

Viele Erwachsene erleiden durch die Begleiterscheinungen ihrer Erkrankung berufliche und/oder private Misserfolge und antworten darauf mit Selbstzweifeln und/oder ziehen sich frustriert aus ihrem sozialen Umfeld zurück.

Die Gefahr ist groß, dass sie in Folge Depressionen und Angststörungen entwickeln. Diese wiederum werden häufig flankiert von sich entwickelnden Persönlichkeitsstörungen sowie Alkohol- oder Drogenmissbrauch.

Diese Komorbiditäten sind zum Teil so markant und haben einen solchen Einfluß auf das Leben der Betroffenen, dass ADHS als die eigentliche Ursache nahezu überdeckt wird.

Kinder

Selbstzweifel und eine gestörte Selbstwahrnehmung sind oft die Probleme kindlicher oder heranwachsender ADHS-Betroffener, die diese Störung mit sich bringt.

Dies umso mehr, wenn die Symptome einer Erkrankung nicht als Zeichen dafür gewertet, sondern von Eltern und Lehrern, die maßgeblich Einfluss auf die Betroffenen haben, als Fehlverhalten kritisiert und bestraft werden. Es ist vorstellbar, wie schwierig ein Aufwachsen zwischen den Polen Hyperaktivität und Antriebslosigkeit für junge Menschen sein muss.

80 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit ADHS weisen weitere Erkrankungen oder psychiatrische Auffälligkeiten auf. Festgestellt wird überdurchschnittlich oft eine Lese-/Rechtschreibschwäche oder eine Rechenschwäche.

Häufig vor kommen auch Störungen des Sozialverhaltens oder/und sogenannte neuropsychiatrische Tic-Störungen (diese treten bei 20 von 100 Kindern auf). Mit ihrem Verhalten stoßen Heranwachsende häufig auch bei Altersgenossen auf Unverständnis und riskieren somit, ohne es zu wollen, eine zunehmende soziale Abgrenzung und Isolation.

Auffallend ist, dass häufiger als im Durchschnitt Menschen mit Autismus, in seinen verschiedenen Formen, auch an ADHS erkranken. Medizinisch wird bei beiden Erkrankungen von einer genetisch beeinflussten Anfälligkeit ausgegangen.

Wie zeigt sich ADHS im Alltag?

Der Alltag ADHS-Erkrankter kann durch die Symptome der Störung maßgeblich beeinflusst werden. Durch die Unfähigkeit, sich zu konzentrieren, erreichen Kinder und Jugendliche oftmals nicht die in der Schule oder Ausbildung geforderten Lernziele.

Erwachsene scheitern häufiger als Nicht-ADHS-Betroffene an den Erwartungen von Vorgesetzten und Kollegen, wechseln schneller den Arbeitsplatz und sind mehr von Arbeitslosigkeit betroffen als andere, die nicht unter ADHS leiden. All diese Erfahrungen sind geeignet, Selbstzweifel und falsche Eigeneinschätzungen zu fördern.

Eine erhöhte Gefahr im Alltag besteht durch die Impulsivität und die mangelnde Besonnenheit ADHS-Erkrankter jeden Alters im Straßenverkehr. Ihre Gefahr, einen Unfall zu erleben, ist durch eine risikoreichere Fahrweise und wenig umsichtiges Verhalten größer als bei anderen Verkehrsteilnehmern.

Auch im privaten Leben stellt eine ADHS-Erkrankung Partner und Freunde der Betroffenen vor Probleme. So sehen sich auch enge Beziehungen mit impulsiven Wutausbrüchen, nicht nachvollziehbaren Stimmungsschwankungen und plötzlich umschlagenden Meinungen konfrontiert.

Auch die von ADHS hervorgerufene Unaufmerksamkeit kann persönlich genommen und als mangelndes Interesse, mitunter als Lieblosigkeit eingeschätzt werden. Eine Problematik, die auch Auswirkungen auf die sexuelle Beziehung eines Paares haben und auf beiden Seiten zu einer Störung des Selbstbewusstseins führen kann.

Letzte Änderung: 13. Januar 2024

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