Zwangsgedanken sind aufdringliche Gedanken, die nicht steuerbar oder unterdrückbar sind und Betroffene extrem belasten können. Zwangshandlungen sind Handlungen, zu denen sich Betroffene gezwungen fühlen und die ihm/ihr Sicherheit geben. Zwänge können das Leben von Betroffenen erheblich einschränken, zum Beispiel, weil Zwangshandlungen einen Großteil des Tages einnehmen, oder die anders nicht mehr das Haus verlassen können. Zwänge sind häufig mit erheblichen Ängsten assoziiert.
Bekannte Beispiele für Zwänge sind der Händewaschzwang, der Ordnungszwang oder Zählzwänge. Betroffene müssen sich ständig die Hände waschen, aufräumen, oder alles zählen und können diese Impulsen entweder gar nicht, oder nur unter extremer Unruhe und Unbehagen ertragen.
Symptome von Zwangsstörungen sind Zwangsgedanken und/ oder Zwangshandlungen. Ständige Unruhe, Gedankenschleifen und ein Gefühl des Getrieben-seins gehören ebenfalls zum Störungsbild.
Zwangshandlungen sind Handlungen zu denen Betroffene sich gezwungen oder getrieben fühlen. Diese Handlungen werden durchgeführt, um etwas Bedrohliches oder ein Unglück abzuwenden. Betroffene fühlen sich beispielsweise dazu gezwungen vor Verlassen der Wohnung acht mal zu überprüfen, ob der Herd wirklich ausgeschaltet ist, um einen Brand zu verhindern.
Zwangshandlungen können letztendlich so komplex werden, dass sie einen Großteil des Tages einnehmen, oder Betroffene die Wohnung gar nicht mehr verlassen können.
Zwangsgedanken sind immer wiederkehrende und anhaltende aufdringliche Gedanken, die Betroffene nicht steuern oder abschalten können. Inhalte der Zwangsgedanken können dabei ganz unterschiedlich sein, aber meistens geht es auch hier um etwas Böses, unangemessenes oder schreckliches.
Zwangsgedanken können bei den Betroffenen ausgeprägte Angst oder Unbehagen hervorrufen. Betroffene versuchen die Gedanken loszuwerden oder zu „neutralisieren“, indem sie versuchen sie zu ignorieren, zu unterdrücken, oder Ersatzhandlungen durchzuführen.
Leichte Zwänge oder Tics sind nicht direkt krankhaft. Rituale und Routinen geben Sicherheit und helfen, sich im Alltag zurecht zu finden. Gerade im Kindesalter sind leichte Tics und Zwänge völlig normal. Kinder haben ein noch größeres Bedürfnis nach Sicherheit und Routinen als Erwachsene. Krankhaft sind Zwänge erst, wenn sie Deinen Alltag erheblich einschränken, Dich oder Personen in deinem Umfeld belasten oder anderen schädigen.
Wichtig ist es auch abzuklären, dass nicht doch eine Krankheit oder eine Behinderung hinter den Tics oder Zwängen liegt, die einer Behandlung bedarf. Ein bekanntes Beispiel für eine Behinderung mit diesen Symptomen ist zum Beispiel das Tourette-Syndrom, aber es gibt auch zahlreiche andere neurologische Erkrankungen, die zwanghafte Symptome hervorrufen.
Zwänge können auch die Nebenwirkung von verschiedenen Drogen, Medikamenten oder einem übermäßigen Alkoholkonsum sein.
Es gibt verschiedene Erklärungsansätze für die Entstehung von Zwängen. Generell wird vermutet, dass es sich hierbei um eine Mischung zwischen Erfahrungen und genetischer Veranlagung handelt.
Häufig haben Menschen mit Zwängen Kontrollproblematiken. Diese können durch Traumata entstehen, aber auch durch schlechte Erfahrungen in der Kindheit, oder sehr viel Kontrolle durch die Eltern. Die Zwänge können hier dazu dienen die Kontrolle wieder ein Stückweit zurück zu holen und ein Gefühl der Sicherheit zu erlangen.
Laut des Erklärungsmodells von Salkovski (1989) bewerten Menschen mit Zwangsstörungen ihre eigenen Gedanken als zu wahrscheinlich und ihre eigene Verantwortung als zu hoch. Salkovski geht davon aus, dass aufdringliche Gedanken vollkommen normal sind und ein Bestandteil eines ganz normalen Gedankenablaufs.
Durch die Überschätzung der Wahrscheinlichkeit des Auftretens des Inhalts der Zwangsgedanken entsteht eine innere Unruhe, die durch Rituale (Zwangshandlungen) neutralisiert werden kann. Die Zwangshandlungen reduzieren also das Gefühl der Unruhe, verstärken aber andererseits auch den Zwangsgedanken.
Es ist wichtig sich klar zu machen, dass aufdringliche Gedanken ganz normal sind und zu einem gesunden Gedankenablauf dazu gehören. Versuche nicht sie zu unterdrücken, denn das wird nur dazu führen, dass sie immer aufdringlicher werden. Bei leichten Zwangsgedanken kann Ablenkung eine gute Strategie sein. Was Zwangshandlungen angeht, versuche Dich zu überwinden. Nehme Dir vor, heute nur einmal zu kontrollieren, ob der Ofen aus ist und verlasse dann das Haus.
Es kann helfen hier die Erfahrung zu machen, dass gar nicht schlimmes passiert, auch wenn die Handlung nicht ausgeführt wird. Regelmäßiger Sport kann ebenfalls ein Outlet sein und kann helfen die innere Unruhe auf neue Wege loszuwerden. Neben Sport können auch Entspannungsverfahren oder Meditationen nützlich sein.
Wenn Dich deine Zwänge so belasten, dass du sie selber nicht mehr in den Griff bekommst oder sie deinen Alltag bestimmen ist es wichtig sich Hilfe zu suchen. Hierbei kann der Besuch eines Psychotherapeuten oder einer -therapeutin hilfreich sein.
Letzte Änderung: 28. Oktober 2022
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