Es ist meist schon ein langer Weg bis zu dem mutigen Entschluss sich Hilfe zu suchen.
Psychische Probleme und psychische Erkrankungen sind in Deutschland immer noch ein Tabuthema, obwohl ca. 1/3 der Deutschen mindestens einmal im Leben an psychischen Problemen leidet.
Bei einer Erkältung oder einem gebrochenen Bein ist der Gang zum Hausarzt ohne Scham oder langes Überlegen leichtgetan. Aber wie ist das bei der medizinischen Versorgung von emotionalen Wunden?
Was tun, wenn ich es seit Tagen nicht mehr aus dem Bett schaffe, von Schuldgefühlen geplagt bin, oder aufgrund von Ängsten das Haus nicht mehr verlassen kann? Das ist ein klarer Fall für eine Psychotherapie. Doch wie kann ich einen Psychotherapieplatz finden und wie ist der Weg zur Therapie?
Ein erster Ansprechpartner kann der niedergelassene Hausarzt sein. Sprich deine Probleme und Sorgen beim nächsten Termin an und frage nach Empfehlungen. Dein Hausarzt kann Dich zu eine:m Psychotherapeut:in überweisen und hat vielleicht schon kurzfristige Tipps für die Behandlung deines Problems. Eine Überweisung eines Arztes oder einer Ärztin ist allerding keine Voraussetzung für die Therapie.
Einige Krankenkassen bieten Unterstützung bei der Suche nach einem Therapieplatz an oder haben sogar Listen mit freien Therapieplätzen. Nachfragen kann sich lohnen!
Der wahrscheinlich schnellste Weg ist die Suche auf eigene Faust. Suche dir im Internet Telefonnummern oder E-Mailadressen von Psychotherapeut:innen in deiner Nähe raus und rufe dort einfach an.
Hilfreich hierbei können Suchmaschinen, wie die die Therapeutensuche der Bundes Psychotherapeuten Kammer sein (
Möchtest du den Fokus auf die Änderung deines Verhaltens setzen und schnelle Ergebnisse erzielen? Dann ist wahrscheinlich eine Verhaltenstherapie das Beste für dich. Wenn du doch eher in die Tiefe gehen möchtest und deine inneren Konflikte verstehen lernen möchtest könntest du nach einer tiefenspychologisch fundierten Therapeuten suchen.
Ist es bei Deinem Problem sinnvoll die ganze Familie miteinzubeziehen, oder handelt es sich bei der hilfesuchenden Person um ein Kind oder eine:n Jugendliche:n? Bei einer systemischen Therapie wird das ganze Familiensystem mit in die Therapie mit einbezogen.
In der Regel übernimmt die Krankenkasse die Kosten für eine Psychotherapie. Die/der Therapeut:in wird nach Erstellung einer Diagnose einen Antrag auf Übernahme der Kosten bei Deiner Krankenkasse stellen. Vergiss bei deiner ersten Therapiestunde deshalb nicht deine Krankenkassenkarte!
Du hast außerdem Anspruch auf 2-4 Probesitzungen, in denen du testen kannst, ob der oder die Therapeut:in zu dir passt.
Neben therapeutischen Angeboten gibt es auch eine Vielzahl an Coachings oder Beratungen, die im Internet oder auch offline angeboten werden. Wenn Du dir nicht sicher bist, ob eine Therapie das Richtige für dich ist, oder eine Beratung dir auch schon gut helfen könnte, wäre das eine weitere Option.
Der Vorteil von Beratungsangeboten ist es, dass sie meist mit einer kurzen oder gar keiner Wartezeit verbunden sind und in der Regel kostengünstig oder sogar komplett kostenlos sind. Kostenlose Beratungsangebote gibt es meist bei ProFamilia, oder auch bei kirchlichen- oder städtischen Trägern (Caritas, katholische Ehe- und Familienberatung etc.).
Der Unterschied zwischen Beratung und Therapie ist, dass der Fokus bei der Beratung im Hier und jetzt liegt. In der Therapie wird viel tiefer in die Gefühlswelt und vor allem in den Ursprung der Störung oder Problematik eingetaucht.
In der Beratung wird geschaut welche Ressourcen eine Person hat, wie ihr kurzfristig und aktuell geholfen werden kann und wie man Symptome möglichst schnell und konkret mindern kann.
Psychiater:innen sind ausgebildete Mediziner:innen, also Ärzte:innen. Sie verschreiben Medikamente und diagnostizieren, können psychische Störungen aber nicht automatisch auch psychotherapeutisch behandeln.
Psychotherapeut:innen sind keine Mediziner:innen, sondern Psycholog:innen mit einer therapeutischen Ausbildung. In dieser 3-5-jährigen Ausbildung haben sie gelernt psychische Erkrankungen zu erkennen, zu diagnostizieren und zu therapieren. Psychotherapeut:innen können im Gegensatz zu Psychiater:innen keine Medikamente verschreiben.
Letzte Änderung: 28. Oktober 2022
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