Angst ist eine gesunde und nützliche physiologische, kognitive und emotionale Reaktion des Körpers. Angst kann in manchen Situationen sogar überlebenswichtig sein: Wenn Dir im Wald plötzlich ein Wildschwein gegenübersteht, sorgt deine Angstreaktion dafür, dass du schneller rennen kannst und ohne lange Evaluierung der Situation automatisch die Flucht ergreifst. Das Gehirn erkennt automatisch eine Gefahrensituation und setzt körperliche Reaktionen in Gang, die zu einer schnellen Reaktion helfen.
Je nach Situation und Charakter des Menschen gibt es zwei verschiedene Reaktionen, die auf eine Angstemotion folgen können: fight oder flight, also Flucht oder Kampf.
Was passiert eigentlich im Körper, wenn das Gehirn „Gefahr“ signalisiert? Das Herz beginnt stärker zu arbeiten und pumpt das Blut schneller als sonst durch die Arterien. Die Bronchien weiten sich, damit der Körper besser mit Sauerstoff versorgt werden kann. Die Aufmerksamkeitsfähigkeit steigt an und Du bist plötzlich hellwach und fokussiert. Die Verdauung wird ausgesetzt und der Körper beginnen stark zu schwitzen. Der ganze Organismus ist in Alarmbereitschaft.
Ob eine Person generell eher ängstlich ist oder nicht ist von der Persönlichkeit und den vorangegangenen Erfahrungen abhängig. Auch hier spielen besonders die Erfahrungen in der Kindheit eine Rolle:
In der so genannten Autonomiephase oder auch Trotzphase wollen Kinder ihre Welt selbst entdecken und alles selbst machen. Eltern, die ihre Kinder in dieser Phase der Exploration zurückhalten und selbst eher ängstlich und vorsichtig sind, beeinflussen auch die generelle Ängstlichkeit ihrer Kinder. Kinder, deren Eltern selbst eine Angststörung haben, haben selbst ein erhöhtes Risiko ebenfalls an einer Angststörung zu erkranken.
Traumata spielen bei der Ängstlichkeit ebenfalls eine bedeutsame Rolle: Menschen, die in ihrem Leben schon ein oder mehrere Traumata erlebt haben, sind häufig ängstlicher veranlagt.
Ängste sind erst einmal ganz normal und gehören zu einem gesunden Organismus dazu. Ängste schützen uns vor Gefahren und sind menschlich.
Krankhaft ist Angst erst, wenn sie Dich erheblich belastet und Dich in Deinem Alltag einschränkt. So genannte Angststörungen sind durch übermäßige und vor allem unrealistische oder nicht angemessene Ängste charakterisiert.
Menschen mit Angststörungen vermeiden alltägliche Situation und verlassen teilweise gar nicht mehr das Haus. Sie können bestimmte Situationen gar nicht oder nur unter extremer Angst durchstehen. Im Mittelpunkt steht hier die „Angst vor der Angst“. Die Erwartung, dass eine Angstreaktion eintreten wird hindert daran Situationen zu meistern oder sich mit ihnen zu konfrontieren.
Menschen mit Angststörungen leiden häufig unter Panikattacken. Diese Panikattacken treten plötzlich und völlig unerwartet auf und werden manchmal mit einem Herzinfarkt verwechselt.
In manchen Situationen kann es normal sein, dass Du mehr generell ängstlicher bist als sonst. Beispielsweise nach der Geburt eines Kindes oder anderen großen Veränderung.
Wenn Du eine oder mehrere Fragen mit Ja beantwortet hast, könntest du an einer Angststörung leiden. Sprich in so einem Fall mit deinem Hausarzt oder deiner Hausärztin.
Diese Tipps können dir helfen besser mit Ängsten umzugehen:
Die beste Therapie gegen Ängste ist die gezielte Auseinandersetzung mit ihnen. Das gilt nicht nur für krankhafte Ängste, sondern kann auch auf ganz alltägliche Ängste angewendet werden.
Wenn Dich zum Beispiel eine Angst vor Spinnen plagt, gilt es sich mit Spinnen zu konfrontieren. Es muss nicht direkt das Streicheln einer Vogelspinne sein! Anfänglich reicht es auch schon sich eine Dokumentation über Spinnen anzuschauen, oder ein Buch über die Krabbeltiere zu lesen.
Beschäftige Dich mit dem Thema was Dir Angst macht und werde Herr über deine eigenen Ängste.
Erzähl anderen Menschen von deinen Ängsten und kommt in den Austausch. Alles in Dich hinein zu fressen und auf ein Wunder zu warten wird Dich nicht weiterbringen. Der Austausch mit anderen kann heilsam sein und Du wirst merken, dass fast jeder Mensch seine Ängste hat.
Ablenkung kann helfen, wenn deine Gedankenkreise dich wieder in ihren Bann ziehen.
Sport führt nachweislich zu einem höheren Selbstbewusstsein und steigert Dein allgemeines Wohlbefinden. Regelmäßiger Sport kann Dir helfen deine Ängste in den Griff zu bekommen und wieder mutiger zu werden.
Besonders nützlich kann Teamsport oder Kampfsport sein.
Lerne, wie Du dich in Angstsituationen gezielt entspannen kannst und zum Beispiel durch eine ruhigere Atmung deinen Körper wieder auf Betriebstemperatur bringen kannst.
Wenn du das Gefühl hast an einer Angststörung zu leiden, oder deine Ängste dich stark belasten, such dir Hilfe. In so einem Fall kannst Du dich an deinen Hausarzt oder deine Hausärztin wenden, oder einen Termin bei einem Psychotherapeuten oder einer Psychotherapeutin ausmachen.
Letzte Änderung: 28. Oktober 2022
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