Leberkrebs, auch hepatozelluläres Karzinom (HCC) gennant, ist ein bösartiger Tumor der Leber, der meist aufgrund einer chronischen Schädigung der Leber (virale oder Alkoholkmissbrauch) entsteht. In manchen Ländern ist der Leberkrebs die häufigste Krebserkrankung, wobei es weltweit zu starken geographischen Unterschieden kommt. Die Heilungsaussichten von Leberkrebs sind allgemein besser, je früher der Tumor erkannt wird.
Was sind die Ursachen und Risikofaktoren bei Leberkrebs?
Der Leberkrebs ist der häufigste bösartige Tumor in Südostasien und in weiten Teilen Afrikas. Dies beruht vor allem auf eine vergleichsweise hohe Verbreitung von B in diesen Ländern.
In Europa beträgt das Erstmanifestationsalter bei Leberkrebs meist 50-60 Jahre, wobei Männer insgesamt 3-mal häufiger betroffen sind als Frauen.
Die häufigsten Risikofaktoren für Leberkrebs sind eine chronische Hepatitis B oder C, Schimmelpilz-Toxine (besonders Aflatoxin B1), Nitrosamine, Alkohol- und Nikotinabusus. Weitere chemische Gifte, die nachweislich Leberkrebs auslösen können, sind Vinylchlorid (PVC-Monomer) oder Tetrachlormethan (kam früher in Feuerlöschern zum Einsatz). Die ist in etwa 90% der Fälle für den Leberkrebs verantwortlich und damit auch der häufigste Risikofaktor.
Was sind die Symptome bei Leberkrebs?
Die Symptome, die bei Leberkrebs im Vordergrund stehen, werden meist schon durch die zugrundeliegende Leberzirrhose ausgelöst. Hierzu zählen das Bauchwasser (Aszites), die (Ikterus) oder die Enzephalopathie (Funktionsstörung des Gehirns). Die rasche Verschlechterung (Dekompensation) einer bislang stabilen Lebererkrankung kann auch ein Hinweis auf Leberkrebs sein.
Weitere Symptome, die im Zuge von Leberkrebs auftreten können, sind Oberbauchschmerzen, Gewichtsverlust, Leistungsminderung, sogenannte paraneoplastische Manifestationen wie Polyglobulie oder ein verringertes Magenvolumen durch den Tumor, der auf den Magen drückt.
Wie wird der Leberkrebs diagnostiziert?
Die Einteilung des Tumorstadiums erfolgt aufgrund des allgemeinen Zustandes der und des Gesundheitszustandes des Betroffenen. Das Stadium wiederum liefert die wichtigste Entscheidung für eine heilende Operation. Eine Skala zur Beurteilung des Tumorstadiums ist die Barcelona-Clinic-Liver-Cancer-Klassifikation (BCLC).
Die Einteilung des Leberkrebses nach dieser Skala erfolgt folgendermaßen:
- Tumorstadium: 0 (=sehr früh)
- Allgemeinzustand: gut, Tumorcharakteristika: einzelne Knoten <2cm, Child-Pugh-Stadium: A/B
- Tumorstadium: A (=früh)
- Allgemeinzustand: gut, Tumorcharakteristika: ein Knoten <5cm, Knoten <3cm, Child-Pugh-Stadium: A/B
- Tumorstadium: B (=intermediär)
- Allgemeinzustand: gut, Tumorcharakteristika: große, multiple Knoten, Child-Pugh-Stadium: A/B
- Tumorstadium: C (=fortgeschritten)
- Allgemeinzustand: reduziert, Tumorcharakteristika: Gefäßinvasion, extrahepatische Metastasen, Child-Pugh-Stadium: A/B
- Tumorstadium: D (=terminal)
- Allgemeinzustand: stark eingeschränkt, Tumorcharakteristika: jede Ausdehnung, Child-Pugh-Stadium: C
Das Child-Pugh-Stadium beschreibt dabei eine Einteilung der Leberzirrhose nach dem Schweregrad der Leberzirrhose-Symptome.
Die Diagnose des Leberkrebses erfolgt meist aufgrund der typischen Befunde in der Bildgebung (CT oder MRT) oder nach der Biopsie einer Tumor-verdächtigen Läsion. Zum Screening von Patienten mit Risikofaktoren (Zirrhose, chronische B etc.) sollten halbjährliche Ultraschalluntersuchungen zur Früherkennung durchgeführt werden.
Die wichtigsten Bildgebungsverfahren in der Diagnose von Leberkrebs sind die Computertomografie (CT) und die Magnetresonanztomografie (MRT). Sowohl moderne MRTs als auch moderne CTs weisen in Bezug auf die Erkennung von Leberkrebs schon bei kleinen Tumoren (unter 2 cm) eine hohe Sensitivität auf. Kleinere Läsionen werden typischerweise mit wiederholten Ultraschalluntersuchungen kontrolliert. Eine definitive Diagnose kann auch mit einer histologischen Untersuchung einer Ultraschall-gesteuerten Feinnadelbiopsie erfolgen.
Als spezifischer Marker im Blut wird bei Leberkrebs das sogenannte Alpha-Fetoprotein kontrolliert. Das Alpha-Fetoprotein wird derzeit jedoch nicht mehr als Screening-Wert empfohlen. Bei Erkrankungen und insbesondere Lebererkrankungen mit einem erhöhten Alpha-Fetoproteinwert (normal 10-20 μg/l) sollten alle 6-Monate Ultraschalluntersuchungen zur Früherkennung eines Lebertumors durchgeführt werden.
Differenzialdiagnosen des Leberkrebses sind andere bösartige Tumore der Leber wie das embryonale Hepatoblastom, das Angiosarkom, , das Cholangiosarkom und das cholangiozelluläre Karzinom. Gutartige Tumore, welche in der Bildgebung ebenfalls wie Leberkrebs aussehen können, sind das Leberhämangiom, die fokal noduläre Hyperplasie, das Leberzelladenom, das Gallengangsadenom, das intrahepatische Gallengangszystadenom und die intrahepatische Gallengangspapillomatose (=eine sogennante Präkanzerose).
Auch zystische Leberveränderungen und fokale Mehr-/beziehungsweise Minderverfettungen der Leber können sich in der Bildgebung wie Leberkrebs darstellen. Ein "primärer Leberkrebs" bezeichnet einen Tumor, der aus Leberzellen entsteht (hepatozelluläres Karzinom oder ). Im Gegensatz dazu bezeichnet ein "sekundärer Leberkrebs" eine Krebserkrankung der Leber durch Tochtergeschwülste von anderen bösartigen Tumoren wie oder . Hier unterscheiden sich dann auch die möglichen Therapieoptionen.
Therapie bei Leberkrebs
Die Barcelona-Clinic-Liver-Cancer (BCLC) Stadien 0 und A sind potenziell mit vollständiger Heilung therapierbar. Hierfür wird der Leberkrebs in einer Operation entfernt. Nach dieser Operation liegt die 5-Jahres-Überlebensrate meist in etwa bei 70 %.
Eine weitere Behandlungsoption ist die Lebertransplantation. Diese Therapieoption kommt insbesondere bei Patienten infrage, deren Leberfunktion für eine Operation zu schlecht ist. In Deutschland wurden zur Listung für eine Transplantation (Leberspende) die sogenannten Mailand-Kriterien etabliert.
Betroffene, die für eine Leberspende infrage kommen, dürfen entweder einen Tumor bis zu einer Größe von 5 cm haben oder auch 3 Tumore mit einem maximalen Durchmesser von 3 cm.
Für ältere Betroffene oder Betroffene, die aus anderen Gründen ein hohes Operationsrisiko aufweisen, stellen die Radiofrequenzablation (RFA) und die Ethanol-Injektion lokale Therapieoptionen dar. Diese Therapien führen zu ähnlich guten Ergebnissen in Bezug auf das 5-Jahres-Überleben, wie die Resektion oder die Lebertransplantation. Die Radiofrequenzablation ist der Injektion von Ethanol dabei insbesondere bei großen Tumoren überlegen.
In den Barcelona-Clinic-Liver-Cancer (BCLC) Stadien B und C wird häufig die arterielle Chemoembolisation als regionales Therapieverfahren eingesetzt. Hierfür wird Lipiodol mit einem Zytostatikum (=Chemotherapeutikum) und einem Embolisierungsmittel gemischt und in die, den Tumor versorgende Arterie gespritzt. Im Zuge der Therapie kann eine Lebensverlängerung erreicht werden, da der Tumor somit weniger mit Blut versorgt wird.
Wie ist die Prognose bei Leberkrebs?
Die Prognose des Leberkrebses ist bei einer guten Leberfunktion, bei einem fehlenden Pfortader-Bluthochdruck und bei kleinen Tumoren (unter 2 cm) nach einer chirurgischen Resektion sehr gut. Auch größere Tumore (über 5 cm) oder multiple Tumore können bei einer günstigen Lage in der Leber und einer guten Leberfunktion mit guten Heilungsraten operiert werden. Insgesamt hängt das Überleben bei Leberkrebs jedoch stark von der Funktion und Schwere der zugrundeliegenden Lebererkrankung ab. Oft treten Symptome des Leberkrebses auch erst in fortgeschrittenen Stadien auf, weshalb Leberkrebs in Deutschland und Österreich zu den häufigsten Krebs-Todesursachen zählt.
Empfehlungen zur Nachsorge bei Leberkrebs
Die Nachsorge erfolgt je nach primärer Behandlung beim Hepatologen (=Facharzt für Lebererkrankungen), Chirurgen oder Onkologen (=Facharzt für Krebserkrankungen).
Zusammenfassung
Leberkrebs ist einer der häufigsten bösartigen Tumore weltweit. Er entsteht meist aufgrund einer Leberzirrhose bei einer Alkoholsucht oder einer chronischen Infektion (Hepatitis B oder Hepatitis C). Je nach Stadium und Funktion der Leber kommen verschiedene Therapiemöglichkeiten infrage, wobei Leberkrebs insbesondere in frühen Stadien sehr gut behandelbar ist und auch vollständig geheilt werden kann.