Geschrieben von Dr. Moritz Wieser (Arzt)
Bandscheibenerkrankungen verteilen sich insgesamt zu etwa zwei Drittel auf die Lendenwirbelsäule (LWS) und zu etwa einem Drittel auf die Halswirbelsäule (HWS).
Als
Nicht jeder Rückenschmerz wird jedoch durch einen Bandscheibenvorfall ausgelöst. Vorfälle der Bandscheiben kommen bereits bei Jugendlichen vor und nehmen im Alter insgesamt an Häufigkeit zu. Männer sind häufiger betroffen als Frauen – Frauen leiden jedoch häufiger unter chronischen
Risikofaktoren für einen Bandscheibenvorfall sind eine Bindegewebsschwäche, starke körperliche Belastung, Schwangerschaft, Übergewicht (
Häufig kündigt sich ein Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule mit wiederholtem, akutem Rückenschmerz an. Mögliche Zeichen zu Beginn des Bandscheibenvorfalls der Halswirbelsäule sind dagegen eine Nackensteife und
Bei einem Bandscheibenvorfall ist der Faserring der Bandscheibe gesprengt und das Innere tritt durch diese Öffnung in den Wirbelkanal oder auch in das Nervenwurzelloch.
Oftmals wird dabei die Nervenwurzel irritiert und es kommt zu Schmerzen oder auch zu neurologischen Ausfällen wie Sensibilitätsstörungen oder einer Muskelschwäche.
Großteils können Bandscheibenvorfälle durch konservative Maßnahmen wie Physiotherapie, gymnastische Übungen oder Schmerzmittel ausreichend behandelt werden. Bei muskulären Ausfällen ist dagegen eine operative Versorgung zwingend notwendig.
Oftmals treten bei einem typischen Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule akute heftige Rückenschmerzen mit Bewegungseinschränkung der unteren Wirbelsäule auf. Häufige Symptome eines Bandscheibenvorfalls der Halswirbelsäule sind ein ausgeprägter Schulter Nackenschmerz.
Bandscheiben ernähren sich passiv, das bedeutet, sie erhalten ihre Nährstoffe durch Einstrom aus dem umgebenden Gewebe. Auch die Regeneration der Flüssigkeitsmenge im Gallertkern der Bandscheibe erfolgt über passiven Austausch, da Bandscheiben nicht über eigene Blutgefäße versorgt werden.
Die häufigsten Bandscheibenvorfälle der LWS treten in Höhe der Wirbel L4–L5 und L5–S1 auf. Der Nervus ischiadicus (L4–S3) wird aus sämtlichen Anteilen des Nervengeflechts des Plexus lumbosacralis gebildet. Für die volkstümliche Bezeichnung „Ischiasschmerz“ gibt es viele weitere bekannte Namen: Ischialgiforme Schmerzen, lumbosakrales radikuläres Syndrom, Nervenwurzelschmerz oder auch Nerveneinklemmung.
Zu etwa 90% ist ein Ischiasschmerz durch einen Bandscheibenvorfall bedingt, der auf eine Nervenwurzel drückt.
Hinweise auf eine Schädigung des Nervus ischiadicus können sein:
Risikofaktoren für eine akute Schädigung des Nervus ischiadicus sind:
Persönliche Faktoren:
Berufsbedingte Faktoren:
Bandscheibenvorfälle der Halswirbelsäule treten meist in Höhe der Wirbel C5–C6 und C6–C7 auf. Zirka 8 von 100 Bandscheibenvorfällen betreffen die Halswirbelsäule. In den meisten Fällen reicht eine konservative Behandlung für die betroffenen Patient:innen aus. Dadurch können sich die Schmerzen bereits deutlich zurückbilden.
Der HWS-Bandscheibenvorfall bildet sich oft auch nach einiger Zeit von allein zurück, wobei Physiotherapie, Wärmeanwendungen und Schmerzmedikamente den Heilungsprozess unterstützen können. Schmerzen und Empfindungsstörungen entsprechen bei Bandscheibenvorfällen der Halswirbelsäule oft nicht dem betroffenen Wirbelsegment, sondern können höher oder tiefer auftreten.
Mögliche Symptome eines Bandscheibenvorfalls der Halswirbelsäule:
Sehr selten kann es bei ausgedehnten Bandscheibenvorfällen zu Gangstörungen und einer Lähmung der Beine kommen. Hier ist eine operative Behandlung des Bandscheibenvorfalls unbedingt notwendig.
Ein sogenanntes Cauda-equina-Syndrom kann bei einem Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule (lumbosakraler medialer Bandscheibenvorfall) auftreten. Typisch für diesen Notfall ist der Kontrollverlust über die Blase und den Stuhlgang (Alarmsymptome).
Neben den Blasen- und Mastdarmstörungen stellt die sogenannte akute beidseitige Reithosenanästhesie eine weitere absolute Operationsindikation dar (z. B. Operationen wie interlaminäre Fensterung, Hemilaminektomie oder Laminektomie).
Jede Stunde Verzögerung kann zu einer zunehmenden Schädigung der Nervenwurzel und zum Wurzeltod führen. Ischialgieartige Schmerzen können auch durch eine lumbale
Eine weitere mögliche Ursache für die direkte Schädigung des Ischiadikusstammes sind Injektionen im Glutealbereich.
In der Schwangerschaft treten Bandscheibenvorfälle gehäuft ab dem 3. Schwangerschaftsmonat auf. Sie können dabei theoretisch jeden Teil der Wirbelsäule betreffen, am häufigsten sind jedoch Vorfälle im Bereich der Lendenwirbelsäule. Seltener kommt es in der Schwangerschaft auch zu Bandscheibenvorfällen im Bereich der Halswirbelsäule.
In der Schwangerschaft ist in erster Linie die hormonelle Umstellung im Körper der Frau als Ursache für ein erhöhtes Bandscheibenvorfall-Risiko zu sehen.
Hormone wie Progesteron oder Östrogen wirken nicht nur auf die Gebärmutter und die Plazenta, sondern bereiten auch die Bänder und knöchernen Strukturen des weiblichen Beckens auf die bevorstehende Geburt vor.
Durch diese Hormone kommt es daher generell zu einer lockernden Wirkung auf Bandstrukturen im Körper. Zusätzlich stellt das stetig steigende Gewicht des Kindes eine enorme Belastung für die Wirbelsäule dar und erhöht so das Risiko für Bandscheibenvorfälle.
Übergewicht führt generell zu einer verstärkten Belastung und Abnützung der Bandscheiben. Ein hoher BMI begünstigt daher Rücken- und auch Bandscheibenschäden.
Eine ausgewogene Ernährung und möglichst viel Bewegung stellen eine Hilfe beim Abnehmen dar und stärken somit auch den Rücken beziehungsweise beugen Bandscheibenvorfällen vor.
Bei folgenden Warnsignalen und Symptomen sollten Betroffene möglichst rasch ein Krankenhaus oder einen orthopädischen Facharzt aufsuchen:
Die behandelnde Ärztin beziehungsweise der behandelnde Arzt wird nach der Erhebung der Anamnese schnellstmöglich bildgebende Untersuchungen einleiten. Diese bestehen meist aus MRT oder einer einfachen Röntgenuntersuchung.
Ist im MRT oder im Röntgen ein massiver Bandscheibenvorfall mit einer deutlichen Kompression des Rückenmarks sichtbar, ist eventuell eine operative Behandlung des Bandscheibenvorfalls notwendig.
Bandscheibenvorfälle sind eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen und treten oftmals im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS) oder auch der Halswirbelsäule (HWS) auf.
Im Zuge eines Bandscheibenvorfalls kommt es meist zu Schmerzen wie z. B. Rückenschmerzen oder Nackenschmerzen, manche Bandscheibenvorfälle sind jedoch auch schmerzlos und können so unbemerkt bleiben.
Wird eine Nervenwurzel durch den Austritt des Inneren der Bandscheibe gereizt, kommt es typischerweise zu starken Schmerzen, die in die Arme oder auch die Beine ausstrahlen. In ausgeprägten Fällen kann es dabei zu Sensibilitätsstörungen oder auch einer Muskelschwäche kommen.
Oft lassen sich Bandscheibenvorfälle durch konservative Maßnahmen wie etwa Physiotherapie, Schonung und Schmerzmittel ausreichend behandeln. Kommt es jedoch zu anhaltenden starken Schmerzen oder zu einer Muskelschwäche beziehungsweise anhaltenden Taubheitsgefühlen, so kann eine Operation sinnvoll sein.
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Geschrieben von
Dr. Moritz Wieser
Medizinisch geprüft am
6. Okt. 2023
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