Geschrieben von Jessica Papic (Ärztin)
Von "Taubheit" (Gehörlosigkeit, Surditas, Anakusis) spricht man immer dann, wenn Töne oder Geräusche garnicht mehr wahrgenommen werden können. Die Ursache für das Auftreten der Taubheit kann sowohl bei der Schallweiterleitung von Mittel- zu Innenohr als auch bei der eigentlichen Schallwahrnehmung zu finden sein.
Auch ein Problem bei der Verarbeitung der Schallempfindungen im
Taubheit kann sowohl angeboren als auch erworben sein. Die Sinnesstörung kann lediglich ein oder sogar beide Ohren betreffen. Darüber hinaus kann die Problematik temporär, beispielsweise im Zuge einer Infektion der Ohren, auftreten oder aber dauerhaft fortbestehen.
Von der Taubheit abzugrenzen ist die sogenannte Schwerhörigkeit. Während es im Falle der Taubheit zu einem vollständigen Verlust der Hörfähigkeit kommt, ist die Sinneswahrnehmung bei der Schwerhörigkeit lediglich eingeschränkt.
Im Zuge der Diagnostik lässt sich mit Hilfe der sogenannten Tonschwellenaudiometrie, einem Hörtest, zwischen Schwerhörigkeit und Taubheit differenzieren. Während dieses Hörtests wird die Schwerhörigkeit im Hauptsprachbereich, also in jenem Schallwellenbereich, in dem unsere Sprache stattfindet, bestimmt.
Der Begriff Hauptsprachbereich beschreibt dabei jenen Frequenzbereich, in dem überwiegend die menschliche Sprache stattfindet. Er liegt zwischen 250 und 4000 Hertz (Hz). Eben diese Frequenzen kann das menschliche Gehör besonders gut wahrnehmen. Aus diesem Grund stellt sich eine möglicherweise vorliegende Schwerhörigkeit in diesem Frequenzbereich auch als besonders einschränkend dar. Im Zuge der Erfassung des Ausmaß der Schwerhörigkeit wird der Begriff "Hörverlust" (in Dezibel; dB) gebraucht. Dieser Hörverlust wird stets im direkten Vergleich zur gesunden Hörleistung bewertet. Außerdem lässt sich die Schwerhörigkeit anhand des Hörverlusts in verschiedene Grade einteilen.
Die Grade sind:
Liegt der Hörverlust zwischen 90 und 100 db, spricht man von einer sogenannten Resthörigkeit. Ab einem Hörverlust von 100 dB handelt es sich um Taubheit.
Bei der Ermittlung der Häufigkeit einer Taubheit muss zwischen der angeborenen und der erworbenen Form unterschieden werden. Auf 1000 geborenen Säuglingen kommt 1 Kind, das auf beiden Ohren an angeborener Taubheit leidet. Eine angeborene einseitige Taubheit hingegen kommt nichtmal bei einem Kind unter 1000 Geburten vor.
In Deutschland leben zur Zeit ungefähr 80.000 gehörlose Menschen. Ungefähr 14.000 Menschen haben eine derartig schwerwiegende Schwerhörigkeit, dass sie den Alltag ohne Gebärden-Dolmetscher nicht bestreitene können.
Taubheit zeigt sich nicht bei allen Betroffenen in gleicher Art und Weise. Vielmehr muss man unterscheiden, ob die Sinnesstörung beide oder nur ein Ohr betrifft und ob es sich um eine angeborene oder eine im Laufe des Lebens erworbene Hörstörung handelt. Personen, die an einer Taubheit leiden, die nur ein Ohr betrifft, sind zwar theoretisch nicht vollkommen taub, der Hörverlust ist aber sehr stark ausgeprägt. Betroffene fallen dadurch auf, dass sie in Gesprächen mehrfach nachfragen müssen, weil sie das Gesprochene nicht haben hören können.
Darüber hinaus reagieren sie auf plötzlich einsetzende Geräusche (beispielsweise eine Hupe) verspätet oder gar nicht. Ein weitere Anzeichen für eine bestehende einseitige Taubheit ist eine sehr hohe Lautstärke beim Sprechen. Grund dafür ist die Tatsache, dass die Betroffenen das eigene Sprechen auch nicht wahrnehmen. Darüber hinaus stellen sie Fernseher, Radio oder Musikanlage ebenfalls in extrem hoher Lautstärke ein,um etwas hören zu können.
Liegt eine beidseitige Taubheit vor, so ist die Hörfähigkeit vollkommen ausgefallen. Betroffene Personen sind nicht mehr dazu in der Lage über gesprochene Sprache zu kommunizieren und bedürfen anderer Mittel um sich auszudrücken. Aus diesem Grund lernen viele Gehörlose sich mit Hilfe der Gebärdensprache zu verständigen.
Beidseitig Taube Personen, die hörend zur Welt gekommen sind, sind aber in der Lage Sprache zu bilden. Wohingegen es bei taub geborenen Kindern zu schweren Entwicklungsstörungen die Sprache betreffend kommt. Eine angeborene beidseitige Taubheit tritt selten solitär auf. Vielmehr zeigt sich die angeborene Form der Gehörlosigkeit in Kombination mit anderen Auffälligkeiten wie Fehlbildungen der Augen, der Nieren oder der Knochen.
Bei Verdacht auf eine Verschlechterung der Hörleistung sollte zeitnah ein Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde aufgesucht werden. Gleiches gilt für Eltern, die bei ihren Säuglingen den Eindruck haben, dass auf Geräusche keine adäquate Reaktion (beispielsweise das Drehen des Kopfes in Richtung der Schallquelle) erfolgt. Die Diagnostik bei dem Verdacht auf das Vorliegen einer Taubheit gliedert sich in der Regel in verschiedene Schritte:
Zu Beginn findet in der Regel ein umfangreiches Gespräch zwischen dem Patienten beziehungsweise dessen Erziehungsberechtigten und dem behandelnden Arzt statt. Während dieses Gesprächs werden die bestehenden Auffälligkeiten erfragt. Außerdem geht der Arzt auf die Kranken- und Familiengeschichte des Betroffenen ein. Auch die Abklärung möglicher für die Entstehung einer Taubheit relevanten Risikofaktoren ist essentieller Bestandteil des Arzt-Patienten-Gesprächs.
Im Anschluss an das Anamnesegespräch folgen verschiedene Untersuchungen und Tests, mit denen das Hörvermögen gemessen werden kann. Bei einer Otoskopie (Ohrspiegelung) untersucht der behandelnde Arzt das Ohr mit Hilfe eines Otoskops. Dabei handelt es sich um eine spezielle Lupe mit integrierter Lichtquelle. Bei dieser Untersuchung kann festgestellt werden, ob das Trommelfell in Takt ist und/oder ob entzündliche Prozesse im Ohr vorliegen.
Die Otoskopie dient also dazu, die anatomischen Gegebenheiten innerhalb der Ohren festzuhalten. Über deren Funktion vermag sie jedoch keinerlei Information zu geben. Die Funktion der Ohren lässt sich beispielsweise mit dem Weber- und dem Rinnetest ermitteln. Diese beiden Tests dienen dazu zu unterscheiden wodurch die Hörprobleme verursacht werden.
Der Patient bekommt zu diesem Zwecke einen Ton mit einer Stimmgabel vorgespielt. Normalerweise sollte dieser Ton an beiden Ohren gleichermaßen wahrgenommen werden. Hört der Patient den Ton auf dem erkrankten Ohr lauter, spricht dies für eine Schallleitungsstörung (beispielsweise bei einer Mittelohrentzündung). Empfindet der zu Untersuchende hingegen den vorgespielten Ton auf der gesunden Ohr als lauter, spricht dies für eine Schallempfindungsstörung im erkrankten Ohr.
Eine sinnvolle Ergänzung zum Weber-Test stellt der Rinne-Test dar. Im Zuge dieses Tests muss die Stimmgabel auf den Knochen hinter dem Ohr aufgesetzt werden. Dabei wartet der Untersucher so lange, bis der Ton verklungen ist. Im Anschluss wird die Stimmgabel vor das Ohr gehalten. Bei gesunden Ohren sollte der Ton dabei wieder wahrgenommen werden. Grund dafür ist die Tatsache, dass die Luftleitung im Allgemeinen besser ist als die Knochenleitung.
Des weiteren gibt es Untersuchungsverfahren, die nicht bloß die Art, sondern auch das Ausmaß der Hörstörung erfassen können. Das beste Beispiel für ein solches Untersuchungsverfahren ist die sogenannte Tonschwellenaudiometrie. Im Zuge der Audiometrie kann die Hörbarkeit von Tönen per über Kopfhörer oder Knochenleitung gemessen werden. Bei unklaren Befunden kann ergänzend eine Sprachaudiometrie veranlasst werden. Bei diesem Untersuchungsverfahren werden dem Patienten Worte und Laute vorgespielt, die er nachsprechen muss.
Darüber hinaus können Untersuchungsmethoden wie der sogenannte SISI- (Short Increment Sensitivity Index) oder der Fowler-Test dabei helfen herauszufinden, ob die direkte Ursache der Hörstörung in der Schallregistrierung in der Hörschnecke oder in den sich anschließenden Nervenbahnen zu finden ist.
Die Wahl der am Besten geeigneten Behandlungsmethode beim Vorliegen einer teilweisen oder kompletten Taubheit, richtet sich vor allem nach dem Ausmaß der Hörstörung. Im Bezug auf die Therapieoptionen muss jedoch festgehalten werden, dass sich die Taubheit in der Mehrzahl der Fälle nicht rückgängig machen lässt. Ziel ist es vielmehr, die beeinträchtigten Hörstationen zu umgehen und dem Patienten auf diese Weise ein Hörerlebnis zu verschaffen.
Im Falle der inkompletten Gehörlosigkeit können unter Umständen Hörgeräte verschrieben werden. Dies ist bei einer kompletten Taubheit jedoch nicht möglich. Den davon betroffenen Patienten kann während eines operativen Eingriffs beispielsweise eine Innenohrprotese (sogenanntes Hörschneckenimplantat) gesetzt werden.
Leiden Kinder unter einer vollständigen Taubheit, so sollte das Implantat so früh wie möglich eingesetzt werden: Auf diese Weise lassen sich die bestmögliche Voraussetzungen für das Kind für den Spracherwerb erzeugen.
Neben der Behandlung der Taubheit mittels Hörgeräten oder Gehörschneckenimplantaten sollten die betroffenen Patienten eine spezielle Förderung erfahren. Vor allem Kinder, die an Gehörlosigkeit leiden, profitieren enorm davon, wenn sie Techniken wie das Lippenlesen und die Gebärdensprache bereits frühzeitig lernen. Neben den Patienten selbst, sollte im Idealfall auch das nahe Umfeld diese Hilfsmittel erlernen.
Die Prognose bei Vorliegen einer Gehörlosigkeit hängt maßgeblich davon ab, wie schnell die Sinnesstörung erkannt und eine Behandlung eingeleitet wird. Eine unerkannte Taubheit kann vor allem bei Kindern zu enormen Problemen führen. Ohne Gehör stellen sich häufig Entwicklungsstörungen ein, die mit einer adäquaten Therapie hätten verhindert werden können.
Der Entstehung einer Taubheit kann man in der Mehrzahl der Fälle nicht vorbeugen. Es gibt jedoch bestimmte Risikofaktoren, durch deren Reduktion die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Gehörlosigkeit enorm gesenkt werden kann. Im Falle der angeborenen Gehörlosigkeit, kann die Mutter schon bei Kinderwunsch vorbeugen und sich gegen verschiedene Krankheiten impfen lassen. Vor allem eine Infektion mit den Röteln-Erregern spielt bei der angeborenen Taubheit eine große Rolle. Auch bestimmte Medikamente (z.B. Thalidomid, Aminoglykoside, Makrolide und Glykopeptide) und der Konsum von Drogen kann beim Ungeborenen die Hörleistung senken und sogar zur vollständigen Taubheit führen.
Dabei genügt schon der Konsum von Nikotin und/oder Alkohol um den Fötus Zeit seines Lebens zu schädigen. Auch ein während der Schwangerschaft oder Geburt auftretender Sauerstoffmangel oder Hirnblutungen während der Geburt können eine vollkommene Taubheit des Kindes hervorrufen. Aus diesem Grund haben Frühgeborene, die aufgrund einer unzureichenden Lungenreife an Sauerstoffmangel leiden, ein deutlich erhöhtes Risiko für die Ausbildung einer Hörstörung.
Die erworbene Taubheit steht zumeist in einem Zusammenhang mit verschiedenen Infektionen. Auch hier kann sich das Risiko des Auftretens einer Hörstörung durch mögliche Impfungen senken. Sollte es bei einer relevanten Erkrankung nicht möglich sein, eine Impfung vornehmen zu lassen, so sollte unbedingt bereits kurze Zeit nach dem Auftreten der Symptome ein Arzt aufgesucht und eine geeignete Behandlung eingeleitet werden. Darüber hinaus können schwere Infektionen der Hirnhäute (
Die im Zusammenhang mit einer Hirnhaut auftretende Taubheit kann zudem zur Verknöcherung der Hörschnecke führen. Medikamente können nicht bloß den Fetus im Mutterleib schädigen, sondern verursachen unter Umständen auch eine erworbene Hörstörung. In diesem Zusammenhang spielen vor allem Chemotherapeutika und Diutretika eine entscheidende Rolle. Um der Entstehung einer Taubheit vorzubeugen, sollten wann immer es möglich ist alternative Arzneimittel ohne schädigenden Einfluss auf das Hörvermögen eingenommen werden.
Von teilweiser oder vollständiger Taubheit Patienten sollten über einen langen Zeitraum betreut werden. Grund dafür ist die Tatsache, dass die Betroffenen neben der Behandlung der Taubheit mittels Hörgeräten oder Gehörschneckenimplantaten eine spezielle Förderung erfahren sollten. Im Zuge dieser Förderung erlernen die Gehörlosen Techniken wie das Lippenlesen und die Gebärdensprache.
Von "Taubheit" (Gehörlosigkeit, Surditas, Anakusis) spricht man immer dann, wenn Töne oder Geräusche garnicht mehr wahrgenommen werden können. Die Ursache für das Auftreten der Taubheit kann sowohl bei der Schallweiterleitung von Mittel- zu Innenohr als auch bei der eigentlichen Schallwahrnehmung zu finden sein. Außerdem kann ein Problem bei der Verarbeitung der Schallempfindungen im
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Geschrieben von
Jessica Papic
Medizinisch geprüft am
3. Aug. 2022
Personen, bei denen eine akute Taubheit auftritt, sollten umgehend einen Arzt aufsuchen und der Ursache für die Entstehung der Gehörlosigkeit auf den Grund gehen. Je früher eine adäquate Behandlung eingeleitet wird, desto größer ist am Ende das Benefit füt den betroffenen Patienten.
Der Begriff "Taubheitsgefühl" beschreibt eine teilweise oder komplette Störung der Gefühlswahrnehmung.
Taubheit ist in der Regel nicht heilbar. Bei einer inkompletten Gehörlosigkeit kann man lediglich versuchen die Hörleistung zu verbessern. Personen, die unter einer vollständigen Taubheit leiden, sollte durch spezielle Schulungen beigebracht werden, wie sie sich auch ohne Gehör verständigen können.
Erkrankung zusammengefasst
Gehörlosigkeit, Surditas, Anakusis
Begriffe
Enzephalitis
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