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Taubheitsgefühl

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Geschrieben von Jessica Papic (Ärztin)

Zuletzt evidenzbasiert geprüft am 17. Aug. 2022

Ein Taubheitsgefühl (Hypästhesie) beschreibt das Unvermögen über die Hautoberfläche verschiedene Sinnesreize wahrzunehmen.

Normalerweise kann der Mensch beim Anfassen von Gegenständen verschiedene Reize wahrnehmen. Dazu zählen zum Beispiel Druck, Temperatur und Vibration. Wenn dies nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt möglich ist, liegt eine Unteraktivität jener Nervenfasern, die das betroffene Gebiet innervieren, vor. Vom Taubheitsgefühl abzugrenzen sind Parästhesien wie Kribbeln, Pelzigkeitsgefühl oder Ameisenlaufen.

Die Ursachen für die Entstehung der gestörten Sinneswahrnehmung können unterschiedlich sein. In Abhängigkeit von dem Grund der Störung, können die Beschwerden dauerhaft vorliegen oder nach einiger Zeit wieder verschwinden.

Zu den häufigsten Ursachen für die Entstehung eines Taubheitsgefühls zählen jedwede Schädigungen von Nervenfasern undabhängig davon ob diese durch Verletzungen, Druck, Stoffwechselerkrankungen, Durchblutungsstörungen, Infektionen oder andere Erkrankungen hervorgerufen werden.

Besonders häufig steht die Hypästhesie mit einer Polyneuropathie (zum Beispiel im Zuge der Diabetes melitus) oder eines Bandscheibenvorfalls.

Wissenswert

Das Vorliegen von Taubheitsgefühlen kann für den Betroffenen sehr belastend sein. Tatsächlich ist die Hypästhesie jedoch in der Mehrzahl der Fälle vollkommen harmlos und verschwindet nach einiger Zeit, ohne dass eine Intervention notwendig ist.

Bei anhaltendem oder rezidivierend auftretendem Taubheitsgefühl sollte dennoch stets ein Arzt aufgesucht und die Ursache der Störung ermittelt werden.

Ursachen von Taubheitsgefühlen

Die Ursachen für das Auftreten von einem Taubheitsgefühl können ganz unterschiedlich sein.

In den meisten Fällen lässt sich die Beeinflussung der Sinneswahrnehmung auf eine mangelnde Durchblutung des betroffenen Nerventeils oder eine Schädigung von Nervenfasern zurückführen.

Um die Ursache von einem Taubheitsgefühl zu finden, kann das Wissen um mehrere Spezifitäten der Störung, hilfreich sein. Bei einem Taubheitsgefühl wird unterschieden, ob die Taubheit nur über einen gewissen Zeitraum anhält oder ob sie dauerhaft vorliegt.

Ein vorübergehendes Taubheitsgefühl tritt bei jedem Menschen mindestens einmal im Lauf des Lebens auf. In den meisten Fällen ist die Ursache dafür ganz banal. Langes sitzen auf einem Bein oder eine andere ungünstige Körperhaltung sorgen dafür, dass ein Nerv oder Blutgefäß abgedrückt wird.

Besonders häufig passiert dies, beim Aufstützen des Ellenbogens oder aber während des Schlafens. Betroffene haben dann das Gefühl, als sei das entsprechende Körperteil „eingeschlafen“, es bitzelt, kribbelt und ist taub.

Darüber hinaus steht ein Taubheitsgefühl besonders häufig in einem direkten Zusammenhang mit einer Polyneuropathie. Bei einer Polyneuropathie handelt es sich um eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, die besonders oft bei Menschen, die an Diabetes mellitus leiden, in Erscheinung tritt.

Aus diesem Grund spricht man auch von einer sogenannten diabetischen Polyneuropathie. In diesen Fällen ist das Gefühl in den unteren Abschnitten der Beine und vor allem in den Füßen deutlich herabgesetzt. Dies betrifft auch die Wahrnehmung von Vibrationen. Eine besondere Gefahr der Polyneuropathie besteht darin, dass die Betroffenen Verletzungen in diesem Bereich nicht mehr wahrnehmen können.

Ein anhaltendes Taubheitsgefühl kann darüber hinaus mit einem Bandscheibenvorfall zusammenhängen. Je nach Ausprägung des Prolaps, kann die Bandscheibe auf die Wurzel eines Nerven drücken und auf diese Weise zu Hypästhesien in jenen Gebieten, die der Nerv ansteuert, führen.

Eine Schädigung der Nerven, die eine Hypästhesie zur Folge haben kann, kann auch im Zuge eines Unfalls entstehen oder mit einem Tumor, der die Nervenfasern abdrückt, im Zusammenhang stehen. Außerdem lassen sich bei einigen der Patienten, die an einem Taubheitsgefühl in einer oder mehrerer Körperregionen leiden, chronische entzündliche Prozesse im Bereich der Nervenfasern feststellen.

Ein weiteres klassisches und damit besonders häufiges Beispiel für Erkrankungen, die mit einer Hypästhesie einher gehen, ist das sogenannte Karpaltunnelsyndrom . Der Karpaltunnel ist ein Kanal der Handwurzel, der durch Knochen und Bindegewebe begrenzt wird. Er findet sich an der Innenseite des Handgelenks und wird dort von einem Bindegewebsband überspannt.

Durch diesen Tunnel verlaufen verschiedene Sehnen und der Nervus Medianus, also jener Nerv, der die Empfindungsfähigkeit und Beweglichkeit des Daumenballens und von Teilen der Hand vermittelt. Kommt es jetzt, als welchem Grund auch immer, zu einer Schwellung der Sehnenscheiden, so wird dieser Nerv innerhalb des Karpaltunnels eingeengt.

In Folge dessen kommt es zum Karpaltunnelsyndrom, das mit Taubheitsgefühlen einhergeht.

Auch bei Menschen, die regelmäßig große Mengen Alkohol zu sich nehmen und/oder bei einer insgesamt ungesunden Ernährung, kann das Auftreten von einem Taubheitsgefühl häufig beobachtet werden.

Dabei macht sich vor allem ein ausgeprägter Vitamin 12 oder Folsäuremangel durch eine negative Beeinflussung von Nervenfasern bemerkbar. Darübr hinaus können Verbrennungen die Nerven derart schädigen, dass auch nach dem Abheilen der betroffenen Körperstelle eine Taubheit zurück bleibt.

Zu letzt lässt sich eine relevante, zu einem Taubheitsgefühl führende Nervenschädigung auch im Rahmen verschiedener Infektionserkrankungen, zum Beispiel einer Meningitis , einer Borreliose oder einer Gürtelrose beobachten.

Wann sollte man bei Taubheitsgefühlen zum Arzt gehen?

Die möglichen Ursachen für das Auftreten von einem Taubheitsgefühl, können sehr vielseitig sein. In den meisten Fällen, sind diese eher banal, also absolut unbedenklich.

Dennoch macht es in einigen Fällen Sinn, die Gefühlsstörung ärztlich abklären zu lassen und der Ursache auf den Grund zu gehen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn es immer wieder (gegebenenfalls auch in sehr kurzen zeitlichen Abständen) zur Taubheit kommt oder aber wenn die Gefühlsstörung permanent anhält.

Gleiches gilt auch, wenn das Taubheitsgefühl erstmalig in Erscheinung tritt und sich kein Erkrenbarer Grund dafür feststellen lässt. Wenn man zuvor ungünstig gesessen hat und der Nerv dabei abgeklemmt worden sein kann, muss natürlich kein Arzt aufgesucht werden. Die Ursache für das Auftreten des Taubheitsgefühls ist in diesem Fall ja naheliegend.

Hält das Taubheitsgefühl jedoch an, kehrt häufig wieder oder verschlimmert sich sogar (indem es sich zum Beispiel ausbreitet), muss zeitnah ein Arzt aufgesucht werden. Auch ein Taubheitsgefühl, das von weiteren Symptomen, zum Beispiel Muskelschwäche oder Muskellähmungen, begleitet wird, gehört sofort ärztlich abgeklärt.

Diagnostik bei Taubheitsgefühlen

Untersuchungen im Überblick

Die Diagnostik bei Personen, die an einem Taubheitsgefühl leiden, gliedert sich in der Regel in mehrere Abschnitte.

Zu Beginn findet normalerweise ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) statt. Im Zuge dieses Gesprächs müssen die bei dem betroffenen PAtienten vorliegenden Gefühlsstörungen so genau wie möglich beschrieben werden.

Der Arzt fragt dabei nach der genauen Lokalisation des Taubheitsgefühls und danach, ob dieses dauerhaft vorliegt oder hin und wieder verschwindet. Zudem ist es wichtig zu klären, ob es Situationen gibt, in denen die Taubheit zu- oder abnimmt.

Darüber hinaus sollten im Verlauf des Arzt-Patienten-Gesprächs möglicherweise vorliegende Begleitbeschweren, zum Beipiel Lähmungserscheinungen, benannt werden. Die Aufgabe des Arztes ist es dann, zu prüfen, mit welcher Erkrankung/beziehungsweise Ursache die bei dem Patienten vorliegenden Symptome zusammenhängen können.

Er erarbeitet eine Verdachtsdiagnose und Differentialdiagnosen, die in weiterführenden Tests bestätigt oder ausgeschlossen werden sollen.

Im Anschluss an das Arzt-Patienten-Gespräch findet eine orientierende körperliche Untersuchung statt. Das Hauptaugenmerk dieser Untersuchung liegt auf Grund der vom Patienten beschriebenen Symptomatik auf dem Bewegungsapparat und dem Nervensystem.

Verschiedene orthopädische Tests können bereits einen ersten Hinweis auf die zugrunde liegende Problematik liefern. Der Arzt untersucht die Wirbelsäule und versucht zum Beispieleinen Bandscheibenvorfall als mögliche Ursache des Taubheitsgefühls zu bestätigen oder auszuschließen.

Auch einige neurologische Tests zeigen sich im Zuge der Diagnostik bei Patienten, die an einem Taubheitsgefühl leiden, als besonders hilfreich.

Neben den bereits genannten diagnostischen Verfahren, kann auch die Durchführung einer Bildgebung sinnvoll sein. Besonders nützlich zeigen sich in diesen Fällen die Magnetresonanztomografie (MRT) und die Computertomografie).

Im Anschluss an diese körperliche Untersuchung konnten die möglichen Ursachen in der Regel eingegrenzt werden. Nun gilt es, den genauen Grund für das Taubheitsgefühl zu finden.

Dabei hilft häufig die sogenannten Messung der Nervenleitgeschwindigkeit. Bei diesem Verfahreun misst der Arzt, wie schnell Nerven dazu in der Lage sind Informationen weiterleiten. Das Ergebnis kann auf eine möglicherweise bestehende Nervenschädigungen hinweisen.

Auch die Messung der elektrischen Muskelaktivität in Form einer Elektromyografie (EMG) zählt zu den wichtigsten diagnostischen Verfahren bei Personen, die an einem Taubheitsgefühl leiden.

Behandlung von Taubheitsgefühlen

Die Wahl der am besten geeigneten Behandlungsmethode bei Patienten, die an einem Taubheitsggefühl leiden, richtet sich maßgeblich nach der zugrunde liegenden Ursache. Aus diesem Grund ist vor dem Behandlungsbeginn eine umfangreiche Diagnostik essenziell.

Hinweis

Bei einem banalen Taubheitsgefühl, durch eine falsche Haltung oder Sitzposition, hilft es das betroffenen Körperteil kräftig auszuschütteln oder mit reibenden Bewegungen zu versorgen. In viele Fällen tritt dann ein schmerzhaftes Kribbeln auf, dass binnen kurzer Zeit verschwindet.

Wenn die Ursache für das Taubheitsgefühl in einem Bandscheibenvorfall gefunden wird, so kann dieser mit verschiedenen Verfahren therapiert werden. Dabei spielt vor allem das Ausmaß des Vorfalls eine entscheidende Rolle.

Wenn es durch den Prolaps bereits zu einem Taubheitsgefühl, das gegenenenfalls noch von Schmerzen, Kraftminderung und Lähmungserscheinungen begleitet wird, ist eine operative Korrektur in der Regel das Mittel der Wahl.

In jenen Fällen, in denen eine Polyneuropathie hinter dem Taubheitsgefühl steckt, hängt die Therapie davon ab, wodurch die Polyneuropathie getriggert wird. Zum Beispiel bei einer diabetische Polyneuropathie spielt vor allem eine optimale Einstellung des Blutzuckers eine entscheidende Rolle.

EIn Taubheitsgefühl im Zuge einer Alkoholsucht, verlangt den vollständigen Verzicht des Alkohols. Wenn das Taubheitsgefühl mit einem Vitamin B12 oder Folsäuremangel in Zusammenhang steht, so sollten diese Substanzen umgehend substituiert werden. Ein Ausgleich des Mangels kann auch das Taubheitsgefühl verschwinden lassen.

Tritt bei einem Patienten das Taubheitsgefühlt in Folge einer bakteriellen Infektion auf (zum Beispiel bei Meningitis oder Boreliose) kann eine Antibiotikatherapie hilfreich sein. Wenn das Taubheitsgefühl mit einer Herpesinfektion in Verbindung steht, behandelt der Arzt diese in der Regel mit dem Wirkstoff Aciclovir.

Zusammenfassung

Beim vorliegen von Taubheitsgefühlen, können manche Reize, wie Druck, Vibration oder Temperatur von den Betroffenen nicht mehr wahrgenommen werden. Die Ursachen können zwar völlig harmlos sein, es können sich jedoch auch andere Erkrankungen dahinter verbergen.

Eine ausführliche Diagnose ist daher notwendig um schwere Erkrankungen auszuschließen und Therapien einzuleiten.

Alle unsere medizinischen Inhalte werden regelmäßig überprüft und aktualisiert

  • Aktuelle Version
  • 17. Aug. 2022

Geschrieben von
Jessica Papic

Medizinisch geprüft am
17. Aug. 2022

Begriffe

Bandscheibenvorfall

Ein Bandscheibenvorfall beschreibt das Auftreten starker Schmerzen und ggf. motorischen und sensorischen Ausfallerscheinungen.
Unter dem Begriff Borreliose versteht man eine Erkrankung, die durch Zecken übertragen wird. Zu den für die Borreliose typischen Symptomen zählen Abgeschlagenheit, leichtes Fieber, Gelenk- und Muskelschmerzen, Kopfschmerzen und vor allem das bekannte Erythema migrans.
Unter dem Begriff Diabetes mellitus versteht man eine Erkrankung, die durch eine Störung des Zuckerstoffwechsels hervorgerufen wird. Betroffene Personen weisen einen mitunter deutlich erhöhten Blutzuckerspiegel auf, der langfristig die Entstehung einer Reihe von Folgeerkrankungen triggern kann.
Der Ausbruch der Gürtelrose beginnt meist mit sehr unspezifischen Symptomen. Da die Varizellen Zoster Viren vor allem die Nerven besiedeln und angreifen, nehmen Patienten meist an den betroffenen Stellen Schmerzen wahr, ohne dass sich die Krankheit schon im Sinne von Hautänderungen bemerkbar macht.
Hinter einem Karpaltunnelsyndrom können verschiedene Krankheiten als Ursachen stehen, bei denen es grundsätzlich gilt, diese abzuklären, da es sich hierbei in gewisser Weise um Risikofaktoren handelt.
Eine Meningitis ist eine Entzündung der Hirnhäute. In den meisten Fällen wird solch eine Entzündung durch Viren ausgelöst. Eine Hirnhautentzündung wird durch Bakterien seltener ausgelöst, allerdings hat diese Form der Meningitis einen viel schlimmeren Verlauf.
Von "Taubheit" (Gehörlosigkeit, Surditas, Anakusis) spricht man immer dann, wenn Töne oder Geräusche garnicht mehr wahrgenommen werden können.

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