Medisigel logo
Gesundheit von A-Z

Nabelbruch

Profilbild von Dr. Moritz Wieser

Geschrieben von
Dr. Moritz Wieser (Arzt)

Unter dem Begriff Nabelbruch (Nabelhernie), versteht man eine Lücke in der Bindegewebshülle der Bauchwand, die im Bereich des Bauchnabels entsteht. In der Regel macht sich der Nabelbruch bzw. die Nabelhernie bei den Betroffenen zuerst durch eine sichtbare Vorwölbung am Nabel bemerkbar. Schmerzen oder andere Beschwerden verursacht ein Nabelbruch erst einmal nicht.

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren eines Nabelbruchs?

Wenn es zu einem Nabelbruch kommt, bildet sich eine Lücke oder ein Riss im Bereich der sogenannten Bauchwandfaszie. Genauer genommen entsteht diese Lücke in unmittelbarer Nähe des Bauchnabels. Unter dem Begriff Bauchwandfaszie (Muskelhaut), versteht man eine Bindegewebshülle, deren Aufgabe es ist, die Bauchwand zu stabilisieren.

Direkt hinter dem Bauchnabel des Menschen findet sich eine sehr dünne Faszie und etwas Bindegewebe. Diese dünne Stelle stellt eine natürliche Schwachstelle in der Bauchwand dar. In der Medizin bezeichnet man sie auch als Bruchpforte. Aufgrund dieser Schwachstelle, kann es passieren, dass sich das Bauchfell, also die innere Schicht der Bauchwand, durch die Lücke nach außen stülpt. Dies äußert sich bei den Betroffenen durch eine sichtbare Vorwölbung im Bereich des Bauchnabels. In diesem Zusammenhang spricht man von dem sogenannten Bruchsack. Wenn hingegen besonders hoher Druck auf das Abdomen einwirkt, kann es sein, dass sich neben dem Bauchfell auch Teile des Dünndarms nach außen hervor schieben. Für die Betroffenen ist das ziemlich schmerzhaft und bedarf einer zeitnahen Behandlung.

Achtung

Ein besonders hohes Risiko für die Entstehung eines Nabelbruchs haben Frauen während der Schwangerschaft, Neugeborene, Säuglinge oder Menschen mit Aszites (Bauchwassersucht).

Darüber hinaus besteht auch ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Nabelhernien und einer familiären Veranlagung in Form einer ausgeprägten Bindegewebsschwäche. Ein weiterer, nicht zu vernachlässigender Risikofaktor für das Auftreten solcher Hernien, sind chirurgische Eingriffe im Bauchraum. Wenn sich das Bauchfell mitsamt Bauchorgananteilen durch eine Narbe schiebt, nennt man das jedoch im engeren Sinne Narbenbruch .

Ein Nabelbruch betrifft besonders häufig Neugeborene und/ oder Säuglinge. Grund dafür ist die Tatsache, dass der Nabelring, durch den die Nabelschnur gelaufen ist, offen steht. Erst im Laufe der Zeit, beginnt diese Stelle damit zu vernarben, was die Lücke in der Bauchwand letztendlich schließt.

Wissenswert

Ein Nabelbruch kann bei ungefähr fünf bis zehn Prozent aller Säuglinge nach der Geburt beobachtet werden. Vor allem bei Kinder mit sehr niedrigem Geburtsgewicht und bei Frühgeborene treten besonders häufig Hernien am Bauchnabel auf.

Ein Nabelbruch kann auch im Erwachsenenalter auftreten. Risiko von Komplikationen wie zum Beispiel einer Einklemmung (Inkarzeration) liegt bei Erwachsenen mit Nabelbruch bei ungefähr 30 Prozent.

Was sind die Symptome eines Nabelbruchs?

Die Symptome, die durch einen Nabelbruch hervorgerufen werden, sind vor allem von dem Ausmaß der Vorwölbung abhängig. Darüber hinaus, können sich die Beschwerden auch in Abhängigkeit von dem jeweiligen Bruchinhalt unterscheiden. Besonders riskant ist die sogenannte Inkarzeration (Inhalt des Bruchsackes wird eingeklemmt).

Das wohl wichtigste Anzeichen für das Vorliegen eines Nabelbruchs sind eine sichtbare Schwellung oder Vorwölbung, die sich im Bereich des Bauchnabels zeigt. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass ein Nabelbruch unter Umständen so klein sein kann, dass eine Vorwölbung von außen gar nicht sichtbar ist. In Situationen, in denen der, auf das Abdomen einwirkende, Druck ansteigt, tritt in der Regel auch der Nabelbruch weiter hervor. Das kann vor allem beim Husten , beim Pressen oder beim Heben schwerer Lasten beobachtet werden.

Symptome im Überblick

Je nachdem, wie stark der Nabelbruch bzw. die Nabelhernie ist, können keine, bis sehr schwere Symptome auftreten:

  • häufig asymptomatisch
  • leichte Vorwölbung im Bereich des Bauchnabels
  • Anwachsende Vorwölbung
  • plötzliche Schmerzen
  • Blaufärbung der Haut um den Bauchnabel
  • Reizung des Bauchfells (Schmerzen beim Betasten)
  • Übelkeit und/oder Erbrechen
  • Fieber
  • Schweißausbrüche
  • Herzrasen
  • Rötung über dem Nabel

Besonders kleine Hernien, im Bereich des Bauchnabels, verursachen in der Mehrzahl der Fälle keinerlei Beschwerden. Bei einer solchen Hernie spricht man von einem sogenannten asymptomatischen Nabelbruch. Kommt es im Zuge des Auftretens von Bauchorganen durch eine Schwachstelle der Bauchwand hingegen zu Beschwerden, spricht man von einem symptomatischen Nabelbruch.

Treten plötzlich Schmerzen auf und/oder verfärbt sich die Haut im Bereich des Nabelbruchs bläulich, ist das ein deutlicher Hinweis für eine Einklemmung des Bruchsackinhalts (Inkarzeration). Bei einer solchen Einklemmung handelt sich um eine Notfallsituation, die der umgehenden ärztlichen Behandlung bedarf.

Bevor es zu einer Inkarzeration kommt, nimmt der Nabelbruch in der Regel an Größe deutlich zu. Das ist der Moment, indem sich neben dem Bauchfell auch Anteile der Baucheingeweide, vor allem des Dünndarms, nach außen stülpen. In einigen Fällen lässt sich der Inhalt des Bruchsacks mit leichtem Druck zurück in den Bauchraum schieben. In diesem Zusammenhang spricht man von einer sogenannten Reposition. Wenn dies nicht möglich ist, handelt es sich bei der Hernie um eine nicht-reponierbare Nabelhernie.

Häufig ist der Inhalt des Bruchsacks dann eingeklemmt. Bei den betroffenen Patienten macht sich die Inkarzeration durch plötzlich einschießende Schmerzen bemerkbar. Außerdem entwickelt sich im Verlauf ein Peritonismus (Reizung des Bauchfells) aus. Dabei reagiert die Bauchdecke auf Druck oder Erschütterung mit Schmerzen (Erschütterungsschmerz). Aufgrund der starken Schmerzen kommt es häufig zu einer Aktivierung des Brechzentrums im Gehirn . Aus diesem Grund geht ein eingeklemmter Nabelbruch oft mit Übelkeit und Erbrechen einher.

Wie wird der Nabelbruch diagnostiziert?

Wenn jemand den Verdacht hat, einen Nabelbruch aufzuweisen, sollte zeitnah ein Hausarzt aufgesucht werden. Er ist der erste Ansprechpartner und kann, falls notwendig, eine Überweisung zu einem Chirurgen ausstellen.

Diagnostik eines Nabelbruchs bzw. einer Nabelhernie

Um einen Nabelbruch sicher diagnostizieren zu können, geht der Arzt folgendermaßen vor:

Zu Beginn findet in der Regel ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) statt. Im Zuge dieses Gesprächs sollten die, bei dem betroffenen Patienten, vorliegenden Symptome so genau wie möglich besprochen werden. Darüber hinaus ist es wichtig, mögliche Begleitsymptome zu benennen und zu prüfen, ob diese mit einem Nabelbruch in Zusammenhang stehen können oder ob die Zusammenschau aller bestehenden Beschwerden eher auf eine andere Erkrankung hindeutet. Darüber hinaus spielt die Krankengeschichte, vor allem im Hinblick auf chirurgische Eingriffe im Bauchraum, bei der Diagnostik, eine entscheidende Rolle.

Im Anschluss an das Arzt-Patienten-Gespräch, findet in der Regel eine orientierende körperliche Untersuchung statt. Im Falle eines Nabelbruchs liegt der Schwerpunkt dieser Untersuchung vor allem auf den Bauchorganen. Zu Beginn inspiziert der Arzt den Bauch des Patienten und achtet dabei auf sichtbare Auffälligkeiten wie Schwellungen, Rötungen, Hämatome oder andere Hauterscheinungen. Bei einer Nabelhernie bemerkt er eine Schwellung, die im Bereich des Bauchnabels lokalisiert ist. Solange diese Schwellung hautfarben ist, besteht zunächst kein Grund zur Besorgnis. Sollte die Vorwölbung jedoch eine bläuliche Färbung annehmen, handelt es sich um eine Inkarzeration, die unbedingt umgehend therapiert werden muss. In 95 Prozent der Fälle ist der Nabelbruch gut von außen sichtbar. Im weiteren Verlauf der Untersuchung tastet der Arzt den Bauch (Abdomen) ab und versucht, die Hernie zu repositionieren.

Zuzüglich zum Blick und Tastuntersuchung, stellt die Ultraschalluntersuchung eine der wichtigsten diagnostischen Maßnahmen einer Nabelhernie dar.

Therapie bei einem Nabelbruch

Die Wahl der am besten geeigneten Behandlungsstrategie bei einem Nabelbruch, richtet sich vor allem nach dem Schweregrad der Erkrankung. Außerdem hat auch das Alter des betroffenen Patienten einen entscheidenden Einfluss auf die Therapie.

Hinweis

Ein angeborener Nabelbruch bei Säuglingen wird zum Beispiel überhaupt nicht behandelt. Grund dafür ist die Tatsache, dass er sich mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 90 Prozent von allein zurückbildet. Man nimmt also eine abwartende Haltung ein und kontrolliert den Nabelbruch bei den regelmäßigen U-Untersuchungen.

In manchen Fällen kommt eine sogenannte Nabelbruch-Bandage zum Einsatz. Diese Bandage sitzt elastisch, aber eng um den Bauch und dient der Stabilisierung der Bauchdecke. Der Einsatz solcher Bandagen ist mittlerweile jedoch umstritten, denn eine mögliche Inkarzeration kann auf diese Weise nicht verhindert werden. Außerdem kann die Bandage, wenn sie über einen längeren Zeitraum getragen werden muss, Druckschäden am Bauch hervorrufen und die Bauchdecke zusätzlich schwächen.

Achtung

Wenn ein Erwachsener an einem Nabelbruch leidet, muss dies in den meisten Fällen operativ behandelt werden. Bei Kindern hingegen wartet man häufig.

Eine Nabelbruch-Operation im Kindesalter ist selten notwendig. Sollte die Bruchpforte jedoch bis zum 6. Lebensjahr bzw. bis zur Einschulung nicht geschlossen sein, ist davon auszugehen, dass sie sich nicht mehr von allein schließen wird. In solchen Fällen wird dann ein operativer Eingriff geplant.

Bei der klassische Nabelbruch Operation gibt es verschiedene Methoden. Welche davon für den jeweiligen Patienten am besten geeignet ist, hängt maßgeblich mit der Größe des Nabelbruchs und dem Zustand des Betroffenen zusammen. Jeder der gängigen Operationsmethoden ist jedoch gemein, dass der Bruchsack zurück in den Bauchraum geschoben und die Bruchpforte stabilisiert bzw. verschlossen wird. Wenn jedoch eine größere Lücke in der Bauchwand vorliegt, kann zum Beispiel ein Kunststoffnetz eingesetzt und fixiert werden.

Eine operative Korrektur eines Nabelbruchs kann in manchen Fällen ambulant durchgeführt werden. Das bedeutet, dass die Patienten nach der Operation und einer gewissen Beobachtungszeit wieder nach Hause entlassen werden. Es ist jedoch auch möglich, dass man nach dem chirurgischen Eingriff ein paar Tage stationär aufgenommen wird. Während der Hernien-Korrektur bekommt der Betroffene in der Regel eine Vollnarkose. Es gibt aber auch Fälle, bei denen ein Dämmerschlaf vollkommen ausreichend ist.

Wie ist die Prognose eines Nabelbruchs?

Die Prognose der Nabelhernie ist sehr gut. Meist ist gar kein operativer Eingriff notwendig. Eine Inkarzeration von Darmanteilen ist jedoch ein Notfall und muss unverzüglich operiert werden, falls eine manuelle Reposition nicht möglich ist.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einem Nabelbruch

Im Falle eines kleineren operativen Eingriffs, sind die betroffene Patienten zumeist dazu in der Lage sich bereits kurze Zeit nach der Operation wieder frei zu bewegen. Dabei muss jedoch darauf geachtet werden, dass die Schmerzen im vertretbaren Rahmen bleiben. Mit sportlicher Aktivität, zum Beispiel dem Fahrradfahren oder Joggen, sollte erst ein bis zwei Wochen nach dem Eingriff wieder begonnen werden.

Darüber hinaus ist in der ersten Zeit nach dem Verschluss der Bruchpforte darauf zu achten, dass keine schweren Gewichte gehoben werden. Auch auf eine größere Belastung der Bauchdecke, zum Beispiel beim Bauchmuskeltraining, sollte noch mindestens sechs Wochen verzichtet werden. Andernfalls riskiert man ein Wiederauftreten der Nabelhernie (Rezidiv).

Zusammenfassung

Die Nabelhernie bezeichnet eine Vorwölbung von Brucheingeweiden durch eine Lücke in der Bauchwand im Bereich des Nabels. Meist sind die Hernien harmlos und nur ein kosmetisches Problem. Sollte die Einklemmung von Darminhalt oder anderem Gewebe im Bruchsack erfolgen, ist eine sofortige Operation notwendig.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Ja, oft ist ein Nabelbruch nicht behandlungsbedürftig und hat demnach auch keinen eigentlichen Krankheitswert.

Ein Nabelbruch ist prinzipiell keine gefährliche Erkrankung. Es kommt hier einfach durch eine Lücke in der Bauchwand (meist aufgrund einer Disposition) zu einer Vorwölbung von Baucheingeweiden.

Der Eingriff zur Operation eines Nabelbruches ist in der Regel nicht sehr kompliziert, sodass man oft bereits am nächsten Tag oder innerhalb von wenigen Tage wieder nach Hause gehen kann.

Bei einem Nabelbruch kann man alles essen. Diesbezüglich gibt es keine Einschränkungen.

Sollte es zu akuten Schmerzen im Bereich des Bruches kommen oder zu einer Entzündung, ist eine Operation indiziert. Diese sollte dann noch oft am selben Tag erfolgen und stellt einen Notfall dar.

Sollte sich die Hernie oder der Inhalt der Hernie entzünden, muss eventuell eine zeitnahe OP erfolgen.

Oft ist eine Operation nicht angezeigt. Kommt es jedoch zur Einklemmung von Baucheingeweiden mit Schmerzen oder ist der Bruch sehr groß kann eine Operation notwendig sein.

Ein Nabelbruch heilt selten voll alleine.

Ein Nabelbruch wird von einem Allgemeinchirurgen operiert.

Die OP ist relativ unkompliziert und dauert meist von einer halben Stunde bis zu einer Stunde.

Ein Nabelbruch schränkt die Lebenserwartung nicht ein.

Medisiegel icon

Nabelbruch einfach erklärt

Nabelhernie

Häufigkeit

  • 9 % aller Hernien
  • Frauen > Männer

Risikofaktoren

  • Übergewicht
  • Schwangerschaft
  • Aszites
  • genetische Veranlagung
  • Bindegewebsschwäche

Ursachen

  • angeborener Nabelbruch
  • erworbener Nabelbruch
  • Übergewicht
  • Schwangerschaft
  • Husten
  • Heben schwerer Lasten
  • Aszites

Pathophysiologie

  • Druckerhöhung im Abdomen > Vorstülpung eines Bruchsacks durch Schwachstelle im Bereich des Bauchnabels

Symptome

  • Schwellung
  • asymptomatischer Verlauf

Komplikationen

  • Inkarzeration

Diagnose

  • Anamnese
    • Haben sie eine Schwellung im Bereich des Bauchnabels?
    • Tritt beim Husten, Niesen, schweren Heben oder Pressen eine sichtbare Beule im Bereich des Bauchnabels auf?
    • Sind sie Schwanger oder haben sie vor Kurzem entbunden?
    • Leiden sie unter einer Bindegewebsschwäche?

Therapie

  • Operation

Präventionsmaßnahmen

  • Bewegung
  • Gewichtsabnahme
  • Anheben schwerer Lasten vermeiden

Prognose

  • sehr unterschiedliche Prognose

Medisiegel

Newsletter anmelden

Unsere Artikel sollen Ihnen einen ersten Eindruck von einem medizinischen Thema vermitteln. Sie ersetzen keine ärztliche Untersuchung und Beratung.
Wir übernehmen keine Gewähr für die inhaltliche Richtigkeit und Vollständigkeit der Darstellung.

Copyright © 2022, Medisiegel. All rights reserved.