Geschrieben von Dr. Moritz Wieser (Arzt)
Eine Mastoiditis ist eine Erkrankung, bei der es zum Auftreten entzündlicher Prozesse im sogenannten Warzenfortsatz (Mastoid), der sich hinter den Ohren befindet, kommt. Da das Innere des Mastoids nicht vollständig mit Knochenmaterial ausgekleidet, sondern von Schleimhautzellen durchsetzt ist, kann es dort besonders schnell zu einer Entzündung kommen. Im Verlauf kommt es bei der Mastoiditis zur Destruktion der knöchernen Septen im Inneren des Warzenfortsatz.
Die Mastoiditis ist in vielen Fällen eine der möglichen Komplikationen der Mittelohrentzündung (Otitis media), bei der es zu einem Übergriff der Entzündung auf den Warzenfortsatz (Mastoid/Processus mastoideus) des Schläfenbeins kommt.
Das Mastoid steht mit der sogenannten Paukenhöhle der Ohren in einem direkten Kontakt, deswegen ist es im Zuge einer Mittelohrentzündung besonders einfach, dass die entzündlichen Prozesse auf den Warzenfortsatz übergreifen. Aus diesem Grund stellt die Mastoiditis die häufigste Komplikation der Mittelohrentzündung dar.
Vor allem Kinder und Jugendliche entwickeln häufig Entzündungen im Bereich des Mittelohrs und sind deshalb auch öfter von einer Entzündung des Warzenfortsatzes betroffen als Erwachsene. Ungefähr 1,2 bis 1,4 von 100.000 Kindern und Jugendlichen entwickeln im Verlauf einer Otitis diese Komplikation.
Grundsätzlich unterscheidet man die akute von der chronischen Form dieser Erkrankung. Mediziner bezeichnen die chronische Entzündung des Warzenfortsatz auch als maskierte oder verschleierte Mastoiditis. Obwohl die chronische Verlaufsform vergleichsweise selten in Erscheinung tritt, sind deren Auswirkungen um ein Vielfaches schwerer als die der akuten Mastoiditis. Da es in der Regel weder zum Auftreten von Entzündungszeichen noch zu Schmerzen kommt, können die entzündlichen Prozesse über Monate bestehen bleiben. Die bakteriellen Erreger innerhalb des Warzenfortsatz können sich aus diesem Grund über einen langen Zeitraum ungestört vermehren und in andere Bereiche des Körpers ausbreiten. Zu den möglichen Komplikationen zählen zum Beispiel Entzündungen der Hirnhäute (
In den meisten Fällen ist die Mastoiditis die direkte Folge einer Mittelohrentzündung. Diese wird durch bakterielle Krankheitserreger wie Pneumokokken, Streptokokken und Haemophilus influenza Typ b hervorgerufen. Bei Säuglingen lassen sich zudem häufig
Neben der Mittelohrentzündung kann die Mastoiditis auch mit viralen Infektionen des Hals- und Rachenraums in Zusammenhang stehen. Bei den betroffenen Patienten wird das Immunsystem durch die Viren stark geschwächt. Infolgedessen ist es für bakterielle Erreger besonders einfach, entzündliche Prozesse zu generieren.
Es gibt einige Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit der Entstehung einer Entzündung des Warzenfortsatz deutlich steigern können. In der Medizin bezeichnet man solche Faktoren als Risikofaktoren.
Zu den wichtigsten Risikofaktoren zählen:
Zwischen dem Auftreten der Mittelohrentzündung und den ersten Symptomen, die auf eine Mastoiditis hinweisen, vergehen in den meisten Fällen zwei bis vier Wochen. Typisch für den Zusammenhang zwischen einer Mittelohrentzündung und Mastoiditis ist das vollständige Abklingen und plötzlich erneute Aufflammen der Symptome. Im Allgemeinen sind sich die Symptome beider Erkrankungen nämlich sehr ähnlich.
Wenn eine Entzündung im Bereich des Warzenfortsatz besteht, entwickeln die meisten der betroffenen Personen Schmerzen, die nicht bloß im Ohr, sondern auch um das Ohr herum lokalisiert sind. Die Schmerzen sind dabei pochend und stechend. Zudem hören die Erkrankten in den meisten Fällen ein Puls-Klopfen in dem Ohr der entzündeten Seite. Wie bei der einfachen Mittelohrentzündung nimmt auch dann, wenn die Entzündung auf das Mastoid übergegangen ist, das Hörvermögen wahrnehmbar ab. Kleine Kinder und Säuglinge fallen in dieser Situation vor allem durch Unruhe, Schlafprobleme und heftiges Schreien auf. Darüber hinaus entwickelt sich im Zuge der Infektion eine allgemeine Symptomatik mit
Im Falle der maskierten Mastoiditis kommt es nicht zum Auftreten von Rötungen und Schwellungen hinter dem Ohr. Vielmehr entwickeln die betroffenen Patienten unspezifische Beschwerden wie Bauch- und Kopfschmerzen sowie
Die Diagnostik bei Personen, bei denen der Verdacht auf das Vorliegen einer Entzündung des Warzenfortsatzes besteht, findet in verschiedenen Abschnitten statt. Während eines ausführlichen Arzt-Patienten-Gesprächs (Anamnese) beschreibt der erkrankte Patient die bei ihm vorliegenden Beschwerden. Typisch für eine Mastoiditis sind zum Beispiel Ohrenschmerzen, die erst abklingen und wenige Wochen später wieder auftauchen. Darüber hinaus kann es zu einer ausgeprägten Abnahme der Hörfähigkeit kommen. Zudem beschreiben die Patienten mit einer Mastoiditis häufig, dass ihnen eitriges Sekret aus dem schmerzenden Ohr abläuft.
Im Anschluss erfolgt eine HNO-ärztliche Untersuchung. Im Zuge dieser Untersuchung fällt auf, dass die Ohrmuschel auf der beeinträchtigten Seite absteht. Zudem gibt der Patient beim Abtasten des Mastoids Schmerzen an. Nach Inspektion und Palpation führt der Arzt eine Ohrenspiegelung (Otoskopie) durch. Bei dieser Untersuchung lassen sich die typischen Anzeichen einer Mittelohrentzündung finden. Darüber hinaus ist die hintere Gehörwand zumeist stark geschwollen und gerötet.
Sollte sich der Verdacht auf eine Mastoiditis nach Anamnese und Untersuchung bestätigen, so können weitere diagnostische Maßnahmen eingeleitet werden. Dabei spielt vor allem die Computertomografie (CT) eine entscheidende Rolle. Mithilfe dieser bildgebenden Untersuchungsmethode lassen sich Komplikationen der entzündlichen Prozesse genau erkennen. Im CT lässt sich auch sehen, ob die Entzündung und das damit einher gehende eitrige Sekret in angrenzende Bereiche, zum Beispiel das Innenohr, eingebrochen ist.
Bei einer Laborkontrolle der Blutwerte kann erkannt werden, dass die sogenannten Entzündungsparameter angestiegen sind.
Bei der Mastoiditis handelt es sich um eine Infektion, die durch bakterielle Krankheitserreger hervorgerufen wird. Aus diesem Grund spielt die Gabe eines geeigneten Antibiotikums in deren Therapie eine entscheidende Rolle. Solange die ursächlichen Erreger noch nicht ermittelt wurden, wird dabei ein sogenanntes Breitbandantibiotikum, also ein Antibiotikum mit einem großen Erregerspektrum, verwendet. In den meisten Fällen kommt dabei Penicillin zum Einsatz. Als Alternative, etwa bei Personen, die auf Penicillin allergisch reagieren, können Cephalosporine verschrieben werden. Die Antibiotikagabe kann sowohl oral als auch intravenös erfolgen. Wenn allerdings ein Säugling oder Kleinkind von einer Mastoiditis betroffen ist, sollte die intravenöse Verabreichung vorgezogen werden. Nur auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass der Wirkstoff auch tatsächlich im Kind landet.
Darüber hinaus können die mit der Entzündung des Warzenfortsatz einher gehenden Schmerzen können mithilfe von Schmerzmitteln gelindert werden. Dazu eignen sich vor allem die Wirkstoffe
Bei sehr ausgeprägten entzündlichen Prozessen oder einem therapierefraktären Verlauf, kann es notwendig sein, dass Teile des Mastoids operativ entfernt werden müssen. In der Medizin nennt man die notwendige Operation Mastoidektomie. Dabei gibt es zwei verschiedene Verfahren. Die einfache und die radikale Mastoidektomie. Während bei einer einfachen Masteoidektomie lediglich die entzündeten Bereiche abgetragen werden, entnimmt man bei der radikalen Operation deutlich mehr Anteile des Wurmfortsatz.
In schweren Fällen kann eine Mastoidektomie (die chirurgische Entfernung beziehungsweise Teilentfernung des Mastoid) nötig sein.
Die Prognose der Mastoiditis unterscheidet sich je nach dem Schweregrad der Erkrankung. In unkomplizierten Fällen kann eine Behandlung mit Antibiotika, NSARs und abschwellenden Nasensprays zur vollständigen Heilung führen. Komplizierte Fälle benötigen manchmal einen chirurgischen Eingriff zur vollständigen Genesung.
Es kann jedoch auch bei einer Entzündung des Warzenfortsatz zu schwerwiegenden Komplikationen kommen. Zu den wichtigsten dieser Komplikationen zählen Abszesse, die unter der Knochenhaut gelegen sind, Einbrüche von eitrigem Sekret in die seitliche Muskulatur von Nacken und Hals (Bezold-Abszess) und Entzündungen der Hirnhäute (
Bei einer Mittelohrentzündung oder einer Mastoiditis können sämtliche Hausmittel zur Anwendung kommen, die entzündungshemmend und fiebersenkend wirken. Viele der betroffenen Patienten legen sich heiße Zwiebelsäckchen auf das erkrankte Ohr. Dieses Hausmittel riecht zwar etwas streng, wird aber von vielen Menschen als besonders schmerzlindernd beschrieben.
Die Nachsorge erfolgt nach dem Abklingen der Entzündung beim HNO-Facharzt. Insbesondere gilt es hier eine Beeinträchtigung des Hörsinns durch die Entzündung auszuschließen.
Die Mastoiditis ist eine Komplikation der Mittelohrentzündung, wobei es hier zu einer Entzündung der Schleimhaut des Warzenfortsatzes des Schläfenbeins kommt. Die Entzündung wird mit Antibiotika, entzündungshemmenden Schmerzmittel und mit Nasensprays behandelt. In schweren Fällen kann ein chirurgischer Eingriff zur Heilung der Mastoiditis notwendig sein.
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Geschrieben von
Dr. Moritz Wieser
Medizinisch geprüft am
5. Nov. 2022
Erkrankung zusammengefasst
Entzündung des Warzenfortsatz
Begriffe
Fazialisparese
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