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Splenomegalie

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Geschrieben von
Agsin Kjasimov (Arzt)

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Splenomegalie?

Die Splenomegalie beschreibt die pathologische Vergrößerung der Milz .

Hilfreich sind an dieser Stelle einige Eckdaten zur Anatomie und Funktion dieses Organs: die Milz ist ca. 4 cm hoch, 7 cm breit, 11 cm lang und hat ein Gewicht von etwas mehr als eine Tafelschokolade, 160 g. Sie liegt eingebettet in einer Nische im linken Oberbauch seitlich hinter dem Magen . Funktionell gehört die Milz zum Immunsystem; genauer dem lymphatischen System. Hier werden die sogenannten Lymphozyten (T- und B- Zellen) als Teil des erworbenen Immunsystems bei Bedarf aktiviert. Die zweite wichtige Funktion ist die Blutzellmauserung: dabei werden rote Blutkörperchen (Erythrozyten) nach einer durchschnittlichen Lebensdauer von etwa 120 Tagen abgebaut. Zusätzlich zu den Erythrozyten werden die Blutplättchen (Thrombozyten), die bei der Wundheilung eine wichtige Rolle spielen, abgebaut.

Für die Vergrößerung der Milz gibt es nun etliche, unterschiedliche Ursachen. Dabei ist es hilfreich, diese zu kategorisieren.

Die Milz vergrößert sich aufgrund:

  1. 01
    zunehmender Aktivität
  2. 02
    Stauungs des Blutes
  3. 03
    Verdrängung des Milzgewebes

1. zunehmende Aktivität: Kommt es im Rahmen von Erkrankungen zu defekten oder veränderten Blutzellen (zum Beispiel bei speziellen Blutarmutsformen), muss die Milz deutlich mehr abbauen und damit die Aktivität steigern. Dies führt in der Regel auf Dauer zu einer Splenomegalie. Da die Milz zu einem wichtigen Teil des Immunssystems gehört, kann bei viralen, bakteriellen oder auch parasitären Infektionen die verstärkte Arbeit des Immunsystems und damit die Bereitstellung von T- und B- Zellen zu einer Milzvergrößerung führen. Etliche Autoimmunerkrankungen aus dem Bereich der entzündlichen Gefäß- und Rheumaerkrankungen können ebenfalls zu einer gesteigerten Produktion von Lymphozyten in der Milz beitragen.

2. Stauung des Blutes Bei Menschen mit chronischen Lebererkrankungen, wie der Leberzirrhose (bindegewebigen Umwandlung des Lebergewebes, zum Beispiel im Rahmen von übermäßigem Alkoholgenuss), kann das Blut über die Leber nicht richtig abfließen. Dies führt zu einer rückwärtsgerichteten Stauung des Blutes- in einigen Fällen auch in der Milz . Dieser krankhafte Mechanismus wird als portale Hypertension bezeichnet.

3. Verdrängung des Milzgewebes Bei einigen Blut- oder Lymphdrüsenkrebserkrankungen, wie beispielsweise Leukämien oder Lymphomen, kann das milzeigene Gewebe verdrängt werden. Dies führt dann klassischerweise zu einer Splenomegalie.

Bei bakteriellen Erkrankungen oder sonstigen fieberhaften Infekten ist meist eine leichte Splenomegalie von einem Milzgewicht unter 500 g zu erwarten.

Bei der Stauung des Blutes in der Milz im Rahmen von beispielsweise Lebererkrankungen und dem damit gestörten Abfluss des Blutes, ist eine moderate Splenomegalie zwischen 500 und 800 g zu erwarten.

Wissenswert

Als extreme Splenomegalie wird eine tastbare Milz, welche mehr als 8 cm unter dem Rippenbogen liegt und/oder einem Organgewicht von über 1000 g hat, bezeichnet.

Was sind die Symptome einer Splenomegalie?

Eine Milzvergrößerung kann zunächst mit unspezifischen Symptomen wie Druckgefühl oder Bauchschmerzen in der linken oberen Flanke einhergehen. Völlegefühl und Übelkeit können aufgrund des verdrängenden Effektes von Magen und Darmanteilen zusätzlich auftreten.

Die Splenomegalie kann auch zu einer Überfunktion der Milz führen, die dann als "Hypersplenismus" bezeichnet wird. Hierbei kommt das im Rahmen eines verstärken Abbaus aller Blutzellreihen (weiße Blutkörperchen, rote Blutkörperchen und Blutplättchen) zu einer sogenannten Panzytopenie, sprich der möglichen Verminderung aller Blutzellen. Dieses kann für den Patienten zu mehreren Symptomen führen. Der Abfall der roten Blutkörperchen kann zu einer Blutarmut führen. Eine Blutarmut zeigt sich dadurch, dass der Patient sich nicht richtig belasten kann und sehr schnell kurzatmig wird.

Die roten Blutkörperzellen, welche dann durch die überaktive, vergrößtete Milz zerstört werden, transportieren den Sauerstoff durch unseren Körper. Die vergrößtere Milz kann auch die weißen Blutkörperchen zerstören, was zu mehreren Infektionen führen kann. Durch eine Zerstörung der Blutplättchen, kann die Gerinnung nicht mehr gut funktionieren und es kommt zu kleinen Blutungen, die der Patient an seinem Körper manchmal durch kleine rote Punkte wahrnimmt.

Auch kann eine vergrößerte Milz auf eine Schädigung der Leber hindeuten, sodass nach Zeichen eines Leberschadens gesucht werden sollte. Ein Leberschaden verursacht verschiedene Symptome, besonders charakteristisch ist eine gelbliche Verfärbung der Haut , die aber erst in einem späteren Stadium der Erkrankung auftritt. Insgesamt stellt die vergrößerte Milz daher viele verschiedene Symptome dar.

Wie wird die Splenomegalie diagnostiziert?

Bei Verdacht auf eine Splenomegalie (vergrößerte Milz) kann zunächst das Abtasten des Bauches Hinweise auf eine Vergrößerung der Milz geben, etwa durch das Tasten des Organs unterhalb des linken Rippenbogens, für gewöhnlich ist dies bei normalgewichtigen Menschen eher schwierig.

Hilfreich und diagnostisch sehr präzise ist dann schließlich der Ultraschall. Hierbei können die Maße abgemessen werden. Nach Poulin können dann folgenden Befunde erhoben werden:

  • Normalbefund: < 11 cm
  • Moderate Splenomegalie: 11–20 cm
  • Schwere Splenomegalie: > 20 cm

Ist der Ultraschall nicht wegweisend oder wirft neue Fragen auf, eignet sich je nach Bedarf ein CT oder ein MRT.

Notwendig und wegweisend sind auch Blutkontrollen. Dabei geht es meist um die Frage von Blutarmut, Blutverlust oder Veränderung des Immunsystems. Klassische Laborwerte, die hierzu untersucht werden, sind:

  • Hämoglobin (Sauerstoffträger in den Erythrozyten)
  • Erythrozyten (rote Blutkörperchen)
  • Thrombozyten (Blutplättchen)
  • Leukozyten (weiße Blutkörperchen, Bestandteil des Immunsystems)

Therapie bei Splenomegalie

Die Therapie richtet sich entsprechend der Ursache der Splenomegalie. Unter Umständen ist eine dringende und sofortige Intervention wie bei Leukämien oder auch Blutungsgefahr durch eine Milzruptur notwendig.

Wie ist die Prognose einer Splenomegalie?

Auch zur Prognose kann nur in Bezug auf die Ursache der Splenomegalie konkret Auskunft gegeben werden. So ist bei bakteriellen, viralen oder parasitären Erregern, die zur Milzvergrößerung geführt haben, nach einer medikamentösen Therapie eine schnelle Verbesserungen zu erwarten.

Zusammenfassung

Die Splenomegalie ist die pathologische Vergrößerung der Milz aufgrund gesteigerter Aktivität, Rückstauung des Blutes oder Verdrängung des Milzgewebes durch Infiltration von Blutprodukten, die im Übermaß gebildet werden. Die Diagnose und Therapie sowie die Prognose richten sich nach der jeweiligen Ursache.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Die Frage lässt sich nur beantworten, wenn klar ist, was die Ursache der Fehlfunktion ist. In den meisten Fällen kann diese durch medikamentöse oder operative Therapie behoben werden.

Menschen, die keine Milz mehr haben, sind einer erhöhten Infektanfälligkeit ausgesetzt. Daher ist bei fieberhaften Infekten oder bei einem Verdacht immer eine frühe antibiotische Therapie zu überlegen.

Ja. Bei entsprechender Therapie kommt es meist zur Normalisierung der Größe der Milz. Bei Rupturgefahr, muss die unter Umständen entfernt werden.

Je nach dem, welche Ursache hinter der Vergrößerung der Milz steckt, kann das unter Umständen gefährlich sein.

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Splenomegalie einfach erklärt

Milzvergrößerung

Betroffene

Organe(e):

Milz

Risikofaktoren

  • Infektionskrankheiten
  • Krebserkrankungen
  • Erbkrankheiten
  • Stoffwechselerkrankungen

Ursachen

  • Infektionskrankheiten
  • Tumoren
  • Erbkrankheiten
  • Stoffwechselerkrankungen
  • andere Erkrankungen

Symptome

  • Bauchschmerzen im linken Oberbauch

Komplikationen

  • Hypersplenismus
  • Milzruptur

Diagnose

  • Anamnese
    • Lag bei ihnen in letzter Zeit eine Infektion vor?
    • Leiden Sie an einer chronischen oder bösartigen Erkrankungen (Tumoren)?
    • Haben sie Fieber?
    • Haben sie ungewollt an Gewicht verloren?
    • Schwitzen sie nachts sehr stark?
  • Körperliche Untersuchung
    • Tastuntersuchung der Milz
  • Ultraschalluntersuchung
    • Sono Abdomen zur Darstellung der vergrößerten Milz
  • Laboruntersuchung
    • Blutuntersuchung: Blutbild und Blutausstrich, BSG, Leberwerte, CRP, antinukleäre Antikörper, Rheuma-Faktoren, Coombs-Test, Leukozyten

Therapie

  • Behandlung der Grunderkrankung

Prognose

  • Abhängig von der ursächlichen Erkrankung

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