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Bauchschmerzen nach dem Stuhlgang

Profilbild von Leyla Al-Sayegh Geschrieben von Leyla Al-Sayegh

Was sind die Ursachen für Bauchschmerzen nach dem Stuhlgang?

Das Reizdarmsyndrom kann sich ganz verschieden zeigen. Die Ausprägung im Stuhlverhalten reicht von Durchfall bis hin zur Verstopfung . Auch in Hinsicht auf Schmerzen gibt es unterschiedliche Angaben: Manche Betroffene berichten über krampfartige Koliken, bei anderen treten eher anhaltende Schmerzen auf - da kommen und gehen sie. Manche leiden eher an Übelkeit, wieder andere an Blähungen. Bei einigen treten die Schmerzen in Abhängigkeit von Essen auf.

Viele berichten davon, dass sie durch die Defäkation, also durch den Stuhlgang , weniger Schmerzen haben. Bei anderen wiederum führt der Stuhlgang zu einer Verschlimmerung der Schmerzen im Bauch.

Der Zusammenhang zwischen den Schmerzen und der Darmentleerung - egal in welche Richtung - gilt auf jeden Fall als typisches Symptom beim Reizdarm-Syndrom.

Bislang konnte allerdings kein Lösungsansatz dafür gefunden werden, warum genau es im Rahmen des Reizdarmsyndroms zu Schmerzen während der Darmentleerung kommt. Dass bei Personen mit Reizdarmsyndrom Bauchschmerzen generell häufig auftreten, konnte dahingegen weitestgehend geklärt werden: Einerseits wird angenommen, dass der Darm bei Personen mit Reizdarmsyndrom schmerzempfindlicher ist.

So verursachen schon kleine Luftansammlungen, die vom Darm nicht weitertransportiert werden können durch eine mechanische Reizung der Nerven im Darm, große Schmerzen. Im Fachjargon wird die Überempfindlichkeit des Darms "viszerale Hypersensitivität" genannt.

Die viszerale Hypersensitivität tritt interessanterweise eher bei Reizdarmformen, die von Durchfall geprägt sind, auf. Reizdarmbetroffene, die eher zur Verstopfung neigen, berichten dafür eher weniger von derartigen Schmerzen.

Andererseits zeigen weitere Studien, dass es beim Reizdarmsyndrom zu einer Motilitätsänderung (also der Bewegungsfähigkeit) im Darm kommt. Beim Gesunden sammelt sich der Stuhl im Normalfall solange im letzten Teil des Darms, bis genug Dehnungsreiz entsteht, dass Stuhldrang verspürt wird und folglich die aktive Darmentleerung erfolgt.

Beim Reizdarmsyndrom wurde allerdings auf der einen Seite nachgewiesen, dass der Dehnungsreiz im Bereich des letzten Darmabschnittes weniger stark zum Stuhldrang führt - es braucht also mehr Dehnung um das Signal zum Toilettengang auszulösen.

Andersrum verhält es sich bei einer Dehnung in vorderen Abschnitten des Darms: Hier führt eine Dehnung der Darmwand zu einer stärkeren Antwort und damit zu einer stärkeren Bewegung im Darm.

Beides - sowohl das größere Stuhlvolumen im Enddarm als auch die verstärkte Darmbewegung in vorderen Darmabschnitten - kann ein unangenehmes Gefühl im Bauch verursachen.

Außerdem haben Studien gezeigt, dass eine veränderte Darmflora oder eine größere Durchlässigkeit des Darms für pathogene Keime zu den Symptomen beim Reizdarmsyndrom führen. Bislang lieferten die Daten jedoch noch keine eindeutigen Ergebnisse. Die Forschung geht allerdings intensiv weiter.

Wie äußern sich typische Symptome von Reizdarm in Verbindung mit Bauchschmerzen nach dem Stuhlgang?

Das Reizdarmsyndrom geht auf jeden Fall mit abnormalem Stuhlverhalten einher: Es kann sowohl zu häufigen weichem bis flüssigen, als auch - im Gegensatz dazu - zu seltenem hartem Stuhl kommen. Nicht nur die Stuhlgewohnheiten, sondern auch der Schmerzcharakter und die Schmerzlokalisation werden von Person zu Person verschieden angegeben.

Manche PatientInnen berichten über ziehende, stechende Unterleibsschmerzen. Von Frauen werden diese häufig mit Menstruationsbeschwerden verglichen.

Bei Anderen stehen schmerzhafte Blähungen, eine Zunahme des Bauchumfangs im Laufe des Tages und das Gefühl "die Luft nicht rauslassen zu können" im Vordergrund. Diese Patienten sind womöglich von der viszeralen Hypersensitivität betroffen. Das ist dann oft mit krampfhaften Schmerzen rechts und links im Oberbauch - unterhalb der Zwerchfellkuppeln verbunden, die auch während der Darmentleerung auftreten können.

Das liegt an der typischen Anatomie des Darms: Der Dickdarm beginnt nämlich rechts unten, wo der Dünndarm in ihn einmündet und verläuft dann hinauf bis unter den rechten Rippenbogen. Dort bildet er dann eine "Kurve" - die rechte Kolonflexur - und zieht quer bis unter den linken Rippenbogen. Auch hier findet sich wieder eine Kurve - die linke Kolonflexur -, sodass er dann weiter nach links unten und dann in einem S-förmigen Verlauf zum Anus zieht. Die überschüssige Luft sammelt sich also an den obersten Abschnitten (den zwei Kolonflexuren) und verursacht dort eine Reizung.

Andere Betroffene kämpfen dahingegen mehr mit starken Schmerzen im Bereich des Enddarms oder Anus bei der Darmentleerung. Das lässt sich am ehesten durch die gestörte Darmmotilität erklären.

Wieder Andere geben im Gegenteil dazu sogar an, dass die Schmerzen verstärkt vor dem Stuhlgang auftreten und ein Toilettengang sogar eine Linderung schafft.

Wie kann man Bauchschmerzen nach dem Stuhlgang effektiv behandeln?

Um Bauchschmerzen während und nach dem Stuhlgang effektiv behandeln zu können, muss zuerst die Ursache für die Beschwerden gefunden werden. Schmerzen während der Darmentleerung sind zwar ein typisches Symptom beim Reizdarmsyndrom, können aber aus unterschiedlichsten Gründen entstehen. Deswegen ist bei länger bestehenden Schmerzen und einer Einschränkung der Lebensqualität die umfangreiche Abklärung zur Diagnosefindung der erste wichtige Schritt. Wurde nun das Reizdarmsyndrom als wahrscheinlichste Diagnose gestellt, kann sich der Bekämpfung der Symptome gewidmet werden.

Zu allererst ist wichtig zu wissen, dass Schmerzen nicht mit herkömmlichen Schmerzmitteln behandelt werden sollten. Viel eher sollten Medikamente eingesetzt werden, die eine krampflösende Wirkung haben. Auch Antidepressiva können nach Absprache mit dem Arzt bei einigen Patienten Linderung schaffen. Es gibt viele Behandlungsoptionen, die beim Reizdarmsyndrom Anwendung finden. Aktuellen Empfehlungen zufolge sollte eine Kombination aus 2 Methoden gewählt werden:

  • ursachenbekämpfenden, nicht-medikamentöse Maßnahmen
  • symptomlindernden Medikamenten je nach Bedarf

Grob gesagt zählen zu den nicht-medikamentösen Therapieoptionen die Aufklärung der Harmlosigkeit der Erkrankung, Entspannungstechniken, Maßnahmen zur Stressreduktion, Lebensstilmodifikationen, regulierte Tagesabläufe, Ernährungsanpassungen, Behandlung der psychischen Komponente und die passende Bewegungstherapie. Bei den Medikamenten sollte man nach den auftretenden Symptomen gehen. Es gibt Optionen, die vor allem bei Durchfall oder Verstopfungen helfen. Medikamente, die Schmerzen, Krämpfe und Blähungen lindern und solche, die bei negativen Gedanken als Begleiterscheinung der Krankheit gegenüber eingenommen werden können.

Man sollte sich auf jeden Fall immer vor Augen halten, dass die Behandlungsmaßnahmen individuell gefunden werden müssen. Denn so vielfältig die Ausprägung des Reizdarmsyndroms ist, so umfangreich sind auch die möglichen Maßnahmen, die eine Linderung schaffen.

Das bedeutet auch, dass man nicht verzweifeln darf, wenn man erst viele Strategien durchprobieren muss, bis man eine optimale Therapie für sich findet. Was den einen hilft, zeigt bei anderen keine Wirkung.

Welche natürlichen Heilmittel können Bauchschmerzen nach dem Stuhlgang lindern?

Als natürliches Heilmittel zur Behandlung von Bauchschmerzen während und nach dem Stuhlgang im Rahmen eines Reizdarmsyndroms werden immer wieder Pfefferminzöl, Probiotika und Wärmetherapie genannt.

Pfefferminzöl

Pfefferminzöl hilft zum einen bei krampfhaften Schmerzen im Magen-Darm-Bereich, zum anderen wird es auch bei Blähungen erfolgreich eingesetzt.

Probiotika

Probiotika sind Mittel, die helfen sollen, die natürliche Darmflora, bestehend aus Millionen von kleinen Mikroorganismen, aufzubauen. Studien haben gezeigt, dass es manchen Menschen mit Reizdarmsyndrom hilft Probiotika einzunehmen. Allerdings ist zu diesem Thema eindeutig mehr Forschung notwendig.

Man kann im Selbsttest auf jeden Fall bedenkenlos ausprobieren, ob Lebensmittel mit vielen Probiotika - wie zum Beispiel Joghurt oder Kefir - zur Besserung der Symptome beitragen. Nebenwirkungen wurden nämlich selten beobachtet.

Wärme

Warme Umschläge, die Verwendung von Wärmeflaschen oder warme Bäder helfen überdies vielen Betroffenen bei Bauchschmerzen beim Reizdarmsyndrom.

Wie kann eine Veränderung des Lebensstils Bauchschmerzen nach dem Stuhlgang beeinflussen?

Das Führen eines gesunden Lebensstils gilt als eine der Hauptsäulen bei der Behandlung von Reizdarmsyndrom. Wegen der Vielfalt der Symptome beim Reizdarmsyndrom können leider keine generellen Ernährungs- und Lebensstilempfehlungen laut aktuellen Leitlinien gegeben werden.

Es ist wichtig, individuelle Pläne zu entwickeln. Dabei sollte besonders auf die Wünsche, die Durchführungsfähigkeit und die persönliche Wahrnehmung von Betroffenen geachtet werden. Besonders den individuellen Triggern sollte dabei viel Beachtung geschenkt werden. Typischerweise können die Beschwerden durch emotionalen sowie körperlichen Stress, bestimmte Nahrungsmittel, Schlafmangel, unregelmäßigen Tagesablauf (wie es bei Schichtarbeitern zum Beispiel vorkommt), Veränderungen der Ernährungsgewohnheiten und anderen äußeren Einflüssen verstärkt werden.

Als eine der wichtigsten Methoden im Kampf gegen das Reizdarmsyndrom gilt deswegen, eine Regulierung des Tagesablaufs und eine Etablierung von gesunden Ernährungsgewohnheiten zu schaffen.

Im Allgemeinen gilt natürlich für alle Menschen dasselbe: Eine gesunde Lebensführung wirkt sich positiv auf die Qualität des Lebens aus. Zu den wichtigsten allgemeinen Punkten gehört, nicht zu rauchen, wenig Alkohol zu trinken, bewusst zu essen, sich ausreichend zu bewegen, genug zu schlafen und Stress möglichst zu vermeiden.

Stressmanagement

Emotionaler, psychischer und körperlicher Stress steht im engen Zusammenhang zum Reizdarmsyndrom.

In den aktuellen Leitlinien zum Reizdarmsyndrom gilt daher die klare Empfehlung, psychische und emotionale Stressfaktoren bestmöglich zu vermeiden, um eine Linderung aller Symptome beim Reizdarmsyndrom zu erreichen. Dabei gilt, dass damit nicht nur die Schmerzen nach dem Stuhlgang reduziert werden, sondern sich das gesamte Krankheitsbild bessern sollte. Für jeden Menschen bedeutet Stress etwas anderes, weswegen besonders auf die individuellen stressauslösenden Faktoren eingegangen werden sollte. Wichtig ist, dass man mit seinen negativen Gefühlen und überwältigenden Emotionen nicht alleine klarkommen muss.

Sich seine Probleme von der Seele zu reden hilft! Für manche ist schon ein Gespräch unter guten Freunden oder Familienmitgliedern ausreichend um eine adäquate Stressreduktion erreichen zu können. Professionelle Hilfe durch erfahrene PsychologInnen, PsychotherapeutInnen, Seelsorgerinnen steht darüber hinaus zur Verfügung.

Vielen Betroffenen hilft es überdies, das Gefühl zu haben, sich selbst in stressigen Situationen helfen zu können. Deswegen gibt es Patientenhandbücher oder internetbasierte Selbsthilfeprogramme, die zu angeleiteten Selbsthilfestrategien angewendet werden können. Auch psychoedukative Elemente, liebevoll "kleine Psychotherapie" genannt, können über Haus- oder Fachärzte erlernt werden.

Körperliche Aktivität

Auch hier gilt, dass körperliche Aktivität zwar nicht an sich nur das typische Symptom "Bauchschmerzen nach dem Stuhlgang" beeinflusst, sondern es insgesamt - laut aktueller Datenlage - zu einer Besserung des Gesamtbilds des Reizdarmsyndroms kommt. So wurde in drei großen, randomisierten, hochqualitativen Studien der positive Effekt von körperlicher Aktivität bei einer Durchführung von moderatem Training innerhalb von zwölf Wochen sowohl auf die kurzfristige als auch auf die langfristige Lebensqualität von PatientInnen mit Reizdarmsyndrom nachgewiesen.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen, wenn man Bauchschmerzen nach dem Stuhlgang hat?

Ein Arzt oder eine Ärztin sollte immer dann aufgesucht werden, wenn die Bauchschmerzen beim oder während der Darmentleerung für längere Zeit bestehen und eine Belastung im Alltag darstellen.

Eine Abklärung der Ursache ist dann nämlich angebracht, damit eine adäquate Therapie begonnen werden kann.

Wurden alle organischen Störungen ausgeschlossen, kann das Reizdarmsyndrom als Diagnose gestellt werden.

Einer ärztlichen Untersuchung sollte man sich - unabhängig davon, ob ein Reizdarmsyndrom schon diagnostiziert wurde oder nicht - AUF JEDEN FALL dann unterziehen, wenn folgende Alarmsymptome auftreten:

  • Beginn der Symptome im Alter über 50 Jahren
  • Hinweise für Blut im Stuhl: pechschwarzer Stuhl oder rote Blutbeimengungen
  • nächtlicher Durchfall
  • plötzlich auftretende Schmerzen, immer schlimmer werdender Bauchschmerz, nicht auszuhaltende Bauchschmerzen
  • unerklärlicher Gewichtsverlust
  • abnorme Blutwerte, die auf eine organische Störung des Magen-Darm-Bereichs hindeuten
  • familiäre Vorbelastung eines Darmkrebs oder chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen

Letzte Änderung: 20. November 2023

Quellen

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