Um die Symptome des Reizdarmsyndroms zu lindern, gibt es neben ernährungsmedizinischen und psychotherapeutischen Ansätzen auch Hausmittel, die eine Linderung der Beschwerden bewirken können.
So kann Wärme, etwa in Form einer Wärmflasche, helfen, Bauchkrämpfe zu lindern. Pfefferminztee wirkt ebenfalls krampflösend. Gegen Gasbildung oder Blähungen ist Fenchel-Anis-Kümmel-Tee geeignet, da die Inhaltsstoffe entblähend wirken.
Derzeit gibt es keine eindeutige Therapieempfehlung zur Ernährungsumstellung beim Reizdarmsyndrom. Nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt kann es sinnvoll sein, Nahrungsmittelunverträglichkeiten zu testen.
Zum Beispiel könnte eine Laktoseintoleranz oder eine Fruktosemalabsorption vorliegen. Auch Allergien oder Autoimmunerkrankungen wie eine Weizenallergie oder eine
Eine eigenständige Restriktion von Lebensmitteln kann jedoch dazu führen, dass die Ernährung stark eingeschränkt wird - eine Mangelernährung ist nicht zielführend! In Begleitung des behandelnden Arztes/der behandelnden Ärztin kann bei Ausschluss einer Allergie, Unverträglichkeit oder Autoimmunerkrankung mit Hilfe eines Ernährungstagebuchs erforscht werden, auf welche Lebensmittel Sie womöglich sensibel reagieren.
Sollte sich eine Besserung nach dem Auslass bestimmter Lebensmittel, beispielsweise glutenhaltiges Getreide, einstellen, sollten Sie mit Ihrem Arzt oder einer Ernährungsberaterin eine passende, ausgewogene Diät erarbeiten.
Eine ballaststoffreiche und fettreduzierte Ernährung kann auch hilfreich sein. In einigen Fällen hilft eine FODMAP-reduzierte Ernährung. Dies sind eine Gruppe von fermentierbaren Kohlenhydraten, die bei manchen Menschen Beschwerden hervorrufen können.
Zu Beginn ist es sinnvoll ein Ernährungstagebuch zu erstellen. Das heißt jede zu sich genommene Mahlzeit auf zuschreiben, um Symptom-auslösende Lebensmittel und Speisen ausfindig zu machen. Am besten eignet sich ein solches Tagebuch in ein Zeitraum von mindestens 7 bis 14 Tagen. Zusätzlich ist es von Vorteil die genauen Esszeiten und den Zeitpunkt des Symptombeginns zu notieren.
Im Laufe der letzten Jahre hat sich die Medizin auf das Ernährungskonzept namens FODMAP-Diät geeinigt. FODMAP steht für fermentierbare Oligosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide und (and) Polyole. Dabei handelt es sich um eine Auslass-Diät, welche darauf basiert, bestimmte Lebensmittel für etwa 6-8 Wochen zu vermeiden.
Gemeint sind schnell vergärende Kohlenhydrate, wie sie etwa in Süßigkeiten, Brot (besonders Weizen), Milchprodukten, Steinobst oder Kohl stecken. Zu den Polyolen gehören unter anderem industriell hergestellte Süßungsmittel.
Empfehlenswert ist feingeschrotetes Brot bevorzugt aus Dinkel-, Reis-, Mais- und Sojamehl. Müsli sollte fein geschrotet sein und Getreideprodukte sind am besten aus Hafer, Buchweizen, Hirse und Flohsamen. Diese Samen, Körner, Getreide und Flohsamen sind besonders zu empfehlen, da sie sehr ballaststoffreich sind, die Verdauung anregen und Verstopfungen vorbeugen. Kartoffeln und Reis sollten sich auch ohne Probleme verzehren lassen.
Beim Obst sollte man sich im Grunde genommen auf Stein- und kernloses Obst, wie zum Beispiel Bananen, Himbeeren, Honigmelone, Grapefruits und Trauben beschränken. Sollten einem diese Obstsorten allerdings zu monoton sein, kann der Patient sich auch auf die Verträglichkeiten der kernhaltigen Obstsorten Grapefruit, Limette, Zitrone, Orange, Papaya und Passionsfrucht testen lassen.
Bei dem Gemüse sind unter anderem Mais, Spinat, Möhren Gurke, alle Salatsorten, Tomaten und Zucchini sehr zu empfehlen.
Mageres Fleisch ist einmal wöchentlich in Ordnung und als regelmäßigere Alternative kann man Tempeh und Tofu empfehlen.
Senf und Sojasoße machen keine Probleme, genauso wenig wie viele regionale unpanierte Fischsorten. Bei Snacks und Knabberkram sind Reis- und Maiswaffeln und -kräcker, Walnüsse, Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne, Mandeln und Haselnüsse sowie dunkle Schokolade ab siebzig Prozent zu empfehlen.
Weniger empfehlenswert ist klassisches Brot, besonders das, welches noch ganz frisch ist und gerade aus dem Ofen. Auch auf andere Backwaren, Weizenprodukte, Crunchy-Müsli und grobe Vollkornprodukte sollte man verzichten.
Jegliche Milchprodukte von Butter über Jogurt bis zum Milchreis und Pudding sollten gemieden werden. Hier kann man nach Alternativen aus zum Beispiel Kokos-, Soja- oder Hafermilch schauen. Als weiterhin besonders problematisch stellt sich die Fruktose dar, welche auch als natürlicher Fruchtzucker bekannt ist. Bei der Hälfte aller an RDS Leidenden, wirkt sich Fruktose negativ auf die Schmerzen aus. Dementsprechend empfiehlt es sich Fruktose auszulassen. Fructose findet sich vor allem in Obst, wie Äpfel, Birnen. Steinobst, Wassermelone, Obstkonserven und Trockenfrüchten sowie in Agavendicksaft, Fruchtsaftkonzentraten und Glukose-Fruktose-Sirup.
Beim Gemüse ist es so, dass vor allem auf Kohlarten, wie zum Beispiel auf Blumenkohl, Grünkohl, Weißkohl und Wirsing, verzichtet werden sollte. Auch Bohnen, Erbsen, Knoblauch, Paprika und Linsen sollte man mit Vorsicht genießen, da diese gerne stark blähen.
Beim Fleisch und Fisch sollte man auf Fettreiches und Frittiertes verzichten. Auch Schweineschmalz, sahnehaltige Fischgerichte, Wurst, Pommes mit Mayo und Fertiggerichte sind bitte aus dem Speiseplan zu streichen
Bei den Snacks sollten insbesondere die weg gelassen werden, welche sowieso schon als „ungesund“ gelten. Das bedeutet, dass unter anderem Eiscreme, Vollmilchschokolade, industrielle und gebackene Süßwaren und Chips absolute No Go’s sind.
Es ist wichtig, viel Wasser und ungezuckerte Tees zu trinken. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr gehört zu einer gesunden Ernährungsweise und kann etwa Verstopfungen vorbeugen und die Darmpassage erleichtern.
Vor allem Kräutertees können helfen, die Beschwerden zu lindern. Pfefferminztee wirkt krampflösend und beruhigend, Fenchel-Anis-Kümmel-Tee entblähend. Auch basische Kräutermischungen können helfen, den Magen-Darmtrakt zu beruhigen.
Die Leitlinie zur Behandlung des Reizdarmsyndroms empfiehlt den Einsatz von Probiotika. Es kann jedoch nicht von einer generellen Wirksam- oder Unwirksamkeit gesprochen werden, da dies stets individuell erprobt werden muss. Die Einnahme von Probiotika, beispielsweise Symbioflor 2 mit E. coli Bakterien, kann in Absprache mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin ein womöglich wirksamer Therapieansatz sein.
Auch die Behandlung mit Wärme, ob lokal mit einer Wärmflasche oder aber auch global in einem warmen Bad, kann dabei helfen, die Beschwerden eines Reizdarmsyndroms zu lindern. So wirkt sich ein warmes Bad entspannend auf Körper und Geist aus, womit Stress reduziert werden kann. Auch wirkt Wärme entspannend und krampflösend auf Muskulatur und Darm, weshalb auch eine Wärmflasche lokal bei Bauchkrämpfen helfen kann.
Stressmanagement stellt eine weitere Säule der Behandlung des Reizdarmsyndroms dar. Aufgrund der engen Verbindung von Gehirn und Darm, der Darm-Hirn-Achse, beeinflussen sich diese beiden gegenseitig.
Stress schlägt dabei wörtlich auf den Magen und kann die Symptomatik des Reizdarmsyndroms begünstigen und verstärken. Stress zu reduzieren und Techniken zum Umgang mit selbem zu erlernen, sind daher empfehlenswerte Ansätze zur Förderung der Gesundheit und der durch das RDS häufig eingeschränkten Lebensqualität.
Finden Sie für sich heraus, welche Praktiken Ihnen am meisten zusagen. So gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, Stress zu reduzieren: Spaziergänge in der Natur, Meditation, Achtsamkeitsübungen, Atemübungen oder Qi-Gong - die Palette ist lang.
Erkundigen Sie sich auch bei Ihrer Krankenkasse; einige Kassen übernehmen die Kosten für Präventionsprogramme oder Bezuschussen Gesundheitskurse.
Entspannungstechniken und Atemübungen können dabei helfen, abzuschalten und zu regenerieren. Bekannte und wirksame Entspannungs- respektive Achtsamkeitstechniken sind Yoga, Qi-Gong, autogenes Training, progressive Muskelentspannung nach Jacobsen oder MBSR (Mindfulness based Stress reduction). Wirksame Atemübungen, die sich leicht in den Alltag integrieren und in belastenden Situationen leicht anwenden lassen, sind die 4-7-8- und die Box-Atmung. Eine kurze Anleitung finden Sie nachfolgend.
Anleitungen:
4-7-8-Atmung: Atmen Sie vier Sekunden ein, halten Sie die Atmung sieben Sekunden an, atmen Sie acht Sekunden gleichmässig und entspannt aus. Wiederholen Sie dies fünf bis 10 Minuten lang.
Box-Atmung: Alternativ zur 4-7-8-Atmung. Atmen Sie vier Sekunden ein, halten Sie den Atem vier Sekunden, atmen Sie anschließend vier Sekunden aus. Achten Sie dabei daraus, wie der Atmung hinein- und hinausströmt.
Ausreichender, erholsamer Schlaf ist wichtig für die körperliche und psychische Gesundheit und ermöglicht es dem Körper, zu regenerieren. Gesunder Schlaf ist somit nicht nur bei der Behandlung des Reizdarmsyndroms wichtig, kann jedoch dabei helfen, das körperliche Wohlbefinden und die allgemeine Gesundheit zu steigern als auch Stress zu reduzieren, das bei Vorliegen eines Reizdarmsyndroms als wichtig zu erachten ist.
Wie auch beim Schlaf wirkt sich ausreichende Bewegung und moderater Sport positiv auf die Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden aus. Sie reduziert Stress, wirkt entspannend und fördert die Darmbewegungen, beugt dabei Verdauungsbeschwerden vor. Dadurch ist ausreichende Bewegung eine wichtige Säule bei der Vorbeugung und Behandlung des Reizdarmsyndroms.
Letzte Änderung: 28. November 2023
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