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Hexenschuss

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Geschrieben von
Jessica Papic (Ärztin)

Unter dem Begriff Hexenschuss (Lumbago, Lumbalgie) versteht man das akute auftreten von sehr ausgeprägten Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule. Die Schmerzen können dabei bis in die Rückseite des Beins ausstrahlen.

Entstehung und Risikofaktoren bei Hexenschuss

Der Hexenschuss stellt einen akut einschießenden Schmerz im Bereich des unteren Rückens dar. In der medizinischen Fachsprache wird er auch als Lumbago oder Lumbalgie bezeichnet.

Die durch den Hexenschuss entstehenden Schmerzen können sehr stark sein, sind aber bei jedem zweiten Betroffenen bereits nach sieben Tagen nahezu verschwunden. Ungefähr 65 Prozent der Patienten sind nach zwei Wochen schmerzfrei.

Nur circa 10 Prozent aller Personen, die einen Hexenschuss erleiden, haben länger als sechs Wochen Probleme damit. Eine Lumbago ist sehr häufig.

Wissenswert

Man geht davon aus, dass bis zu 85 Prozent der Bevölkerung zumindest einmal im Leben einen Hexenschuss entwickeln. Betroffen sind vor allem Menschen in einem Alter von 30 bis 50 Jahren.

Der direkte Auslöser für die einschießenden Schmerzen bei einem Hexenschuss ist eine ungünstige oder ungewohnte Bewegung des Rumpfs.

Vor allem bei dem Versuch, einen schweren Gegenstand mit gebeugtem Rücken anzuheben oder hochzustellen, tritt der akute Schmerz im unteren Rücken auf. Außerdem kann eine abrupte Drehung oder Streckung des Rumpfs in Kombination mit einer Drehung des restlichen Körpers, für den Hexenschuss ursächlich sein.

Grund dafür ist die Tatsache, dass es bei solchen Bewegungen zu einer leichten Verschiebung oder sogar zu einer Blockade einzelner Wirbelgelenke kommen kann. Diese Verschiebung beziehungsweise Blockade ruft dann die für den Hexenschuss typische Symptomatik hervor.

Weitere besonders wichtige Ursache für die Entstehung einer Lumbago sind plötzlich auftretende Kompressionen oder Zerrungen der Wirbelsäule und Verspannungen der Muskulatur.

Hinweis

In manchen Fällen sind die für einen Hexenschuss typischen Schmerzen auch auf eine Bandscheibenvorwölbung, eine sogenannte Protrusion, oder einen Bandscheibenvorfall (Prolaps) in der Lendenwirbelsäule zurückzuführen.

Darüber hinaus führen einige der betroffenen Patienten ihren Hexenschuss auf die Einwirkung von Kälte und Nässe zurück. Ob dies tatsächlich eine mögliche Ursache ist, konnte bislang nicht bewiesen werden.

Diagnose bei Hexenschuss

Untersuchungen im Überblick

Die Diagnostik bei Vorliegen der für einen Hexenschuss typischen Symptome gliedert sich in der Regel in verschiedene Schritte.

Zu Beginn findet zumeist ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) statt. Im Zuge dieses Gesprächs sollten alle bei dem Patienten vorliegenden Beschwerden so genau wie möglich beschrieben werden.

Darüber hinaus ist es besonders wichtig, auch die möglicherweise vorliegenden Begleitbeschwerden zu benennen. Dabei spielen vor allem Taubheitsgefühle, Kribbeln und Krafteinbüßen eine entscheidende Rolle.

Im Anschluss an das Gespräch ist es die Aufgabe des Arztes zu prüfen, ob diese Beschwerden mit einem einfachen Hexenschuss in Zusammenhang stehen können oder ob die Zusammenschau aller vorliegenden Symptome eher auf eine andere Erkrankung hindeutet.

Im Anschluss an das Arzt-Patienten-Gespräch findet eine orientierende körperliche Untersuchung statt. Bei einem vermeidlichen Hexenschuss liegt der Schwerpunkt dieser Untersuchung auf dem Bewegungsapparat. In einem ersten Schritt achtet der Arzt dabei auf den Ganz des Patienten. Dies ist schon dann möglich, wenn der Betroffene das Behandlungszimmer betritt.

Außerdem sollte er auf mögliche Schon- oder Ausgleichshaltungen achten. Im Anschluss untersucht der Arzt den Betroffenen hinsichtlich Sensibilität und Durchblutung. Auch die Muskeleigenreflexe sind im Zuge der körperlichen Untersuchung bei einem Patienten, der an den für einen Hexenschuss typischen Beschwerden leidet, dringend zu prüfen.

Vor allem bildgebende Verfahren spielen dann eine entscheidende Rolle. In der Regel wird zuerst eine Röntgenaufnahme der Wirbelsäule angesetzt. Dabei ist es wichtig, dass die Aufnahme im Stehen und aus gleich zwei unterschiedlichen Ebenen erfolgt. In einigen Fällen ist es außerdem hilfreich, seitliche Funktionsaufnahmen in Vor- und Rückwärtsbewegung aufzunehmen.

Mit Hilfe der Röntgenaufnahme lassen sich zum Beispiel die Rippen, die Wirbelkörper, die Wirbelbögen und -gelenke, die Gelenkfortsätze, die Höhe der Zwischenwirbelräume, die Knochenstruktur, die Dichte der Wirbelkörperdeckplatten, die Krümmung der Wirbelsäule und die Beschaffenheit der Iliosakralgelenke beurteilen.

Darüber hinaus können mittels Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) weitere wichtige Hinweise erlangt werden. In seltenen Fällen, vor allem immer dann, wenn MRT und CT keine ausreichenden Informationen liefern, kann zudem eine Myelografie durchgeführt werden.

Bei diesem Verfahren wird ein Kontrastmittel in den Wirbelkanal eingebracht. Im Anschluss können verschiedene Röntgenbilder zeigen, ob es Verengungen gibt. Nach der Myelografie wird in der Regel ein sogenanntes Myelo-CT durchgeführt.

Sollte der Verdacht bestehen, dass die für einen Hexenschuss typischen Schmerzen mit entzündlichen Prozessen im Bereich der Wirbelsäule in Zusammenhang stehen, so kann zudem eine Szintigrafie nützlich sein. Bei dieser Methode wird dem zu behandelnden Patienten eine schwach radioaktive Substanz (Radiopharmakon) injiziert.

In der Regel nutzt man dafür Technetium-99m-Pertechnetat. Das Radiopharmakon reichert sich anschließend im Zielgewebe an und sendet von dort aus radioaktive Gammastrahlen aus. Die Strahlung kann dann mit einer speziellen Kamera aufgefangen und interpretiert werden. Eine besondere Form der Szintigrafie ist die sogenannte Positronen-Emissions-Tomografie (PET).

Bei diesem Verfahren werden jedoch Beta+-Strahlen verwendet. Die PET wird in der Regel mit einer Computertomografie (PET-CT) kombiniert und liefert dem Untersucher aufschlussreiche Informationen.

Wann muss man bei Hexenschuss einen Arzt aufsuchen?

Ein Hexenschuss ist enorm schmerzhaft, bildet sich aber häufig schnell zurück. Es kann aber durchaus sein, dass die Beschwerden über mehrere Wochen anhalten.

Eine schnellere Beschwerdefreiheit erlangt man nur unter ärztlicher Behandlung. Aus diesem Grund empfiehlt es sich bei einem Hexenschuss zeitnah einen Facharzt aufzusuchen. Außerdem sollte immer beachtet werden, dass die für einen Hexenschuss typische Symptomatik auch mit einer anderen Erkrankung in Zusammenhang stehen kann. Auch das stellt einen wichtigen Grund dafür dar, die Beschwerden von einem Arzt abklären zu lassen.

Dies gilt vor allem dann, wenn die Schmerzen wiederholt auftreten und/oder über einen längeren Zeitraum anhalten. Auch dann, wenn es neben den Schmerzen zu weiteren Beschwerden kommt, ist ein Arztbesuch unerlässlich. Vor allem Gefühlsstörungen wie Taubheit und/oder Kribbeln spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Außerdem ist ein Verlust an Muskelkraft stets ein Hinweis dafür, dass es sich eben nicht „bloß“ um einen Hexenschuss handelt. Sollten die Schmerzen zum Beispiel in eines der Beine ausstrahlen und dort zur Ausbildung von Gefühlsstörungen wie Taubheit oder Kribbeln führen, spricht das nicht für einen Hexenschuss.

In diesen Fällen ist das Vorliegen eines Bandscheibenvorfalls, der Druck auf den Ischiasnerv ausübt und auf diese Weise zu einer Reizung oder Einklemmung des Nerven führt, viel wahrscheinlicher.

Bei den sogenannten Alarmsymptomen zählen beispielsweise Lähmungserscheinungen an einem oder beiden Beinen, Taubheitsgefühle im Schritt, Blasen- und Mastdarmstörungen (wie Urinverhalt, vermehrtes Wasserlassen oder Inkontinenz ).

Achtung

Wann sollte man notfallmäßig bei einem Hexenschutz zum Arzt?

  • anhaltende Schmerzen (über mehrere Wochen)
  • wiederkehrender Hexenschuss
  • Taubheitsgefühle
  • Kribbeln
  • Kraftverlust
  • Fieber

Wenn der betroffene Patient bereits in ärztlicher Obhut ist und sich auch unter adäquater Behandlung innerhalb von vier Wochen keine Besserung einstellt, müssen weitere diagnostische Maßnahmen eingeleitet werden.

Behandlung bei Hexenschuss

Um die bei einem Hexenschuss auftretenden Schmerzen zu lindern, kommen verschiedene Verfahren infrage. Zu Beginn ist es besonders wichtig, den betroffenen Patienten auf eine ausreichende Schmerzmedikation einzustellen.

Dazu eignen sich vor allem die Wirkstoffe Ibuprofen , Paracetamol und Diclofenac. Grund für die Wichtigkeit der Schmerztherapie ist die Tatsache, dass der Patient dringend aus der Schonhaltung raus geführt werden sollte.

Außerdem kann man zu Beginn der Behandlung versuchen, dem Betroffenen über eine vorübergehende Stufenlagerung Abhilfe zu verschaffen. Bei dieser speziellen Lagerung liegen sowohl der Rücken als auch der Kopf des Patienten gestreckt auf einer stabilen Unterlage.

Der Hals und das Kreuz werden dabei durch eine flache Erhöhung, zum Beispiel ein zusammengerolltes Handtuch, abgestützt. Auch die Knie und Oberschenkel des Patienten kommen auf einem Polster zu liegen. Die Höhe des dabei verwendeten Polsters sollte so gewählt werden, dass Knie nahezu einen rechten Winkel einnehmen können.

Diese Stufenlagerung kann nach Bedarf eingenommen werden. Dabei ist jedoch zu beachten, dass Bettruhe nicht notwendig und sogar schädlich ist. Bei einer derartigen Symptomatik nehmen die Schmerzen durch zu viel Ruhe eher zu. Es ist deshalb wichtig, dass sich Betroffene immer wieder bewegen.

Darüber hinaus kann eine lokale Wärmeanwendung zur Schmerzstillung besonders hilfreich sein. Dabei ist jedoch darauf zu achten, dass das Wärmemittel nicht zu heiß ist und es dadurch zu Hautverbrennungen kommt.

Achtung

Die wichtigste Maßnahme bei einem Hexenschuss ist es jedoch einer möglichen Chronifizierung der Schmerzen vorzubeugen.

Das gelingt vor allem dann, wenn der Betroffenen seine Lebensweise grundsätzlich umstellt und rückenfreundlicher gestaltet.

Sehr wichtig dabei sind regelmäßige körperliche Aktivität, die Vermeidung akuter Belastungen der Wirbelsäule und Normalgewicht. Darüber hinaus kann eine spezielle Haltungsschulung dabei helfen, die Muskulatur so aufzubauen, dass der Rücken so weit wie möglich geschont und entlastet wird. Es heißt also, die Rücken und Bauchmuskulatur zu trainieren.

Auch oder vor allem eine rückenfreundliche Gestaltung des Arbeitsplatzes ist essenziell für die Vorbeugung weiterer Schmerzereignisse und einer möglichen Chronifizierung der Schmerzen.

Dabei sollten sowohl der Schreibtisch und der Computerbildschirm als auch der Bürostuhl so angepasst sein, dass der Rücken entlastet wird. Besonders hilfreich ist es auch, wenn zwischen der Arbeit immer mal wieder aufgestanden und der Rücken gestreckt wird.

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