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Angststörungen bei Kindern und Jugendlichen

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Geschrieben von
Georgia Weigt

Angst, Sorge und Furcht gehören – auch bei Kindern – zu Erfahrungen und Lebensphasen dazu. Doch wenn sie sich zu Angststörungen auswachsen, den Alltag maßgeblich bestimmen und Entwicklungen beeinträchtigen, ist Hilfe notwendig.

Nach einer klinischen Diagnose besteht diese aus einer Behandlung mit Medikamenten und Verhaltenstherapien. In vielen Fällen findet sich die Ursache für Panikattacken und Angststörungen in den frühen Lebensjahren des Betroffenen.

Angst ist nicht gleich Angst

Mit Angst reagiert der Körper auf Gefahr und Bedrohung. Angst setzt körperliche Reaktionen in Gang wie einen erhöhten Herzschlag, eine bessere Sauerstoffversorgung, eine gesteigerte Aufmerksamkeit. All das hilft dem Individuum dabei, sich entweder verteidigen zu können, also zu kämpfen und sich damit der Gefahr zu stellen, oder zu fliehen. Damit ist die Chance auf ein Überleben trotz der Gefahr erhöht.

Zur normalen Entwicklung eines Menschen gehört auch ein gewisses Maß an Angst. Für Krabbelkinder kann die Trennung von ihrer engsten Bezugsperson angstbesetzt sein. 3 bis 4-jährige ängstigen sich häufig vor Dunkelheit, Spinnen und Gruselgestalten.

Ungewohnte und schwer einzuschätzende Situationen sind für schüchterne Kinder oft angstauslösend. Ältere Kinder mit einem reiferen Bewusstsein und Ich-Empfinden spüren Furcht vor Verletzungen oder dem Tod. Manchen Jugendlichen macht der Gedanke Angst, vor der Klasse ein Referat halten zu müssen, also im Mittelpunkt zu stehen.

Hinweise auf eine Angststörung müssen das noch nicht sein. Doch wenn Stress- oder Vermeidungsverhalten auffällig wird, dazu den Alltag und die Lebensroutine beeinflusst und einschränkt, unter Umständen begleitet von Panikattacken, sollten Eltern und Kinderärzte eine Angststörung nicht ausschließen.

Bei etwa drei Prozent der 6-jährigen Kinder, 5 Prozent der Jungen sowie 10 Prozent der Mädchen im Teenageralter werden Angststörungen diagnostiziert. Diese Betroffenen haben als Heranwachsende und Erwachsene ein erhöhtes Risiko für Depressionen, Drogen- und Alkoholabhängigkeit, Lernschwierigkeiten und suizidales Verhalten.

Ursachen von Angststörungen bei Kindern und Jugendlichen

Bei der Frage nach den Ursachen von und den Anfälligkeiten für Angststörungen werden heutzutage Umweltfaktoren sowie genetische Faktoren erkannt. Dabei sind keine spezifischen Gene als Auslöser identifiziert worden, wahrscheinlich ist eine Reihe von genetischen Varianten beteiligt.

Bei den Umweltfaktoren spielen Eltern eine nicht unwichtige Rolle. Es scheint so, dass ängstliche Eltern eher ängstliche Kinder haben als gelassene Mütter und Väter. Oft steckt hinter der Ängstlichkeit der Eltern der unbewußte Wunsch, ihre Kinder möglichst lange an sich zu binden und Autonomiebestrebungen mit Warnungen vor den Gefahren "da draußen" zu unterbinden.

Doch wer seinen Kindern die Welt stets als gefährlichen und bedrohlichen Ort beschreibt, der es nicht gut mit ihnen meint, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Nachwuchs im Laufe der Jahre an einer Angststörung erkrankt, da es ihm äußerst schwer gemacht wird, eine ruhige, gelassene und selbstständige Persönlichkeit zu entwickeln.

Ebenso ist die Wahrscheinlichkeit gegeben, dass Kinder von Eltern, die selbst an einer Angststörung oder an einer anderen psychischen Erkrankung leiden, diese Störung ebenfalls im Laufe ihres Lebens entwickeln.

Die Eltern haben als Vorbilder einen großen Einfluß. Daher ist es vor allem bei Kindern, die zudem noch eine genetische Prädisposition besitzen könnten, empfehlenswert, die kindliche Angst gleichzeitig mit der elterlichen Angst zu behandeln.

Weitere Ursachen für Angststörungen bei Kindern können, ebenso wie bei Erwachsenen, belastende Lebensereignisse sein. Trennungen, ungeplante und ungewollte Veränderungen des Lebensumfeldes, Todesfälle in nächster familiärer Nähe vermitteln ein Gefühl der Ohnmacht und des Kontrollverlustes, erhöhen den Stresslevel und bei entsprechender Disposition die Wahrscheinlichkeit einer Angststörung.

Symptome und Beschwerden

Eine der häufigsten Manifestationen einer Angststörung bei Kindern und Jugendlichen ist die Schulverweigerung. Äußerungen wie "ich habe Angst, dass Du nicht mehr da bist, wenn ich zurückkomme, deshalb will ich nicht weggehen" (Trennungsangst), "ich habe Angst, dass die anderen Kinder mich auslachen"(soziale Angststörung), auch Panikstörungen oder eine Kombination daraus kennzeichnen die Verweigerung. Geklärt sollte in diesem Zusammenhang auch, ob das Kind in der Schule gemobbt wird.

Manche Kinder können ihre Ängste nicht formulieren, klagen jedoch über somatische Beschwerden: "Ich habe ganz doll Bauchweh und kann nicht zur Schule gehen" und "Mir wird immer so schlecht im Unterricht". Übelkeit, Bauch- und Kopfschmerzen sowie Schlafstörungen sind häufig Begleiter von Kindern mit großer Angst. Langzeit-Studien ermittelten, dass viele Kinder mit somatischen Beschwerden, allen voran Bauchschmerzen , eine diagnostizierbare Angststörung aufwiesen.

Diagnose

Um eine Angststörung festzustellen, wird zunächst eine gründliche körperliche Untersuchung durchgeführt, denn die körperlichen Symptome, die durch die Angst bei Kindern verursacht werden, erschweren häufig die Diagnosestellung.

Wichtig ist daher, dass bei der Untersuchung andere Erkrankungen so bald als möglich ausgeschlossen werden. In einer mündlichen psychosozialen Anamnese, bei der auch die Rolle der Eltern untersucht werden sollte, wird die klinische Diagnose einer Angststörung zumeist bestätigt.

Prognose

Eine allgemeingültige Aussage für den Erfolg einer Behandlung kann nicht getroffen werden. Die Prognose hängt vom Krankheitsbild, den Kenntnissen und dem Einsatz der Therapeuten und der Bereitschaft der jungen Patienten und auch ihrer Eltern ab.

Es ist jedoch für viele Kinder möglich, durch eine rechtzeitige Behandlung zu lernen, die Angst erfolgreich unter Kontrolle zu bekommen.

Behandlung

Kindliche Angststörungen werden vorwiegend durch Expositionen im Rahmen einer kognitiven Verhaltenstherapie behandelt. Dabei wird das Kind systematisch mit der Situation, die ihm Angst macht, in unterschiedlichen Schritten konfrontiert - eng begleitet von einem Therapeuten.

Diese Konfrontation soll dem Kind oder dem Jugendlichen helfen, sich an die angstauslösende Situation zu gewöhnen. Nach und nach, so das Behandlungsziel, wird der junge Patient desensibilisiert und dadurch seine Angst verringert. Durchgeführt werden sollte diese Verhaltenstherapie von einem erfahrenen Therapeuten mit Kenntnissen in der Kindesentwicklung.

Die Verhaltenstherapie wird in leichten Fällen ausreichen, um das Therapieziel zu erreichen. In schwereren Fällen - oder wenn kein erfahrener Verhaltenstherapeut für Kinder zur Verfügung steht - kann eine medikamentöse Therapie notwendig sein. Wichtig ist in diesen Fällen eine genaue Überwachung der Patienten.

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