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Alkoholismus: Diagnose und Behandlung

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Geschrieben von
Dr. Moritz Wieser (Arzt)

Ab wann benötige ich ärztliche Hilfe?

Es bietet sich an möglichst früh ärztliche Hilfe einzubeziehen, auch dann, wenn es Ihnen gar nicht bewusst ist, dass Sie ein Alkoholproblem haben. Ein Alkoholiker neigt dazu diesen abzustreiten.

Hinweise sind insbesondere:

  • Kontrollverlust (man kann die Menge und Häufigkeit nicht kontrollieren)
  • Entzugserscheinungen wenn man nicht trinkt
  • Toleranz (die Menge die man benötigt um den gewünschten Effekt zu erzielen wird immer größer)
  • Vernachlässigung anderer Interessen
  • Weiterer Alkoholkonsum trotz schädlicher Folgen (körperlich, seelisch oder sozial)

Diagnose

Alkoholiker neigen dazu die Erkrankung zu verneinen. In der Regel besteht die Diagnose aus den Beschreibungen des Betroffenen und denen des Umfelds und setzt sich aus Fragebögen und Untersuchungen zusammen. Die Untersuchungen sind in der Regel darauf ausgelegt auch die langfristigen Folgen des Alkoholismus feststellen zu können.

CAGE-Test:

Der CAGE-Test wird verwendet, um herauszufinden, ob jemand ein Problem mit Alkohol hat

  • C = "Cut down": Erfolglose Reduzierung des Alkoholkonsums.
  • A = "Annoyed": Ärger über Kritik am eigenen Trinkverhalten.
  • G = "Guilty": Schuldgefühle wegen des Trinkens.
  • E = "Eye opener": Morgendlicher Alkoholkonsum.

Blutwerte

Bei Alkoholikern, können verschiedene Blutwerte verändert sein.

  • Marker für Leberschädigung: GGT, GOT, GPT,
  • Marker für chronischen Alkoholkonsum: CDT
  • Alkohol im Blut: Alkoholspiegel
  • Blutbildveränderung: MCV

Bildgebende Untersuchungen

Ultraschall, MRT und CT können verwendet werden, um die Folgen von Alkoholismus einzuschätzen.

Therapie

Der Erfolg der Therapie hängt maßgeblich von der Bereitschaft des Betroffenen ab. Ohne den Willen, auf Alkohol langfristig verzichten zu wollen, ist die Aussicht sehr ungünstig. Oft sind Betroffene erst gewillt eine Therapie zu machen, wenn Sie schon alles verloren haben. Nichtsdestotrotz, je früher die Therapie angefangen wird, desto besser ist die Prognose.

Der Verzicht auf Alkohol kann in der Regel nur durch eine professionelle Entzugsbehandlung erreicht werden.

Was ist eine Entzugsbehandlung?

Bei einer Entzugsbehandlung erfolgt eine Entgiftung. Dabei wird der Konsum von Alkohol komplett gestoppt. Unter Entzug kann es zu körperlichen Symptomen wie Angst, Zittern, Schwitzen, Übelkeit, Kopfschmerzen , Schlafstörungen und in besonders ausgeprägten Fällen auch zu Krampfanfällen oder zu Halluzinationen kommen.

Ambulante oder stationäre Behandlung?

Eine Entzugsbehandlung kann ambulant, d.h. der Betroffene geht tagsüber in eine Behandlung und schläft zu Hause, oder stationär erfolgen.

  • schwere Entzugssymptome: Eine stationäre Behandlung ist empfohlen, wenn schwere Entzugssymptome erwartet werden, für die ein Team von Spezialisten die ganze Zeit anwesend sein sollten, um diese zu behandeln.
  • Selbstmord: Eine stationäre Behandlung bietet sich auch an, wenn die Gefahr von einem Selbstmord vorliegt, um den Betroffenen maximal schützten zu können.
  • fehlende Unterstützung von Freunden oder Familie: Eine Entzugsbehandlung ist für den Betroffenen eine große Herausforderung, wofür ein stark unterstützendes soziales Umfeld erforderlich ist. Ist dieses nicht vorhanden, sollte die Möglichkeit einer stationären Behandlung erwogen werden.

Was folgt nach der Entzugsbehandlung?

Nach einer erfolgreichen Entzugsbehandlung ist eine Entwöhnungsbehandlung zu empfehlen. Hierbei geht es darum, den Betroffenen darin zu stärken, sein Leben und seinen Alltag ohne Alkohol bewältigen zu können. Hierbei geht es insbesondere darum, den Betroffenen Fertigkeiten für den Alltag zu vermitteln und Hilfestellungen für den Umgang mit dem sozialen Umfeld, das häufig auch aus Alkoholikern besteht, die den Betroffenen wieder in die Alkoholabhängigkeit ziehen kann.

Medikamentöse Unterstützung

Auch Medikamente können bei der Behandlung des Alkoholkonsums helfen. Das Medikament Acamprosat kann dabei helfen die Trinkmenge zu reduzieren. Es ist wichtig zu beachten, dass Medikamente allein nicht ausreichen, um eine Alkoholabhängigkeit zu überwinden. Sie sollten immer in Kombination mit einer Therapie eingesetzt werden.

Nachsorge

Im Anschluss folgt eine Nachsorge, die in der Regel über mehrere Jahre gehen kann. Die Rückfallgefahr zum Alkoholismus ist insbesondere in den ersten Wochen nach der Entwöhnungsphase am höchsten. Daher ist es von großer Bedeutung, dass die Nachsorge unmittelbar an die Entwöhnungsphase anschließt. Es sollten regelmäßige Termine erfolgen, um zu überprüfen, dass der Betroffene weiterhin auf Alkohol verzichtet.

Hier geht es auch darum, die Herausforderungen des Alltages, wie zum Beispiel Konflikte in der Familie oder Schuldenprobleme festzustellen, um die Auslöser, die den Betroffenen zum Alkoholkonsum motivieren, so gering wie möglich zu halten.

Viele fröhliche Momente und Zeiten verbindet der Betroffene mit Alkohol, hier ist es wichtig einen guten Ersatz zu finden, den man in dieser Zeit macht, damit man nicht wieder an die alten Orte mit den alten Gewohnheiten zurückkehrt.

Hier kann es hilfreich sein, wenn Selbsthilfegruppen, wie zum Beispiel die Anonymen Alkoholiker, und die Familie eng in die Therapie eingebunden werden.

Was bedeutet es, wenn ein Familienmitglied Alkoholiker ist?

Im Laufe der Alkoholabhängigkeit entwickeln die meisten Alkoholiker Partnerschafts- und Familienkonflikte.

Das Gewalt- und Aggressionspotential von Alkoholikern ist häufig sehr hoch was zu häufigen Gewalttaten gegenüber Partner oder Angehörigen führen kann.

Unfälle im Straßenverkehr können häufig auftreten und haben oft soziale Folgen, wie z.B. wiederholter Führerscheinentzug wegen Trunkenheit am Steuer.

Häufig sind der Verlust von Arbeit, Partner und sozialem Kontakten die Folge.

Die Prognose verschlechtert sich mit der Dauer der Abhängigkeit. Zudem verschlechtert sich die Prognose durch Unfälle, Herzerkrankungen, Krebserkrankungen, Leberzirrhose und Suizide. Therapiewillige Patienten können jedoch in 70 % der Fälle erfolgreich therapiert werden. Daher lohnt es sich frühe Hilfe einzuleiten.

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