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Was bedeutet es, wenn dein TSH-Wert zu niedrig ist?

Geschrieben von Benjamin Obexer M.Sc.

Ein zu niedriger TSH-Wert deutet darauf hin, dass die Schilddrüse zu viele Hormone produziert. Dieser Zustand wird auch als Hyperthyreose bezeichnet. Von einem zu niedrigen TSH-Wert spricht man in der Regel, wenn der Wert unter 0,27 mIU/L liegt. Die Toleranzbereiche können jedoch je nach Labor und Bestimmungsmethoden etwas variieren.

Ursachen für einen zu niedrigen TSH-Wert können eine Überfunktion der Schilddrüse, Schilddrüsenautonomie, die Einnahme bestimmter Medikamente oder eine Überdosierung von Schilddrüsenhormonen sein.

Die gesundheitlichen Folgen eines zu niedrigen TSH-Werts sind weitreichend und können ernste Krankheiten wie die Graves-Krankheit (eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse), Herzrhythmusstörungen, Gewichtsverlust, Osteoporose und psychische Störungen umfassen.

Die Veränderungen im Laborwert signalisieren oft eine Überaktivität der Schilddrüse, die verschiedene Körpersysteme beeinträchtigen kann und somit eine spezifische medizinische Behandlung erfordert.

Ursachen

Ein erniedrigter TSH-Wert signalisiert häufig eine Überproduktion von Schilddrüsenhormonen, die durch verschiedene Ursachen bedingt sein kann.

Hier sind die häufigsten Ursachen für einen zu niedrigen TSH-Wert:

  • Morbus Basedow: Die häufigste Ursache für eine Hyperthyreose ist die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow. Körpereigene Antikörper richten sich dabei gegen das Schilddrüsengewebe, was zu einer Überproduktion von Hormonen führt.
  • Schilddrüsenautonomie: Bei einer Schilddrüsenautonomie ist der normale Regelkreis der Schilddrüse gestört, sodass eine Überproduktion von Hormonen stattfindet. Häufig sind sogenannte "Heiße Knoten" dafür verantwortlich.
  • Überdosierung von Schilddrüsenhormonen: Eine zu hohe Dosierung von Schilddrüsenhormonen kann zu einem erniedrigten TSH-Wert führen.
  • Schilddrüsenentzündung (Hashimoto-Thyreoiditis): Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Autoimmunerkrankung, bei der körpereigene Antikörper die Schilddrüse angreifen und eine Entzündung verursachen, was eine vermehrte Bildung von Hormonen zur Folge hat.
  • Subakute Thyreoiditis: Eine vorübergehende und eher seltene Entzündung der Schilddrüse (oftmals nach viralen Infektionen) führt zur Freisetzung von Schilddrüsenhormonen.
  • Zentrale Hyperthyreose: Seltene zentrale Probleme mit der Hypophyse oder dem Hypothalamus stören den normalen Regelkreis der Schilddrüse und beeinträchtigen die Hormonproduktion.

Symptome

Die Symptome eines erniedrigten TSH-Werts können von Person zu Person variieren und sind oft abhängig von individuellen Faktoren wie Alter, Geschlecht und allgemeinem Gesundheitszustand. Trotzdem gibt es einige häufige Anzeichen, die bei einer Überfunktion der Schilddrüse auftreten können:

  • Nervosität
  • Herzklopfen
  • Schwitzen
  • Gewichtsverlust
  • Zittern
  • Müdigkeit
  • Schlafstörungen
  • Haarausfall
  • Wärmeintoleranz
  • Durchfall
  • Muskelkraftverlust
  • Häufiges Wasserlassen
  • Menstruationsstörungen
  • Augenprobleme (speziell bei Morbus Basedow)
  • Erhöhter Appetit
  • Reizbarkeit

Diese Symptome spiegeln die erhöhte Stoffwechselrate wider, die durch die Überproduktion von Schilddrüsenhormonen verursacht wird.

Bei Vorliegen eines oder mehrerer dieser Symptome sollte man medizinischen Rat einholen, da eine unbehandelte Hyperthyreose zu weiteren gesundheitlichen Problemen führen kann.

Diagnose

Ein erniedrigter TSH-Wert allein ist nicht ausreichend, um eine definitive Diagnose zu stellen. Um die genaue Ursache der Schilddrüsenüberfunktion zu bestimmen, sind zusätzliche Untersuchungen erforderlich.

Neben der Messung des TSH-Werts können folgende diagnostische Verfahren durchgeführt werden:

  • Freies T4 und freies T3: Diese Blutuntersuchungen messen die Menge der aktiven Schilddrüsenhormone im Blut und helfen festzustellen, ob eine Überproduktion vorliegt.
  • Schilddrüsen-Antikörper-Tests: Diese Tests bestimmen das Vorhandensein spezifischer Antikörper, die auf Autoimmunerkrankungen (zum Beispiel Morbus Basedow) hinweisen können.
  • TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAb): Dieser Test misst die Konzentration der Antikörper, die den TSH-Rezeptor stimulieren und typischerweise bei Morbus Basedow vorkommen
  • Ultraschall der Schilddrüse: Mit dieser bildgebenden Technik kann man die Struktur der Schilddrüse visualisieren und nach Knoten, Entzündungen oder anderen Anomalien suchen.
  • Szintigraphie der Schilddrüse: Bei dieser Untersuchung wird ein radioaktives Isotop injiziert, um die Aktivität und Morphologie der Schilddrüse darzustellen. Diese Methode ist besonders hilfreich, um zwischen verschiedenen Schilddrüsenerkrankungen zu unterscheiden.
  • Feinnadelpunktion: Wenn der Ultraschall auffällige Knoten zeigt, kann eine Feinnadelpunktion durchgeführt werden, um Zellen für eine zytologische Untersuchung zu entnehmen.

Therapie

Die Behandlung eines erniedrigten TSH-Werts ist stark von der zugrunde liegenden Ursache abhängig. Jede Therapie zielt darauf ab, die Schilddrüsenhormonspiegel zu normalisieren und die Symptome der Hyperthyreose zu lindern.

Hier sind einige der gängigen Behandlungsansätze:

  • Reduzierte Jodaufnahme: Stark jodhaltige Lebensmittel (viel Salz, Meeresfrüchte) sollten vermieden werden.
  • Antithyreoidale Medikamente: Diese Medikamente hemmen entweder direkt die Synthese von Schilddrüsenhormonen oder verhindern die Jodaufnahme in die Schilddrüse. Die Freisetzung von Schilddrüsenhormonen wird dadurch stark reduziert.
  • Radiojodtherapie: Bei dieser Behandlung wird radioaktives Jod eingenommen, das sich in der Schilddrüse ansammelt und die überaktiven Zellen zerstört. Dies ist eine häufige Behandlung bei Morbus Basedow.
  • Schilddrüsenoperation: In bestimmten Fällen kann eine teilweise oder vollständige Entfernung der Schilddrüse erforderlich sein, insbesondere wenn große Knoten oder ein Verdacht auf Krebs vorliegen.
  • Beta-Blocker: Obwohl sie nicht direkt die Schilddrüsenhormonspiegel beeinflussen, helfen Beta-Blocker, Symptome wie Herzklopfen, Zittern und Nervosität zu kontrollieren.
  • Schilddrüsenhormontherapie: Nach einer Radiojodtherapie oder Operation kann es notwendig sein, Schilddrüsenhormone in Form von Tabletten einzunehmen, um eine normale Hormonbalance zu gewährleisten.
  • Symptomatische Behandlung: Zusätzliche Medikamente können eingesetzt werden, um spezifische Symptome wie Schlaflosigkeit oder schwere psychische Symptome zu behandeln.

Diese Therapien müssen sorgfältig überwacht und möglicherweise im Laufe der Zeit angepasst werden, um ein optimales Nutzen-Risiko-Profil zu erzielen und Nebenwirkungen zu minimieren.

Letzte Änderung: 22. April 2024

Quellen

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