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Somatoforme Störung

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Geschrieben von
Jessica Papic (Ärztin)

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Somatoformen Störung?

Der Begriff "somatoforme Störung" (auch funktionelle körperliche Störung) beschreibt das Auftreten körperlicher Beschwerden, für die es keine organische Ursache gibt. Vielmehr sind diese Symptome durch die Psyche verursacht. In den meisten Fällen liegen seelische Anspannung, Stress und/oder zwischenmenschliche Konflikte der somatoformen Störung zugrunde.

Genauer genommen liegt eine somatoforme Störung immer dann vor, wenn ein Patient wiederholt verschiedene körperliche Symptome beklagt, die trotz umfangreicher Untersuchungen mit keiner organischen Ursache in Zusammenhang gebracht werden können. Die vom Betroffenen beschriebenen Beschwerden können dabei sehr unterschiedlich sein und im Prinzip jedes beliebige Körperteil und/oder Organ betreffen.

Formen

Das Krankheitsbild der somatoformen Störung wird in verschiedene Formen unterteilt.

Zu diesen Formen gehören:

Patient leidet unter sehr vielseitigen Beschwerden ohne organische Ursache (z.B. Durchfall , Herzrasen, Schmerzen). Diese Beschwerden dauern in den meisten Fällen bereits über Jahre an ohne dass es zu einer Besserung kommt. In diesen Fällen spricht man von einer sogenannten Somatisierungsstörung.

Die Somatisierungsstörung wird weiter unterteilt in:

1.1 Anhaltende somatoforme Störung: Beschwerden liegen mindestens sechs Monate (an den meisten Tagen) vor.

1.2 Somatoforme autonome Funktionsstörung: ein  Organ/Organsystem betroffen, das vom vegetativen Nervensystem gesteuert wird. Besonders häufig ist dabei der Magen-Darm-Trakt betroffen. Bei der autonomen Funktionsstörung handelt es sich um die häufigste Form der  Somatisierungsstörung.

1.3 undifferenzierte Somatisierungsstörung: Die körperlichen Beschwerden sind zahlreich vorhanden, die  Kriterien für die Diagnose einer Somatisierungsstörung sind jedoch nicht erfüllt.

Unter der Schmerzstörung hingegen versteht man sehr starke, oftmals anhaltende Schmerzen, die in einer bestimmten Region auftreten. In vielen Fällen wird dabei zuerst eine körperliche Ursache gefunden. Auffällig ist jedoch, dass die Schmerzen auch über die Heilung der körperlichen Ursache anhalten.

Patienten, die an einer hypochondrischen Störung leiden, quälen sich über Jahre damit, an einer schwerwiegenden und/oder lebensbedrohlichen Erkrankung zu leiden. In vielen Fällen handelt es sich dabei um Krebserkrankungen. Tatsächlich vorhandene Beschwerden werden von den Betroffenen als Symptome, die auf die befürchtete Erkrankung hinweisen, betrachtet. Durch einen medizinischen Ausschluss dieser Erkrankung lassen sich die Betroffenen nur über einen kurzen Zeitraum beruhigen.

Somatoforme Störungen sind sehr häufig und gehören neben Depressionen und Angststörungen zu den am häufigsten diagnostizierten psychischen Erkrankungen. Darüber hinaus treten somatoforme Störungen nur in wenigen Fällen solitär auf. In der Regel gehen diese Störungen mit einer anderen psychischen Erkrankung (zB Depression oder Angststörung) einher. Man geht davon auf, dass ungefähr 12 von 100 Menschen mindestens einmal im Leben eine somatoformen Störung entwickeln. Dabei sind Frauen circa doppelt so häufig betroffen wie Männer.

Achtung

Da es keine organische Ursache gibt, wird die somatoforme Störung psychotherapeutisch behandelt.

Was sind die Symptome einer Somatoformen Störung?

Die Symptome, die beim Vorliegen einer somatoformen Störung auftreten können, können vielfältig sein. Die Gemeinsamkeit der wahrgenommenen Beschwerden ist jedoch, dass es für deren Entstehung keine organische Erklärung gibt. Patienten, die an einer somatoformen Störung leiden, denken sich die von ihnen verspürten Symptome jedoch nicht aus. Auch eine willentliche Beeinflussung der Beschwerden durch den betroffenen Patienten ist nicht möglich.

Im Allgemeinen können die bei einer somatoformen Störung auftretenden Symptome jedes Organsystem betreffen. Im klinischen Alltag zeigt sich jedoch, dass einige Organsysteme besonders häufig symptomatisch werden.

Zu den im Zusammenhang mit somatoformen Störungen relevantesten Organsystemen gehören:

  • Herzkreislauf-System
  • Magen- Darm- Trakt
  • Lunge und Luftwege
  • Urogenitaltrakt
  • Muskeln und Gelenke

Hinweis

Die Entstehung somaoformer Störungen wird in der Regel durch psychischen Stress getriggert. Liegt jedoch bereits eine solche Störung vor, so zeigt sich, dass die Beschwerden in Zeiten emotionaler Belastung abnehmen. Erst wenn die Betroffenen wieder zur Ruhe kommen verabreitet der Körper den Stress und bildet Symptome aus.

Wie wird die Somatoforme Störung diagnostiziert?

In den meisten Fällen ist es nicht einfach eine somatoforme Störung als solche zu erkennen. Behandelnde Ärzte erleben bei vielen Patienten eine Ablehnungshaltung, wenn sie die mögliche Ursache für das Auftreten der vom Betroffenen wahrgenommenen Beschwerden in den Raum wirft. Es bedarf sehr viel Feingefühl im Umgang mit dem Patienten, wenn man seine Bereitschaft zu einer psychiatrische Abklärung wecken möchte. Natürlich sollten bereits bevor dieser Verdacht angesprochen wird, mögliche körperliche Ursachen für die Beschwerden ausgeschlossen werden.

Die Frage wie umfangreich die Diagnostik sein sollte, ist schwer zu beantworten, denn wenn wirklich alle möglichen körperlichen Ursachen ausgeschlossen werden sollen, gelangt man nie ans Ziel. Darüber hinaus stellen viele der diagnostischen Maßnahmen einen Eingriff dar, der wiederum Beschwerden nach sich ziehen kann. Aus diesem Grund sollten diese Untersuchungen nur dann durchgeführt werden, wenn es wirklich notwendig ist.

Um den Verdacht auf das Vorliegen einer somatoformen Störung zu erheben, ist es auch nicht notwendig alle der Möglichkeiten der organischen Ursachen auszuschließen. Bei einem Blick auf die bei der somatoformen Störung vorliegenden Beschwerden fällt nämlich auf, dass diese einem Schema folgen. In der Regel leiden die betroffenen Patienten unter vielen verschiedenen Symptomen, die sich nicht nur auf ein Organsystem, sondern auf mehrere Organe beziehen. So kommt es beispielsweise zu ständigem Durchfall und Herzrasen. Die somatoforme Störung lässt sich darüber hinaus durch das Vorliegen der Symptome über einen längeren Zeitraum identifizieren.

Hinweis

Personen, die möglicherweise an einer somatoformen Störung leiden, sollte das Aufsuchen eines Facharztes für psychosomatische Therapie und Psychotherapie oder einem Psychiotherapeuten nahegelegt werden. Diese Experten können dann gemeinsam mit dem Betroffenen daran arbeiten, die Ursachen der Störung zu finden.

Therapie bei Somatoformer Störung

Da es keine organische Ursache für die im Zuge der somatoformen Störung entstehenden Symptome gibt, werden die betroffenen Patienten rein psychotherapeutisch behandelt. Bei der Wahl der am besten geeigneten Behandlungsstrategie spielt die exakte Form der somatoformen Störung eine entscheidende Rolle, denn ss gibt keine einheitliche Therapieempfehlung für die verschiedenen Subtypen.

Die Behandlung wird vielmehr von Betroffenem zu Betroffenem individuell geplant und durchgeführt. In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass die somatoforme Störung nur sehr selten als solitäre Erkrankung auftritt. In den meisten Fällen liegen bei den Patienten zusätzlich weitere psychische Erkrankungen (beispielsweise Depressionen oder Angststörungen) vor. Wenn dies der Fall ist, sollte auch die Begleiterkrankung psychiatrisch behandelt werden.

Im Bezug auf die geplante Therapie ist es besonders wichtig, dass ein gutes, vertrauensvolles Verhältnis zwischen Arzt und Patient besteht. Grund dafür ist die Tatsache, dass Menschen, die an somatoformen Störungen leiden, häufig das Vertrauen in Ärzte verloren haben. Ohne das notwendige Vertrauensverhältnis kann eine Behandlung nicht zum Erfolg führen.

Die eigentliche Behandlung hat dann verschiedene Aspekte, die gleichermaßen wichtig für den Behandlungserfolg sind.  Grundlage für eine zielführende Therapie bildet die sogenannte Psychoedukation. Im Grunde handelt es sich dabei um die Aufklärung des Patienten. Der Therapeut erklärt die psychischen Prozesse, die die somatoforme Störung verursachen können. Nur mit diesem Verständnis für sich und seine Erkrankung kann die therapeutische Arbeit zum Erfolg führen. Neben Einzel- und Gruppengesprächen finden regelmäßige Entspannungsübungen statt. Da die somatoforme Störung in der Regel mit Überfoderung und Stress im Zusammenhang steht, kann gezielte Entspannung die Therapie ideal unterstützen.

Somatoforme Störungen werden nicht rein medikamentös behandelt. Grund dafür ist die Tatsache, dass für somatoforme Störungen keine einheitliche medikamentöse Therapie gibt. Wenn den von einer somatoformen Störung betroffenen Patienten Arzneimitttel verschieben werden, dann auf Grund vorliegender Begleiterkrankungen.

Achtung

Weißt ein Patient beispielsweise neben der Störung auch eine Depression auf, so sollte er mit Antidepressiva eingestellt werden.

Wie ist die Prognose einer Somatoformen Störung?

Bei frühzeitiger Diagnose und dem zeitnahen Beginn einer adäquaten Behandlung, ist die Prognose der somatoformen Störung gut. Bleibt die somatoforme Störung unbehandelt, kann es durch wiederholte Arztbesuche und Arztwechsel zu unverhältnismäßigen diagnostischen Maßnahmen kommen. Einige dieser Diagnoseverfahren lösen Beschwerden aus, die dem Patienten hätten erspart werden können.

Wie kann man einer Somatoformen Störung vorbeugen?

Dem Auftreten einer somatoformen Störung lässt sich nicht immer vorbeugen. Es ist jedoch möglich eine solche Erkrankung frühzeitig zu identifizieren und deshalb zeitnah eine geeignete Behandlung einzuleiten. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, auftretende Beschwerden nicht bloß unter organischem Blickwinkel zu betrachten. Gerade wenn keine Ursache für die vorliegenden Symptome gefunden werden, sollte immer auch eine psychische Kompenente berücksichtigt werden.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einer Somatoformen Störung

Personen, die einmal an einer somatoformen Störung gelitten haben, besteht ein erhöhtes Risiko erneut Beschwerden ohne organische Ursache auszubilden. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, wenn die Patienten zumindest in regelmäßigen Intervallen Gespräche führen. Auf diese Weise kann, falls es wieder zu einer Störung kommt, auch frühzeitig eingegriffen werden.

Zusammenfassung

Der Begriff "somatoforme Störung" (auch funktionelle körperliche Störung) beschreibt das Auftreten körperlicher Beschwerden, für die es keine organische Ursache gibt. In den meisten Fällen liegen seelische Anspannung, Stress und/oder zwischenmenschliche Konflikte der somatoformen Störung zugrunde. Bei frühzeitiger Diagnose und dem zeitnahen Beginn einer adäquaten Behandlung, ist die Prognose der somatoformen Störung gut.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Unbehandelt kann eine somatoforme Störung ein Leben lang andauern. Unter adäquater Behandlung ist die Dauer der somatoformen Störung recht unterliedlich.

Hypochondrie beziehungsweise die hypochondrische Störung kann der Gruppe der somatoformen Störungen zugeordnet werden. Von einer hypochondrischen Störung spricht man immer dann, wenn der Betroffene sich seit mindestens sechs Monaten ständig mit dem Gedanken beschäftigt, an einer oder mehreren schweren oder fortschreitenden  Erkrankungen zu leiden. Die Betroffenen lassen sich auch durch Untersuchungsergebnisse, die dem Vorliegen einer solchen Erkrankung widersprechen, nicht vom Gegenteil überzeugen.

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Somatoforme Störung einfach erklärt

psychosomatisches Syndrom

Häufigkeit

  • ca. 12 von 100 Menschen mindestens einmal im Leben betroffen

Risikofaktoren

  • ängstliche Persönlichkeitsstruktur
  • unsichere Persönlichkeitsstruktur
  • Stress

Ursachen

  • weitestgehend unklar
  • Man geht von einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren aus.

Symptome

  • häufige Arztwechsel
  • Schmerzen

Diagnose

  • Körperliche Untersuchung
    • Ausschluss organischer Ursachen für die Beschwerden
  • Ultraschalluntersuchung
    • Ausschluss organischer Ursachen für die Beschwerden
  • Röntgenuntersuchung
    • Ausschluss organischer Ursachen für die Beschwerden
  • Computertomografie
    • Ausschluss organischer Ursachen für die Beschwerden
  • MRT
    • Ausschluss organischer Ursachen für die Beschwerden
  • Anamnese
    • Die Diagnostik ist ein langwieriger Prozess.

Therapie

  • Psychotherapie
  • Medikamente

Prognose

  • Bei rechtzeitiger Diagnose gute Prognose

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