Experteninterview mit Burkhard Rodeck
Priv.-Doz. Dr. Burkhard Rodeck ist Facharzt für Pädiatrie und ein international renommierter Experte. Er absolvierte sein Studium der Humanmedizin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und setzte seine fachärztliche Weiterbildung an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) fort, wo er sich auf Neonatologie spezialisierte und eine Zusatzausbildung in Kinder-Gastroenterologie erhielt.
Dr. Rodeck war langjährig in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Marienhospital und Christlichem Kinderhospital Osnabrück chefärztlich tätig.
Seit 2018 dient Dr. Rodeck als Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ). Er ist zudem aktives Mitglied in mehreren medizinischen Fachgesellschaften, einschließlich der Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung (GPGE), der European Society for Paediatric Gastroenterology Hepatology and Nutrition (ESPGHAN), der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM), und der Deutschen Tropenmedizinischen Gesellschaft (DTG). Darüber hinaus ist er Mitglied im Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ).
Dr. Rodecks wissenschaftliche und klinische Beiträge, insbesondere in den Bereichen Neonatologie und Kinder-Gastroenterologie, haben ihn als führenden Wissenschaftler in seinem Fachgebiet etabliert.
Was sind die häufigsten Ursachen für Fieber bei Kindern?
Die häufigsten Ursachen für Fieber sind Infektionen, die meisten davon sind Virusinfektionen, seltener sind bakterielle Infektionen. Entzündliche Erkrankungen auch ohne ursächliche Keime können auch mit Fieber einhergehen.
Welche Warnsignale sollten Eltern beachten, die darauf hindeuten könnten, dass das Fieber ihres Kindes ein Symptom für eine ernstere Erkrankung ist?
Normale Temp. 36,5 bis 37,4
Erhöhte Temp. 37,5 bis 38,4
Fieber: 38,5 bis 38,9
Hohes Fieber: ab 39,0
Das Alter des Kindes ist bei der Beurteilung wichtig. Bei Säuglingen bis 3 Monaten sollte man schon ab 38 Grad zum Arzt – warum? Neugeborene bis zum Alter von drei Monaten sind noch nicht in der Lage, immer Fieber zu entwickeln. Sie können sogar schwerstkrank sein, ohne zu fiebern, oder sogar Untertemperatur haben. Mit diesen ganz Kleinen sollte man immer zum Kinderarzt gehen, wenn es ihnen schlecht geht, auch wenn die Temperatur normal oder nur erhöht ist.
Fieber länger als 3 Tage, anhaltendes Fieber ohne Pausen, krank wirkende Kinder auch in Phasen ohne Fieber (durch z.B. fiebersenkende Maßnahmen) können Zeichen einer schweren Erkrankung sein.
Können häufige oder hohe Fieberschübe langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit eines Kindes haben?
Das Fieber also solches ist nicht das Problem. Die Hochregulierung der Körpertemperatur geht vom Gehirn aus. Sie hilft dem Körper, besser mit Entzündungen wie z.B. Infektionen fertig zu werden. Dann laufen Stoffwechsel und Immunsystem auf Hochtouren.
Bei Kindern ist der Stoffwechsel insgesamt aktiver, darum fiebern sie – anders als Erwachsene – auch schon mal bei einem gewöhnlichen Schnupfen. Die Ursache muss erkannt werden und z.B. bei bakteriellen Infektionen mit Antibiotika behandelt werden
Was versteht man unter einem Fieberkrampf?
Fieberkrämpfe sind vom Gehirn ausgehende Krampfanfälle bei Fieber. Sie betreffen etwa 3–5% aller Kinder und treten typischerweise zwischen dem 6. Lebensmonat und dem 5. Lebensjahr auf. Besonders häufig sind sie im Alter von 1–3 Jahren. Kinder mit Fieberkrämpfen sind normal entwickelt und sonst gesund, insbesondere haben sie keine anderen Erkrankungen des Gehirns.
Manche Kinder haben eine Veranlagung zu Fieberkrämpfen, die oft bei Mutter oder Vater schon vorlagen. Meist ist es ein einfacher Fieberkrampf, der innerhalb weniger Minuten spontan aufhört. Eine ärztliche Vorstellung ist immer anzuraten, auch wenn es in der Regel ein harmloses Ereignis ist.