Geschrieben von Moritz Trieb (Medizinstudent 8. Semester)
Unter einer Erfrierung versteht man einen lokalen Kälteschaden von Körpergewebe ohne Abkühlung des Körperkernes. Die Erfrierung wird auch mit dem lateinischen Begriff "Congelatio" bezeichnet. Im Gegensatz zu der Erfrierung gibt es auch noch die Unterkühlung, auch als "Hypothermie" bezeichnet, die bei einem Absinken der Körperkerntemperatur unter 35 °C vorliegt.
Erfrierungen sind häufig und treten insbesondere an den äußersten, endenden Körperteilen (z. B. Nase, Kinn, Extremitäten, besonders Finger und Zehen) auf, da diese meist frei liegen und nicht ausreichend vor Kälteeinflüssen geschützt werden. Die Ursachen von Erfrierungen sind vielfältig und beinhalten u.a. sogenannte "Momenterfrierungen". Dies sind Kälteschäden, die durch eine kurze Exposition mit extrem kalten Stoffen ausgelöst werden. Darunter fallen z.B. Erfrierungen mit flüssigem Stickstoff oder Kohlensäureschnee.
Des Weiteren stellt kalte Luft, bzw. Wind einen Großteil von Erfrierungen dar, aufgrund des sogenannten "Windchill-Effekts". Dieser Effekt ist v.a. für Bergsteiger, Skifahrer und Motorschlittenfahrer relevant und beschreibt den Unterschied zwischen der gemessenen Lufttemperatur und der gefühlten Temperatur in Abhängigkeit von der Windgeschwindigkeit. Der Windchill- Effekt ist für Temperaturen unterhalb von ca. 10 °C definiert. Fördernd für eine Erfrierung wirkt Nässe in Kombination mit Kälte. Es kommt deutlich schneller zu einer Erfrierung, wenn die betreffende Hautregion ebenfalls nass ist.
Typisch waren Erfrierungen bei Militärangehörigen. Mit der Zunahme an Technologie und Zugänglichkeit trägt der Freizeitsport heute jedoch die größte Verantwortung für Erfrierungen. Obdachlose, Kinder und ältere Menschen sind ebenso besonders anfällig für Erfrierungen. Zu den Risikofaktoren gehören verhaltensbedingte (Mangel an Kleidung, Alkohol-/Drogenkonsum, Dach über dem Kopf), physiologische (
Erfrierungen haben wie bereits erwähnt eine Präferenz für distale Extremitäten, Finger und die Teile der exponierten
Sollte es zum Auftauen des Gewebes kommen, kann eine "reperfusionsbedingte" Entzündungsreaktion durch Entzündungszellen (proinflammatorische Zytokine) zusätzliche Gewebeschäden verursachen. Reperfusionsbedingt bedeutet durch die erneute Wiederdurchblutung. Hierbei kommt es zur Ödembildung und dem Einschwemmen von Stoffwechselprodukten in den Organismus, die sich während der Blutunterversorgung aufgrund mangelnden Abtransports angesammelt haben. Dies bezeichnet man auch als Reperfusionsschaden.
Erfrierungen können je nach Tiefe der Kälteschädigung in 3 Grade eingeteilt werden. Der erste Grad, auch als "Congelatio erythematosa" bezeichnet, besteht lediglich aus einer oberflächlichen Hautrötung bei der nur die oberste Hautschicht betroffen ist. Der zweite Grad einer Erfrierung, auch als "Congelatio bullosa" bezeichnet, betrifft alle Hautschichten und der dritte Grad einer Erfrierung, auch als "Congelatio escharotica/gangraenosa" bezeichnet, geht bis unter die Haut (Sehnen, Muskeln, Knochen sichtbar).
Die Symptome einer Erfrierung hängen vom Erfrierungsgrad ab. Wie bereits oben erwähnt gibt es 3 Erfrierungsgrade. Beim ersten Grad, auch als "Congelatio erythematosa" bezeichnet, wo lediglich die oberste Hautschicht betroffen ist, kommt es zunächst zu einer Erblassung des betroffenen Hautareals. Zeitgleich kann es zu Empfindungsstörungen kommen. Im Anschluss kommt es zu einer Hautrötung mit
Man kennt diese Art der Erfrierung, wenn man beispielsweise im Winter ohne Handschuhe beim Spazierengehen war. Der zweite Grad der Erfrierung, auch als "Congelatio bullosa" bezeichnet, betrifft alle Hautschichten und ist gekennzeichnet durch eine Bildung von Bläschen mit einem blutig-serösen Inhalt. Der betroffene Hautabschnitt ist äußerst schmerzhaft. Der dritte Grad der Erfrierung, auch als "Congelatio escharotica/gangraenosa" bezeichnet, geht bis unter die Haut. Hierbei werden darunterliegende Strukturen, wie bspw. Sehnen, Muskeln oder Knochen sichtbar, es sind Blutblasen vorhanden und der Schmerz ist extrem.
Die Diagnose einer Erfrieung ist klinisch und wird durch eine Blickdiagnose des Arztes gestellt. Wichtig für den Arzt sind Hergang und Verlauf der Erfrierung. Zudem muss dem Arzt mitgeteilt werden, was für ein Kontakt zu welchem Stoff bestand, damit der Arzt die bestmögliche Therapie wählen kann.
Erfrierungsgrad 1: Zunächst blasse Haut, welche später errötet. Zudem Empfindungsstörungen und Schmerzen vorhanden Erfrierungsgrad 2: Bildung von blutgefüllten Blasen bei schmerzhafter Haut Erfrierungsgrad 3: Blutblasen mit nekrotischer (abgestorbener), schwarzer Haut. Evtl. sind Muskeln, Sehnen oder sogar Knochen sichtbar.
Differentialdiagnostisch muss bei Erfrierungen auch immer an einen Kälteschaden, bzw. sogenannte "non-freezing cold injury" oder "Frostbeulen" (=Perniones) gedacht werden. Ein Kälteschaden ist definiert als ein Schaden des Hautgewebes, der bei einem langsamen Abfall der Hauttemperatur über einen längeren Zeitraum eintritt. Hierbei ist die Pathophysiologie anders als bei einer Erfrierung, weshalb mit der Wiedererwärmung zögerlich vorgegangen werden muss. Perniones, auch Frostbeulen genannt sind definiert als Nerven- und Gefäßverletzungen durch wiederholte trockene Kälteexposition.
Bei dieser Erkrankung sind v.a. Menschen betroffen bei denen eine Prädisposition für das Entwickeln von
Erfrierungsgrad 1: Zunächst blasse Haut, welche später errötet. Zudem Empfindungsstörungen und Schmerzen vorhanden
Erfrierungsgrad 2: Bildung von blutgefüllten Blasen bei schmerzhafter Haut
Erfrierungsgrad 3: Blutblasen mit nekrotischer (abgestorbener), schwarzer Haut. Evtl. sind Muskeln, Sehnen oder sogar Knochen sichtbar.
Erfrierungsgrad 1 und 2 heilen in der Regel spontan ab und benötigen keine spezielle Therapie. Es sollte eine rasche Wiedererwärmung des betroffenen Hautareals angestrebt werden. Dies wird am besten mit einem warmen (nicht heiß!) Wasserbad bei ca. 37 - 40 °C erreicht. Bei der Wiedererwärmung ist es normal das Schmerzen und ggf. ein starker
Dies ist ein Zeichen für die Wiedererlangung des Empfindungsvermögens und ist gewollt. Die Wiedererwärmung sollte trotz eventueller Schmerzen fortgeführt werden für einen Zeitraum von ca. 15 - 20 Minuten. Anschließend sollte das betroffene Areal vorsichtig abgetrocknet werden. Reiben oder Massieren der erfrorenen Körperstellen sollte vermieden werden. Erfrierungsgrad 2 heilt oft unter Bildung einer Narbe ab.
Erfrierungsgrad 3 wird nicht spontan abheilen und sollte dringlichst im Krankenhaus behandelt werden, falls möglich in einem Zentrum für Verbrennungen. Verbrennungszentren gibt es nicht in jedem Krankenhaus, sondern in spezialisierten Zentren und die Eingriffe werden von plastischen bzw. von Verbrennungschirurgen durchgeführt.
Die Spezialisten in den dortigen Zentren entscheiden dann individuell, ob die erfrorenen Hautareale noch gerettet werden können oder ob sie amputiert werden müssen. Bei größeren Defekten kommen je nach Lokalisation Hauttransplantate zum Einsatz. Wichtig ist auch zu überprüfen, ob Betroffene über einen aktiven Tetanusschutz verfügen, da die Gefahr für Tetanusinfektionen bei Erfrierungen besonders hoch ist. Im Zweifel sollte eine Passivimpfung erfolgen, um einer Tetanusinfektion vorzubeugen.
Die Prognose von Erfrierungen der Erfrierungsgrad 1 und 2 ist sehr gut. Diese heilen meist spontan ab und benötigen meist keine stationäre Therapie. Erfrierungsgrad 2, also bei Blasenbildung, heilt oft mit Bildung einer Narbe komplett ab. Erfrierungen des Grades 3 sind deutlich dramatischer und benötigen eine Behandlung in einem spezialisierten Verbrennungszentrum. Hierbei entscheiden die Operateure individuell, ob die betroffene Körperstelle gerettet werden kann oder ob sie amputiert werden muss. Die Prognose ist hierbei recht unterschiedlich, doch besteht in der Regel keine Lebensgefahr, wenn die Körperkerntemperatur konstant ist und die Erfrierung nur lokal stattfand.
Erfrierungen des 1. und auch des 2. Grades sind relativ häufig. Gerade in den Wintermonaten kommt es oft vor, dass man vergisst Handschuhe anzuziehen oder ohne Mütze das Haus verlässt. In den allermeisten Fällen besteht hierbei kein Grund zur Panik, denn Erfrierungen des 1. und 2. Grades heilen in der Regel von selbst ab und man muss sich nicht ins Krankenhaus begeben. Es sollte in erster Linie eine rasche Wiedererwärmung des betroffenen Hautareals angestrebt werden.
Dies wird am besten mit einem warmen (nicht heiß!) Wasserbad bei ca. 37 - 40 °C erreicht. Bei der Wiedererwärmung ist es normal das Schmerzen und ggf. ein starker
Die Nachsorge einer Erfrierung besteht lediglich aus der Vorbeugung vor erneuten Erfrierungen. Warme Kleidung schützt vor Erfrierungen und sollte gerade in den Wintermonaten großzügig angelegt werden. Erfrierungen der Grade 1 und 2 heilen spontan wieder ab, Grad 2 oft unter einer Narbenbildung. Erfrierungen des 3. Grades haben eine komplexere Nachsorge und müssen meist stationär im Krankenhaus versorgt werden. Insbesondere bei Hauttransplantationen oder Amputationen müssen betroffene Patienten über Komplikationen und Risiken dieser Therapieoptionen aufgeklärt werden.
Unter einer Erfrierung versteht man einen lokalen Kälteschaden von Körpergewebe ohne Abkühlung des Körperkernes. Erfrierungen sind häufig und treten insbesondere an den äußersten, endenden Körperteilen (z. B. Nase, Kinn, Extremitäten, besonders Finger und Zehen) auf, da diese meist frei liegen und nicht ausreichend vor Kälteeinflüssen geschützt werden. Erfrierungen können in 3 Schweregrade eingeteilt werden, wobei Grad 1 und 2 eher oberflächlich sind und spontan abheilen, Grad 3 jedoch eine Therapie in einem spezialisierten Verbrennungszentrum benötigt, in dem evtl. Amputationen oder Hauttransplantationen durchgeführt werden können.
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Geschrieben von
Moritz Trieb
Medizinisch geprüft am
9. Aug. 2022
Erkrankung zusammengefasst
Congelatio
Begriffe
Dehydratation
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