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Erfrierung

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Erfrierung?

Unter einer Erfrierung versteht man einen lokalen Kälteschaden von Körpergewebe ohne Abkühlung des Körperkernes. Die Erfrierung wird auch mit dem lateinischen Begriff "Congelatio" bezeichnet. Im Gegensatz zu der Erfrierung gibt es auch noch die Unterkühlung, auch als "Hypothermie" bezeichnet, die bei einem Absinken der Körperkerntemperatur unter 35 °C vorliegt.

Erfrierungen sind häufig und treten insbesondere an den äußersten, endenden Körperteilen (z. B. Nase, Kinn, Extremitäten, besonders Finger und Zehen) auf, da diese meist frei liegen und nicht ausreichend vor Kälteeinflüssen geschützt werden. Die Ursachen von Erfrierungen sind vielfältig und beinhalten u.a. sogenannte "Momenterfrierungen". Dies sind Kälteschäden, die durch eine kurze Exposition mit extrem kalten Stoffen ausgelöst werden. Darunter fallen z.B. Erfrierungen mit flüssigem Stickstoff oder Kohlensäureschnee.

Des Weiteren stellt kalte Luft, bzw. Wind einen Großteil von Erfrierungen dar, aufgrund des sogenannten "Windchill-Effekts". Dieser Effekt ist v.a. für Bergsteiger, Skifahrer und Motorschlittenfahrer relevant und beschreibt den Unterschied zwischen der gemessenen Lufttemperatur und der gefühlten Temperatur in Abhängigkeit von der Windgeschwindigkeit. Der Windchill- Effekt ist  für Temperaturen unterhalb von ca. 10 °C definiert. Fördernd für eine Erfrierung wirkt Nässe in Kombination mit Kälte. Es kommt deutlich schneller zu einer Erfrierung, wenn die betreffende Hautregion ebenfalls nass ist.

Typisch waren Erfrierungen bei Militärangehörigen. Mit der Zunahme an Technologie und Zugänglichkeit trägt der Freizeitsport heute jedoch die größte Verantwortung für Erfrierungen. Obdachlose, Kinder und ältere Menschen sind ebenso besonders anfällig für Erfrierungen. Zu den Risikofaktoren gehören verhaltensbedingte (Mangel an Kleidung, Alkohol-/Drogenkonsum, Dach über dem Kopf), physiologische (Dehydratation , Höhenlage, Hypoxie) und pathologische (Diabetes, periphere arterielle Verschlusserkrankung, Raynaud-Syndrom) Gründe.

Erfrierungen haben wie bereits erwähnt eine Präferenz für distale Extremitäten, Finger und die Teile der exponierten Haut mit verminderter Durchblutung (Nase, Ohren) und geringerer "Isolierung". Wenn die Temperatur der freiliegenden Haut sinkt, kann eine Schädigung der Hautzellen lokalisierte Ödeme in den Extremitäten verursachen. Kalte Temperaturen führen zu einer erhöhten Viskosität (= Zähflüssigkeit) von Flüssigkeiten, was den Blutfluss verlangsamt. Der verlangsamte Blutfluss (=Stase) führt laut der "Virchow-Trias" zum Auftreten von Mikrothromben (Mini-Blutgerinnsel) und Eiskristallen in den Gefäßen. Die normale Durchblutung der Haut beträgt etwa 250 ml/min, aber bei Erfrierungen sinkt der Fluss auf weniger als 20-50 ml/min. Wenn die Temperatur unter 0 °C sinkt, hört die Durchblutung auf. Das langsamere venöse System friert vor dem arteriellen System ein. Die Konstellation aus Gefäßverletzung, venöser Stase und Mikrothromben führt zu einer Blutunterversorgung des Gewebes. Die Blutunterversorgung des Gewebes führt letztendlich zum Absterben desjenigen. Je nach Ausmaß der Exposition und nachfolgenden Zellschädigungen können Verletzungen reversibel oder irreversibel sein.

Sollte es zum Auftauen des Gewebes kommen, kann eine "reperfusionsbedingte" Entzündungsreaktion durch Entzündungszellen (proinflammatorische Zytokine) zusätzliche Gewebeschäden verursachen. Reperfusionsbedingt bedeutet durch die erneute Wiederdurchblutung. Hierbei kommt es zur Ödembildung und dem Einschwemmen von Stoffwechselprodukten in den Organismus, die sich während der Blutunterversorgung aufgrund mangelnden Abtransports angesammelt haben. Dies bezeichnet man auch als Reperfusionsschaden.

Wissenswert

Erfrierungen können je nach Tiefe der Kälteschädigung in 3 Grade eingeteilt werden. Der erste Grad, auch als "Congelatio erythematosa" bezeichnet, besteht lediglich aus einer oberflächlichen Hautrötung bei der nur die oberste Hautschicht betroffen ist. Der zweite Grad einer Erfrierung, auch als "Congelatio bullosa" bezeichnet, betrifft alle Hautschichten und der dritte Grad einer Erfrierung, auch als "Congelatio escharotica/gangraenosa" bezeichnet, geht bis unter die Haut (Sehnen, Muskeln, Knochen sichtbar).

Was sind die Symptome einer Erfrierung?

Die Symptome einer Erfrierung hängen vom Erfrierungsgrad ab. Wie bereits oben erwähnt gibt es 3 Erfrierungsgrade. Beim ersten Grad, auch als "Congelatio erythematosa" bezeichnet, wo lediglich die oberste Hautschicht betroffen ist, kommt es zunächst zu einer Erblassung des betroffenen Hautareals. Zeitgleich kann es zu Empfindungsstörungen kommen. Im Anschluss kommt es zu einer Hautrötung mit Juckreiz und leichten Schmerzen.

Man kennt diese Art der Erfrierung, wenn man beispielsweise im Winter ohne Handschuhe beim Spazierengehen war. Der zweite Grad der Erfrierung, auch als "Congelatio bullosa" bezeichnet, betrifft alle Hautschichten und ist gekennzeichnet durch eine Bildung von Bläschen mit einem blutig-serösen Inhalt. Der betroffene Hautabschnitt ist äußerst schmerzhaft. Der  dritte Grad der Erfrierung, auch als "Congelatio escharotica/gangraenosa" bezeichnet, geht bis unter die Haut. Hierbei werden darunterliegende Strukturen, wie bspw. Sehnen, Muskeln oder Knochen sichtbar, es sind Blutblasen vorhanden und der Schmerz ist extrem.

Wie wird die Erfrierung diagnostiziert?

Die Diagnose einer Erfrieung ist klinisch und wird durch eine Blickdiagnose des Arztes gestellt. Wichtig für den Arzt sind Hergang und Verlauf der Erfrierung. Zudem muss dem Arzt mitgeteilt werden, was für ein Kontakt zu welchem Stoff bestand, damit der Arzt die bestmögliche Therapie wählen kann.

Bei der Diagnose hilft folgende klinische Einordnung:

Erfrierungsgrad 1: Zunächst blasse Haut, welche später errötet. Zudem Empfindungsstörungen und Schmerzen vorhanden Erfrierungsgrad 2: Bildung von blutgefüllten Blasen bei schmerzhafter Haut Erfrierungsgrad 3: Blutblasen mit nekrotischer (abgestorbener), schwarzer Haut. Evtl. sind Muskeln, Sehnen oder sogar Knochen sichtbar.

Differentialdiagnostisch muss bei Erfrierungen auch immer an einen Kälteschaden, bzw. sogenannte "non-freezing cold injury" oder "Frostbeulen" (=Perniones) gedacht werden. Ein Kälteschaden ist definiert als ein Schaden des Hautgewebes, der bei einem langsamen Abfall der Hauttemperatur über einen längeren Zeitraum eintritt. Hierbei ist die Pathophysiologie anders als bei einer Erfrierung, weshalb mit der Wiedererwärmung zögerlich vorgegangen werden muss. Perniones, auch Frostbeulen genannt sind definiert als Nerven- und Gefäßverletzungen durch wiederholte trockene Kälteexposition.

Bei dieser Erkrankung sind v.a. Menschen betroffen bei denen eine Prädisposition für das Entwickeln von Frostbeulen vorliegt. Dazu gehören insbesondere junge Frauen oder Individuen mit dem Morbus Raynaud. Klinisch dominieren  rotbläuliche Knoten, Flecken oder Hautgeschwüre, die meist an den Streckseiten der Finger und Zehen, sowie den Fersen oder Unterschenkeln auftreten. Bei Ausbleiben der Kälteeinwirkung kommt es ähnlich wie beim Erfrierungsgrad 1 zu einer Rötung der betroffenen Stelle mit Juckreiz und Schmerzen. Betroffene können sich mithilfe von geeigneter Kleidung schützen, bei Entzündungen sind Cortison-Salben zu empfehlen und um bei Juckreiz Abhilfe zu schaffen, kommen Antihistaminika zur Anwendung.

Therapie bei Erfrierung

Die Therapie einer Erfrierung richtet sich nach dem Erfrierungsgrad:

Erfrierungsgrad 1: Zunächst blasse Haut, welche später errötet. Zudem Empfindungsstörungen und Schmerzen vorhanden

Erfrierungsgrad 2: Bildung von blutgefüllten Blasen bei schmerzhafter Haut

Erfrierungsgrad 3: Blutblasen mit nekrotischer (abgestorbener), schwarzer Haut. Evtl. sind Muskeln, Sehnen oder sogar Knochen sichtbar.

Erfrierungsgrad 1 und 2 heilen in der Regel spontan ab und benötigen keine spezielle Therapie. Es sollte eine rasche Wiedererwärmung des betroffenen Hautareals angestrebt werden. Dies wird am besten mit einem warmen (nicht heiß!) Wasserbad bei ca. 37 - 40 °C erreicht. Bei der Wiedererwärmung ist es normal das Schmerzen und ggf. ein starker Juckreiz auftreten.

Dies ist ein Zeichen für die Wiedererlangung des Empfindungsvermögens und ist gewollt. Die Wiedererwärmung sollte trotz eventueller Schmerzen fortgeführt werden für einen Zeitraum von ca. 15 - 20 Minuten. Anschließend sollte das betroffene Areal vorsichtig abgetrocknet werden. Reiben oder Massieren der erfrorenen Körperstellen sollte vermieden werden. Erfrierungsgrad 2 heilt oft unter Bildung einer Narbe ab.

Erfrierungsgrad 3 wird nicht spontan abheilen und sollte dringlichst im Krankenhaus behandelt werden, falls möglich in einem Zentrum für Verbrennungen. Verbrennungszentren gibt es nicht in jedem Krankenhaus, sondern in spezialisierten Zentren und die Eingriffe werden von plastischen bzw. von Verbrennungschirurgen durchgeführt.

Hinweis

Die Spezialisten in den dortigen Zentren entscheiden dann individuell, ob die erfrorenen Hautareale noch gerettet werden können oder ob sie amputiert werden müssen. Bei größeren Defekten kommen je nach Lokalisation Hauttransplantate zum Einsatz. Wichtig ist auch zu überprüfen, ob Betroffene über einen aktiven Tetanusschutz verfügen, da die Gefahr für Tetanusinfektionen bei Erfrierungen besonders hoch ist. Im Zweifel sollte eine Passivimpfung erfolgen, um einer Tetanusinfektion vorzubeugen.

Wie ist die Prognose einer Erfrierung?

Die Prognose von Erfrierungen der Erfrierungsgrad 1 und 2 ist sehr gut. Diese heilen meist spontan ab und benötigen meist keine stationäre Therapie. Erfrierungsgrad 2, also bei Blasenbildung, heilt oft mit Bildung einer Narbe komplett ab. Erfrierungen des Grades 3 sind deutlich dramatischer und benötigen eine Behandlung in einem spezialisierten Verbrennungszentrum. Hierbei entscheiden die Operateure individuell, ob die betroffene Körperstelle gerettet werden kann oder ob sie amputiert werden muss. Die Prognose ist hierbei recht unterschiedlich, doch besteht in der Regel keine Lebensgefahr, wenn die Körperkerntemperatur konstant ist und die Erfrierung nur lokal stattfand.

Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten und Haushaltsmittel bei einer Erfrierung

Erfrierungen des 1. und auch des 2. Grades sind relativ häufig. Gerade in den Wintermonaten kommt es oft vor, dass man vergisst Handschuhe anzuziehen oder ohne Mütze das Haus verlässt. In den allermeisten Fällen besteht hierbei kein Grund zur Panik, denn Erfrierungen des 1. und 2. Grades heilen in der Regel von selbst ab und man muss sich nicht ins Krankenhaus begeben. Es sollte in erster Linie eine rasche Wiedererwärmung des betroffenen Hautareals angestrebt werden.

Dies wird am besten mit einem warmen (nicht heiß!) Wasserbad bei ca. 37 - 40 °C erreicht. Bei der Wiedererwärmung ist es normal das Schmerzen und ggf. ein starker Juckreiz auftreten. Dies ist ein Zeichen für die Wiedererlangung des Empfindungsvermögens und ist gewollt. Die Wiedererwärmung sollte trotz eventueller Schmerzen fortgeführt werden für einen Zeitraum von ca. 15 - 20 Minuten. Anschließend sollte das betroffene Areal vorsichtig abgetrocknet werden. Reiben oder Massieren der erfrorenen Körperstellen sollte vermieden werden. Erfrierungsgrad 2 heilt oft unter Bildung einer Narbe ab.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einer Erfrierung

Die Nachsorge einer Erfrierung besteht lediglich aus der Vorbeugung vor erneuten Erfrierungen. Warme Kleidung schützt vor Erfrierungen und sollte gerade in den Wintermonaten großzügig angelegt werden. Erfrierungen der Grade 1 und 2 heilen spontan wieder ab, Grad 2 oft unter einer Narbenbildung. Erfrierungen des 3. Grades haben eine komplexere Nachsorge und müssen meist stationär im Krankenhaus versorgt werden. Insbesondere bei Hauttransplantationen oder Amputationen müssen betroffene Patienten über Komplikationen und Risiken dieser Therapieoptionen aufgeklärt werden.

Zusammenfassung

Unter einer Erfrierung versteht man einen lokalen Kälteschaden von Körpergewebe ohne Abkühlung des Körperkernes. Erfrierungen sind häufig und treten insbesondere an den äußersten, endenden Körperteilen (z. B. Nase, Kinn, Extremitäten, besonders Finger und Zehen) auf, da diese meist frei liegen und nicht ausreichend vor Kälteeinflüssen geschützt werden. Erfrierungen können in 3 Schweregrade eingeteilt werden, wobei Grad 1 und 2 eher oberflächlich sind und spontan abheilen, Grad 3 jedoch eine Therapie in einem spezialisierten Verbrennungszentrum benötigt, in dem evtl. Amputationen oder Hauttransplantationen durchgeführt werden können.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

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Erfrierung einfach erklärt

Congelatio

Risikofaktoren

  • Zu dünne, leichte oder abschnürende Kleidung
  • Wind
  • Hohe Luftfeuchtigkeit
  • Feuchte oder nasse Kleidung
  • Körperliche Überanstrengung
  • Flüssigkeitsmangel
  • Alkohol
  • Nikotin
  • Untergewicht
  • Blutverlust
  • Diabetes mellitus
  • Durchblutungsstörungen

Ursachen

  • Kälteeinwirkung

Symptome

  • Juckreiz
  • Brennen
  • Schwellung
  • Sensibilitätsstörungen
  • Blasen auf der Haut
  • Hautveränderungen

Komplikationen

  • Erfrierungstod
  • Wundinfektion
  • Amputation

Diagnose

  • Anamnese
    • Zeigen sich an ihrer Haut Auffälligkeiten?
    • Leiden sie an den betroffenen Stellen unter Juckreiz?
    • Spüren sie an den betroffenen Stellen ein Brennen?
    • Ist die betroffene Stelle geschwollen?
    • Grad 2: Ist ihre Haut an einigen Stellen blass-grau verfärbt und kalt?
    • Grad 3: Zeigen sich abgestorbene Stellen (schwarz verfärbt) auf ihrer Haut?
    • Grad 2: Haben sich auf der betroffenen Stelle schmerzhafte Blasen gebildet?
    • Grad 2: Ist die betroffene Stelle gefühllos?
    • Waren sie langer Zeit starker Kälte ausgesetzt?
  • Körperliche Untersuchung
    • Inspektion

Stadien

  • Grad 1 Aufgrund der Gefäßverengung ist die Haut zunächst blass und gefühllos. Erwärmt sich der Körperteil wieder, so entstehen eine starke Rötung und oft heftige brennende oder stechende Schmerzen.
  • Grad 2 Die Haut schwillt an und verfärbt sich rötlich-bläulich. Zusätzlich bilden sich Blasen, die häufig mit Blut gefüllt sind. Die Schmerzempfindlichkeit bleibt erhalten.
  • Grad 3 Bei schwersten Erfrierungen stirbt das Gewebe völlig ab - Mediziner bezeichnen das auch als Nekrose. Die betroffenen Körperteile verfärben sich schwarz-blau und sind nicht mehr schmerzempfindlich, die Haut wirkt lederartig.
  • Grad 4 Vereisung und völlige Gewebezerstörung

Therapie

  • Medikamente
  • Konservative Behandlung
  • Operation

Präventionsmaßnahmen

  • geeignete Kleidung
  • geeignetes Schuhwerk
  • Kein Alkoholkonsum in der Kälte
  • Nikotinverzicht

Prognose

  • Je höher der Grad der Erfrierung desto schlechter ist die Prognose

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