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Patient von HIV geheilt - nur für wenige eine Option

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Geschrieben von
Jessica Papic (Ärztin)

Der vierte Patient überhaupt scheint von HIV geheilt worden zu sein.

Der 66 jährige Mann lebte seit den 80er Jahren mit der schweren Immunerkrankung und konnte nun sogar damit aufhören, die für HIV-positive Menschen lebensnotwendigen Medikamente einzunehmen.

Ärzten und Ärztinnen aus Duarte in Kalifornien ist wohl ein weiterer Durchbruch in der Behandlung von HIV gelungen. Der von ihnen geheilte Patient ist mittlerweile unter dem Namen „City of Hope!- Patient bekannt.

Die Therapie bezog sich auf die Gabe von Knochenmarkstransplantaten, die so eigentlich zur Behandlung von Leukämie angewendet werden. Die geeigneten Transplantate stammen von einem Menschen, der eine Resistenz gegen das HI-Virus aufwies. In neueren Untersuchungen des Patienten konnte keine einziges HI- Virus mehr in seinem Körper nachgewiesen werden.

„Ich hätte nie gedacht diesen Tag erleben zu dürfen!“

Noch bevor die mittlerweile routinemäßigen antivitalen Arzneimittel zur Verfügung standen, musste der 66 jährige Mann miterleben, wie viele seiner Freunde dem Virus zum Opfer vielen. Zu dieser Zeit war es nicht möglich das Voranschreiten der Infektion und die zunehmende Zerstörung des Immunsystems einzudämmen.

Ein erster Erfolg konnte mithilfe der antivitalen Behandlung erzielt werden. Beginnt ein Patient bereits kurze Zeit nach der Ansteckung mit der Einnahme der Medikamente, so kann er ein weitestgehend normales Leben mit einer nicht eingeschränkten Lebenserwartung führen. Es ist sogar möglich, die Viruslast derart zu senken, dass diese Patienten nicht länger ansteckend für andere Menschen sind. Auch nicht im Falle von ungeschütztem Geschlechtsverkehr.

Nun ein weiterer Durchbruch!

Tatsächlich zielte seine Behandlung jedoch nicht auf die Bekämpfung des HI-Virus ab. Vielmehr bekam er die Knochenmarktransplantation, da er im Alter von 63 Jahren an einer Form der Leukämie erkrankt ist. Dass der Spender HIV-resistent war, stellte sich erst viel später heraus.

Aus Studien von Prostituierten in Afrika weiß man, dass ein Teil der Menschen gegen HIV resistent ist. Damit HIV in den Körper tritt ist ein Kanal notwendig, der das Virus in die Zelle aufnimmt. Dieser Kanal heißt CCR5. Bei einem Teil der Menschen liegt eine Veränderung (Mutation) dieses Kanals vor, sodass das Virus nicht in die Zelle eintretetn kann. Der Mensch ist gegen HIV immun. Bei einer Knochenmarkstransplantation durch einen Spender der diese Resistenz hat, wird also auch die Resistenz mit HIV mitgegeben. Ungefähr 1 Prozent der Europäer weisen eine gezielte Mutation des Rezeptorproteins auf, die sie nicht nur immun gegen HIV, sondern auch gegen Pocken und die Pest werden lässt. Auch in der antivitalen Behandlung von HIV-Infizierten wird der CCR5-Inhibitor Maraviroc dazu angewendet, das Einschleusen der Viren in die Immunzellen zu verhindern.

Wissenswert

Normalerweise muss das Virus, das eine schwere Immunschwäche hervorruft, über ein Protein namens CCR5 in den Körper eingeschleust werden. Bei einigen Menschen ist dieses Protein jedoch derart mutiert, dass es für das HI-Virus nicht passierbar ist. Eben diese Menschen gelten als HIV- resistent.

Heilung bleibt „Heiliger Gral“

Der erste Mensch überhaupt, der von HIV mithilfe einer Knochenmarktransplantation geheilt werden konnte, war Timothy Ray Braun, besser bekannt als der „Berliner Patient“. In den darauf folgenden Jahren kam es zu zwei weiteren Heilungsfällen.

Auch der vierte von HIV-geheilte Patienten ist seit nunmehr 17 Monaten in Remission ohne Medikamente einnehmen zu müssen.

Leider ist es schwer bis garnicht umsetzbar, eine derartige Knochenmarktransplantation in der Behandlung von HIV- Patienten zu etablieren. Für viele der Infizierten wird sie auch in Zukunft keine Option sein.

Dennoch ist es auf Grund der aus den bekannten Fällen gewonnen Informationen möglich, sich gezielt auf die Forschung am CCR5- Protein zu richten. Vielleicht wird es auf diese Weise bald möglich dem Virus den Zugang zu unseren Zellen vollständig zu verwehren!

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