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Sehnenscheidenentzündung

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Geschrieben von
Jessica Papic (Ärztin)

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Sehnenscheidenentzündung?

Unter dem Begriff "Sehnenentzündung" (Tendovaginitis, Peritendinitis, Tendosynovitis) versteht man eine Erkrankung, bei der es zur Ausbreitung entzündlicher Prozesse im Bereich der Sehnen kommt. Mit Abstand am häufigsten davon betroffen sind die Sehnen des Handgelenks oder der Arme.

Bei einer Sehnenscheide (Vagina synovialis, Vagina tendinis) handelt es sich um eine hüllenartige Struktur, die um die Sehne herum verläuft. Die Sehnenscheide dient dem Schutz vor Reibung der Sehne mit ihr anliegenden Strukturen. Vor allem Bänder und Knochen spielen in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle. Um die bei Reibung auf die Sehne einwirkenden Kräfte weiter zu verringern, ist die Sehnenscheide mit spezieller Gelenkschmiere (Synovialflüssigkeit) gefüllt.

Bei einer Sehnenscheidenentzündung handelt es sich äußerst selten um eine durch bakterielle Erreger verursachte Erkrankung.  Es handelt sich vielmehr um eine nicht-bakterielle Entzündung, die rein durch Reibung und übermäßige Belastung hervorgerufen wird. Bei lang anhaltender Belastung beginnt die Sehnenscheide anzuschwellen. Auf diese Weise entsteht mehr Raum, der der Belastung etwas besser standhalten kann.

Durch stetige Zunahme der Schwellung wird jedoch irgendwann ein Maß erreicht, bei dem die Gelenkschmiere nicht mehr ausreicht, um die Reibungskräfte adäquat zu dämpfen. Die entzündlichen Prozesse nehmen daraufhin stark zu und der Betroffene verspürt Schmerzen.  Darüber hinaus kann sich die Oberflächenstruktur von Sehnen und Sehnenscheiden durch anhaltende Entzündungsprozesse derart verändern, dass bei deren Bewegung Reibegeräusche entstehen. Bei dieser Erkrankung handelt es sich um eine sogenannte Tendovaginitis crepitans.

Die eigentliche Ursache für die Entstehung einer Sehnenscheidenentzündung hängt von der betroffenen Sehne und deren Funktion ab. Bei den häufigsten Formen sind übermäßiges, falsches Schreiben und sportliche Betätigung die Hauptursachen.

Wissenswert

Bei der Sehnenscheidenentzündung existieren zwei Sonderformen, die von den anderen Varianten abzugrenzen sind: die Tendovaginitis stenosans und die Tendovaginitis stenosans de Quervain. Bei der Tendovaginitis stenosans de Quervain kommt es zu entzündlichen Prozessen im Bereich der Sehne des Daumens.

Was sind die Symptome einer Sehnenscheidenentzündung?

Die bei einer Sehnenscheidenentzündung auftretenden Symptome hängen maßgeblich vom Ausmaß der entzündlichen Prozesse ab. Darüber hinaus spielt die ursprüngliche Funktion der betroffenen Sehnen eine entscheidende Rolle.

Im Allgemeinen ist jedoch davon auszugehen, dass eine Sehnenscheidenentzündung nicht plötzlich aus dem Nichts heraus auftritt. Vielmehr entstehen die entzündlichen Prozesse langsam und schleichend. Es vergeht deshalb zumeist eine Weile, bevor die ersten Beschwerden auftreten.  Als Hauptsymptom für die Sehnenscheidenentzündung, unabhängig von deren Lokalisation, gelten anhaltende Schmerzen. Die Intensität dieser Schmerzen lässt sich durch das Fortsetzen der Belastung deutlich steigern.

Hinweis

Da es sich bei der Sehnenscheidenentzündung um eine klassische Entzündung handelt, lassen sich auch alle anderen typischen Entzündungszeichen finden. Die Haut über der betroffenen Sehne wirkt geschwollen und überwärmt. Auch Rötungen können an der betroffenen Stelle gefunden werden. Darüber hinaus kann das Bewegungsausmaß des Gelenks, zu dem die Sehnen und die Sehnenscheide gehören, stark eingeschränkt sein. Gerade nach dem Aufstehen zeigt sich zudem eine deutliche Morgensteifigkeit und Spannungsgefühle im erkrankten Gelenk.

Wie wird die Sehnenscheidenentzündung diagnostiziert?

Personen, die davon ausgehen, an einer Sehnenscheidenentzündung zu leiden, sollten zeitnah einen Facharzt für Allgemeinmedizin oder einen Orthopäden aufsuchen. Diesem stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, die dabei helfen, eine mögliche Sehnenscheidenentzündung zu diagnostizieren.

Bereits während eines ausführlichen Arzt-Patienten-Gesprächs lässt sich ein erster Hinweis auf das Vorliegen entzündlicher Prozesse gewinnen. Zu diesem Zwecke befragt der Arzt den Patienten bezüglich seiner Krankengeschichte und der vorliegenden Beschwerden.

In diesem Zusammenhang sind vor allem die folgenden Fragen relevant:

  • Litt der Betroffene bereits an Entzündungen der Sehnen, der Sehnenscheiden und/oder der Gelenke?
  • Gab es in letzter Zeit übermäßig belastende Tätigkeiten?
  • Bei welchen Bewegungen treten die Schmerzen auf?
  • Lassen sich die Beschwerden durch irgendwelche Maßnahmen lindern oder verstärken? (Medikamente, Kühlung, Wärme usw.)
  • Welchen Beruf übt der Betroffene aus? Arbeitet er häufig mit einer Computertastatur? Muss er viel schreiben?

Da die typischen Symptome einer Sehnenscheidenentzündung auch bei anderen Erkrankungen auftreten können, gilt es weniger die Sehnenscheidenentzündung zu beweisen, als viel mehr andere Erkrankungen auszuschließen. Zu diesem Zwecke werden häufig, vor allem bei immer wiederkehrenden Beschwerden, weitere Diagnostikverfahren durchgeführt. Treten die Beschwerden jedoch zum ersten Mal oder selten auf, so kann auf bildgebende Verfahren verzichtet werden. Andernfalls könnte ein MRT sinnvoll sein.

Therapie bei Sehnenscheidenentzündung

Die Behandlung einer Sehnenscheidenentzündung erfolgt unabhängig von deren Ausprägung und Lokalisation in der Regel rein konservativ (nicht chirurgisch). Der wichtigste Pfeiler in der Behandlung entzündlicher Prozesse im Bereich der Gelenke ist die Schonung. Ursächliche Fehlbelastungen und/oder übermäßige Beanspruchungen sollten dringend vermieden werden. Andernfalls kann sich die Sehnenscheide nicht erholen und die Entzündung würde stetig voranschreiten.

Für Personen, die im Büro oder als Lehrkräfte arbeiten, bedeutet dies, dass in der folgenden Zeit auf die Nutzung von Computertastaturen und/oder das Schreiben verzichtet werden muss. Generell lohnt es sich in solchen Fällen, die Ergometrie der verwendeten Materialien einmal zu prüfen und gegebenenfalls schonendere Alternativen anzuschaffen.

Um den Bewegungsumfang des betroffenen Gelenks einzudämmen und somit die Sehnenscheide ruhig zu halten, kann das Gelenk mittels elastischem Verband oder Schiene versorgt werden. Die Ruhigstellung sollte jedoch nur über einen kurzen Zeitraum erfolgen, da die Sehnen sonst mit den Sehnenscheiden verkleben können. Darüber hinaus hilft die Anwendung kühlender Auflagen dabei, die entzündlichen Prozesse einzudämmen.

Auch die sogenannte Elektrotherapie und eine Querfriktionsmassage können bei der Behandlung einer Sehnenscheidenentzündung zielführend sein. Des Weiteren dienen verschiedene krankengymnastische Übungen zur Kräftigung der Gelenke, Muskeln und Sehnen dazu, weiteren Entzündungen vorzubeugen. Durch physikalische oder manuelle Therapie können chronische Fehlbelastungen zudem langfristig korrigiert werden.

Hinweis

Ein weiterer wichtiger Pfeiler in der Therapie einer Sehnenscheidenentzündung ist eine adäquate Schmerzmittelanwendung. Das betroffene Gelenk soll zwar erstmal geschont werden, doch es zeigt sich häufig, dass Patienten mit Sehnenscheidenentzündung bedingt durch die Schmerzen in eine Schonstellung verfallen und ihre Tätigkeiten in dieser Stellung einfach fortführen. Das sorgt jedoch dafür, dass sich die entzündlichen Prozesse weiter ausbreiten.

Durch die Einnahme von Schmerzmitteln kann diese Schonstellung vermieden werden. Zur Behandlung einer Sehnenscheidenentzündung eignet sich vor allem Ibuprofen . Grund dafür ist die Tatsache, dass dieses Medikament entzündungshemmende Eigenschaften aufweist. Auch Diclofenac kann problemlos eingenommen werden.

In besonders ausgeprägten Fällen oder beim wiederholtem Auftreten der Sehnenscheidenentzündung  kann eine Kortison-Injektion verabreicht werden. Cortison wirkt entzündungshemmend und hilft zumeist gegen die Beschwerden. Bei dieser Behandlungsmethode muss aber beachtet werden, dass solche Injektionen nicht beliebig oft verabreicht werden dürfen. Wiederholte Kortison-Injektionen können langfristig zur Schädigung des Sehnengewebes führen.

Sollten all diese Maßnahmen nicht zielführend sein, kann eine operative Behandlung eingeleitet werden. Im Zuge der Operation wird das Band, welches die Sehne umgibt, durchtrennt. Außerdem wird auch das Dach des Kanals, in dem die Sehnen verlaufen, gespalten. Bei besonders ausgeprägten Entzündungen kann das entzündliche Gewebe zusätzlich entfernt werden.

Wie ist die Prognose einer Sehnenscheidenentzündung?

Obwohl die Prognose der Sehnenscheidenentzündung recht gut ist, muss beachtet werden, dass die Erkrankung zumeist einen sehr langen Verlauf hat. Dieser Verlauf wird davon kompliziert, dass man sich außerhalb der Sehnenverletzung eigentlich gut fühlt und häufig ungern lange seine eigene Arbeit unterbricht.

Wie kann man einer Sehnenscheidenentzündung vorbeugen?

Dem Auftreten einer Sehnenscheidenentzündung kann vorgebeugt werden. Vor allem die Anwendung ergonomischer Stifte und Tastaturen hilft dabei, entzündliche Prozesse erst gar nicht auftreten zu lassen. Darüber hinaus sollten die Gelenke nicht über Stunden am Stück beansprucht werden. Durch regelmäßige Unterbrechungen der Arbeit, im Idealfall durch schonende und entspannende Übungen, kann das Risiko der Entstehung einer Sehnenscheidenentzündung gesenkt werden.

Es ist also für den Arbeitnehmer sehr wichtig, den eigenen Arbeitsplatz entsprechend seinen eigenen Bedürfnissen auszurichten. In einer Zeit, in der wir immer länger arbeiten und auch immer mehr von zu Hause am eigenen Computer ist es heute also wichtiger denn je, die Gelenke entsprechend schonen zu können. Häufig ist eine entsprechende Ausrüstung auch nicht ganz preisgünstig, es macht jedoch Sinn dieses schon vorab mit dem Arbeitgeber zu besprechen, um die eigene Leistungsfähigkeit möglichst langfristig hochzuhalten.

Achtung

Erschwerend kommt natürlich hinzu, dass durch den steigenden Zugang zu technischen Möglichkeiten, die immer mehr in unseren eigenen Alltag integriert werden, die Belastung deutlich höher ist. Dieses ist für die Belastung der eigenen Sehnen natürlich eine große Herausforderung und muss entsprechend bei der Berücksichtigung der eigenen Risiken beachtet werden.

Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten und Haushaltsmittel bei einer Sehnenscheidenentzündung

Es gibt verschiedene Hausmittel, die dabei helfen können, die entzündlichen Prozesse bei einer Sehnenscheidenentzündung einzudämmen.

Zu diesen Hausmitteln gehören:

  • Feuchtkalte Umschläge, die in Essigwasser (1 Esslöffel Essig auf 1 Glas Wasser) getränkt wurden.
  • Auflagen mit Meerrettich, Heilerde oder Quark.
  • Salbe mit Propolis (Bienenharz)

Empfehlungen zur Nachsorge bei einer Sehnenscheidenentzündung

Nach der operativen Behandlung einer Sehnenscheidenentzündung sollte das Gelenk nur kurze Zeit ruhen gelassen werden. Um einer Versteifung vorzubeugen, muss daher zeitnah mit leichten Bewegungsübungen begonnen werden. Je nach Tätigkeit darf die Arbeit nach ein bis zwei Wochen wieder aufgenommen werden.

Zusammenfassung

Unter dem Begriff "Sehnenentzündung" (Tendovaginitis, Peritendinitis, Tendosynovitis) versteht man eine Erkrankung, bei der es zur Ausbreitung entzündlicher Prozesse im Bereich der Sehnen kommt. Zu den Hauptsymptomen der Sehnenscheidenentzündung zählen Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen. Diese können nur durch eine Ruhigstellung des betroffenen Gelenks erfolgreich behandelt werden.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Wird eine Sehnenscheidenentzündung nicht behandelt, so breiten sich die entzündlichen Prozesse fort. Außerdem kann es zu einer Chronifizierung der Beschwerden kommen.

Bei der Sehnenscheidenentzündung handelt es sich um eine anerkannte Berufskrankheit, die zur kurzzeitigen oder langfristigen Berufsunfähigkeit führen kann.

Eine Sehnenscheidenentzündung heilt unter adäquater Therapiel zumeist binnen einer Woche vollständig ab.

Es ist davon auszugehen, dass eine Sehnenscheidenentzündung nicht plötzlich aus dem Nichts heraus auftritt. Vielmehr entstehen die entzündlichen Prozesse langsam und schleichend. Es vergeht deshalb zumeist eine Weile bevor die ersten Beschwerden auftreten.

Personen, die davon ausgehen, an einer Sehnenescheidenentzündung zu leiden, sollten zeitnah einen Facharzt für Allgemeinmedizin oder einen Orthopäden aufsuchen.

Bei einer Sehnenscheidenentzündung, sollte das betroffene Gelenk erst einmal ruhig gestellt werden. Anhaltende Fehlbelastung oder übermäßige Beanspruchung sollte vermieden werden.

In erster Linie wird der Arzt das betroffene Gelenk und die damit entzündete Sehnenscheide ruhig stellen und zudem Schmerzmittel verschreiben.

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Sehnenscheidenentzündung einfach erklärt

Tendovaginitis, Peritendinitis, Tendosynovitis

Häufigkeit

  • Häufigkeit: ca 2 bis 3 von 100 Menschen im Laufe ihres Lebens mindestens ein mal betroffen

Risikofaktoren

  • Sport
  • Gelenkbelastende Arbeiten

Ursachen

  • Über- oder Fehlbelastung der Sehnenscheide

Symptome

  • Schmerzen
  • Rötung
  • Schwellung
  • Spannungsgefühl

Komplikationen

  • Bildung von knotigen Verdickungen

Diagnose

  • Anamnese
    • Haben sie Schmerzen im Bereich des betroffenen Gelenks?
    • Ist die Haut über der betroffenen Sehne gerötet?
    • Ist der betroffene Bereich angeschwollen?
    • Leiden sie an einem Spannungsgefühl?
    • Haben sie das schmerzende Gelenk übermäßig belastet?
  • Körperliche Untersuchung
    • klassische Entzündungszeichen
  • Röntgenuntersuchung
    • nur bei unklarem Befund notwendig

Differenzial Diagnose

  • Rheuma

Therapie

  • Konservative Behandlung
  • Physiotherapie
  • Medikamente

Präventionsmaßnahmen

  • Meidung von Fehl- und Überlastung der Gelenke
  • Nutzung von ergonomischen Arbeitsmaterialien (z.B. Bürostuhl)
  • ausgiebiges Aufwärmen vor dem Sport

Prognose

  • oft langwieriger Verlauf
  • Prognose gut

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