Geschrieben von Leonard Schwarz
Für die Reise-Krankheit gibt es weitere Bezeichnungen wie Bewegungs-Krankheit oder Kinetose (fachsprachlich). Dabei kommt es durch ungewohnte, passive Bewegung zu verschiedenen körperlichen Symptomen. Die Beschwerden können nicht nur beim Reisen in Autos, Zügen, Flugzeugen, sondern auch auf hohen Gebäuden oder Brücken (wenn diese beispielsweise schwingen) auftreten.
Bekannte Varianten der Reise- oder Bewegungs-Krankheit sind die Seekrankheit, Luftkrankheit, Raumkrankheit oder die Land-Krankheit. Letztere kann auftreten, wenn Menschen, die sich lange Zeit auf See befunden haben, nach einiger Zeit das erste Mal wieder an Land kommen.
Auch Achterbahn-Fahrten können die typischen Beschwerden hervorrufen. Besonders typisch ist dabei, dass die Bediener der Verkehrsmittel in der Regel nicht von den Symptomen betroffen sind.
Ob die Bewegung tatsächlich stattfindet oder technisch simuliert wird, entscheidet nicht darüber, ob es zu Beschwerden kommt. Bekannterweise können Simulatoren und oder Spiele mit entsprechender Technik ebenfalls Symptome der Reise-Krankheit hervorrufen. Diese Varianten werden dann als Simulator-Krankheit und Gaming Sickness beziehungsweise Spiel-Übelkeit bezeichnet.
Flug-Simulatoren beispielsweise verursachen Symptome bei 10 bis 60 Prozent aller Flug-Schüler, im militärischen Kontext sind es sogar bis zu 88 Prozent.
Ob und wie ausgeprägt sich eine Reise-Krankheit entwickelt, hängt unter anderem von der Intensität, der Frequenz und der Dauer der passiven Bewegung ab. Außerdem ist belegt worden, dass passive Bewegungen in der Haupt-Bewegungs-Achse (vertikale Bewegungen) schlechter vertragen werden als horizontale.
Das heißt die Position der Personen (sitzend, liegend etc.) ist ebenfalls ein wichtiger Faktor, wie stark und schnell sich die Beschwerden ausbilden. Es gibt Menschen, die eher zu Beschwerden der Reise-Krankheit neigen.
Prinzipiell kann sie sich aber bei jedem Menschen entwickeln, auch erst nach Jahren. Die Anfälligkeit ist außerdem stark altersabhängig. So sind Kinder unter 2 Jahren sind kaum empfindlich für die Entwicklung von Beschwerden in Zusammenhang mit einer Reise-Krankheit. Im Alter von etwa 12 Jahren wird ein Maximum erreicht, danach sinkt die Neigung zur Reisekrankheit wieder ab.
Allen Formen ist gemeinsam, dass es zu einem Anstieg von Stress-Hormonen im Blut kommt. Es kann auch zum Abfall des Blutdrucks und zum Anstieg der Herz-Frequenz kommen (Tachykardie).
Wie entsteht nun eine Reise-Krankheit genau? Zusammengefasst kann man sagen, dass es zu einem Konflikt zwischen verschiedenen Sinneseindrücken kommt. Im
Bei der Verarbeitung dieser Eindrücke spielen also mehrere Organe zusammen. Beteiligt sind das Gehirn, die Augen, ie Gleichgewichts-Organe (die sich in den Ohren befinden), sowie zahlreiche Sensoren beispielsweise in der
Normalerweise werden die Informationen so gut verarbeitet, dass auch bei geschlossenen Augen eine Sicherheit darüber besteht, wie sich der Körper bewegt und wo sich welcher Körperteil befindet.
Im Falle einer Reise-Krankheit sind diese Informationen widersprüchlich. Beispielsweise nehmen die Augen wahr, dass man still da sitzt und zum Beispiel ein Buch ließt. Die Augen nehmen also keine (aktive) Bewegung wahr.
Das Gleichgewichts-Organ aber, leitet Informationen über Schwankungen und Erschütterungen ans Gehirn weiter. Diese gegensätzlichen Informationen führen dann zu Verarbeitungs-Problem im Gehirn und es kommt zu typischen Symptomen der Reise-Krankheit.
Typischerweise verlaufen die Beschwerden wellenförmig an- und abschwellenden und sie können mitunter tagelang anhalten. Meist tritt anfänglich leichtes Unwohlsein, leichtes Frösteln, kalter Schweiß, leicht drückendes Gefühl in der Magen-Gegend, eine verstärkte
Bei der Reise-Krankheit ist die Diagnose meist eindeutig. Im Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese-Gespräch) werden die typischen Symptome in charakteristischen Situationen geschildert.
Um andere Erkrankungen auszuschließen, fragt der Arzt den Betroffenen oder seine Angehörigen nach den genauen Umständen. Er erkundigt sich auch, ob irgendwelche Medikamente eingenommen wurden und ob das Problem der Reisekrankheit schon länger bekannt ist.
In manchen Fällen sind zudem eine körperliche Untersuchung und Blutuntersuchungen nötig, um andere Erkrankungen auszuschließen. Bei leichten und mittleren Beschwerden suchen die Betroffenen oft keinen Arzt auf, da sie oder ihre Mitreisenden die Symptome selbst einordnen können.
Bei schweren Symptomen ist es für die Behandlung wichtig, dass die genauen Hintergründe der Beschwerden abklärt werden. Es muss dabei sichergestellt werden, dass es sich tatsächlich um die Folgen der Reise-Krankheit handelt und nicht etwa um eine Infektion oder um Beschwerden einer Vergiftung (Differenzial-Diagnosen) handelt.
Bei Fernreisen sind außerdem Tropen-Krankheiten als mögliche Ursache für entsprechende Beschwerden in die diagnostischen Überlegungen einzubeziehen, besonders dann, wenn Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Schweiß-Ausbrüche aufgetreten sind.
Folgende Maßnahmen können beim Auftreten der ersten Anzeichen einer Reise-Krankheit Linderung verschaffen:
Lassen die Symptome dennoch nicht nach, können die Beschwerden auch durch Medikamente behandelt werden. Zu den verschreibungs-pflichtigen Medikamenten gehört beispielsweise Scopolamin. Scopolamin wirkt sehr schnell und weist eine gute Wirksamkeit auf. Leider kommt es bei der Einnahme von Scopolamin recht häufig zu Nebenwirkungen, wie
Dieses Medikament steht in form von Tabletten, Injektionen, und als langwirksame transdermale Pflaster (Hautpflaster) zur Verfügung. Kinder und alte Menschen vertragen Scopolamin schlecht. Bei einer Erkrankung des Auges, dem Grünen Star (Engwinkel-Glaukom) darf Scopolamin nicht eingenommen werden!
Andere Möglichkeiten der medikamentösen Behandlung bestehen beispielsweise in der Einnahme von H1-Antihistaminika. Dazu zählen Medikamente wie Dimenhydrinat oder Neuroleptika wie Promethazin.
Diese zeichnen sich durch eine sogenannte anticholinerge Wirkung und damit verbundene typische Nebenwirkungenaus. Sie wirken in der Regel schwächer als beispielsweise Scopolamin. Auch diese Arzneimittel sind in Form von Tabletten und Injektionen verfügbar.
Rezeptfreie, aber apotheken-pflichtige Medikamente enthalten meist den Wirkstoff Dimenhydrinat. Neben Tabletten gibt es außerdem antihistaminhaltige Kaugummis, die Linderung verschaffen können.
Zu beachten ist, dass viele der Medikamente bereits vor Reise-Antritt eingenommen werden sollten. Beratung und Informationen können beim behandelnden Hausarzt, Apothekern und den entsprechenden Beipack-Zetteln eingeholt werden.
Die Symptome verschwinden in den meisten Fällen auch ohne Behandlung spätestens nach 2 bis 3 Tagen, vorausgesetzt die Bewegung hat aufgehört. Hält die auslösende Bewegung an, können die Symptome unter Umständen auch länger bestehen.
Neigt man zu Beschwerden der Reise-Krankheit, bleibt diese Neigung häufig ein Leben lang bestehen. In extrem seltenen Fällen kann die Reise-Krankheit bei Menschen mit Herz-Kreislauf-Beschwerden tödlich verlaufen.
Ein sogenanntes Gewöhnungs-Training, bei dem man sich vor einer Reise den Bewegungen aussetzt, die wahrscheinlich stattfinden werden, kann das Risiko für die Entwicklung von Symptomen verringern.
Leichtes Essen am Tag vor und am Tag der Reise, sowie der Verzicht auf Alkohol und Koffein können vorbeugende Maßnahmen sein. Eine Platz-Wahl in Fahrt-Richtung und im Flugzeug ein Platz in Höhe der Tragflächen können ebenfalls sinnvolle Vorkehrungen darstellen.
Maßnahmen, die zur Linderung der Beschwerden Anwendung finden können, wenn sie frühzeitig angewendet werden, unter Umständen das Auftreten von Symptomen verhindern.
Durch Einnahme von Ingwer kann unter Umständen eine Linderung der Beschwerden erreicht werden. Ingwer wirkt gegen Erbrechen (antiemetisch). Er kann als kleine Scheiben gekaut werden (Achtung, Ingwer ist scharf!) oder in Form von Tabletten oder Pulver zu sich genommen werden.
Es gibt keine speziellen Nachsorge-Programme für die Reise-Krankheit.
Bei der Reise-Krankheit (Kinetose) kommt es durch ungewohnte, passive Bewegung zu verschiedenen körperlichen Symptomen. Die Symptome verschwinden in den meisten Fällen auch ohne Behandlung spätestens nach 2 bis 3 Tagen, vorausgesetzt die Bewegung hat aufgehört.
Hält die auslösende Bewegung an, können die Symptome unter Umständen auch länger bestehen. Es gibt verschiedene Behandlungs-Ansätze, medikamentöse als auch nicht-medikamentöse.
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Geschrieben von
Leonard Schwarz
Medizinisch geprüft am
14. Aug. 2022
Erkrankung zusammengefasst
Kinetose
Begriffe
Müdigkeit
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