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Hüftdysplasie

Als Hüftdysplasie oder Hüftgelenksdysplasie wird eine Fehlentwicklung der Hüft-Form bezeichnet. Die Hüftdysplasie sollte schon im Säuglingsalter im Rahmen der Mutter-Kind-Pass Untersuchungen erkannt und therapiert werden.

Das Hüftgelenk stellt die Verbindung zwischen dem Becken und dem Oberschenkelknochen dar. Es besteht aus der Gelenkpfanne (Acetabulum) am Becken, in die im Normalfall der obere Teil des Oberschenkelknochens (Femurkopf) optimal eingefügt wird.

Durch diese Verbindung ergibt sich ein sogenanntes Nussgelenk. Das bedeutet, dass eine Bewegung in 3 Richtungen möglich ist (vor und zurück, abspreizen und heranführen, Rotation nach außen und innen).

Damit der Oberschenkelknochen nicht bei jeder Bewegung aus der Hüftpfanne rutscht („luxiert“), ist die knöcherne Hüftpfanne so gebildet, dass sie eine Art Überdachung (aus Knochen und Knorpel) für den Oberschenkelkopf bildet – diese knöcherne Vorwölbung wird auch Pfannendach genannt. Zusätzlich wird das Hüftgelenk von vielen Bändern und den umgebenden Muskeln stabilisiert.

Im Falle einer Hüftdysplasie wird das Pfannendach nicht ausreichend ausgebildet, wodurch die Hüftpfanne keine Stabilisierung bietet. Dadurch ist die Gefahr der Hüftluxation, also das „Herausrutschen“ des Oberschenkelknochens aus der Pfanne, erhöht. Um eine Hüftdysplasie frühzeitig zu erkennen, sind Vorsorgeuntersuchungen in den ersten Mutter-Kind-Pass Untersuchungen vorgesehen. Eine Therapie sollte dann möglichst früh begonnen werden, damit eine Reifung des Hüftgelenks noch unterstützt wird.

Wissenswert

Die Hüftgelenksdysplasie kann ein- oder beidseitig auftreten, ist mit 2-4 % die häufigste Skelettfehlentwicklung bei Neugeborenen und kommt eindeutig gehäuft bei Mädchen vor.

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Hüftdysplasie?

Bei der Entstehung der Hüftdysplasie spielen einige Faktoren zusammen:

Ein wichtiger Faktor ist die genetische bzw. familiäre Vorbelastung: Es wurde beobachtet, dass eine Hüftdysplasie vor allem bei Säuglingen, deren Mütter auch schon von einer Hüftdysplasie betroffen waren, entsteht.

Auch eine Zwangslage in der Gebärmutter kann die Entstehung einer Hüftdysplasie begünstigen. Zwillinge und Kinder, die in Beckenendlage (also mit dem Steiß voran) geboren werden, zeigen häufiger eine Hüftdysplasie. Auch bei geringer Fruchtwassermenge konnten gehäuft Hüftdysplasien der Neugeborenen festgestellt werden.

Noch nicht ganz geklärt ist hingegen, ob natürliche hormonelle Veränderungen im Körper der Schwangeren sich eventuell negativ auf die Entwicklung des kindlichen Beckens auswirken können. In der Schwangerschaft tragen nämlich verschiedene Hormone der Mutter zur Auflockerung des Beckenrings bei, damit die Geburt leichter erfolgen kann.

Es wird diskutiert, dass sich diese Hormone ebenfalls auf das Hüftgelenk der noch ungeborenen (vor allem weiblichen) Säuglingen auswirken könnte, wodurch das kindliche Hüftgelenk nicht regelrecht ausgebildet werden kann.

Nach der Geburt des Kindes ist darauf zu achten, dass die richtige Wickeltechnik angewendet wird. Bei 80 % der Neugeborenen ist eine Instabilität im Hüftgelenk nachweisbar, die im Normalfall im Laufe der Zeit verschwindet, sodass das Hüftgelenk gesund weiterentwickelt wird.

Sollten betroffene Säuglinge allerdings frühzeitig unpassend (z.B. Beine zu sehr in Streckstellung) gewickelt werden, kann sich durch den dadurch entstehenden Druck doch noch eine Hüftdysplasie entwickeln.

Wenn keine optimale Therapie erfolgt, kann die Instabilität im Hüftgelenk erhalten bleiben und eine korrekte Weiterentwicklung ausbleiben. Im weiteren Verlauf können sich fehlerhafte Veränderungen an der Hüftpfanne und dem Oberschenkelkopf, den stabilisierenden Bändern und den Muskeln ergeben oder der Oberschenkelkopf sogar aus der Pfanne rutschen („Hüftluxation“).

In der Pubertät erfahren Jugendliche normalerweise auch im Hüftgelenk einen Wachstumsschub, der bei vorgeschädigtem Gelenk allerdings ausbleiben und eine ausgeprägte Fehlstellung verursachen kann.

Außerdem ist das Risiko erhöht, dass Betroffene auf langer Sicht frühzeitig an einer Gelenkabnutzung (sogenannte Koxarthrose) leiden, bei der die einzige langfristige Therapiemöglichkeit der künstliche Hüftgelenksersatz ist.

Was sind die Symptome einer Hüftdysplasie?

Eine Hüftdysplasie äußert sich je nach Altersgruppe verschieden. Subjektiv haben betroffene Kinder selten Beschwerden.

Bei Säuglingen zeigt sich die Fehlbildung vor allem durch eine Instabilität im Hüftgelenk. So kann bei passiver Bewegung des Oberschenkels nach außen ein Schnappen auffallen bzw. eine vollkommene Luxation des Beins bewirkt werden. Falls ein Bein nicht in der Pfanne sitzt, kann eine Beinlängendifferenz auffallen.

Zusätzlich entsteht im Laufe der ersten Lebenswochen eine muskuläre Verspannung, wodurch ein Abspreizen des betroffenen Beins nicht mehr möglich ist. Eltern bemerken das häufig durch eine Seitenungleichheit beim Wickeln.

Kleinkinder, die nicht behandelt wurden, zeigen bei luxiertem Hüftgelenk oftmals ein „watschelndes Gangbild“. Bei etwas älteren Kindern kann eine Innenrotation des betroffenen Beins beim normalen Gehen auffallen.

Außerdem entsteht durch die falsche Belastung häufig ein Vorkippen des Beckens, wodurch sich die Wirbelsäule für das aufrechte Gehen krankhaft verändern muss:

Die Kinder entwickeln ein Hohlkreuz (Hyperlordose der Lendenwirbelsäule), was zu frühen Wirbelsäulenproblemen führen kann.

Es kann sein, dass die Hüftdysplasie so leicht ausgeprägt ist, dass sie im Säuglings und Kleinkindalter übersehen wird. Das kann bei Jugendlichen zu Problemen führen, wenn das geschädigte Hüftgelenk nicht mitwachsen kann. Die Hüftdysplasie kann dann erst im Jugendalter durch eine Innenrotation des betroffenen Beins beim Gehen auffallen.

In weiterer Folge können sich bei Erwachsenen Schmerzen im Bereich der Hüfte und/oder Leiste (zuerst bei starker Belastung, dann v.a. bei Belastung oder längerem Sitzen oder generell im Alltag) bemerkbar machen. Das sollte immer vom Orthopäden/der Orthopädin abgeklärt werden.

Als wichtigste Komplikation wird eine „Hüftkopfnekrose“ genannt. Das ist ein Krankheitsbild, bei dem der Oberschenkelkopf nicht ausreichend mit Blut und damit mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird, sodass dieser Teil des Knochens abstirbt. Diese Erkrankung muss schnellstmöglich operativ versorgt werden.

Wie wird die Hüftdysplasie diagnostiziert?

Untersuchungen bei Hüftdysplasie

Auch die Diagnosestellung hängt maßgeblich vom Alter der Betroffenen ab.

Oft erkennen Eltern eine Seitenungleichheit beim Wickeln ihres Säuglings. Dann sollte der Kinderarzt aufgesucht werden. Routinemäßig werden auch im Rahmen der 2. oder 3. Mutter-Kind-Pass-Untersuchung Untersuchungen, die auf eine mögliche Hüftgelenksdysplasie hindeuten, vorgenommen. Die Diagnostik bei dem Verdacht auf das Vorliegen einer Hüftdysplasie gliedert sich in der Regel in verschiedene Schritte:

Zu Beginn findet zumeist ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) statt. Im Zuge dieses Gesprächs sollten alle bei dem Patienten vorliegenden Krankheitszeichen so genau wie möglich beschrieben werden.

Der Kinderarzt erhebt hierzu also eine Krankheitsgeschichte, wobei Fragen über Auffälligkeiten (Dauer, Art, Schweregrad), die Schwangerschaft und Geburt, etwaige Grunderkrankungen des Babys, Krankheiten der Eltern und Großeltern und das familiäre und soziale Umfeld gestellt werden.

Danach folgt eine körperliche Untersuchung, bei der routinemäßig spezifische Tests zur Erkennung einer Hüftfehlstellung erkannt werden: Das Baby liegt auf dem Rücken, die Beine werden an Hüfte und Knie um 90° gebeugt und das Hüftgelenk anschließend in vorgegebene Richtungen bewegt.

Die Bewegungsfreiheit, etwaige Luxationen und das Erscheinungsbild können beurteilt werden (z.B. Überprüfung auf „Ortolani- und Barlow-Zeichen“, das heißt Prüfen auf Abspreizhemmung, Faltenasymmetrie der Haut , Verkürzung eines Beins).

Die körperliche Untersuchung reicht allerdings nicht aus für eine exakte Diagnose. Deswegen ist eine Ultraschalluntersuchung des Hüftgelenks notwendig und auch an die Mutter-Kind-Pass-Untersuchung verpflichtend gekoppelt. Der Mediziner erkennt damit nicht nur das Vorliegen, sondern auch die Schwere der Hüftdysplasie.

Eine Röntgenuntersuchung ist theoretisch ebenfalls ab dem 3. Lebensmonat möglich, wird aber in der Regel nicht durchgeführt. Grund dafür ist einerseits, dass knöcherne Strukturen bei Säuglingen erst ab dem 1. Jahr für die Röntgen-Beurteilung ausreichend gereift ist und andererseits, dass die Ultraschalluntersuchung in der Regel ausreichend ist und überdies ohne Strahlenbelastung erfolgt.

Bei Klein- und Schulkindern, Jugendlichen und Erwachsenen nimmt die Röntgenuntersuchung des Beckens und der Hüfte schon einen größeren Stellenwert zur Beurteilung der Hüftdysplasie ein.

Davor sollten die Patienten detailliert körperlich untersucht werden, indem vor allem der Gang (Watschelgang oder Innenrotation des Beins) und die passive und aktive Beweglichkeit im Hüftgelenk überprüft werden. Für die passive Überprüfung werden Patienten aufgefordert, die Beine ganz locker zu lassen, während der Arzt/die Ärztin diese in verschiedene Richtungen bewegt.

Die aktive Prüfung erfolgt, indem Patienten aufgefordert werden, eigenständig das Bein zu bewegen. Bei Jugendlichen und Erwachsenen kommen zudem auch spezielle MRT (Magnetresonanztomografie) oder CT (Computertomografie) Untersuchungen zum Einsatz, um die Hüfte besser beurteilen zu können.

Therapie bei Hüftdysplasie

Achtung

Eine Hüftdysplasie sollte so früh wie möglich diagnostiziert und therapiert werden. In den ersten 3 Lebensmonaten ist die Verknöcherung der Hüfte noch nicht ausgereift, weswegen innerhalb dieser ersten 3 Monate die Therapie optimalerweise durchgeführt werden sollte.

Bei Säuglingen erfolgt die Therapie vorerst konservativ, das heißt nicht operativ. Falls man eine Luxation bereits feststellen konnte, muss der Oberschenkelknochen in erster Linie wieder exakt in die Hüftpfanne verlagert werden. Dafür wird zuerst eine intensive Physiotherapie zur Lockerung der bereits verhärteten Muskeln durchgeführt werden.

Anschließend wird mit gezielten Bewegungen durch ausgebildete MedizinerInnen eine Rückführung des Oberschenkelknochens in die Hüftpfanne erzielt. In seltenen Fällen ist eine Operation notwendig. Das Ziel der weiteren Behandlung ist es dann, die Hüfte so weit zu unterstützen, dass einerseits das (erneute) Herausrutschen des Oberschenkelknochens verhindert wird und andererseits, dass eine Nachverknöcherung des Hüftdachs noch erfolgen kann.

Beim Säugling wird dafür eine Abspreizbehandlung durchgeführt:

Die Beine der Säuglinge werden in angewinkelter und abgespreizter Haltung fixiert. Dabei können je nach Schweregrad Spreizhosen, Bandagen oder sogar Beckenbeingipse zum Einsatz kommen.

Als Faustregel gilt, dass die Dauer der Behandlung circa doppelt so lang wie das Alter bei Behandlungsbeginn erfolgen muss: Beispielsweise muss ein 3-Monate alter Säugling die Spreizhose mindestens 6 Monate lang tragen, ein 5-Monate altes Baby schon 10 Monate. Das zeigt abermals auf, wie wichtig ein früher Beginn der Behandlung ist.

Falls eine konservative Therapie nicht die erwünschte Besserung erreicht hat oder eine Hüftgelenksdysplasie erst spät entdeckt wurde, muss eine Operation erfolgen. Notwendige chirurgische Eingriffe können in jedem Alter durchgeführt werden. Es gibt mehrere Möglichkeiten (z.B. Beckenosteotomie nach Salter, Pfannendachplastik, Triple Osteotomie).

Jede Operation wird unter Vollnarkose durchgeführt. Die Operationswahl wird je nach Patienten-Alter und im Ermessen des durchführenden Operateurs getroffen. Vor jedem operativen Eingriff erfolgt eine ausführliche Beratung und Erklärung der bevorstehenden Operation mit dem Chirurgen.

Wie ist die Prognose einer Hüftdysplasie?

Je früher die Therapie begonnen wird, desto kürzer ist die Behandlung und desto höher ist die Chance eine komplette Heilung ohne Restrisiko von späteren Beschwerden zu erzielen. Dennoch besteht das Risiko, dass es im Laufe des Lebens bei Betroffenen erneut zur Hüftgelenks-Reifungsstörung (z.B. im Rahmen der Pubertät) kommt. Heutzutage erzielt auch die Behandlung von älteren Patienten sehr gute Prognoseraten, sodass diese im Optimalfall keine Hüftbeschwerden bis ins hohe Alter zeigen.

Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten und Haushaltsmittel bei einer Hüftdysplasie

Die wichtigsten Maßnahmen für Eltern sind, regelmäßige Entwicklungskontrollen der Säuglinge im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchung wahrzunehmen, um eine Hüftdysplasie frühzeitig erkennen zu können. Die richtige Wickeltechnik trägt zudem ebenfalls zur korrekten Entwicklung des Hüftgelenks bei. Ausgebildetes medizinisches Personal kann passende Tipps und Unterstützung anbieten.

Falls die Diagnose der Hüftkopfnekrose schon gestellt wurde, sind regelmäßige physiotherapeutische Behandlungen und die vom Arzt empfohlene Art der Abspreizbehandlung die besten Therapieoptionen.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einer Hüftdysplasie

Da es im Rahmen von Hüftdysplasien auch nach erfolgreicher Therapie im Laufe des Lebens erneut zu Hüftgelenkproblemen (z.B. durch das Wachstum in der Pubertät) kommen kann, sind lebenslange regelmäßige Kontrolluntersuchungen empfohlen.

Falls eine Operation durchgeführt wurde, werden mit dem Arzt in erster Zeit Kontrolluntersuchungen ausgemacht, die unbedingt befolgt werden sollten, um etwaige Komplikationen zu vermeiden.

Zusammenfassung

Die Hüftgelenksdysplasie ist eine der häufigsten knöchernen Fehlbildungen im Säuglingsalter, die durch eine Fehlentwicklung im Hüftgelenk gekennzeichnet ist und vor allem weibliche Neugeborene betrifft.

Im Säuglingsalter wird die Hüftdysplasie vor allem durch eine Instabilität im Hüftgelenk, sowie durch eine Abspreizhemmung des betroffenen Beins bemerkbar oder, bei schon erfolgtem „Herausrutschen“ des Oberschenkelknochens aus der Pfanne („Luxation“), durch eine Beinverkürzung an der betroffenen Seite, während ältere Patienten eher durch eine Fehlhaltung (Hohlkreuz) und eine Gangabnormalität (Innenrotation des betroffenen Beins bzw. „Watschelgang“) sowie durch frühzeitigen Schmerzen in Wirbelsäule, Leiste und Hüfte auffallen.

Die Diagnose und die anschließende Therapie sollten so früh wie möglich erfolgen (Physiotherapie, Abspreizbehandlung, gegebenenfalls Operation), um die bestmögliche Heilung des Gelenks noch ermöglichen zu können und eine frühzeitige künstliche Hüfte zu vermeiden.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Es ist besonders wichtig, den Oberschenkelkopf möglichst zentriert in der Hüftpfanne zu halten. Deswegen sollte bei Beschwerden im Hüftgelenk generell tiefes Sitzen (mit überkreuzten Beinen) bzw. eine tiefe Hocke vermieden werden. Klassische Hüft-stärkende Übungen können außerdem Schmerzen verursachen. Beim Schlafen ist die Seitlage empfohlen. Ein Kissen zwischen den Beinen kann zusätzlich zur Heilung beitragen.

Wenn eine Hüftdysplasie im Säuglingsalter nicht erkannt oder nicht ausreichend therapiert wurde, kann das schon im frühen Erwachsenenalter zu einem Verschleiß im Hüftgelenk (Koxarthrose) verbunden mit Schmerzen (vorerst nur bei großer Belastung, dann schon im Alltag) führen. Leisten- bzw. Hüftschmerzen sollten immer von ärztlicher Seite abgeklärt werden. Wird eine Hüftdysplasie festgestellt, muss diese in den allermeisten Fällen operativ behandelt werden, um eine weitere Abnützung bestmöglich zu verhindern. Dazu stehen mehrere Eingriffe zur Verfügung. Das Ziel besteht immer darin, die biomechanischen Verhältnisse (Ort des größten Drucks, reibungsloser Bewegungsablauf) so zu optimieren, dass eine Ausheilung der krankhaften Veränderung wieder möglich und unterstützt wird. Bei Erwachsenen wird häufig die sogenannte „Triple-Osteotomie“ als Verfahren der Wahl durchgeführt.

Häufig wird eine seitliche Schlafposition mit leicht angewinkelten Beinen empfohlen, damit die Oberschenkelköpfe zentral in den Hüftpfannen ausgerichtet sind. Ein Kissen zwischen den Beinen kann zusätzlich verwendet werden.

Sportarten, die sich positiv auf die Hüftstabilität und –muskulatur auswirken, sind jene mit gleitenden rhythmischen Bewegungen ohne große Belastung des Hüftgelenks: Schwimmen, Aquajogging, Nordic Walking, Fahrradfahren oder auch Ski-Langlaufen. Bei Hüftproblemen jeglicher Art sollten Stoßbewegungen im Hüftgelenk (z.B. durch schnelles Stoppen wie beim Tennisspielen) vermieden werden.

Wenn die Hüftdysplasie nicht ausreichend behandelt wird, zeigt dies meistens für lange Zeit keine Probleme. Auffälligkeiten beginnen häufig im Kleinkindalter durch ein falsches Gangbild: Kinder „watscheln“ bzw. zeigen eine Innenrotation des betroffenen Beins. Bei schwerer Ausprägung kippt das Becken zudem nach vorne, wodurch eine übertriebene Beugung in der Lendenwirbelsäule entsteht („Hohlkreuz“), was frühzeitig zu Schmerzen führen kann. Durch die Fehlstellung des Hüftgelenks, entsteht eine vorzeitige Abnützung mit starken Schmerzen in Leiste und Hüfte, was eine künstliche Hüfte mitunter schon in frühen Jahren erforderlich macht. Die größte Komplikation stellt die Hüftkopfnekrose dar, die eine schnelle Operation erforderlich macht.

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Hüftdysplasie einfach erklärt

Betroffene

Organe(e):

Skelett

Häufigkeit

  • Frauen > Männer (5:1)
  • Häufigste kongenitale Skelettfehlbildung

Risikofaktoren

  • Falsche Lage des Fötus im Mutterleib
  • Mehrlingsschwangerschaft
  • Genetische Veranlagung
  • Missbildungen des Skeletts
  • Spina bifida

Ursachen

  • Falsche Lage des Fötus im Mutterleib
  • Mehrlingsschwangerschaft
  • Progesteron
  • Genetische Veranlagung
  • Missbildungen des Skeletts
  • Spina bifida

Pathophysiologie

  • Azetabulumdysplasie >verzögerter Verknöcherung des Azetabulums > Dezentrierung des Hüftkopfes > Schädigung des Pfannendachs > Beckenverkippung > Auswirkungen auf Wirbelsäule

Symptome

  • Bewegungseinschränkung
  • Schmerzen
  • Trendelenburg Zeichen
  • Watschelgang

Komplikationen

  • Hyperlordose der LWS
  • Coxa valga
  • Hüftgelenksarthrose
  • Fraktur des Hüftkopfes
  • Hüftkopfnekrose

Diagnose

  • Anamnese
    • Ist die Beweglichkeit der Beine ihres Kindes eingeschränkt?
    • Leidet ihr Kind unter Schmerzen im Bereich des Knies?
    • Kippt die Hüfte ihres Kindes beim Laufen auffällig zu jener Seite auf der das Bein angehoben wird?
    • Hat ihr Kind einen Watschelgang?
    • Gibt es in ihrer Familie Fälle von Hüftdysplasie?
    • Ist ihr Kind ein Zwilling oder Drilling?
    • Leidet ihr Kind an Missbildungen des Skeletts (vor allem im Bereich der Beine und Füße)?
    • Sind die Beine ihres Kindes unterschiedlich lang?
  • Spezifische Tests
    • Abspreizhemmung: Gehemmte Abduktion des gebeugten Oberschenkels.
    • Galeazzi-Zeichen: Höhenunterschied der Knie im Seitenvergleich
    • Faltenasymmetrie: Asymmetrie der Hautfalten zwischen Unterkante der Pobacken und Oberschenkel.
    • Beinlängendifferenz
  • Ultraschalluntersuchung
    • Hüftsonografie nach Graf

Therapie

  • Konservative Behandlung

Prognose

  • Je früher die Diagnose, desto besser die Prognose
  • Zügige Behandlungserfolge bei frühem Behandlungsbeginn (Hüftgelenk ist bei Säuglingen noch formbar)

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