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Hallux valgus

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Geschrieben von
Bassem Maalouf (Arzt)

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren eines Hallux valgus?

Beim sogenannten Hallux valgus handelt es sich um eine Fehlstellung der Großzehe. Hallux bezeichnet die Großzehe auf Latein. Das Wort valgus bezeichnet die Fehlstellung – es beschreibt, dass die Großzehe nicht wie üblich nach vorn zeigt, sondern sich in Richtung des kleinen Zehs verschiebt. Auf Deutsch wird diese Fehlstellung auch „Ballenzeh“ oder „Großzehenballen“ beziehungsweise "Schiefzeh" genannt.

Sie ist die häufigste Fehlstellung des Fußes und eine der häufigsten Erkrankungen in der chirurgischen Orthopädie des Fußes. Bei der Entstehung dieser Fehlstellung spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Grundsätzlich gibt es eine genetische Veranlagung, die beispielsweise von den Eltern vererbt werden kann.

Hinzukommen Angewohnheiten wie das Tragen von engen Schuhen, z.B. spitz zulaufende Schuhe. Besonders ungünstig sind Schuhe mit hohem Absatz. Durch hohe Absätze wird das Körpergewicht nicht mehr von Hacke und Fußsohle, sondern vom sog. Vorderfuß und den Zehen getragen. Da die Zehen natürlicherweise nicht die Funktion haben so viel Gewicht zu tragen, kann sich über die Jahre eine Fehlstellung einstellen.

Der klassische High Heel ist an sich also ein erheblicher Risikofaktor, weshalb oft Personen betroffen sind, die über Jahre solches Schuhwerk tragen. Frauen sind häufiger von einem Hallux valgus betroffen als Männer. Das Verhältnis beträgt hier etwa 4:1. Bei rund 65 % der betroffenen Personen beginnt der Hallux valgus zwischen dem 30. und dem 50. Lebensjahr. Bei den 18- bis 65-Jährigen kommt der Hallux valgus mit einer Häufigkeit von etwa 23 % vor.

Daneben gibt es einige weitere mögliche Ursachen wie z.B. rheumatologische Erkrankungen, die oft zu komplizierten und mehreren Fehlstellungen an Händen und Füßen gleichzeitig führen können. Auch neurologische Erkrankungen, bei denen entweder die Nerven- oder Muskelfunktion betroffen ist, können zum Bild des Hallux valgus führen. Die Entstehung des Hallux valgus ist somit durch viele Faktoren bedingt.

Eine weitere Rolle spielen während des Fortschreitens der Fehlstellung die Muskelsehnen, die die Großzehe bewegen. Kippt der große Zeh in Richtung der kleinen Zehen, verändert sich auch die Zugkraft bestimmter Muskelsehnen. Dies führt dazu, dass auch die Muskeln die Fehlstellung begünstigen und sich die Sehnen mit der Zeit verkürzen. Ein weiterer Risikofaktor ist das Vorhandensein eines sog. Spreizfußes.

Hierbei ist das Fußgewölbe abgeflacht, was ebenso die Zugkraft und Zugrichtung der Muskelsehnen wie oben beschrieben verändert und das Auftreten eines Hallux valgus begünstigt. Weitere Fußfehlstellungen, die den Hallux valgus begünstigen, sind der Senk- und der Plattfuß.

Achtung

Ein Hallux valgus ist zu Beginn meist nur ein ästhetisches Problem. Später treten jedoch zunehmend häufig Schmerzen auf. Der Hallux valgus kann somit mit einer Einschränkung der Lebensqualität von Betroffenen einhergehen.

Was sind die Symptome eines Hallux valgus?

Ein Hallux valgus fällt beim Blick auf den Fuß meist schnell auf. Es kommt zu einer Auswölbung des Grundgelenkes am inneren Fußrand. Durch Zerstörung und Veränderungen im Gelenk kommt es zu Schmerzen. Umliegende Schleimbeutel können sich durch die veränderten Druckverhältnisse entzünden („Bursitis“) und zusätzlich sehr schmerzhaft sein.

Die Schmerzen entstehen dabei meist in engem Schuhwerk. Auch die Haut über der Auswölbung ist stark belastet, sodass es zu Wunden, Hühneraugen und Entzündungen kommen kann.

Auf der anderen Seite kann es dazu kommen, dass die Großzehe durch das Abkippen die anderen Zehen verdrängt. Diese müssen dann unter oder über der Großzehe Platz finden oder werden ganz mitgeschoben. Daher kommt es häufig zu zusätzlichen Fehlstellungen wie Hammer- oder Krallenzehen. Auch diese können in der Folge Beschwerden verursachen.

Hinweis

Beim Hallux valgus kann es sich also nicht nur um ein rein ästhetisches Problem handeln, sondern er kann auch sehr schmerzhaft sein. Das Tragen von Schuhen kann je nach Ausprägung des Hallux valgus sogar unmöglich sein.

Grundsätzlich können die folgenden Symptome im Zuge eines Hallux valgus auftreten:

  • Fußdeformierung
  • verschiedenste Entzündungen im Fußbereich
  • Schmerzen
  • Empfindungsstörungen
  • Taubheitsgefühle
  • Bewegungseinschränkungen
  • Verdickungen und Entzündungen des Schleimbeutels

Wie wird der Hallux valgus diagnostiziert?

Ein Hallux valgus ist eine ärztliche Blickdiagnose anhand der Beurteilung der Fehlstellung. Es kann ein Röntgenbild gemacht werden, um zu beurteilen, in welchem Zustand Knochen und Gelenke sind. Die Diagnose erfolgt außerdem anhand der typischen Klinik mit Schmerzen.

Bei der klinischen Untersuchung konzentriert sich der behandelnde Arzt nicht nur auf den Fuß, sondern auch auf die gesamte untere Extremität und das Gangbild. So kommt es beispielsweise häufig bei Achillessehnen- und Wadenverkürzungen zu einem Hallux valgus.

Insbesondere sollte deshalb auch auf diese Faktoren bei einer Untersuchung geachtet werden. Eine Verkürzung der Achilles-Sehne führt beispielsweise zu einer frühen und auch verstärkten Belastung des Vorfußes. Es ist zudem eine Untersuchung der Fußpulse - wie im neurologischen Status - erstrebenswert.

Hinweis

Weiters kann zur Diagnose des Hallux valgus eine sogenannte Bestimmung des Hallux-valgus-Winkels oder des Intermetatasal-Winkels durchgeführt werden.

Therapie bei Hallux valgus

Ziel der Behandlung ist immer eine Therapie der Fehlstellung, eine Linderung der schmerzhaften Symptome sowie eine Verbesserung der Ästhetik und der Fußbeweglichkeit.

Leider ist das Fortschreiten des Hallux valgus in den allermeisten Fällen nicht aufzuhalten. Nur in bestimmten Fällen, etwa wenn Betroffene noch sehr jung sind, können Maßnahmen ergriffen werden, die den Verlauf ggf. etwas abmildern können.

Dazu gehören allgemeine Maßnahmen wie das Tragen von geeignetem Schuhwerk, eventuell auch spezielle orthopädische Schuhe, die Einnahme von Schmerzmitteln und spezielle Physiotherapie.

Lokal können auch entzündungshemmende Salben angewendet werden, und im Bereich der Schmerzmittel eignet sich insbesondere die Einnahme von Nichtsteroidalen-Antirheumatika (NSAR, beispielsweise Diclofenac oder Ibuprofen ).

Es gibt zahlreiche Hilfsmittel wie Bandagen, Strümpfe, Einlagen etc., die eine Heilung versprechen. Diese Hilfsmittel können einen Hallux valgus in der Regel nicht heilen und haben somit wenig dauerhafte Wirkung. Mit einer sachgerecht angefertigten Einlage kann bei Vorfußschmerzen durch Überlastung, wie zum Beispiel bei einer Metatarsalgie eine Linderung der Beschwerden erreicht werden.

Für erwachsene Betroffene mit Beschwerden kann ein Hallux valgus operiert werden. Dabei werden Sehnen- und Knochenstellungen verändert, sodass die Großzehe wieder gerade aussieht. Es gibt viele verschiedene Methoden; eine Option kann es auch sein, das Gelenk zu versteifen, sodass eine erneute Fehlstellung dann nicht mehr möglich ist. Es sind bei der Hallux-valgus-OP über 150 verschiedene Operationen beschrieben.

Die Operationen des Hallux valgus erfolgen zudem je nach Stadium der Erkrankung. Die Operationsmethoden lassen sich jedoch meist auf einige wenige gängige Methoden reduzieren. Die Auswahl des Verfahrens erfolgt daraufhin vor allem anhand der Ausprägung des Hallux valgus sowie begleitender Erkrankungen im Sprunggelenk und im Fußgelenk.

Hinweis

Diese Operation wird, sofern eine medizinische Diagnose gestellt wird und Betroffene unter körperlichen Beschwerden leiden, in der Regel auch von Krankenkassen übernommen. Wird die Operation allein aus ästhetischen Gründen vorgenommen, zahlen die gesetzlichen Krankenkassen nicht.

Sofern bereits Druckstellen oder Wunden auftreten, sollten diese professionell gepflegt werden, sodass sich keine Geschwüre oder Entzündungen bilden. Es kommen auch Salben zum Einsatz, die entzündungshemmend und schmerzlindernd sind. Postoperativ müssen sich Betroffene jedenfalls auf längere und auch aufwendige Nachbehandlungsphasen einstellen.

Typische Indikationen für eine Operation sind:

  • Schmerzen und starker Leidensdruck
  • Einschränkung der Lebensqualität
  • Schuhprobleme durch starke Druckstellen
  • rezidivierende Ulzera
  • Funktionseinschränkungen des Fußes
  • Deformitäten des Fußes
  • Drohende Deformitäten der kleinen Zehe

Wichtige Kriterien für eine Auswahl des Operationsverfahrens sind unter anderem:

  • Alter, Anspruch und Aktivität des Patienten
  • Begleiterkrankungen (neurologisch oder orthopädisch)
  • Begleiterkrankungen, die das Risiko für postoperative Komplikationen erhöhen, beispielsweise Diabetes mellitus , chronische Polyarthritis

Die erste Mobilisation nach der Operation erfolgt üblicherweise im Verbandsschuh oder im Vorfußentlastungsschuh für 6 Wochen unter einer Thromboseprophylaxe nach den aktuellen Leitlinien. Die mögliche postoperative Belastung nach dem Eingriff ist abhängig von der Art des Eingriffs, der Art des verwendeten Osteosynthese-Materials und der Knochenqualität.

Zur Reduktion von Schwellungen wird nach der eine konsequente Schonung, eine Kryotherapie, eine Einnahme von NSAR und eine Lymphdrainage unbedingt empfohlen.

Wie ist die Prognose eines Hallux valgus?

Das Fortschreiten eines Hallux valgus ist in der Regel leider unaufhaltsam. Dabei gibt es aber verschieden starke Ausprägungen. Lässt sich die Großzehe nicht mehr in die normale, gerade Position verschieben, ist dies ein Anzeichen dafür, dass der Hallux valgus bereits weit fortgeschritten ist und die Muskelsehnen sich verkürzt hat. Mit einer Operation können die Beschwerden oft deutlich reduziert werden.

Neben den allgemeinen Operationsrisiken für Fuß-Operationen existieren noch andere spezielle Risiken:

  • Verkürzung des ersten Strahls
  • Pseudarthrose
  • chronisches regionales Schmerzsyndrom (CRPS)
  • Funktionsbehinderung im Großzehen-Gelenk
  • Ein Rezidiv der Fehlstellung

Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten und Haushaltsmittel bei einem Hallux valgus

Aufwendige und teure Hilfsmittel gibt es reichlich sie sind jedoch unter Behandelnden sehr umstritten, da ein Nutzen meist nicht belegt ist.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einem Hallux valgus

Es empfiehlt sich je nach Ausprägung regelmäßig professionelle Fußpflege in Anspruch zu nehmen, um zu verhindern, dass der Hallux valgus selbst oder auch daraus folgende Fehlstellungen der anderen Zehen zu Wundgeschwüren und Entzündungen führen.

Weitere Maßnahmen zur Vorbeugung eines Hallux valgus umfassen ein fußgerechtes Schuhwerk. Falls schon eine Fußfehlstellung besteht, können durch Fußgymnastik und Einlagenversorgung, eine weitere Verschlechterung der Fußstruktur verhindert werden. Zudem hilft die Fußgymnastik häufig dabei, die bestehenden Beschwerden zu lindern.

Zusammenfassung

Beim Hallux valgus handelt es sich um eine Fehlstellung der Großzehe, die sehr schmerzhaft sein kann und oft weitere Fehlstellungen anderer Zehen nach sich zieht. Einer von vielen Ursachen ist das Tragen von zu engem oder hohen Schuhwerk und langes Stehen. Eine Behandlung ist meist nur mit einer Operation möglich.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Nach einer Operation kann es einige Wochen dauern bis Schwellung und Schmerzen wieder endgültig abklingen. Für die ersten Tage kann es notwendig sein auf Belastungen wie laufen zu verzichten, bis im Verlauf die Belastung schrittweise wieder eingeführt wird.

Der Mittelfußknochen kippt zur inneren Fußkante, das Zehengrundgelenk drückt sich ebenfalls an die innere Fußkante. Dabei fällt der Großzeh immer weiter zur äußeren Fußkante.

Bestehen deutliche Beschwerden, die durch andere Maßnahmen nicht gelindert werden können, sollte über eine Operation gesprochen werden.

Bei bestehender medizinischer Diagnose und ärztlich gestellter OP-Indikation übernehmen gesetzliche Krankenkassen die Kosten.

Es ist nicht möglich durch Sport oder Training einen hallux valgus zu heilen. Allerdings kann spezielle Physiotherapie das Fortschreiten in geringem Ausmaße verlangsamen.

Eine spontane Heilung ist nicht möglich.

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Hallux valgus einfach erklärt

Ballenzeh

Häufigkeit

  • Prävalenz: ca. 30% der Bevölkerung

Risikofaktoren

  • genetische Prädisposition
  • falsches Schuhwerk
  • Fußfehlstellungen
  • rheumatische Erkrankungen

Ursachen

  • Fußfehlstellungen
  • zu kleine oder hohe Schuhe
  • rheumatische Erkrankungen
  • Traumata

Pathophysiologie

  • Hohe Belastung auf das Metatarsale I > Verlagerung in Varusfehlstellung > Verlagerung der Sehne des M. abductor hallucis nach plantar > Hallux valgus

Symptome

  • Rötung
  • Schwellung
  • Schmerzen in einem Fuß
  • Bewegungseinschränkung
  • Fehlstellung der Großzehe
  • Druckschmerz

Komplikationen

  • Veränderungen/ Abnutzungserscheinungen anderer Gelenke (z.B. Knie)

Diagnose

  • Anamnese
    • Ist das Gelenk ihrer Großzehe gerötet?
    • Ist das Gelenk ihrer Großzehe angeschwollen?
    • Haben sie im Bereich des Gelenks ihrer Großzehe Schmerzen?
    • Lässt sich ihre Großzehe nur noch bedingt/gar nicht mehr bewegen?
    • Weicht ihr großer Zeh in Richtung des benachbarten Zehs ab?
    • Leiden sie unter Druckschmerzen im Bereich des betroffenen Fuß?
  • Körperliche Untersuchung
    • Sichtbare Rötung, Schwellung und Achsenabweichung der Großzehe
  • Röntgenuntersuchung
    • Anfertigung bei Belastung des Fuß (Belastungsaufnahme)

Stadien

  • 1 Großzehe kaum sichtbar abgeknickt, Schmerzen am Großzehengrundgelenk
  • 2 Großzehengrundgelenk gerötet, geschwollen
  • 3 weite Abweichung der Großzehe von der normalen Achse
  • 4 Die Großzehe bildet im Grundgelenk einen Winkel von 90 Grad.

Therapie

  • Konservative Behandlung
  • Physiotherapie
  • Hilfsmittel
  • Medikamente
  • Operation

Präventionsmaßnahmen

  • passendes Schuhwerk tragen
  • Barfußlaufen

Prognose

  • Abhängig vom Stadium der Fehlstellung und der Mitarbeit des Patienten.

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