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Was sollte man bei Epilepsie vermeiden? Tipps für den Alltag

Profilbild von Jessica Papic Geschrieben von Jessica Papic
3D darstellung von Gehrinströmen.

Eine Epilepsie lässt sich heutzutage medikamentös sehr gut einstellen. In vielen Fällen treten, bei konsequenter Einnahme der angesetzten Antiepileptika, keine Krampfanfälle mehr auf.

Aus diesem Grund wird das Leben der betroffenen Patienten durch die Erkrankung nicht wirklich beeinträchtigt. Dies gilt aber nur, wenn die notwendigen Medikamente hochdosiert sind und nicht mehr eingeschlichen werden. Außerdem müssen die Patienten, die an Epilepsie leiden, über einen Zeitraum von mindestens 6 bis 12 Monaten anfallsfrei sein.

Welche Dinge sollten bei Epilepsie vermieden werden?

Fahrtauglichkeit

Nach einem epileptischen Anfall, werden Epileptiker darüber aufgeklärt, dass sie nicht mehr fahrtauglich sind. Neben der eigentlichen Diagnose stellt das ein besonders einschneidendes und den Alltag veränderndes Ereignis dar.

Gerade für Berufstätige Epileptiker kann es schwierig sein, auf das Autofahren zu verzichten. Nichts desto trotz würden Menschen, die während des Fahrens einen Krampfanfall bekommen, nicht nur sich selbst sondern auch anderen Menschen in Lebensgefahr bringen.

Das Fahrverbot gilt nach dem Anfall erst einmal für drei Monate. Wenn im Laufe dieses Zeitraums eine Anfallsfreiheit hergestellt werden kann, dann wird das Verbot aufgehoben.

Ungefähr 70% aller Patienten mit Epilepsie leben unter der richtigen Medikation frei von Anfällen, so dass das Autofahren trotz Erkrankung nicht dauerhaft ausgeschlossen ist, sondern nur einen vorübergehenden Zustand darstellt. Die Entscheidung darüber wie lange das Fahrverbot bestehen bleibt, trifft der behandelnde Arzt.

Zur Einschätzung der Tauglichkeit des einzelnen Patienten nutzt er die aktuellen BAST-Richtlinien (Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahrereignung der Bundesanstalt für Straßenwesen). Diese Richtlinien sagen klar aus, dass Personen, die an epileptischen Anfällen leiden, nicht in der Lage sind, ein Kraftfahrzeug zu führen, solange das Risiko besteht, dass es erneut zum Auftreten eines Krampfanfalls kommt.

Die Einschätzung der Fahreignung nach der Diagnose Epilepsie oder nach einem einmaligen epileptischen Anfall muss im Abstand eines Jahres erneuert werden. Auch dabei ist der behandelnde Arzt der Ansprechpartner. Bei einer langjährigen Anfallsfreiheit können die zeitlichen Abstände zwischen den Untersuchungen verlängert werden.

Unabhängig von den staatlichen Regelungen bezüglich der Fahrerlaubnis und des Transport von Personen, gibt es aber auch andere Bereiche, in denen Menschen mit Epilepsie einige wichtige Vorsichtsmaßnahmen beherzigen sollten. Nur auf diese Weise bringen sie im Falle eines Krampfanfalls weder sich, noch ihre Mitmenschen in Gefahr.

Fahrradfahren

Außerdem müssen Epileptiker dringend darauf achten, nur mit Schutzhelm Fahrrad zu fahren. Diese Schutzmaßnahme gilt allgemein für alle Fahrradfahrer, Menschen mit Krampfanfällen haben jedoch ein besonders hohes Unfallrisiko. Aus diesem Grund ist es ebenso ratsam, dass viel befahrene Strecken soweit es geht vermieden werden.

Baden

Auch das Baden in einer Badewanne kann für Epileptiker, die nicht sicher eingestellt sind, zur Gefahr werden. Aus diesem Grund ist es zu empfehlen, dass die Betroffenen auf die Dusche ausweichen.

Bei Menschen, die an Epilepsie leiden, kommt es ungefähr 20 mal häufiger zum Tod durch Ertrinken als bei gesunden Personen.

Generell sollten Personen mit Epilepsie einen Sicherheitsabstand zu Straßen und Gewässern einhalten. Damit es im Falle eines plötzlich einsetzenden Krampfanfalls nicht zu einem Unfall kommen kann.

Schneidewerkzeuge

Wichtig ist, dass Personen, die an Epilepsie leiden, keine elektrischen Messer, Sägen oder Schneidemaschinen nutzen. Kommt es bei der Verwendung zu einem Anfall, kann das lebensgefährliche Folgen haben.

Zu Hause

Beim Einrichten der Wohnung sollte darauf geachtet werden, dass es keine scharfen Kanten gibt, an denen sich Betroffene im Falle eines Krampfanfalls den Schädel verletzen können. Die Sturzgefahr kann dadurch vermindert werden, dass das Schlafzimmer über ein niedriges Bett verfügt und auf Teppiche verzichtet wird.

Damit bei einem Anfall schnell Hilfe zum Betroffenen kann, sollte darauf geachtet werden, dass Zimmer (zum Beispiel das Bad) nicht von innen abgeschlossen werden.

Was gilt für Verhütung, Kinderwunsch und Schwangerschaft?

Verschiedene Medikamente können miteinander interagieren und auf diese Weise Einfluss auf deren Wirksamkeit nehmen. Das gilt auch für Medikamente, die man zur Behandlung der Epilepsie anwendet.

Verhütung

Arzneimittel gegen Krampfanfälle sind dafür bekannt, dass sie vor allem die Wirkung der Antibabypille abschwächen und aus diesen Grund zu ungewollten Schwangerschaften führen können.

Umgekehrt ist es ebenso möglich, dass die Antibabypille die Wirksamkeit der Medikamente zur Epilepsie Behandlung senken kann.

Frauen und Mädchen, bei denen es zum Aufregen einer Epilepsie kommt, sollten deshalb mit ihrem Arzt besprechen, welche Medikamente bedenkenlos zusammen eingenommen werden dürfen. Zur Verhütung wird er wahrscheinlich gänzlich von der Antibabypille abraten und ihnen eine anderen Verhütungsmethode empfehlen.

Kinderwunsch

Auch wenn Frauen, die an einer Epilepsie leiden, planen schwanger zu werden, sollten sie Rücksprache mit ihrem behandelnden Arzt halten.

Wichtig ist auch, dass Epileptikerinnen mit Kinderwunsch ihren Gynäkologen über die Erkrankung aufklären. In einigen Fällen ist es nämlich notwendig, die Medikation während der Schwangerschaft umzustellen.

Schwangerschaft

Werden Antiepileptika in hohen Dosen angewendet, so können sie dazu führen, dass die embryologische Entwicklung des Kindes negativ beeinflusst wird. Das kann soweit führen, dass es zur Entstehung schwerwiegender Fehlbildungen kommt.

Besonders hoch ist diese Gefahr im ersten Schwangerschaftsdrittel. Also bis zum Ende der 12. Schwangerschaftswoche. Werden mehrere Medikamente in Kombination eingenommen, steigt das Risiko von Fehlbildungen im Vergleich zur Einnahme eines Präparats deutlich an.

Ein besonders wichtiges Beispiel sind die Folsäure-Tabletten, die jeder Frau bereits ab dem Zeitpunkt des Kinderwunschs empfohlen werden. Einige Arzneimittel zur medikamentösen Behandlung der Epilepsie sind dafür bekannt, dass sie den Folsäurespiegel im Körper senken.

Folsäuremangel kann während der embryonalen Entwicklung dazu führen, dass es zu Fehlbildungen des Nervensystems, zum Beispiel zu einem Offenbleiben des sogenannten Neuralrohrs, führen. Bei den betroffenen Kindern kommt es zu einer Spina bifida auch “offener Rücken” genannt. Bei dieser Fehlbildung ist der Rücken des Säuglings jedoch nicht wirklich offen, sondern die Nerven drücken in einer Blase oder Zyste nach außen.

Schwangeren Frauen, die wegen Krampfanfällen behandelt werden, muss aus diesem Grund dringend empfohlen werden, die Dosis an Folsäure zu steigern.

Viele der Betroffenen machen sich zudem Sorgen darüber was mit dem Kind passiert, wenn es während der Schwangerschaft zu einem Krampfanfall kommt. Ist dies der Fall, so besteht erst einmal kein Grund zur Sorge.

Dem Fetus fügt eine Krampfanfall in der Regel keinen Schaden zu, es sei denn die werdende Mutter entwickelt einen lang anhaltenden, generalisierten Anfall. Auch wenn es im Zuge des Anfalls zum Beispiel zu einem Sturz auf den Bauch kommt, kann dem Kind Schaden zugefügt werden. Dies passiert tatsächlich aber nur ausgesprochen selten.

Ungefähr 60 % aller werdenden Mütter, die an Epilepsie leiden, bleiben während der gesamten Schwangerschaft frei von Anfällen.

Letzte Änderung: 30. Mai 2023

Quellen
  • Gesenhues, S. et al.: Praxisleitfaden Allgemeinmedizin. Elsevier/Urban & Fischer Verlag, 9. Auflage, 2020
  • Todt, H. (2019). Epilepsie. In: Speer, C.P., Gahr, M., Dötsch, J. (eds) Pädiatrie. Springer, Berlin, Heidelberg.

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