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Häusliche Pflege: Zuhause in guten Händen

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Geschrieben von
Roman Loran

Die häusliche Pflege ist die beliebteste Form der Pflege. Von insgesamt 5 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland werden ca. 80% zuhause gepflegt. Da die Zahl der Menschen mit Pflegebedarf immer weiter steigt, macht es Sinn sich frühzeitig über dieses Thema zu informieren und Vorkehrungen zu treffen.

Was ist häusliche Pflege und wieso ist sie so beliebt?

Wie der Name schon verrät findet die häusliche Pflege im Zuhause des Pflegebedürftigen statt. Bei dieser Art der Pflege spielen drei Parteien ein tragende Rolle. Zum einen die Familie des Betroffenen und zum anderen ambulante Pflegedienste. Bei sehr hohem Pflegebedarf kann sogar eine professionelle Pflegekraft beschäftig werden, die rund um die Uhr zur Verfügung steht.

Wieso ist die häusliche Pflege so beliebt unter Pflegebedürftigen?

Der wichtigste Grund ist der Erhalt des gewohnten Umfeldes. Ein Umzug in ein Pflegeheim bedeutet eine drastische Veränderung, die in großem Stress resultierten kann. Zudem wird man nicht aus seinem sozialen Zirkel gerissen und kann seinen alten Gewohnheiten nachgehen.

Ein weiterer Grund, der die häusliche Pflege so beliebt macht ist der Erhalt der Privatsphäre. Entscheidet man sich für die Pflege in einem Altenheim, teilt man sich oft das Zimmer mit einer weiteren Person. Einzelzimmer sind sehr kostenintensiv und für die meisten Pflegebedürftigen unerreichbar.

Wer kommt in der häuslichen Pflege zum Einsatz?

Damit die häusliche Pflege erst möglich wird, ist der Einsatz von bestimmten Akteuren erforderlich. Handelt es sich um Altenpflege , sind es meistens die Kinder des Pflegebedürftigen, die den Großteil der Pflege übernehmen.

Bei hilfsbedürftigen Kinder sind es die Eltern, die in der Verantwortung stehen.Aber auch andere Familienmitglieder und Freunde können eine tragende Rolle bei der häuslichen Pflege spielen.

Hat der Betroffene nicht das Glück, auf den Rückhalt der Familie zählen zu können, besteht immer noch die Möglichkeit einen ambulanten Pflegedienst, der täglich anfallende Aufgaben übernimmt, zu engagieren. Die Leistung, die durch den Pflegedienst erbracht werden können individuell an den Pflegebedarf angepasst werden.

Sollte der Pflegebedarf so hoch sein, dass rund um die Uhr Unterstützung benötigt wird, kann eine professionelle Pflegekraft aus dem Ausland zum Einsatz kommen. Diese wohnen entweder bei dem Betroffenen oder zumindest in unmittelbarer Nähe, damit bei einem Notfall sofortige Hilfe erfolgen kann.

Der Vorteil einer ausländischen Fachkraft z.B. aus Polen ist die niedrigeren Kosten. Eine vergleichbare Leistung erbracht durch deutsches Personal wäre sehr kostspielig.

Welche Herausforderungen und Vorteile bietet häusliche Pflege?

Selbstlosigkeit ist eine der Charaktereigenschaften, die häusliche Pflege erst möglich macht. Nicht nur müssen pflegende Angehörige ihre Freizeit opfern, sondern auch eventuelle Dinge tun, die für die meisten Menschen sehr unangenehm sind. Zudem erhöht sich der Pflegebedarf gewöhnlicher Weise mit der Zeit, wodurch ein freiwilliger Pfleger immer mehr gefordert wird und an seine persönlichen Grenzen gebracht werden kann.

Daher sollten die Akteure in der häuslichen Pflege niemals die eigene Gesundheit, sei es die Körperliche oder Seelische, zu kurz kommen lassen. Eine Auszeit kann dabei helfen neue Kraft zu schöpfen und einen klaren Kopf zu bewahren.

Dank der Verhinderungspflege wird den freiwilligen Pflegern ermöglicht seine solche Pause in Anspruch zu nehmen, ohne den Pflegebedürftigen im Stick zu lassen. Dank eines finanziellen Zuschusses kann in der Abwesenheit ein ambulanter Pflegedienst die anfallenden Aufgaben übernehmen. Diese Leistung steht allen Pflegebedürftigen ab Pflegegrad 2 zur Verfügung.

Üblicherweise sind die Eltern oder Kinder eines Pflegebedürftigen keine ausgebildeten Pfleger, was bei manchen Aufgaben zu einer Überforderung führen kann. In solchen Fällen bieten Pflegekassen die Teilnahme an Schulungen und Kursen an, um den Ansprüchen des Pflegebedürftigen gerecht zu werden.

Neben den Herausforderungen hat die häusliche Pflege auch Vorteile gegenüber einer vollstationären Pflegeeinrichtung. Nichts spendet mehr Trost als in seinen eigenen vier Wänden von geliebten Mitmenschen umgeben zu sein.

Deshalb sollte man sich in die Lage des Pflegebedürftigen versetzen, bevor man eine Entscheidung über dessen Zukunft trifft. Führt kein Weg an der vollstationäre Pflege vorbei, so muss man dies akzeptieren. Besteht jedoch die Möglichkeit auf häusliche Pflege, sollte diese immer Priorität haben.

Es gibt jedoch Ausnahmefälle, bei denen ein Umzug in ein Pflegeheim sogar bei geringem Pflegebedarf Sinn macht. Sollte der Pflegebedürftige kein aktives soziales Umfeld besitzen und an Vereinsamung leiden, kann ein Pflegeheim tatsächlich sogar die beste Alternative sein.

Welche Aufgaben übernimmt ein pflegender Angehöriger bei der häuslichen Pflege?

Grundsätzlich können pflegende Angehörige und andere freiwillige Pfleger alle Aufgaben übernehmen, die zur Versorgung des Pflegebedürftigen notwendig sind. Man muss mit sich selbst ausmachen, welche Aufgaben im Rahmen des Möglichen liegen und welche Aufgaben man lieber professionellen Pflegekräften überlässt.

Folgende Aufgabenwerden gewöhnlich von Angehörigen übernommen:

  • beim Anziehen helfen
  • Essen vorbereiten
  • Wäsche waschen
  • Wohnung sauber halten
  • Einkäufe erledigen
  • Begleitung bei Terminen

Bei einem niedrigen Pflegebedarf übernehmen Angehörige und andere freiwillige Helfer den Großteil der Aufgaben. Wenn die Pflegebedürftigkeit allerdings auch das Waschen des Betroffenen, Begleitung bei Toilettengängen und Hilfe bei der Nahrungsaufnahme erforderlich macht, wird häufig auf die Hilfe von professionellem Personal zurückgegriffen.

Wie beantragt man Leistungen für die häusliche Pflege?

Wenn Sie wissen wollen, ob Sie Anspruch auf Leistungen seitens der Pflegekasse haben, können Sie einen Antrag auf Pflegegrad bei Ihrer Versicherung stellen. Das geht schriftlich sowie telefonisch. Erwähnen Sie, dass Sie Leistungen aus der Pflegekasse beanspruchen wollen.

Die Krankenkasse wird Sie an die Pflegekasse weiterleiten, welche Ihnen daraufhin ein Formular zukommen lässt. Dieses Formular schicken Sie vollständig ausgefüllt und unterschrieben an die Pflegekasse zurück.

Kurz darauf wird sich die Pflegekasse bei Ihnen melden und einen Termin für eine Begutachtung ausmachen. Zu diesem Termin wird ein Gutachter bei Ihnen vorbeikommen, der Sie oder Ihren Angehörigen auf eine mögliche Beeinträchtigung der Selbstständigkeit überprüft.

Je nach Schwere der Beeinträchtigung wird ein Pflegegrad vergeben, welcher Aufschluss über den Pflegebedarf und die damit einhergehenden Ansprüche auf Leistungen gibt.

Die Aufwandsentschädigung für freiwillige Pfleger nennt man Pflegegeld. Dieses wird jedoch erst ab Pflegegrad 2 ausgezahlt. Es wird an den Pflegebedürftigen überwiesen, welcher dann selbst entscheiden kann, wem es zu Gute kommt.

Pflegegrad Pflegegeld pro Monat
Pflegegrad 1 kein Anspruch
Pflegegrad 2 316 Euro
Pflegegrad 3 545 Euro
Pflegegrad 4 728 Euro
Pflegegrad 5 901 Euro

Wer einen ambulanten Pflegedienst einsetzen will, kann diesen mithilfe von Pflegesachleistungen finanzieren. Diese werden ebenfalls erst mit dem Pflegegrad 2 zugänglich.

Pflegegrad Pflegesachleistungen
Pflegegrad 1 0 Euro
Pflegegrad 2 724 Euro
Pflegegrad 3 1.363 Euro
Pflegegrad 4 1.693 Euro
Pflegegrad 5 2.095 Euro

Was sind die besten Praktiken für die häusliche Pflege?

Auch wenn man für eine andere Person sorgt, darf man auf keinen Fall die Selbstfürsorge vernachlässigen. Sich um einen Pflegebedürftigen zu kümmern erfordert sehr viel Kraft und Aufopferung. Es nützt beiden Parteien jedoch sehr wenig, wenn der freiwillige Pfleger wegen Überarbeitung oder Burnout plötzlich ausfällt. Daher geben Sie auf Sich acht, wenn Sie Sich in dieser Situation wiederfinden.

Um möglichst effizient zu pflegen empfiehlt es sich einen Pflegeplan zu erstellen. Dieser beschreibt ganz genau was und wann zu tun ist. So werden Arztbesuche, Medikamentengabe usw. optimal im Auge behalten. Dabei dienen Apps auf Ihrem Mobiltelefon, wie z.B. der Kalender und moderne Pflege-Apps als geeignete Hilfsmittel.

Genauso wichtig, ist es nicht den Helden zu spielen und Unterstützung von Familienmitgliedern und Freunden anzunehmen. Wenn alle an einem Strang ziehen, fällt die häusliche Pflege wesentlich leichter. Es sollte jedoch einen Hauptverantwortlichen geben, der die Organisation überwacht und Aufgaben delegiert.

Auch wenn es bei der häuslichen Pflege primär um den Pflegebedürftigen geht, sollten pflegende Beteiligte Ihre eigene Gesundheit berücksichtigen und nicht bis zur völligen Erschöpfung oder Burnout warten. Pausen und Zeit für sich selbst sind unabdingbar für freiwillige Pfleger.

Sollte der Druck, sei er psychisch oder physisch, zu groß werden, sollten Sie dringend Hilfe aufsuchen. Selbsthilfegruppen könnten hier Kraft und Trost spenden. Der Austausch mit Personen in ähnlichen Lagen kann zusätzlichen Halt bieten und motivierend wirken. 

Wie sieht die Zukunft der häuslichen Pflege aus?

Die Zukunft der häuslichen Pflege steht vor vielfältigen Herausforderungen und gleichzeitig bietet sie Raum für innovative Entwicklungen. Tendenziell ziehen Pflegebedürftige die Betreuung zuhause einer Betreuung im Pflegeheim vor. 

Die häusliche Pflege ist nicht nur praktischer sondern auch kosteneffizienter. Zudem können sich Betroffene über den Komfort der eigenen Vier Wände freuen.

Dank technologischer Fortschritte ist dies auch immer öfter umsetzbar. Technologische Innovationen spielen eine entscheidende Rolle in der Zukunft der häuslichen Pflege. Der Einsatz von digitalen Gesundheitsplattformen, Telemedizin und Überwachungstechnologien ermöglicht es Pflegekräften, Patienten besser zu betreuen und Gesundheitsdaten in Echtzeit zu überwachen. Das erhöht die Qualität der Pflege und ermöglicht sich anbahnende gesundheitliche Probleme frühzeitig zu erkennen.

Auch die Einbindung von Robotern und künstlicher Intelligenz in die Pflege ist ein interessanter Trend. Bereits heute können Hausroboter Medikamente bereitstellen und bei einfachen hygienischen Aufgaben helfen.

Trotz dieser vielversprechenden Entwicklungen stehen der häuslichen Pflege auch zukünftig Herausforderungen gegenüber. Dazu gehört der Mangel an qualifiziertem Pflegepersonal, insbesondere wenn man die immer älter werdende Bevölkerung berücksichtigt.

Deshalb wird das Rekrutieren und Ausbilden von genügend Pflegepersonal in der Zukunft eine zentrale Rolle spielen.

Fazit: Warum ist häusliche Pflege eine wichtige Option?

Häusliche Pflege ist eine wichtige Option für viele Menschen, besonders für solche, die Unterstützung in ihrer vertrauten Umgebung benötigen. Dabei ist die Wahl der richtigen Pflegeoption von entscheidender Bedeutung. Sie beeinflusst die Lebensqualität und das Wohlbefinden erheblich. Hier sind einige Schlüsselpunkte, die die Bedeutung häuslicher Pflege als wichtige Möglichkeit hervorheben:

Vertraute Umgebung

Ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit ist für alle Menschen extrem wichtig. Besonders wenn sich neue, beängstigende Umstände ergeben. Daher ist die häusliche Pflege die naheliegendste Option, wenn es darum geht, ein emotional zuvorkommendes Umfeld zu schaffen.

Individuelle Betreuung

Die häusliche Pflege ermöglicht es, allen Bedürfnissen des Pflegebedürftigen individuell entgegenzukommen und maßgeschneiderte Lösungen zu bieten.

Familienbindung

Die Pflege zu Hause ermöglicht eine engere Bindung zur Familie. Familie spielt oft eine wesentliche Rolle bei der Pflege und Unterstützung von Angehörigen, und häusliche Pflege fördert diese familiäre Zusammenarbeit.

Erhalt der Selbstständigkeit

In der gewohnten Umgebung zu bleiben, hilft dabei, die Selbstständigkeit zu erhalten. Menschen, die häusliche Pflege erhalten, haben mehr Kontrolle über ihre täglichen Aktivitäten und Entscheidungen. Das wirkt sich positiv auf ihre Lebensqualität aus.

Kontinuität der Pflege

Die häusliche Pflege ermöglicht eine kontinuierliche und konsistente Betreuung. Dies ist besonders wichtig für Menschen mit langfristigen Pflegebedürfnissen, da ein konstanter Betreuungsdienst eine verlässliche Unterstützung gewährleistet.

Flexibilität und Anpassungsfähigkeit

Häusliche Pflege kann flexibel an sich verändernde Bedürfnisse angepasst werden. Ob es sich um medizinische Pflege, Hilfe im Haushalt oder emotionale Unterstützung handelt, die Dienstleistungen können entsprechend angepasst werden.

FAQ:

Häufig gestellte Patientenfragen

Häusliche Pflege ist eine Form der Betreuung, die in der vertrauten Umgebung des Pflegebedürftigen stattfindet. Sie ist für Betroffenen geeignet, die Unterstützung bei Alltagsaktivitäten benötigen, aber es vorziehen zu Hause wohnen zu bleiben.

Häusliche Pflege umfasst eine Vielzahl von Dienstleistungen, darunter persönliche Pflege, medizinische Versorgung, Hilfe im Haushalt, Begleitung und vieles mehr. Individuelle Bedürfnisse stehen bei der häuslichen Pflege im Vordergrund.

Die Qualität der häuslichen Pflege wird durch geschultes Personal, regelmäßige Überprüfungen und Rückmeldungen von Kunden gewährleistet. Zertifizierungen und Lizenzierungen spielen ebenfalls eine Rolle.

Die Finanzierung häuslicher Pflege kann über verschiedene Wege erfolgen. Darunter fallen private Zahlungen, Versicherungsleistungen (wie Pflegeversicherungen) oder staatlicher Unterstützung. Das Ausmaß der Unterstützung seitens der Pflegekassen ist abhängig vom Pflegegrad des Betroffenen.

Angehörige spielen oft eine tragende Rolle in der häuslichen Pflege. Sie können die Pflege komplett übernehmen oder die Betreuung von Pflegefachpersonal unterstützen. Den emotionalen Halt, den Familienmitglieder Pflegebedürftigen bieten ist unersetzbar.

Ja, viele medizinische Leistungen können zu Hause erbracht werden. Darunter fällt z.B. die Verabreichung von Medikamenten und Wundversorgung. Sogar spezialisierte Pflegedienste können in der häuslichen Pflege zum Einsatz kommen.

Die Privatsphäre wird in der häuslichen Pflege so gut wie möglich bewahrt. Pflegekräfte sind darauf geschult, die Würde und Privatsphäre der betreuten Person zu wahren und zu respektieren.

Häusliche Pflege kann sehr flexibel sein. Sie kann gut an sich ändernde Bedürfnisse angepasst werden. Praktisch ist, dass die Dienstleistungen je nach Anforderungen angepasst oder erweitert werden können.

Ja, viele häusliche Pflegeanbieter bieten auch Unterstützung und Beratung für die Familie des Pflegebedürftigen an, um den Übergang und die Pflegeorganisation zu erleichtern. Zudem bieten Pflegekassen die Teilnahme an Kursen und Schulungen für freiwillige Pfleger an.

Die Auswahl eines geeigneten häuslichen Pflegedienstes sollte gut durchdacht werden. Faktoren wie Erfahrung, Qualifikationen, Kundenzufriedenheit und Finanzierungsoptionen stehen bei der Auswahl im Vordergrund.

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