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Tarsaltunnelsyndrom

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Geschrieben von
Leonard Schwarz

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren eines Tarsaltunnelsyndroms?

Das Tarsal-Tunnel-Syndrom wird auch als tarsales Engpass-Syndrom bezeichnet. Es handelt es sich um ein sogenanntes Nerven-Kompressions-Syndrom. Bei einem Nerven-Kompressions-Syndrom kommt es zur Beeinträchtigung der Nerven-Funktion durch eine Einengung der Nerven, bzw. durch Druck auf die Nerven.

Nerven kann man sich vorstellen wie kleine Stromkabel, die überall im Körper verlaufen. Mit ihrer Hilfe werden Informationen von Gehirn in den Körper, aber auch Informationen vom Körper zum Gehirn geschickt. Diese Informations-Leitung erfolgt in Form von elektrischen Signalen. Nerven sind sehr empfindlich. Durch eine Einengung der Nerven können die Informationen und Signale nicht mehr richtig weitergeleitet werden.

Zum Tarsal-Tunnel-Syndrom kommt es durch eine Einengung des Schienbein-Nervs, dem Nervus tibialis. Der Schienbein-Nerv verläuft von der Region der Knie-Kehle in Richtung Fuß. Im Bereich des Innen-Knöchels muss er eine Engstelle passieren, den Tarsal-Tunnel. Der Tarsal-Tunnel wird von einem breiten Band aus Bunde-Gewebe (Retinaculum musculorum flexorum pedis) des Innen-Knöchels und dem Sprungbein (einem der Knochen des Sprung-Gelenks) gebildet und dient als Durchgang für Sehnen und Nerven für die Fußsohle.

Als Sprung-Gelenk bezeichnet man das Haupt-Gelenk des Fußes. Dieses Haupt-Gelenk besteht aus 2 Teil-Gelenken, dem oberen Sprunggelenk (OSG) und dem unteren Sprung-Gelenk (USG). Kommt es in diesem Bereich zu einer Einengung des Schienbein-Nervs spricht man genau genommen vom hinteren oder mittleren Tarasl-Tunnel-Syndrom. Beim vorderen Tarsal-Tunnel-Syndrom kommt es hingegen zu einer Einengung des Wadenbein-Nervs (Nervus fibularis).

Die Einengung entsteht meist im Rahmen von Verletzungen im Bereich des oberen Sprung-Gelenks (Articulatio talocruralis).  Das obere Sprung-Gelenk verbindet die beiden Unterschenkel-Knochen, Schienbein (Tibia) und Wadenbein (Fibula) mit dem obersten Knochen des Fußes (dem Talus). Durch Gewalt-Einwirkung zum Beispiel im Rahmen von (Sport-)Unfällen kann es zu Verdrehungen, Über-Dehnungen oder Knochen-Brüchen kommen. Dadurch kann es zur Schwellung des Gewebes und beispielsweise auch zu Wasser-Einlagerungen im Gewebe (Ödeme) kommen. Da der Tarsal-Tunnel an sich schon eine Engstelle bildet, werden Nerven hier bei Schwellungen des Gewebes schnell eingeengt.

Wissenswert

Eine Ursache für das Tarsal-Tunnel-Syndrom kann in circa 80 Prozent der Fälle ausgemacht werden. Meist handelt es sich um Verletzungen oder gutartige Geschwulste der Knochen. Fehl-Bildungen des Fußes wie ein Knick-Senkfuß, aber auch fußbelastende Sport-Arten und Fehl-Stellungen des Sprung-Gelenkes als Verletzung-Folgen oder Gelenk-Verschleiß (Arthrose )fördern die Entstehung eines Tarsal-Tunnel-Syndroms zusätzlich. Krampf-Adern und auch die Zucker-Krankheit (Diabetes mellitus ) gelten ebenfalls als Risiko-Faktoren. Zu enge oder hohe, starre Schuhe wie Berg- oder Skischuhe können ein Tarsal-Tunnel-Syndrom auslösen oder das Syndrom verstärken.

Was sind die Symptome eines Tarsaltunnelsyndroms?

Es kommt zu Schmerzen und Störungen der Empfindung (Sensibilitäts-Störungen) in den Bereichen, für die der Schienbein-Nerv zuständig ist. Die betreffenden Bereiche sind die innen gelegene Fußrand, sowie die Fuß-Sohle (Planta pedis). Die Beschwerden quälen die Betroffenen auch Nachts. Langes Gehen und Stehen verschlimmern die Symtpome meist zustätzlich. Beispielsweise kann es zu Miss-Empfindungen wie dem Gefühl von "Armeisen-Laufen" kommen, sogenannte Kribbel-Parästhesien.

Hinweis

Bei starkem Druck kann es auch zu Lähmungs-Erscheinungen (Paresen) der Muskeln der Fußsohle kommen. Außerdem ist es möglich, dass die Muskeln der Fußsohle verkümmern/ kleiner werden. Je nach Stärke der Einengung und Grund für die Einengung kann es vorkommen, dass die Beschwerden anfangs immer wieder auftreten und wieder abklingen. Über die Zeit nehmen sie dann meist zu.

Wie wird das Tarsaltunnelsyndrom diagnostiziert?

Die Diagnose beginnt, wenn möglich, immer mit dem Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese-Gespräch). Die Diagnose-Stellung erfolgt im Rahmen der körperlichen Untersuchung. Hier zeigt sich ein Schmerz bei Druck im Bereich des Innen-Knöchels, dort, wo der Tarsal-Tunnel verläuft. Außerdem können sich oft Schwellungen und Überwärmung als Entzündungs-Zeichen feststellen lassen.

Die Funktion des Nervens kann mithilfe der Elektroneurografie (ENG) überprüft werden. Man kann die Ströme, die der Nerv leitet messen, ebenso wie die Geschwindigkeit, mit der die elektrischen Signale weitergeleitet werden. Ist der Nerv eingeengt, ist er weniger erregbar und leitet langsamer Informationen als normalerweise. Zusätzlich kann es hilfreich sein Bilder vom Inneren des Fuß-Gelenks anzufertigen. Hier kommen Röntgen-Aufnahmen oder eine Untersuchung mit einer MRT (Magnet-Resonanz-Thomographie - Untersuchung mithilfe von elektro-magnetischen Feldern) infrage.

Therapie bei Tarsaltunnelsyndrom

Ziel der Behandlung ist es, den Druck auf den Schienbein-Nerv zu reduzieren. Zunächst kann versucht werden, die Erkrankung mit Schuh-Einlagen zu behandeln. Diese Einlagen sollen den inneren/ mittleren Fuß-Rand anheben. Schmerzen können unter Umständen medikamentös durch die Einnahme von Schmerzmitteln gelindert werden. Gegen Entzündung-Reaktionen kann Kortison verabreicht werden. Diese können gespritzt werden oder in Tabletten-Form eingenommen werden. Bei der Einnahme oder Anwendung von Kortison müssen zahlreiche Neben-Wirkungen beachtet werden. Die Anwendungszeit dieser Medikamente ist daher zeitlich begrenzt.

Achtung

Kommt es innerhalb von circa 2 Monaten hierbei nicht zur Linderung der Beschwerden, ist meist eine Operation nötig. In dieser Operation wird das Band gespalten bzw. aufgetrennt. So kann der Druck im Bereich des Tarsal-Tunnels sinken und die Beschwerden werden gelindert. Nach der Operation muss der Fuß mittels Geh-Hilfen entlastet werden.

Wie ist die Prognose eines Tarsaltunnelsyndroms?

Ohne Behandlung nehmen Beschwerden bei Tarsal-Tunnel-Syndroms zu. Der Nerv wird irgendwann unwiederbringlich (irreversibel) geschädigt. Dies ist auch durch eine Operation nicht zu beheben. Das Syndrom sollte daher so früh wie möglich behandelt werden. Der Erfolg einer eventuellen Operation hängt auch maßgeblich von den Begleit-Erkrankungen, wie der ursächlichen Verletzung, der Länge des betroffenen Nerven-Abschnitts und der Regenerations-Fähigkeit des Nervs ab. Der Heilungs- und Rehabilitations-Prozess nach einer Operation kann bis zu 6 Monate andauern. In manchen Fällen ist eine erneute Operation notwendig.

Wie kann man einem Tarsaltunnelsyndrom vorbeugen?

Vorbeugende Maßnahmen beziehen sich vor allem auf das Verhalten bei Verletzungen. Kommt es zu Verletzungen wie Umknicken oder Ähnlichem

Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten und Haushaltsmittel bei einem Tarsaltunnelsyndrom

Hoch-Legen (Hoch-Lagern) des betroffenen Fußes, der betroffenen Füße und Ruhe können die Beschwerden lindern.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einem Tarsaltunnelsyndrom

Im Normalfall sind keine speziellen Nachsorge-Untersuchungen oder Behandlungen notwendig. Kommt es allerdings zu Komplikationen, wie Nebenwirkungen durch die Therapie mit Kortisonen, können Nachbehandlungen notwendig werden. Außer Operationen stellen immer ein generelles Risiko dar. Kommt es in diesem Rahmen zu Komplikationen, schließen sich häufig auch weitere Behandlungen an.

Zusammenfassung

Beim Tarsal-Tunnel-Syndrom kommt es zu einer Einengung des Schienbein-Nervs im Bereich des Innen-Knöchels. Durch die Einengung wird der Nerv gestört und kann nicht mehr richtig arbeiten. Es kann zu Schmerzen, Gefühls-Störungen und Lähmungen der Fuß-Innen-Kante und der Fuß-Sohle kommen. Es gibt verschiedene Behandlung-Möglichkeiten, wobei die Behandlung umgehend begonnen werden sollte. Ohne Behandlung nehmen die Beschwerden stetig zu und der Nerv kann unwiderbringlich geschädigt werden.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Bei Verdacht auf ein Tarsal-Tunnel-Syndrom kann der zuständige Hausarzt oder ein Facharzt für Orthopädie aufgesucht werden.

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Tarsaltunnelsyndrom einfach erklärt

tarsales Engpasssyndrom, Nervenkompressionssyndrom

Häufigkeit

  • Schäden im Bereich des Schienbeinnervs (N. tibialis)
  • seltene Erkrankung

Risikofaktoren

  • Traumata im Bereich der Beine
  • Tumoren
  • angeborene Fehlbildungen
  • Tragen von falschem Schuhwerk
  • Diabetes mellitus

Ursachen

  • Traumata im Bereich der Beine
  • Tumoren
  • Fehlbildungen
  • Arthrose
  • Krampfadern

Symptome

  • Missempfindungen
  • Schmerzen
  • Brennen
  • Kribbeln oder Taubheit in den Füßen
  • Muskelschwäche
  • Bewegungseinschränkung

Komplikationen

  • Abnahme der Muskelkraft im betroffenen Bein
  • Dauerhafte Nervenschäden

Diagnose

  • Anamnese
    • Haben sie Schmerzen im Bein?
    • Leiden sie vor allem Nachts an Missempfindungen im Bereich der vorderen Fußsohle und/oder der Zehen?
    • Leiden sie an einem Brennen im Fuß?
    • Liegen bei ihnen Taubheitsgefühle vor?
    • Hat die Muskelkraft in ihrem Fuß abgenommen?
    • Ist die Bewegung im betroffenen Bein/Fuß eingeschränkt?
  • Körperliche Untersuchung
    • Testung auf Schmerzempfindlichkeit
    • Anzeichen einer Entzündung (Schwellung, Rötung, Überwärmung)
  • Elektroneurografie
    • Messung der Nervenleitgeschwindligkeit (abgeschwächt)
  • Röntgenuntersuchung
  • MRT

Therapie

  • Konservative Behandlung
  • Medikamente
  • Hilfsmittel
  • Physiotherapie
  • Operation

Prognose

  • dauerhafte Nervenschädigung möglich

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