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Scheidenriss

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Geschrieben von
Jessica Papic (Ärztin)

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren eines Scheidenrisses?

Im Zuge einer natürlichen Geburt kann es durch den Druck des kindlichen Kopfes dazu kommen, dass die Scheide einreißt. Es handelt sich dabei um eine zumeist stark blutende Wunde, die zeitnah versorgt werden muss.

Die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines Scheidenriss steigt bei Frauen mit einem Missverhältnis zwischen kindlichem Kopf und Geburtskanal. Der Durchmesser des Kopfes ist in diesen Fällen schlicht zu groß, übt übermäßig viel Druck auf die Scheide aus und kann deren Reißen provozieren.

Das bedeutet allerdings nicht, dass ein Fetus mit vergleichsweise großem gemessenen Kopfdurchmesser automatisch zum Scheidenriss oder zur Entbindung per Kaiserschnitt führen muss.

Jede werdende Mutter ist unterschiedlich dehnbar und Abweichungen vom sonografisch ermittelten Wert sind keine Seltenheit. Auch Geburten die mit einer Saugglocke oder Zange unterstützt werden müssen, führen häufig zum Scheidenriss. Darüber hinaus tritt diese Verletzung im Zuge traumatischer Gewalt (Vergewaltigung, Fremdkörper) auf.

Achtung

Zu den Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von einem Scheidenriss steigern, gehören Verletzungen im Bereich der Scheide (zum Beispiel Narben ) und andere Geburtsverletzungen (beispielsweise ein tiefer Dammriss ).

Auch der vom Gynäkologen durchgeführte Dammschnitt kann das Risiko für einen Scheidenriss erhöhen.

Der Scheidenriss kann anhand seiner Ausdehnung in drei verschiedene Stufen eingeteilt werden:

  • Scheidenriss - Riss nur im Bereich der Scheide
  • Scheidendammriss - Riss reicht von der Scheide bis zum Damm
  • Kolporrhexis - Abriss der Vagina von Muttermund und  Gebärmutter

Während Scheiden und Scheidendammriss einfach mit einer Naht behandelt werden können, handelt es sich bei der Kolporrhexis um einen gynäkologischen Notfall.

Die häufigste Ursache für die Entstehung eines Scheidenriss ist die vaginale Geburt. Obwohl diese Art der Geburtsverletzung vor allem unter der Verwendung von Zangen oder Saugglocken in Erscheinung tritt, kann es auch bei einer interventionsfreien Spontangeburt zu einem Scheidenriss kommen.

Besonders häufig steht ein Scheidenriss in Zusammenhang mit einem tiefen Dammriss oder einem zu klein angelegten Dammschnitt (Episiotomie). Zudem tritt diese Scheidenverletzung oftmals bei jenen Frauen auf, die unter der Geburt ihr stark pressen.

Bei Frauen, die bereits eine oder mehrere gynäkologische Operationen hinter sich haben, kann es zudem dazu kommen, dass sich Narbengewebe bildet, welches eine viel geringere Dehnbarkeit aufweist als gesundes Gewebe. Durch diese geringere Dehnbarkeit kann ein Scheidenriss provoziert werden.

Hinweis

Weitere Faktoren, die dessen Entstehung begünstigen ist eine Sturzgeburt und ein besonders großer kindlicher Schädel.

Tritt postnatal, also nach der Entbindung, eine Blutung auf, so muss der Gynäkologe auch andere Ursachen als einen Scheidenriss in Erwägung ziehen. Dabei spielt vor allem die gefürchtete Uterusatonie eine entscheidende Rolle. Bei einer Uterusatonie kommt es zu einem fehlenden oder nicht ausreichenden Zusammenziehen der Gebärmutter nach der Geburt.

Das Zusammenziehen würde in diesem Fall die Blutung stillen, bleibt es hingegen aus, so kann es zum unkontrollierten Blutverlust kommen. Außerdem können starke vaginale Blutungen nach der Geburt mit einer sogenannten Plazentaretentin in Zusammenhang stehen.

Bei einer Plazentraretention (unvollständige Ablösung des Mutterkuchens) sind nicht alle Anteile des Mutterkuchens abgegangen. Die noch in der Gebärmutter verbleibenden Plazentastücke verursachen dann mitunter starke Blutungen.

Darüber hinaus können auch verschiedene Geburtsverletzungen, zum Beispiel ein Dammriss, oder Blutgerinnungsstörungen zu postnatalen Blutungen führen.

Was sind die Symptome eines Scheidenrisss?

Die Symptome, die bei einem Scheidenriss auftreten, sind eher unspezifisch.  In der Regel handelt es sich bei einem Scheidenriss um eine stark blutende Verletzung. Unter der Geburt ist aber nicht auszuschließen, dass die wahrgenommene Blutung nicht aus der Gebärmutter kommt. Betroffene Frauen verspüren starke Schmerzen durch das gerissene Gewebe. Besonder schmerzhaft ist der Scheidenriss, wenn er im Bereich der Schamlippen entsteht.

Grund dafür ist die Tatsache, dass sich in diesem Bereich viele Nerven befinden. Auch dieses Symptom ist jedoch unter der Geburt kritisch zu betrachten, denn Schmerzen durch Wehen und beim Durchtritt des kindlichen Kopfes sind normal.

Die meisten Betroffenen können sich, ähnlich wie beim Dammschnitt, im Nachhinein auch nicht an Schmerzen wegen des Scheidenriss erinnern. Darüber hinaus kann der Riss brennen und/oder jucken.

Ein Scheidenriss wird nach der Geburt des Kindes umgehend versorgt. Die betroffene Patientin erhält dazu eine örtliche Betäubung. Symptome können sich dann auch nach der Versorgung entwickeln. So verspüren viele Frauen während der ersten Wochen Schmerzen. Diese Schmerzen lassen sich vor allem durch mechanische Belastung oder Zug auf die Wunde steigern.

Hinweis

Vor allem das Sitzen wird von den Müttern als besonders schmerzhaft empfunden. Auch das Auftretet von Juckreiz ist im Zuge der Wundheilung normal.

Da die Wunde im Bereich der Scheide jedoch nicht saubergehalten werden kann, sollte zunehmender, starker Juckreiz ernst genommen werden. Er kann ein erster Hinweis auf eine sich entwickelnde Entzündung sein.

Wie wird der Scheidenriss diagnostiziert?

Die Diagnose von einem Scheidenriss ist relativ einfach. Sobald das Kind geboren ist, wird vorsichtig eine vaginale Untersuchung durchgeführt. Diese Untersuchung ist natürlich nicht mit der bei der jährlichen gynäkologischen Vorsorge zu  vergleichen. Vielmehr geht es darum, Verletzungen zu entdecken und zeitnah behandelt zu können.

Therapie bei Scheidenriss

Ein Scheidenriss, der unter der Geburt entsteht, fällt normalerweise schnell auf. Da es sich zumeist um eine stark blutende Wunde handelt, sollte der Riss zeitnah behandelt werden. Zeitnah bedeutet in diese Fall unmittelbar nach der Geburt des Kindes. Da die Intimregion nach der Austreibung recht taub ist, kann das Nähen von einem Scheidenriss theoretisch ohne Betäubung durchgeführt werden.

In der Regel entscheiden sich die behandelnden Ärzte jedoch dazu eine örtliche Betäubung zu setzen. Falls diese unerwünscht sein sollte, kann die Patientin auf den Verzicht der örtlichen Betäubung bestehen. 

In diesem Zusammenhang ist  jedoch zu beachten, dass nicht alle Formen des Scheidenriss konservativ, durch eine Naht, behandelt werden können. Das Nähen der Wunde ist nur bei längs verlaufenden Rissen möglich. Nach der Versorgung heilt ein Scheidenriss dieser Art zumeist problemlos ab.

Bei einem eher selten auftretenden Abriss der Scheide von der Gebärmutter(Kolporrhexis) handelt es sich um einen gynäkologischen Notfall. Bei den betroffenen Frauen muss unter Vollnarkose zügig eine kleine Operation durchgeführt werden. Nur auf diese Weise lässt sich die Blutung stoppen und die Funktion wieder herstellen.

Hinweis

Die meisten Frauen geben an, dass sie die ersten Wochen  nach der Behandlung eines Scheidenriss mit Schmerzen, Brennen und Juckreiz zu kämpfen haben. Um diese Beschwerden zu lindern, empfiehlt es sich regelmäßig sogenannte Sitzbäder durchzuführen. Darüber hinaus können Quarkwickel dabei helfen die Wundheilung anzuregen.

Behandlung außerhalb der Klinik

Nicht jede Frau fühlt sich bei dem Gedanken in einer Klinik zu gebähren wohl. Tatsächlich geht der Trend innerhalb der letzten Jahre sichtbar in Richtung Geburtshaus oder Hausgeburt. Immer mehr Frauen, vor allem solche, die bei einer vorhergehenden Geburt ein Trauma erlitten haben, entscheiden sich bewusst gegen die Geburt in einer Klinik.

Natürlich kann es aber auch im Geburtshaus oder bei einer Hausgeburt zur Entstehung von Geburtsverletzungen kommen. Wenn eine Hebamme die Geburt begleitet, so ist diese häufig so ausgebildet, dass sie kleinere Wunden versorgen kann. Bei einem Scheidenriss sieht das Ganze jedoch etwas anders aus.

Achtung

Wenn es im Zuge einer Hausgeburt oder einer Geburt im Geburtshaus zu einem Scheidenriss kommt, sollte ein Transport in eine nahgelegene Klinik veranlasst werden.

Bis zum Eintreffen in die Klinik sollte eine saugstarke Kompresse in die Scheide eingelegt und die Patientin auf dem Rücken liegend, mit auf Kniehöhe überkreuzten Beinen transportiert werden.

Wie ist die Prognose eines Scheidenrisss?

Ein Scheidenriss heilt in den meisten Fällen problemlos ab. Die betroffenen Frauen nehmen die Wunde während der Abheilungszeit als unangenehm wahr, doch diese Beschwerden verschwinden binnen weniger Wochen. Eine Kolporrhexis hingegen bedarf einer längeren Heilungszeit.

Wie kann man einem Scheidenriss vorbeugen?

Es gibt keine zuverlässige Methode, die das Auftreten eines Scheidenriss verhindern kann. Einzig durch eine Steigerung der Belastbarkeit kann das Risiko reduziert werden. Viele Frauen schwören in diesem Zusammenhang auf die sogenannte Dammmassage.

Diese sollte ungefähr sechs Wochen vor  dem Geburtstermin täglich durchgeführt werden. Durch diese Methode kann die Scheiden- und Dammregion bereits vor der eigentlichen Geburt gedehnt werden.

Auf diese Weise lernen die werdenden Mütter, das Druck- und Dehnungsgefühl, das auch bei der Austreibung des Kindes entsteht, kennen und können sich darauf einstellen, wie damit umzugehen ist. Neben der Steigerung der Dehnbarkeit, dient die Dammmassage dazu, dass sich die werdende Mutter daher während der Geburt besser entspannen kann.

Wissenswert

Auch durch das regelmäßige, gezielte An- und Entspannen der Beckenbodenmuskulatur (Beckenbodentraining) kann die Intimregion auf die Geburt vorbereitet werden. Durch diese Übung werden die Muskeln gestärkt und die Schwangere erlernt ganz natürlich, wie sie sich und ihren Beckenboden entspannen kann.

Neben dem Einfluss auf die Entstehung eines Scheidenriss, reduziert das Beckenbodentrainig das Risiko für Gebärmutterabsenkungen und/oder Inkontinenz .

Des weiteren kann die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines Scheidenriss durch die Geburtsmodalitäten beeinflusst werden. Bei Geburten im Vierfüßlerstand wirkt deutlich weniger Durck auf die Scheide und den Damm ein. Scheidenrisse kommen deshalb viel seltener vor. Auch bei Geburten im Wasser (Wassergeburt) kann beobachtet werden, dass es vergleichsweise selten zum Scheidenriss kommt.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einem Scheidenriss

Erlitt eine Frau unter der Geburt einen Scheidenriss, so sollte dieser beobachtet werden. In den ersten Tagen nach der Verletzung muss darauf geachtet werden, dass keine Rötungen im Wundbereich auftreten. Diese können auf eine Entzündung hindeuten. Im Anschluss muss darauf geachtet werden, dass der Scheidenriss möglichst sauber gehalten wird.

Aus diesem Grund empfiehlt es sich die Genitalregion nach dem Toilettengang gründlich mit Wasser zu reinigen. Ungefähr sechs Wochen nach der Entbindung findet ein Abschlusstermin beim Gynäkologen statt.

Während dieses Termins werden eventuell aufgetretene Probleme bei der Geburt erörtert und eine Untersuchung durchgeführ. Auf diese Weise kann der Gynäkologe prüfen ob der Scheidenriss abgeheilt ist.

Zusammenfassung

Ein Scheidenriss ist eine Geburtsverletzung, die durch den Druck beim Austreiben des kindlichen Kopfes entsteht. Da es sich um eine meist stark blutende Wunde handelt, sollte der Scheidenriss zeitnah behandelt werden. In der Regel heilt eine solche Verletzung problemlos ab und schränkt die Betroffene nicht ein.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Ein Scheidenriss verheilt in der Regel innerhalb weniger Tage. Da bei der Versorgung eines Scheidenriss resorbierbare Fäden genutzt werden, lösen sich diese im Verlauf einfach auf.

Das Aussehen der Scheide nach einer Geburt ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Je nachdem, ob und welche Geburtsverletzungen entstanden sind, weißt sie genähte Wunden auf. Diese heilen aber zügig ab und sind nach einer Weile kaum noch/nicht mehr zu sehen. Einzig die Schamlippen können nasch der Geburt etwas dunkler bleiben.

Ein Scheidenriss ist weniger häufig als beispielsweise ein Dammriss. Vor allem wenn das Kind mit Hilfsmitteln entwickelt werden muss, besteht ein hohes Risiko auf die Entstehung eines Scheidenriss.

Während der Austreibungsphase vergrößert sich die Scheide um ungefähr das Neun- bis Zehnfache. Nur auf diese weise kann der kindliche Kopf geboren werden. Nach der Geburt bildet sich diese Vergrößerung jedoch zeitnah zurück. Bereits weniger Stunden nachdem das Kind geboren wurde, ist die Scheide wieder normal groß.

Die Schmerzen der Vagina nach der Geburt können eine Weile anhalten. Zuerst bilden sich die Beschwerden in Ruhe zurück, die Vagina reagiert jedoch auf Spannung und Druck noch mit Schmerzen. Sobald auch diese Beschwerden abgeklungen sind, kann das Sexualleben wieder azfnehmen.

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Scheidenriss einfach erklärt

Häufigkeit

  • bei ca. 20 und 30 Prozent der vaginalen Geburten

Risikofaktoren

  • ungünstigen Kopfhaltung des Kindes
  • Steißlage des Kindes
  • zu starkes Pressen
  • geringe Dehnungsfähigkeit des Vaginalgewebes
  • Zangen- oder Saugglockengeburt
  • tiefer Dammriss
  • zu kleiner Dammschnitt

Ursachen

  • vaginale Geburt
  • Zangen- oder Saugglockengeburt

Symptome

  • Blutungen
  • Schmerzen

Komplikationen

  • Infektion
  • Wundheilungsstörung

Diagnose

  • Körperliche Untersuchung
    • Blickdiagnose
  • Anamnese
    • Wann haben sie entbunden?
    • Haben sie vaginal entbunden?
    • Gab es im Verlauf der Geburt Komplikationen?
    • Musste ihr Kind mit Hilfsmitteln (z.B. einer Saugglocke oder Zange) entwickelt werden?
    • Haben sie Schmerzen im Bereich der Scheide?

Therapie

  • Operation

Präventionsmaßnahmen

  • regelmäßige Dammmassagen (ca drei bis fünf Wochen vor dem ET beginnen)

Prognose

  • in der Regel heilt ein Scheidenriss komplikationslos ab

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