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Scheidenkrebs

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Geschrieben von
Jessica Papic (Ärztin)

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren bei Scheidenkrebs?

Der Scheidenkrebs (Vagina-CA, Vaginalkarzinom) ist ein bösartiger Tumor der weiblichen Geschlechtsorgane. In den meisten Fällen ist der Tumor im hinteren Teil des oberen Drittels der Vagina lokalisiert. Aus diesem Grund kann es bereits nach kurzer Zeit zu einer Infiltration von Rektum, Ureteren, Urethra und Harnblase kommen.

Das Vagina-CA macht ungefähr ein bis zwei Prozent aller bösartigen Tumore der weiblichen Geschlechtsorgane aus. Dennoch handelt es sich um eine eher seltene Erkrankung.

Wissenswert

Typischerweise liegt das Erkrankungsalter bei mehr als 50% der betroffenen Frauen bei über 70 Jahren. Lediglich 15% der an Scheidenkrebs leidenden Patientinnen haben das 50. Lebensjahr noch nicht vollendet.

Tumore im Bereich der Vagina entstehen nicht aus dem Nichts heraus. Vielmehr gibt es Krebsvorstufen (Präkanzerosen), die bei frühzeitiger Diagnose problemlos behandelt werden können.

Bei den Krebsvorstufen des Scheidenkrebs unterscheidet man zwischen:

  • VaIN 1 kondylomatöse Läsion und geringgradige Dysplasie
  • VaIN 2 mäßiggradige Dysplasie
  • VaIN 3 hochgradige Dysplasie und Carcinoma in situ

In den meisten Fällen handelt es sich beim bösartigen Scheidenkrebs um ein sogenanntes Plattenepithelkarziom. Adenokarzinome, Sarkome und Melanome sind hingegen eher selten.

Anhand der Größe und Ausbreitung des Tumors, teilt man den Scheidenkrebs in verschiedene Stadien ein.

Die Stadieneinteilung erfolgt anhand der TNM-Klassifikation:

Tis (VaIN 3) Carcinoma in situ

  • T1: Vaginaltumor < 2 cm (T1a) oder > 2 cm (T1b)
  • T2: Tumor < 2 cm (T2a) oder > 2 cm (T2b) infiltriert Parakolpium, erreicht aber nicht die Beckenwand
  • T3: Tumor wächst in Beckenwand ein und/oder das untere Vaginaldrittel und/oder blockiert den Harnabfluss und verursacht Nierenprobleme
  • T4: Tumor infiltriert die Mukosa der Blase und/oder des Rektums und/oder überschreitet die Grenzen des kleinen Beckens
  • N1: Streuung in die regionären Lymphknoten (pelvin oder inguinal)
  • M1: Fernmetastasen

Wie schnell und wohin der Scheidenkrebs metastaiert, hängt vor allem von dessen genauer Lokalisation ab. Tumore, die im oberen Drittel der Vagina wachsen, metastasieren in die pelvinen Lymphknoten. Ein Vaginakarzinom, das in der Mitte der Scheide entsteht, kann sowohl in die pelvinen als auch in die inguinalen Lymphknoten metastasieren. Bildet sich der Krebs hingegen im unteren Teil, so verläuft die Metastasierung entlang der inguinalen Lymphabflusswege.

Die genauen Ursachen für die Entstehung des Vaginal-CA sind bis heute nicht abschließend geklärt. Es gibt jedoch einige Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Scheidenkrebs deutlich erhöhen können. Zu diesen Riskofaktoren zählen vor allem der Konsum von Nikotin, früher erster Geschlechtsverkehr und häufig wechselnde Partner beim Geschlechtsverkehr. Darüber hinaus haben auch Frauen, die mit einer Hochrisikogruppe des humanen Papillomavirus infiziert sind, ein erhöhtes Risiko an einem Vaginalkarzinom zu erkranken. Bei Frauen mit Präkanzerose steigert sich das Erkrankungsrisiko natürlich besonders stark.

Hinweis

Wird die Krebsvorstufe frühzeitig entdeckt und behandelt, so kann der Enstehung eines Tumors vorgebeugt werden.

Was sind die Symptome bei Scheidenkrebs?

Bei vielen Frauen, die ein Vaginalkarzinom aufweisen, treten über einen langen Zeitraum keinerlei Symptome auf. Aus diesem Grund wird der Tumor bei diesen Frauen zumeist sehr spät oder als Zufallsdiagnose diagnostiziert. Bei der Mehrzahl der Betroffenen kommt es jedoch zu Blutungen. Diese Blutungen treten vor allem nach dem Geschlechtsverkehr auf und können in ihrer Intensität ganz unterschiedlich sein. Ein weiteres ernstzunehmdendes Anzeichen für das Vorliegen von Scheidenkrebs ist die Absonderung von fleischwurstwasserfarbendem Ausfluss und die Entstehung kleiner verhärteter Stellen in der Scheide (sogenannte Indurationen). Sobald der Tumor eine bestimmte Größe erreicht hat, entsteht bei den meisten der betroffenen Frauen ein Fremdkörper- und/oder Druckgefühl. Bei Infiltration der Nachbarorgane, sind Beschwerden beim Wasserlassen keine Seltenheit.

Wie wird der Scheidenkrebs diagnostiziert?

Untersuchungen bei Scheidenkrebs

Die Diagnostik bei dem Verdacht auf das Vorliegen eines Scheidenkrebs gliedert sich in der Regel in verschiedene Schritte:

Zu Beginn findet ein ausführliches Arzt-Patientengespräch (Anamnese) statt. Während dieses  Gesprächs werden die bei der Patientin vorliegenden Beschwerden eruiert. Darüber hinaus stellt der Arzt einige Fragen bezüglich der Kranken- und Familiengeschichte der Patientin.

Im Anschluss folgt eine vaginale Untersuchung, bei der Veränderungen im Bereich der Vagina festgestellt werden können. Sollte eine suspekten Läsion und/oder für den Tumor typische Symptomen vorliegen, wird eine sogenannte Kalposkopie durchgeführt. Während dieser Untersuchung können Gewebeproben entnommen und ins Labor geschickt werden. Die pathologische Untersuchung des entnommenen Gewebes wird zur Sicherung der Diagnose verwendet.

Je nachdem wie groß der Scheidenkrebs ist und/oder ob er bereits ein fortgeschrittenes Stadium erreicht hat, können weitere Untersuchungen angesetzt werden. In diesem Zusammenhang spielen vor allem bildgebende Verfahren, die Rektoskopie und die Urethroskopie eine entscheidende Rolle. Um eine Verbreitiung der Tumorzellen im Körper auszuschließen, sollte bei Ausbreitung in die Lymphknoten eine Magnetresonanztomografie (MRT) des Beckens durchgeführt werden. Darüber hinaus wird zum Zwecke des Stagings ein CT von Abdomen und Thorax durchgeführt.

Therapie bei Scheidenkrebs

Die Wahl der am Besten geeigneten Behandlung bei Vorliegen von Scheidenkrebs richtet sich vor allem nach dem Wachstumsstadium des Tumors.

Im Idealfall sollte eine Behandlung bereits dann beginnen, wenn noch kein Krebs sondern lediglich eine Krebsvorstufe vorliegt. Veränderungen im Bereich der Vaginaschleimhaut können mit Hilfe eines CO2-Lasers abgetragen werden. Je nach Ausprägung ist auch eine chirurgische Exzision der Gewebeveränderungen möglich. Darüber hinaus kommt zur Behandlung einer Tumorvorstufe des Scheidenkrebs eine teilweise oder vollständige Kolpektomie in Frage. Die Wahl des am besten geeigneten Verfahrens wird für jede Patientin individuell getroffen und unterscheidet sich bei HPV-negativen von HPV-induzierten Krebsvorstufen.

Sollte bei der betroffenen Patientin bereits ein Vagina-CA vorliegen, so müssen andere Therapiestrategien gewählt werden. Dabei wird der Scheidenkrebs stets stadiengerecht behandelt.

Hinweis

In seinen frühen Stadien kann der Scheidenkrebs durch eine teilweise oder vollständige Kolposkopie geheilt werden. Sobald der Tumor fortgeschritten ist, ist oftmals eine Radiotherapie (ggf eine Radiochemotherapie) als sinnvoll zu erachten. In Einzelfällen zeigt sich auch eine operative Therapie (z.B. Kolpektomie mit Entfernung des Parakolpiums und Hysterektomie mit Lymphknotenentfernung) als zielführende Behandlungsoption.

Wie ist die Prognose bei Scheidenkrebs?

Das 5-Jahres-Überleben bei Vorliegen von Scheidenkrebs unterscheidet sich je nach histologischem Subtyp des Tumors. Liegt ein Plattenepithelkarzinomen beträgt es ungefähr 54 % und  bei einem Adenokarzinom 60 %. Handelt es sich bei dem Scheidenkrebs um ein malignes Melanom liegt die 5-Jahres-Überlebensrate hingegen ledigliche bei 13 %.

Wie schnell und wohin der Scheidenkrebs metastaiert, hängt vor allem von dessen genauer Lokalisation ab. Tumore, die im oberen Drittel der Vagina wachsen, metastasieren in die pelvinen Lymphknoten. Ein Vaginakarzinom, das in der Mitte der Scheide entsteht, kann sowohl in die pelvinen als auch in die inguinalen Lymphknoten metastasieren. Bildet sich der Krebs hingegen im unteren Teil, so verläuft die Metastasierung entlang der inguinalen Lymphabflusswege.

Wie kann man einem Scheidenkrebs vorbeugen?

Da viele Fälle des Vaginal-CA in einem Zusammenhang mit einer Papillomavirusinfektion stehen, kann eine frühzeitige Impfung dabei helfen der Entstehung dieser Erkrankung vorzubeugen. Darüber hinaus gehören die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen beim Gynäkologen zu den am besten geeigneten Präventionsmöglichkeiten. Da der Scheidenkrebs nicht aus dem Nichts heraus auftritt, sondern sich über verschiedene Krebsvorstufen entwickelt, kann eine frühzeitige Diagnose und die zeitnahe Einleitung einer geeigneten Therapie dabei helfen das Risiko eines malignen Tumors effekti zu senken.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einem Scheidenkrebs

Diee Nachsorge bei Scheidenkrebs erfolgt in den ersten zwei Jahren alle drei Monate. Im Anschluss finden bis zum fünften Jahr halbjährliche Untersuchungen statt.

Zusammenfassung

Der Scheidenkrebs (Vagina-CA, Vaginalkarzinom) ist ein bösartiger Tumor der weiblichen Geschlechtsorgane. In den meisten Fällen ist der Tumor im hinteren Teil des oberen Drittels der Vagina lokalisiert. Aus diesem Grund kann es bereits nach kurzer Zeit zu einer Infiltration von Rektum, Ureteren, Urethra und Harnblase kommen.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

In den ersten Stadien führt das Vaginakarzinom in der Regel nicht zu wahrnehmbaren Symptomen. Erst im Verlauf, also sobald der Krebs gewachsen ist, bemerken die meisten Betroffenen ein Fremdkörper- und/oder Druckgefühl im Bereich der Vagina.

Eine Zyste im Bereich der Scheide verursacht in den meisten Fällen ein Druck- oder Fremdkörpergefühl.

Die Frage ob Scheidenkrebs heilbar ist, lässt sich nur individuell beantworten. Grund dafür ist die Tatsache, dass die Prognose dieser Erkrankung maßgeblich von deren Stadium abhängt.

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Scheidenkrebs einfach erklärt

Vaginalkarzinom

Häufigkeit

  • Inzidenz: ca. 0.6-1 von 100.000 Frauen
  • Mittleres Erkrankungsalter: 74 Jahren

Risikofaktoren

  • HPV-Infektionen
  • wechselnde Sexualpartner
  • Lichen sclerosus
  • Rauchen

Ursachen

  • weitestgehend ungeklärt

Symptome

  • Abnormaler vaginaler Ausfluss
  • Zwischenblutungen
  • Blutung nach Geschlechtsverkehr
  • Schmerzen beim Wasserlassen
  • Rückenschmerzen

Komplikationen

  • Fistelbildung
  • Metastasierung

Diagnose

  • Anamnese
    • Haben sie seltsamen vaginalen Ausfluss? (übelriechend, andere Farbe)
    • Haben sie Zwischenblutungen?
    • Haben sie nach dem Geschlechtsverkeht vaginale Blutungen?
    • Haben sie Schmerzen beim Wasserlassen?
    • Leiden sie an Rückenschmerzen?
  • Körperliche Untersuchung
    • Gynäkologische Untersuchung mit Kolposkopie
  • Laboruntersuchung
    • Vaginalabstrich
  • Biopsie
    • Beurteilung des Ausmaß des Tumorwachstums
  • Computertomographie
    • Staging-Untersuchung
  • MRT
    • Staging-Untersuchung

Differenzial Diagnose

  • Eileiterschwangerschaft

Therapie

  • Chemotherapie
  • Strahlentherapie
  • Operation
  • Laserbehandlung

Präventionsmaßnahmen

  • Kondome

Mögliche Vorsorgemaßnahmen

  • regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen
  • HPV-Impfung

Prognose

  • Im frühen Stadium Heilung möglich

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