Bei einer Plazentaablösung löst sich der eigentlich regelrecht implantierte Mutterkuchen frühzeitig, also vor der Geburt des Kindes, von der Gebärmutterwand. In der Regel geschieht dies nach der 20. Schwangerschaftswoche (kurz: SSW).
Unter dem Begriff Planzentaablösung versteht man dabei jedwede Ausprägung. Sie kann lediglich einige mm bis zur vollständigen Ablösung umfassen. Die Plazentaablösung kann akut oder chronisch sein. Bei einer akuten Lösung handelt sich häufig um einen gynäkologischen Notfall.
Eine Plazentaablösung tritt bei ungefähr 0,4-1,2 % der Schwangeren auf. Der Häufigkeitsgipfel liegt zwischen der 20. und 26. SSW. Im Allgemeinen ist davon auszugehen, dass das Risiko einer solchen Ablösung mit steigendem Alter der werdenden Mutter zunimmt.
Es gibt einige Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Plazentaablösung steigern. Als besonders wichtige Risikofaktoren gelten
Auch ein Schwangerschaftsdiabetes und die damit einhergehende Zunahme der Frucktwassermenge (Polyhydramnion) können die Ablösung des Mutterkuchens triggern.
Darüber hinaus können Infektionen und eine Ischämie der Plazenta zu deren Lösung führen. Ein besonderes Risiko setzen rauchende oder kokainabhängige Mütter sich und ihrem Ungeborenen aus. Die Plazentaablösung kann jedoch auch traumatische Ursachen haben. Die genaue Ursache bleibt jedoch oftmals unklar.
Eine Plazentaabslöung kann asymptomatisch sein oder zu enormen Beschwerden führen. Besonders gefährlich ist eine Ablösung, die auf Grund der fehlenden Symptome nicht rechtzeitig als solche erkannt wird. Löst sich der Mutterkuchen akut ab, so kommt es zum Austritt von hell- oder dunkelrotem Blut aus der Gebärmutter. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer äußeren Blutung.
Darüber hinaus kann sich das Blut auch hinter der Plazenta ansammeln (verborgene Blutung) und mit der Zeit zur weiteren Ablösung führen. Die Ausprägung der Symptome hängt in erster Linie vom Ausmaß der Ablösung und vom damit einhergehenden Blutverlust ab. Aber auch Mütter mit schweren Ablösungen können über einen langen Zeitraum asymptomatisch bleiben.
Ist die Plazentaablösung weit fortgeschritten, wird die Gebärmutter schmerzhaft und druckempfindlich. In einigen Fällen treten sogar Wehen auf.
Eine höchst seltene, aber dennoch mögliche Komplikation der Plazentaablösung ist die Postpartale Gefäßdissektion. Grund für diese Erkrankung ist der enorme Blutverlust, der mit einer vollständigen Ablösung des Mutterkuchens einher gehen kann.
In Folge dessen nimmt der Druck im Gefäßsystem schlagartig deutlich ab. Auf Grund der für eine Schwangerschaft typischen Gefäßveränderungen kann es dann dazu kommen, dass sich eine Schicht einer Arterie ablöst und dadurch ein zweites Gefäßlumen entsteht. Im weiteren Verlauf kann das zweite Lumen dazu führen, dass der eigentliche Blutfluss abbricht.
Besonders schwerwiegend ist es, wenn eine Gefäßdissektion im Bereich der Aorta oder der Koronarien entsteht. Eine Gefäßdissektion der Koronarien hat zum Beispiel einen Herzinfarkt zur Folge.
Ausgelöst durch den mitunter enormen Blutverlust, kann es bei den betroffenen Müttern zu einem Schock kommen (hämorrhagischer Schock) und sie in Lebensgefahr geraten.
Zudem besteht besonders für das ungeborene Kind Lebensgefahr, denn bei einer vollständig abgelösten Plazenta, wird die Versorgung des Kinder mit Nährstoffen und vor allem Sauerstoff komplett abgeschnitten. Das Kind kommt zu Tode, wenn es nicht zügig geboren werden kann.
Bei einer akuten Plazentaablösung muss die Diagnose möglichst schnell erfolgen. Auf die Auswertung aller Laborparameter kann beispielsweise oft nicht gewartet werden. Wichtige Hinweise für das Vorliegen einer Ablösung des Mutterkuchens sind schmerzlose oder schmerzhafte vaginale Blutungen, die im 3. Schwangerschaftsdrittel auftreten. Auch ein schmerzender, druckempfindlicher Uterus liefert einen Hinweis auf die vorliegende Problematik.
Da der Blutverlust der werdenden Mutter mitunter enorm sein kann, führen die Blutungen bei vielen Betroffenen zu einem hämorrhagischen Schock. Tritt diese Situation innerhalb des 3. Trimesters auf, ist eine Plazentaablösung sehr wahrscheinlich.
Bei Verdacht auf das Vorliegen einer Plazentaablösung sollte das ungeborene Kind überwacht werden. Mit Hilfe eines zügigen Ultraschalls und eines CTGs, kann der aktuelle Zustand oder der fetale Tod des Babys ermittelt werden.
Die Entscheidung, ob das Ugeborene schnellstmöglich per Notkaiserschnitt entbunden werden muss, kann auf diese Weise getroffen werden. Bei sehr starken, nicht abklingenden Blutungen ist die sofortige Entbindung nicht abwendbar.
Auch das Verhalten beziehungsweise der Herzschlag des ungeborenen Kindes kann einen Hinweis darauf geben, wie ausgeprägt die Ablösung des Mutterkuchens ist. Bei einer teilweisen oder auch begrenzten Ablösung bleibt die Herzfrequenz des Fetus nämlich unverändert.
Die Herzfrequenz ist dann deutlich höher als bei erwachsenen Menschen. Hat sich der Mutterkuchen hingegen großflächig gelöst, so nimmt die kindliche Herzfrequenz ab und bleibt erniedringt.
Kommt es zu einer vollständigen Plazentaablösung, wird das Kind nicht mehr mit lebenswichtigem Sauerstoff versorgt. Die Herzfrequenz nimmt weiter ab, bis der Herzschlag letztendlich zum Erliegen kommt.
Wichtig in dieser Situation ist es, dass die Blutgruppe und der Rhesusfaktor von Mutter und Kind ermittelt werden. Sollten deren Blutgruppen nicht zusammenpassen, muss unter Umständen eine Rhesusprophylaxe erfolgen.
Bei jedweder Ausprägung einer Plazentaablösung muss die betroffene Schwangere zeitnah in eine Klinik gebracht werden. Nur dort kann der Gesundheitszustand von Mutter und Kind regelmäßig überwacht werden. Die weitere Behandlung der Ablösung des Mutterkuchens richtet sich dann jedoch nach Ausprägung und Symptomatik von Mutter und Kind.
Bei einer geringradig abgelösten Plazenta versucht man die Schwangerschaft vorerst fortzusetzen. Tritt das Geschehen vor der 35. Schwangerschaftswoche auf, werden der Mutter Kortikosteroide zur fetalen Lungenreifung verabreicht. Diese Maßnahme hilft dabei, mögliche Atemprobleme des Kindes, die im Zuge einer frühen Geburt auftreten können, abzuschwächen oder gar zu verhindern.
Kommt es nach der 35. Schwangerschaftswoche zu einer Plazentaablösung, so wird die Geburt in der Regel umgehend per Kaiserschnitt durchgeführt. Die Lungenreifung des Kindes ist zu diesem Zeitpunkt weitestgehend abgeschlossen. Das Risiko einer frühzeitigen Geburt ist damit deutlich geringer als das Risiko beim Versuch die Schwangerschaft aufrecht zu erhalten.
Sollte sich der Mutterkuchen vollständig abgelöst haben, muss sofort ein Notkaiserschnitt durchgeführt werden. Es besteht akute Lebensgefahr für Mutter und Kind. Vorher wird kurz überprüft, ob noch ein Herzschlag sichtbar ist.
Sollte dies der Fall sein, ist Eile geboten. Wenn das Baby bereits im Mutterleib verstorben und die Blutungen ohne sofortige Entbindung behandelbar ist , kann sich die Schwangere auch für die medikamentöse Einleitung der Geburt entscheiden.
Bei einer geringgradigen Plazentaablösung, sollten die werdenden Mütter Bettruhe halten und auf Geschlechtsverkehr verzichten.
Sowohl der Verlauf als auch die Prognose bei einer Plazentaablösung, stehen in Abhängigkeit mit deren Ausprägung. Eine Frau, die nach der 30. SSW an vaginalen Blutungen leidet, sollte zeitnah in eine Klinik gebracht werden. Dabei ist es vollkommen irrelevant, ob die Blutungen besonders stark oder schwach sind. Die auftretenden Beschwerden korrelieren nicht unbedingt mit dem Ausmaß der Ablösung.
Im Allgemeinen kann man feststellen, dass die Prognose der Platentaablösung bei Mutter und Kind bei leichter Ausprägung, schneller Behandlungseinleitung und fortgeschrittener Schwangerschaft gut ist.
Für Frauen, deren Kinderwunsch noch nicht abgeschlossen ist und die planen weitere Kinder zu bekommen, ist es wichtig zu wissen, dass Plazentaablösungen bei einigen Frauen mehrfach auftreten. In den folgenden Schwangerschaften besteht für sie deshalb das Risiko, erneut eine Ablösung des Mutterkuchens zu erleiden. Das Outcome der Plazentaablösung kann dabei sehr unterschiedlich sein.
Sollte es jedoch zu einer vollständigen Lösung des Mutterkuchens kommen, so besteht Lebensgefahr für Mutter und Kind. Die Sterblichkeit der Mütter liegt in diesem Fall bei ungefähr einem Prozent. Bei den Kindern ist die Prognose abhängig vom Gewicht und dem Entwicklungsstand. Die Sterblichkeit liegt bei ihnen zwischen 10 und 65%.
Dem Auftreten einer Plazentaablösung kann nicht immer vorgebeugt werden, denn auf manche Auslöser hat die werdende Mutter schlicht keinen Einfluss. Dennoch lassen sich viele Risiken mindern, indem die Schwangere einige Verhaltensregeln befolgt.
Sie sollte während der Schwangerschaft nicht rauchen und keine Drogen nehmen. Darüber hinaus sollten die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen beim Gynäkologen oder einer Hebamme wahrgenommen werden.
Bei Beschwerden sollte zeitnah ein Arzt aufgesucht werden. Die zuverlässige Behandlung von Bluthochdruck und Schwangerschaftsdiabetes dienen neben Anderem auch als Vorbeugung einer Plazentaablösung. Darüber hinaus sollte jedes Trauma während der Schwangerschaft kontrolliert werden. Das gilt vor allem dann, wenn dabei Druck auf den Bauch ausgelöst wurde.
Nach dem Auftreten und der Behandlung einer Plazentaablösung, müssen Mutter und Kind einige Tage beobachtet werden. Sollten Probleme auftreten, können diese schnellstmöglich behandelt werden.
Wenn die Mutter einen hohen Blutverlust erlitten hat, sollte sie dahingehend überwacht, beraten und gegebenenfalls behandelt werden. Bei Entbindung mittels Kaiserschnitt wird die Mobilität der Mutter während des Klinikaufenthalts gefördert und gesteigert.
Sobald Mutter und Kind stabil sind, können sie nach Hause entlassen werden. Etwa 6 Wochen nach der Geburt erfolgt eine gynäkologische Abschlussuntersuchung. Die Entwicklung des Säuglings wird durch regelmäßige Untersuchungen beim Kinderarzt (U-Untersuchungen) beobachtet.
Wenn das Kind im Zuge der Plazentaablösung verstorben ist, spielt in der Regel die psychiologische Betreuung eine wichtige Rolle. Eine solche Unterstützung kann jedoch auch bei Überleben des Säuglings anzuraten sein.
Bei einer Plazentaablösung löst sich der Mutterkuchen teilweise oder vollständig von der Gebärmutterwand. Je nach Ausprägung und Schwangerschaftswoche besteht Lebensgefahr für Mutter und Kind.
Einer Plazentaablösung kann nicht zuverlässig vorgebeugt werden, aber durch die Reduktion der bekannten Risikofaktoren kann die Wahrscheinlichkeit einer Lösung jedoch deutlich gesenkt werden.
Eine Plazentaablösung kann mit deutlichen Symptomen oder vollkommen asymptomatisch verlaufen. Man kann sie deshalb nicht in allen Fällen erkennen. Kommt es zu Beschwerden, so leidet die werdende Mutter unter vaginalen Blutungen, Schmerzen, Verhärtung der Gebärmutter und gegebenenfalls einer Schocksymptomatik (z.B.niedirger Blutdruck, hoher Puls)
In ungefähr 0,4 bis 1,5% aller Schwangerschaften tritt eine Plazentaablösung auf. Der Häufigkeitsgipfel liegt zwischen der 20. und 26. Schwangerschaftswoche.
vorzeitige Plazentalösung, Abruptio placentae
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