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Ischias

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Geschrieben von
Dr. Moritz Wieser (Arzt)

Bei Ischias-Beschwerden kann es zu heftigen, elektrisierenden Schmerzen vom Rücken bis ins Bein kommen. Die Ischialgie, beziehungsweise Ischias-Beschwerden, tritt bei einer Reizung des Ischias-Nerven auf. Der Ischias-Nerv ist der dickste und längste Nerv des gesamten Körpers.

Wissenswert

Ischias-Beschwerden, beziehungsweise "Kreuzschmerzen" sind ein sehr häufiges Problem. Mindestens 90 % aller Erwachsenen leiden in ihrem Leben zumindest an einer Episode von Kreuzschmerzen. Die meisten dieser Fälle sind sogenannte mechanische Fälle und klingen in der Regel bei 80-90 % der Betroffenen von selbst und innerhalb von 6 Wochen komplett ab.

Oft benötigt es dabei nur eine medikamentöse Schmerztherapie und eine geringe körperliche Schonung. Auch Bildgebungen wie MRT oder Röntgen sind dabei nicht immer zwingend notwendig.

Meist sind Entzündungen, mechanische Reizungen (nach Injektionen) oder Kompressionen (etwa durch Hämatome oder den Musculus piriformis) für die Ischias-Reizung verantwortlich. Die Reizung kann aber auch durch Traumata beziehungsweise durch Tumore verursacht werden.

Die "Lumboischialgie" bezeichnet eine Kombination aus Rückenschmerzen und Schmerzen des Ischias-Nerven, welche am häufigsten bei einem Bandscheibenvorfall der unteren Wirbelsäule auftreten. Hier gilt es insbesondere auf die sogenannten "red-flags" zu achten.

Dies sind etwa ein Harnverhalt, ein Stuhlverhalt oder eine Empfindungsstörung im Bereich des inneren Oberschenkels. Auch können Lähmungserscheinungen oder Sensibilitätsstörungen durch einen Bandscheibenvorfall oder eine starke Schädigung des Ischias-Nerven verursacht werden.

Auch Armut kann laut Studien zu einer Chronifizierung von Ischias-Beschwerden beitragen, beziehungsweise zu häufigeren Episoden führen. Zugleich werden Menschen mit starken Ischias-Beschwerden auch im Verlauf häufiger arbeitsunfähig.

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren eines Ischias?

Der Nervus ischiadicus ist ein gemischter, peripherer Nerv des Beins. Er hat sowohl eine motorische, als auch eine sensible Funktion und wird aus Fasern der Rückenmarksegmente L4-S3 gebildet. Er entspringt am unteren Ende des Musculus piriformis und teilt sich meist im Gebiet des unteren Oberschenkels in seine Endäste, den Nervus tibialis (=N. tibialis) und den Nervus peroneus (=N. peroneus) communis auf. Bei 15 % aller Menschen in Europa kommt es zu einer sogenannten "hohen Teilung". Das heißt der N. tibialis und der N. peroneus teilen sich noch vor dem Durchtritt durch das Foramen infrapiriforme auf den N. ischiadicus auf.

Wichtige Risikofaktoren für die Ischialgie sind Bandscheibenabnutzungen, verschiedene Kompressionen, Verletzungen des Nerven, bösartige Erkrankungen mit Metastasen, Osteoporose mit Frakturen und der Diskusprolaps.

Eine Reizung des Nervens kann man grob wie folgt einteilen:

  • Reizung durch Kompression
  • Reizung durch eine häufige Überdehnung
  • Reizung bei einer OP (Nerv wurde verletzt, überdehnt oder bei der Lagerung abgedrückt)
  • Reizung durch eine Hüftluxation
  • Reizung durch kühle Zugluft, Nässe, Erkältungen oder sitzen auf sehr kaltem Untergrund
  • Nervenentzündungen: Etwa durch Herpes zoster (=Gürtelrose) oder Borreliose
  • Nervenschädigungen: Diabetes, Rheuma und andere chronische Erkrankungen/Verrenkungen

Was sind die Symptome eines Ischias?

Die Symptome der Ischialgie treten häufig in Kombination mit Kreuzschmerzen auf ("Lumboischialgie"). Die Ischialgie selbst bezeichnet die ziehenden, elektrisierenden Schmerzen des betroffenen Beins. Der Schmerz wird oft als Rückenschmerz, welcher in ein Bein ausstrahlt, beschrieben. Oft kommt es auch nur zu einer Ausstrahlung bis in die Kniekehle. Eine beidseitige Ischialgie ist sehr selten.

Bei Ischias-Beschwerden gilt es gezielt auf neurologische Symptome wie Lähmungen, Sensibilitätsverlust oder Kraftminderung im Bein zu achten oder auch auf Auffälligkeiten im Stuhl- beziehungsweise Harnverhalten. Diese Symptome werden auch "red-flags" genannt.

Mögliche Begleiterscheinungen einer Ischias-Schädigung sind:

  • Empfindungsstörungen: Taubheitsgefühl der Haut , Kribbeln, Wärme- oder Kältegefühl
  • Motorische Probleme: Unfähigkeit den Vorfuß zu heben oder zu senken und Unfähigkeit die Zehen zu senken oder zu heben

Falls neurologische Symptome auftreten, beispielsweise eine Schwäche der Zehenhebung bei einer Läsion des peronealen Anteils des Nervus ischiadicus, können diese spezifischen Nervenwurzeln zugeordnet werden.

Besonders gefürchtet ist das sogenannte Cauda-Syndrom, welches durch eine Schädigung der Nervenwurzel S1 (sakral 1) auftritt und einen neurologischen Notfall darstellt. Es kommt hier typischerweise zu Blasen-, Mastdarm und Potenzstörungen sowie zu Sensibilitätsstörungen im Damm und Gesäßbereich. Wichtig ist es deshalb immer bei der Behandlung eine sogenannte "Radikuläre Läsion" auszuschließen.

Achtung

Bestimmte Dinge wie Husten , Niesen oder Pressen, beziehungsweise abrupte Bewegungen, können die Schmerzen deutlich verschlimmern. Auch beim Vorbeugen, mit gestreckten Beinen, zu den Zehenspitzen oder beim Anheben des gestreckten Beins in der Rückenlage, kann es zu einer starken Verschlimmerung der Schmerzen kommen.

Wie wird der Ischias diagnostiziert?

Untersuchungen bei Ischialgie

Die Diagnostik bei dem Verdacht auf das Vorliegen einer Ischialgie gliedert sich in der Regel in verschiedene Schritte:

Die Diagnose einer Ischialgie erfolgt anhand der typischen schmerzhaften Symptomatik im Bein, in Kombination mit einem Ausschluss von begleitenden neurologischen Symptomen. Der Arzt wird dabei normalerweise eine gründliche Anamnese durchführen und das Bein, beziehungsweise den Rücken genau untersuchen. Wichtig sind dabei auch, welche Faktoren den Schmerz positiv, beziehungsweise negativ beeinflussen und wann der Schmerz am schlimmsten ist (z.B. tagsüber oder nachts).

Bei der körperlichen Untersuchung kommt häufig der Lasegue-Test zur Anwendung. Hier wird das betroffene Bein aus der Rückenlage durchgestreckt und vom behandelnden Arzt angehoben. Bei Ischias-Beschwerden kommt es daraufhin zu starken Schmerzen im Bein, welche bis in den Rücken ausstrahlen. Der Patient wird dabei das Bein auch im Kniegelenk anwinkeln, um die Schmerzen zu vermindern.

Der Goldstandard zur Diagnose eines lumbosakralen Bandscheibenvorfalls ist die Wirbelsäulen-MRT. Probleme in der knöchernen Wirbelsäule können dagegen mit einer konventionellen Röntgenuntersuchung beurteilt werden. Die genaue Beurteilung des Nervs, beispielsweise zum Ausschluss von Tumoren, erfolgt mit einer MRT des Nerven, gegebenenfalls kann hier auch Kontrastmittel zum Einsatz kommen.

Die Nerven-MRT erlaubt die Beurteilung des Nerven im gesamten Verlauf vom Rücken bis zum Fuß. Oft ist jedoch bei einfachen Ischias-Beschwerden keine Röntgenuntersuchung oder Magnetresonanztomografie notwendig. Die meisten Fälle von Ischialgie verschwinden nämlich nach einigen Wochen von selbst.

Bei Verdacht auf eine Infektion (z.B. Herpes Zoster oder Borreliose), welche auch Ischias-artige Beschwerden hervorrufen kann, kann eine Blutuntersuchung sinnvoll sein. Die Untersuchung kann bestimmte Infektionen ausschließen, welche eventuell eine andere Therapie notwendig machen würden.

Sollte der Verdacht auf eine Ischialgie mit Nervenschädigung gestellt werden, kann eine Nervenleitgeschwindigkeitsuntersuchung (NLG) durchgeführt werden. Hier kann sowohl die Leitungsgeschwindigkeit als auch die Amplitudenhöhe des jeweiligen Nerven beurteilt werden. Bei geschädigten Nerven kommt es zu einer Veränderung dieser Parameter.

Sie "leiten" Strom nicht mehr so gut, beziehungsweise mehr verzögert, da hier oftmals bereits Nervenzellen zugrunde gegangen sind. Die NLG kann auch hilfreich sein, um die Regeneration eines geschädigten Nerven im Verlauf beurteilen zu können. Oft steigt die Geschwindigkeit nach einer Schädigung wieder an, dann wenn sich der Nerv regeneriert.

Therapie bei Ischias

Ischias-Schmerzen klingen in der Regel innerhalb von 1-2 Monaten vollständig ab. Bettruhe wird nur in seltenen Fällen empfohlen und sollte wenn, nur relativ kurz eingehalten werden.

Die Therapie der Ischialgie erfolgt symptomatisch, beispielsweise durch schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente wie die NSARs (Diclofenac, Iboprofen), körperliche Schonung und Übungen zur Kräftigung der Rückenmuskulatur.

Werden NSAR nicht vertragen, kann auch eine Therapie mit Paracetamol durchgeführt werden. Bei neurologischen Ausfällen im Bereich des Beins ist eine genaue Überwachung der Symptome sowie gegebenenfalls eine Operation zur Dekompression der betroffenen Nervenwurzel indiziert.

Eine Ausnahme bildet das Cauda-Syndrom, wo es zu Stuhl- und Harnproblemen sowie zu Sensibilitätsstörungen im Bereich der Oberschenkelinnenseite beziehungsweise des Gesäßes kommt. Das Cauda-Syndrom ist ein neurologischer Notfall und muss sofort mittels einer operativen Dekompression der Nervenwurzel S1 behandelt werden. Es gilt hier keine Zeit zu verschwenden, da es ansonsten zu einer irreversiblen Schädigung der betroffenen Nerven kommen kann.

Hinweis

Operationen sind aber ansonsten eher selten notwendig. Fortschreitende Lähmungen oder Sensibilitätsausfälle am betroffenen Bein rechtfertigen manchmal einen Eingriff.

Weitere sinnvolle Therapiemaßnahmen beziehungsweise Therapieziele sind:

  • Eine Schmerzlinderung: Elektrotherapie beziehungsweise Wärme
  • Eine Verringerung der Spannung: Triggern, Massage, Taping
  • Eine Verbesserung der Muskelansteuerung: Propriozeptives Training, SRT
  • Trophik-Verbesserung des Nervens: Nerven-Mobilisation, Taping

Wie ist die Prognose eines Ischias?

Die Prognose der Ischialgie unterscheidet sich je nach Ursache. Bei einer reinen Ischialgie reichen oft schmerzlindernde Medikamente und körperliche Schonung aus. Im schmerzfreien Intervall sollte daraufhin eine Stärkung der Rückenmuskulatur und der Beinmuskulatur durchgeführt werden.

Bei Ischialgie mit neurologischen Symptomen kann es zu einer spontanen Remission der neurologischen Symptome, jedoch auch zu einem langfristigen Ausfall von Funktionen des Beins kommen. Der Ausfall ist durch die hohe Druckempfindlichkeit von Nerven erklärbar. Weiters ist das Nervengewebe eines der am schlechtesten regenerierenden Gewebe des Körpers.

Betroffene sollten so gut es geht weiter Sport und ausreichend Bewegung machen. Spazieren oder längeres Gehen bessert bei vielen Menschen Ischias-Beschwerden nicht. Nicht empfehlenswert ist eine komplette körperliche Schonung aufgrund der Beschwerden.

Hinweis

Vorbeugende Maßnahmen gegen Ischias-Beschwerden umfassen ein rückenfreundliches Verhalten im Alltag. Richtiges arbeiten, sitzen und tragen können einen wichtigen Beitrag zur Vorbeugung von weiteren Episoden liefern.

Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten und Haushaltsmittel bei einem Ischias

Als Hausmittel sind alle schmerzlindernden Substanzen empfehlenswert. Auch eine Stärkung der Rückenmuskulatur ist empfehlenswert, da so eine Ischiassymptomatik oft gelindert oder vorgebeugt werden kann.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einem Ischias

Bei neurologischen Symptomen ist eine Nachsorge durch den behandelten Neurologen mit Kontrolle der Nervenfunktion und Nervenregeneration empfehlenswert.

Zusammenfassung

Ischias beziehungsweise Ischialgie bezeichnet eine schmerzhafte Reizung des Nervus Ischiadicus im Bein. Häufig tritt die Ischialgie in Kombination mit Rückenschmerzen auf (Lumboischialgie). Die Ischialgie kann sich lediglich durch eine schmerzhafte Symptomatik bemerkbar machen, kann aber auch mit neurologischen Auffälligkeiten vergesellschaftet sein und erfordert dann eine neurologische Untersuchung.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Besonders rückenschonende Sportarten (Schwimmen, Radfahren) als auch Krafttraining zur Stärkung der Bauch- und Rückenmuskulatur sind empfehlenswert. Eine Stärkung der Gesamten Muskulatur unter dem betroffenen Gebiet (inklusive Beine) kann eine vorbeugende und positiv stabilisierende Wirkung auf Ischiasprobleme haben.

Der Ischiasnerv ist der größte Nerv des menschlichen Körpers. Er wird beidseitig aus Nervenfaseranteilen des sakralen und lumbalen Rückenmarks gebildet. Daher gibt es sowohl einen rechten, als auch einen linken Ischiasnerv.

Meistens treten Ischiasschmerzen in Kombination mit Rückenschmerzen auf. Eine isolierte Ischialgie findet sich beispielsweise bei Infektionen des Nerven (Neuritis) oder bei Nerventumoren.

Meist sind Schmerzen in der Nacht stärker wahrnehmbar und können auch durch eine liegende Position verstärkt werden. Nervenschmerzen treten auch gehäuft nachts auf und können die Schlafqualität beeinträchtigen.

Jeder eingeklemmte Nerv bereitet Schmerzen. Einen eingeklemmten, oder beschädigten Ischiasnerv, merkt man anhand von den typischen starken ziehend, bis elektrisierenden Schmerzen im Bein.

In der akut schmerzhaften Phase sollte man sich eher körperlich schonen. Bei unkomplizierten Ischiasbeschwerden (ohne Bandscheibenprobleme) ist Bewegung und insbesondere eine Stärkung der Rückenmuskulatur empfehlenswert ist.

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Ischias einfach erklärt

Häufigkeit

  • 20 % der Bevölkerung mind. 1 mal betroffen

Risikofaktoren

  • Wirbelkörperverletzungen
  • Tumoren
  • Gelenkrheuma
  • Spondylodiszitis
  • Abszesse
  • Blutergüsse

Ursachen

  • Blutergüsse
  • Abszesse
  • Spondylodiszitis
  • Gelenkrheuma
  • Tumoren
  • Wirbelkörperverletzungen

Symptome

  • Schmerzen im unteren Rücken, die sich über die Rückseite des Oberschenkels bis zum Knie ausbreiten

Komplikationen

  • Lähmungserscheinungen

Diagnose

  • Anamnese
    • Haben sie Schmerzen im unteren Rücken?
    • Sind die Schmerzen plötzlich aufgetreten?
    • Sind die Schmerzen in einer Belastungssituation aufgetreten?
    • Strahlen die Schmerzen in die Beine aus?
    • Haben sie einen Beruf, der die Wirbelsäule stark beansprucht?
  • Körperliche Untersuchung
    • Beweglichkeit der Gelenke
    • Kraft der Muskeln
    • Muskeleigenreflexe
    • Prüfung der Sensibilität
  • Computertomografie
    • wenn Lähmung oder Sensibilitätsstörungen bestehen
  • MRT
    • wenn Lähmung oder Sensibilitätsstörungen bestehen
  • Elektromyografie
    • Messung der Muskelaktivität
  • Elektroneurografie
    • Messung der Nervenleitgeschwindigkeit

Therapie

  • Medikamente
  • Physiotherapie
  • Operation

Präventionsmaßnahmen

  • schweres Heben vermeiden
  • langes Sitzen vermeiden
  • Bewegung

Mögliche Vorsorgemaßnahmen

  • schweres Heben vermeiden
  • langes Sitzen vermeiden
  • Bewegung

Prognose

  • langfristig behandlungsbedürftig

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