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Hodenhochstand

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Geschrieben von
Bassem Maalouf (Arzt)

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren eines Hodenhochstands?

Der Begriff "Hodenhochstand" ist ein Überbegriff für verschiedene Zustände, bei denen mindestens ein Hoden nicht im Hodensack liegt.

Während der Schwangerschaft liegen die Hoden des ungeborenen Kindes vorerst nicht etwa im Hodensack, sondern noch im Bauchraum. Im Verlauf der Schwangerschaft "wandern" die Hoden dann durch die Leiste in den Hodensack, sodass zum Zeitpunkt der Geburt beide Hoden im Hodensack liegen sollten. Ist dies nicht der Fall, spricht man von einem "Hodenhochstand". Zunächst ist das keine Seltenheit und für den Moment auch kein Grund zur Sorge.

Wissenswert

In den meisten Fällen behebt sich der Hodenhochstand von ganz allein und beide Hoden wandern etwas verspätet in den Hodensack. Wieso es zu einer verspäteten Hodenwanderung kommt, ist bisher nicht bekannt. Es werden jedoch genetische und hormonelle Gründe vermutet.

Was sind die Symptome eines Hodenhochstands?

Der Hodenhochstand ist für die Kinder selbst schmerzfrei und stört nicht. Bei der körperlichen Untersuchung oder beim Windeln-Wechseln fällt auf, dass nur ein oder gar kein Hoden im Hodensack liegt. Das Kind ist dadurch nicht beeinträchtigt.

Wie wird der Hodenhochstand diagnostiziert?

Während einer gründlichen körperlichen Untersuchung wird getastet, ob man die Hoden im Hodensack oder der Leiste fühlen kann. Mit einer harmlosen Ultraschall-Untersuchung kann man auch die genaue Position des Hodens in der Leiste oder im Bauchraum finden. Befindet sich der Hoden in der Leiste, wird von der Kinderärztin untersucht, ob sich der Hoden in den Hodensack verschieben lässt. Die Untersuchungen sind für die Kinder nicht schmerzhaft.

Es lassen sich dabei verschiedene Formen des Hodenhochstands feststellen. Liegt der Hoden im Bauchraum oder im sog. Leistenkanal, spricht man von Bauch- bzw. Leistenhoden. Lässt sich der Hoden zwar in den Hodensack verschieben, gleitet aber beim Loslassen wieder nach oben in den Leistenkanal, spricht man von einem Gleithoden. Befindet sich der Hoden nicht auf der normalen "Wanderstrecke" ist die Rede von einem sog. "ektopen" Hoden. Beim sogenannten Pendelhoden liegt der Hoden zwar bereits im Hodensack, zieht sich aber bei gewissen Reizen (vor allem Kälte) wieder bis in den Leistenkanal zurück. Diese Variante ist harmlos und muss vorerst nicht behandelt, aber regelmäßig kontrolliert werden. Vor einer Operation sollte immer auch eine Hormon-Untersuchung gemacht werden.

Hinweis

Je nachdem, um welche Art Hodenhochstand es sich handelt, besteht die Möglichkeit einer kurzen Hormontherapie. Diese signalisiert dem Hoden den weiteren Abstieg bis in den Hodensack.

Therapie bei Hodenhochstand

In allen Fällen besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass der Hodenhochstand von allein behoben wird, indem die Hoden verspätet in den Hodensack wandern. Grundsätzlich wartet man sechs Monate ab und kontrolliert, ob die Hodenwanderung abgeschlossen ist. Da die Kinder nicht darunter leiden und man unnötige Operationen vermeiden sollte, kann man diese Zeit problemlos abwarten. Liegt nach sechs Monaten weiterhin ein Hodenhochstand vor, sollte eine Behandlung begonnen werden.

Achtung

Besteht die Möglichkeit einer medikamentösen Hormontherapie nicht oder ist das Kind bereits älter als 12 Monate, sollte sehr zeitnah eine Operation durchgeführt werden. Es handelt sich um einen kleinen Eingriff, bei dem der Hoden in den Hodensack gezogen und dort befestigt wird, sodass keine Gefahr mehr besteht zurückzugleiten.

Wie ist die Prognose eines Hodenhochstands?

Ein Zeitfenster von sechs Monaten nach der Geburt kann problemlos abgewartet werden. Ziel sollte sein, dass beide Hoden nach spätestens 12 Monaten dauerhaft im Hodensack liegen. Denn mit längerer Zeit, die der Hoden nicht im Hodensack liegt, steigt das Risiko für Unfruchtbarkeit , Hodenkrebs und der Hormonfunktion des Hodens in der Zukunft. In den meisten Fällen steigt der Hoden binnen sechs Monate von allein ab, der Rest der Fälle kann durch eine kleine Operation geheilt werden. Danach besteht eine sehr gute Prognose.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einem Hodenhochstand

Besonders beim Pendelhoden sollten die Eltern regelmäßig kontrollieren, ob der Hoden auch im Hodensack getastet werden kann und jährlich kinderärztliche Kontrollen machen.

Zusammenfassung

Der Hodenhochstand bezeichnet verschiedene Zustände beim Kind, bei dem mindestens ein Hoden noch nicht dauerhaft im Hodensack liegt. Meistens wartet man sechs Monate ab, ob der Hoden von allein hinunterwandert. Ist dies nicht der Fall, kann man mit einer Hormonbehandlung oder einer kleinen Operation den Hochstand korrigieren, sodass nach spätestens 12 Monaten beide Hoden dauerhaft im Hodensack liegen.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Das Ziel sollte sein, dass spätestens 12 Monate nach der Geburt beide Hoden dauerhaft im Hodensack liegen. Eine Operation kommt dann in Frage, wenn eine Hormontherapie nicht möglich, nicht gewollt oder nicht erfolgreich ist.

Es handelt sich um eine kleine Operation. Sobald die Narkose vollständig abgeklungen ist sollte mit geringen Schmerzen gerechnet werden, die aber mit Schmerzmitteln gut zu beherrschen sind. Die Kinder fühlen sich in aller Regel sehr schnell wieder wohl und beginnen zu spielen. Die Operations-Wunden sollten in den ersten Tagen trocken und sauber gehalten werden.

Die Kinder verspüren dabei keine Schmerzen, allerdings steigt mit der Zeit das Risiko für Unfruchtbarkeit, Hodenkrebs und der Hormonfunktion des Hodens in der Zukunft.

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Hodenhochstand einfach erklärt

Betroffene

Organe(e):

Genital
Hoden

Häufigkeit

  • häufigste angeborene Fehlbildung der Genitalien
  • betrifft etwas drei Prozent der reifgeborenen Jungen
  • betrifft etwas 30 Prozent der frühgeborenen Jungen

Risikofaktoren

  • fehlerhafter Hodenabstieg durch mechanisches Hindernis
  • Genetik
  • Hormonstörungen
  • Diabetes mellitus der Mutter
  • künstliche Befruchtung
  • Umweltgifte (z.B. Pestizide
  • Alkoholkonsum der Mutter
  • Nikotinkonsum der Mutter

Ursachen

  • anatomische Fehlbildungen
  • mechanisches Hindernis

Pathophysiologie

  • Entstehung der Hoden im Bauchraum > Abstieg der Hoden ins Skrotum behindert

Komplikationen

  • Unfruchtbarkeit
  • Leistenbruch
  • Hodentorsion

Diagnose

  • Körperliche Untersuchung
    • Diagnose bei routinemäßiger Neugeborenenuntersuchung
    • Hoden sind nicht im Skrotum tastbar
  • Ultraschalluntersuchung
    • Lagebestimmung der Hoden, wenn diese nicht tastbar sind
  • MRT
    • Lagebestimmung der Hoden, wenn diese nicht tastbar sind
  • explorative Laparaskopie
    • Diagnoseverfahren und Therapie

Therapie

  • Laparoskopie

Präventionsmaßnahmen

  • kein Alkoho- und Nikotinkonsum in der Schwangerschaft
  • meiden von Umweltgiften

Mögliche Vorsorgemaßnahmen

  • Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen

Prognose

  • Bis zum 12. Lebensmonat können die Hoden noch ohne Therapie absinken
  • Gute Prognose unter operativer Korrektur

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