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Hodenkrebs

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren bei Hodenkrebs?

Die Sorge eines jeden Mannes: Die Diagnose-Hodenkrebs!

Wissenswert

Im Alter zwischen 20 und 50 Jahren ist der Hodenkrebs der häufigste Tumor des männlichen Patienten. In Deutschland erkrankten im Jahr 2018 circa 4200 Männer an Hodenkrebs.

Früher war dies nicht selten ein Zufallsbefund bei der Musterung. Heutzutage sind es eher die Frauen, die eine knotige Verhärtung des Hodens feststellen. Also liebe Männer, lassen Sie sich ruhig von Ihren Frauen verwöhnen.

In der Literatur sind vier Hypothesen formuliert, die mit einem erhöhten Risiko des Krebsleidens assoziiert sind. Ein wesentlicher Risikofaktor, der zu einer Entartung des Hodens führen kann, ist der Maldeszensus testis.

Hierbei handelt es sich um eine Fehllage des Hodens außerhalb des Hodensacks. In der medizinischen Fachsprache wird dies als Kryptorchismus bezeichnet. Der Hoden kann sich beispielsweise in der Leiste oder aber im Bauchraum befinden. Daher ist es wichtig, bei den kindlichen U-Untersuchungen die Lage des Hodens stets zu prüfen, um einen Pendel- oder Gleithoden bzw. eine Ektopie zu erkennen.

Es gilt, den Hoden innerhalb des ersten Jahres ins Skrotum, also in den Hodensack, zu verlagern. In den ersten sechs Lebensmonaten wird dafür erst einmal zugewartet. Sind diese vollendet, wird die Therapie eingeleitet.

Diese erfolgt zunächst medikamentös mit einer hormonellen Therapie. Misslingt diese Therapieform, kann der Hoden operativ freigelegt und im Skrotum fixiert werden. Diese Operation nennt sich inguinale Orchidolyse mit Orchidopexie.

Weitere Risikofaktoren sind eine familiäre Veranlagerung sowie die helle Hautfarbe. Ist ein Familienmitglied ersten Grades erkrankt, steigt die Wahrscheinlichkeit des Krebsleidens exponentiell an.

Es liegt weiterhin auf der Hand, dass nach dem Vorliegen des Hodenkrebses auf einer Seite, die Wahrscheinlichkeit der Entartung der kontralateralen Seite höher ist als bei der Normalbevölkerung. Als letzte Ursache für eine höhere Entartungswahrscheinlichkeit wird die testikuläre Mikrolithiasis beschrieben.

Dies ist der medizinische Begriff für kleine Verkalkungen in den Hodenröhrchen. Da man nicht genau abschätzen kann, wann es zu einer Entartung kommen wird, sollten alle 1,5 Jahre eine Ultraschallkontrolle erfolgen. Diese Mikroverkalkungen erscheinen echoarm, also als helle Punkte. Daher wird die Mikrolithiasis sonografisch als Sternenhimmel-Phänomen des Hodens bezeichnet.

Wie häufig kommen Hodentumore vor?

Mit einem Anteil von lediglich 1,6 Prozent an allen Tumorerkrankungen des männlichen Geschlechts stellt der Hodenkrebs einen eher seltenen Tumor dar. Pro Jahr erkranken rund 4.070 Männer neu an dieser Form von Krebs.

Besonders bedeutend ist Hodenkrebs jedoch, weil er nicht bloß ältere Männer betrifft. Vor allem Männer in einem Alter von 25 bis 45 Jahren erkranken an diesem Tumor. Aus diesem Grund ist Hodenkrebs mit ungefähr 20 bis 30 Prozent die häufigste Krebserkrankung bei jungen Männern.

Innerhalb der letzten Jahre konnte in Europa ein deutlicher Anstieg der neuen Erkrankungsfälle beobachtet werden. Die Ursachen dafür konnten bislang noch nicht abschließend geklärt werden.

Tumore des Hodens sind bösartig. Zu den häufigsten Formen zählen Seminome und Nicht-Seminome. Hodenkrebs ist vor allem in den frühen Stadien immer heilbar. Auch wenn der Tumor erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt wird, ist die Prognose gut. Rund 96 Prozent der betroffenen Männer sind nach dem Abschluss einer geeigneten Behandlung tumorfrei.

Formen von Hodentumoren

Es gibt zwei Formen von Hodenkrebs, die sich hinsichtlich ihrer zellulären Eigenschaften, ihrer Entstehung sowie der Prognose, deutlich voneinander unterscheiden.

Das Seminom ist dabei die häufigste Form von Hodenkrebs. Bei einem Seminom handelt es sich um einen sogenannten Keimzelltumor, der aus einer Veränderung des Keimgewebes, den Spermatogonien, hervorgeht.

Diese Form von Hodenkrebs tritt in der Regel etwas später auf als Nicht-Seminome. Betroffen sind vor allem Männer mit einem Alter von rund 37 Jahren. Zu den häufigsten Symptomen der Seminome zählen schmerzlose Schwellungen des Hodens im Hodensack.

In ungefähr 20 Prozent der Fälle kommt es zur Metastasierung des primären Tumors. Die Tochterzellen breiten sich dann vor allem über die Lymphknoten und Lymphgefäße aus. Eine Streuung über die Blutgefäße hingegen ist deutlich seltener und führt zu Metastasen in der Lunge oder dem zentralen Nervensystem.

Bei der Behandlung eines Seminoms folgt auf die vollständige Entfernung des veränderten Hodens in den meisten Fällen eine Überwachungsphase. Während dieser Phase muss der Patient in regelmäßigen Abständen einbestellt und umfangreich untersucht werden. Die Zeitabstände zwischen den einzelnen Untersuchungen sind zu Beginn sehr eng, werden im Verlauf jedoch immer weiter elongiert.

In einigen Fällen kann es aber auch bei einem Seminom sinnvoll sein, der operativen Hodenentfernung eine Chemo- oder Strahlentherapie anzuschließen. Auf diese Weise kann die Prognose oftmals deutlich verbessert werden.

Besonders sinnvoll ich die Kombination auf Operation und Chemo- oder Strahlentherapie vor allem dann, wenn der Hodenkrebs zum Zeitpunkt der Diagnosestellung bereits weiter fortgeschritten ist.

Unter dem Begriff Nicht-Seminom versteht man einen Sammelbegriff für sämtliche Arten von Hodenkrebs, die kein Seminom sind.

Zu dieser Form von Hodenkrebs zählen vor allem:

  • Dottersacktumore
  • Chorionkarzinome
  • embryonale Karzinome
  • undifferenzierte Teratome

Nicht-Seminome gehen im Gegensatz zu Seminomen nicht aus den Keimzellen hervor. Auch diese Tumorarten breiten sich vornehmlich über das Lymphsystem aus. Eine Streuung über die Blutgefäße ist ebenfalls sehr selten und führt vor allem zu Metastasen in der Lunge .

Die Symptome der Nicht-Seminome gleichen den Anzeichen der Seminome. Tatsächlich treten diese aber deutlich früher in Erscheinung. Auch im Falle eines Nicht-Seminoms zählt die schmerzlose Schwellung des betroffenen Hodens zu den häufigsten Symptomen.

Bei rund 30 Prozent der Männer, die an einem Nicht-Seminom erkranken, kann der Tumor jedoch auch zu Schmerzen führen. Einige Formen von Nicht-Seminomen sind dazu in der Lage, das Schwangerschaftshormon Beta-HCG zu synthetisieren, was für die betroffenen Männer zur Ausbildung einer Gynäkomastie führen kann.

In einem frühen Stadium reicht auch bei einem Nicht-Seminom eine postoperative Überwachung des betroffenen Patienten aus. Durch die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen können wiederkehrende Tumore frühzeitig erkannt und entfernt werden.

Diese Behandlungsstrategie ist aber nur dann möglich, wenn sicher ausgeschlossen werden kann, dass sich bereits Tumorzellen bis in die Lymphknoten ausgebreitet haben. In den meisten Fällen ist das jedoch sehr schwierig, denn Metastasen können unter Umständen derart klein sein, dass sie auch mithilfe von CT- und MRT-Aufnahmen kaum auszumachen sind.

Zur Sicherheit empfehlen viele Behandler deshalb, dass die operative Behandlung von einer Chemo- oder Strahlentherapie ergänzt wird. Im Falle der Chemotherapie erhalten die betroffenen Männer über einen Zeitraum von mehreren Tagen drei verschiedene Chemotherapeutika (Cisplatin, Etoposid und Bleomycin). Oftmals ist es außerdem sinnvoll, die Lymphknoten, die im hinteren Bauchraum lokalisiert sind, zu entfernen.

Sollte das Nicht-Seminom bereits weiter fortgeschritten sein (Hodenkrebs-Stadium IIA oder IIB) so kann die Behandlung auf zwei verschiedene Arten erfolgen. Zum einen kann man die befallenen Lymphknoten entfernen und im Anschluss daran eine Chemotherapie durchführen.

Zum Anderen ist es ebenfalls möglich nach der Hodenentfernung sofort mit einer Chemotherapie zu beginnen und erst im Anschluss darauf eventuell noch befallene Lymphknoten zu entfernen.

Was sind die Symptome bei Hodenkrebs?

Wie bereits der Einleitung zu entnehmen ist, sind die Symptome des Krankheitsbildes meist gering ausgeprägt. Im Tastbefund fällt lediglich eine Vergrößerung und Verhärtung des Hodens auf. Dies kann zur Klinik des akuten Skrotums führen.

Darunter versteht man plötzlich, einsetzende starke Schmerzen des Hodens. Weitere Differenzialdiagnosen, wie eine Hodentorsion , eine Skrotalhernie oder eine Nebenhodenentzündung (Epididymitis) müssen in der Notfallambulanz bei diesem Beschwerdebild ausgeschlossen werden.

Aufgrund der Vergrößerung des Hodens kann es zu venösen Abflussstörungen kommen, sodass die Komplikation der Hydrozele testis droht. Dabei handelt es sich um eine Flüssigkeitsansammlung zwischen den Hodenhüllen im Skrotum.

Einige der häufigsten Tumoren des Hodens sind dazu in der Lage, weibliche Geschlechtshormone, zum Beispiel Östrogen, zu bilden. Aus diesem Grund kann bei vielen der betroffenen Männer eine Erhöhung der Östrogenkonzentration ermittelt werden.

Darüber hinaus kann auch das Schwangerschaftshormon Beta-HCG von einem Hodentumor synthetisiert werden. Die direkte Folge des Anstiegs der weiblichen Hormone ist eine Vergrößerung des Brustgewebes (Gynäkomastie ).

Eine Gynäkomastie kann dabei lediglich eine Seite der Brust betreffen oder sogar beidseits auftreten. Die Zunahme des Brustdrüsengewebes kann unter Umständen zu starken Schmerzen bei den betroffenen Patienten führen.

Das Schwangerschaftshormon Beta-HCG gilt auch als wichtigster Tumormarker bei Patienten mit Hodenkrebs. Unter einem Tumormarker versteht man einen Blutwert, der typischerweise immer dann ansteigt, wenn der dazugehörige Tumor im Körper wächst.

Im Spätstadium können sich Symptome der Metastasierung zeigen. Dazu gehören beispielsweise Knochenschmerzen bei Knochenmanifestation oder chronischer Husten bei Lungenbefall.

Metastasierung: Wenn der Tumor gestreut hat

Wenn ein Tumor im Bereich der Hoden weiter fortgeschritten ist, kann es sein, dass sich Krebszellen lösen und über die Lymphbahn beziehungsweise Blutgefäße im Organismus ausbreiten.

In anderen Organen angekommen breiten sich die Tumorabspaltungen, die auch Metastasen genannt werden, weiter aus. Im Falle des Hodenkrebses lassen sich Metastasen vor allem in der Lunge finden. In einigen Fällen ist es auch möglich, dass sich Metastasen in anderen Organen absetzen. Besonders häufig betroffen sind das Gehirn , die Knochen und/oder die Leber .

In Abhängigkeit davon, welche Organe von Metastasen befallen sind, kommt es bei den betroffenen Patienten zur Entstehung weiterer Beschwerden. Sollte es zu einer Tumorausbreitung innerhalb der Lunge kommen, so zählt anhaltender Husten , häufig mit blutigem Auswurf, zu den häufigsten Symptomen. Außerdem kann es im Zuge einer Metastasierung in die Lunge auch zu starken Brustschmerzen kommen.

Knochenschmerzen entstehen immer dann, wenn sich Tochtergeschwüre des Hodenkrebses im Skelettsystem befinden. Typisch dafür sind auch sogenannte pathologische Frakturen. Wenn es zu Metastasen in der Leber kommt, entwickeln die betroffenen Patienten typischerweise Übelkeit, Appetitlosigkeit und Müdigkeit .

Auch eine ungewollte Gewichtsabnahme zählt zu den häufigsten Anzeichen von Lebermetastasen . Gelangen Metastasen hingegen ins Gehirn, können sie neurologische Ausfälle provozieren. In einigen Fällen sind auch Krampfanfälle möglich.

Wie wird der Hodenkrebs diagnostiziert?

Untersuchungen im Überblick

Die Diagnostik bei dem Verdacht auf das Vorliegen eines Hodenkrebses gliedert sich in der Regel in verschiedene Schritte:

Die Diagnostik jeder Erkrankung beginnt mit der Anamnese, gefolgt von der körperlichen Untersuchung und der weiteren, apparativen Untersuchung. Bei der Anamnese werden körperliche Symptome, Vorerkrankungen als auch familiäre Erkrankungen erfragt. Im Zuge dieses Gesprächs sollten alle bei dem Patienten vorliegenden Krankheitszeichen so genau wie möglich beschrieben werden.

Die Palpation stellt den Fokus der allumfassenden, körperlichen Untersuchung dar. Diese sollte bimanuell erfolgen. Eine Hand fixiert den Hodensack oben, der Zeige-, Mittelfinger und Daumen der anderen Hand betasten den gesamten Hoden.

Dabei wird die Größe, Konsistenz und Oberflächenbeschaffenheit beschrieben. Ferner ist es wichtig, ob diese Verknotung sich verschieben und gut vom Nebenhoden abgrenzen lässt. Ein vergrößerter, knotig veränderter Hoden ist stets tumorverdächtig.

Zur Vervollständigung der körperlichen Untersuchung gehört die Diaphanoskopie, das Durchleuten des Skrotums. Das Ergebnis ist negativ, da sich das Skrotum bei einer Tumorveränderung nicht durchleuchten lässt. Die wichtigste Differenzialdiagnose ist die Hydrozele testis als schmerzlose Vergrößerung des Hodensacks.

Bei diesem Befund ist das Ergebnis der Diaphanoskopie positiv. Aufgrund der insgesamt niedrigen Aussagekraft ist dieses Verfahren heutzutage jedoch kaum noch angewandt.

Anschließend erfolgt die laborchemische Diagnostik. Hier spielen zwei Hormone, zum einen AFP (Alpha-Fetoprotein) und zum anderen das Schwangerschaftshormon β-HCG eine wesentliche Rolle.

Das Seminom produziert dabei β-HCG, aber niemals AFP. Ferner können β-HCG-negative Seminome die alkalische Phosphatase, kurz AP, bilden. Der Zellzerfall wird mithilfe der Laktatdehydrogenase, kurz LDH, bestimmt.

Dieser Parameter korreliert mit der Tumorlast und kann zur Einschätzung der Prognose herangezogen werden.

Nach der laborchemischen Untersuchung sollte eine ultraschallgestützte Darstellung des Verdachts erfolgen. Die Tumoren sind dabei inhomogen und echoarm. Sie zeigen sich also ungleich helle Darstellung in der Sonografie. Zudem lässt sich eine gesteigerte Durchblutung darstellen.

Eine Biopsie sollte zur Diagnosesicherung nicht veranlasst werden, da die Komplikation der Tumorzellverschleppung besteht. Diese Komplikation wird als Stichkanalmetastase bezeichnet. Zur Komplettierung des Stagings wird eine Computertomografie (CT) des Brust- und Bauchraumes sowie des Beckens durchgeführt.

Um die Infiltration der Lymphknoten besser darzustellen, wird währenddessen ein Kontrastmittel verwendet. Bei neurologischen Symptomen wird dies noch mit einer Magnetresonanztomografie (MRT ) des Schädels ergänzt.

Therapieentscheidend ist der pathologische Schnellschnitt, sodass dies ein relevanter diagnostischer Schritt darstellt. Es werden Keimzelltumoren und Tumore des gonadalen Stromas unterschieden. Als Stroma wird das Binde- bzw. Stützgewebe des Organs bezeichnet. Diese sind mit 10 Prozent jedoch sehr selten ausgeprägt.

Am häufigsten sind somit die Keimzelltumoren. Diese werden weiterhin in ein Seminom und ein Nicht-Seminom differenziert. Auch eine Kombination beider Unterformen ist möglich. Diese Stammzellen sind bereits embryonal angelegt und entarten meist nach der Pubertät.

Das Seminom ist dabei am häufigsten vertreten und weist eine bessere Prognose auf. Die Seminome sind im Verlauf aggressiver und differenzieren sich in vier weitere Arten: Embryonalzellkarzinom, Dottersacktumor, Chorionkarzinom sowie Teratom.

Das Embryonalzellkarzinom ist das zweithäufigste Karzinom nach dem Seminom. Die Besonderheit ist, dass das Karzinom beide Hormone, also β-HCG und AFP, synthetisieren kann.

Der Dottersacktumor bildet hingegen nur AFP und verläuft nach dem dritten Lebensjahr als meist Mischform mit anderen Nicht-Seminomen. Das Chorionkarzinom ist eine sehr infiltrative Form, die früh hämatogen metastasiert.

Das bedeutet, dass Metastasen über die Blutbahn verteilt werden. Weiterhin wird immer β-HCG produziert. Die letzte Unterform der Nicht-Seminome ist das Teratom. „Teras“ kommt aus dem Griechischen und steht für „Ungeheuer.“

Diese sehr besondere Wortwahl entstand aus der besonderen Zusammensetzung des Tumors. Dieser kann aus allen drei Keimblättern bestehen. Dies hat zur Folge, dass der Tumor aus allen Gewebsschichten des Menschen, wie Muskeln, Haare, Zähne, Knochen oder Schleimhaut bestehen kann. Diese Form metastasiert schnell und spricht nicht gut auf eine Chemotherapie an, sodass immer eine unmittelbare operative Therapie indiziert ist.

Therapie bei Hodenkrebs

Insgesamt ist es wichtig, mit der Therapie schnellstmöglich zu beginnen, da die Tumorverdopplungszeit von 10 bis 30 Tagen beträgt. Die Therapie richtet sich nach der Klassifikation nach Lugano.

Es werden drei Stadien differenziert: Stadium I weist keine Metastasen auf, Stadium II Lymphknotenmetastasen und Stadium III Fernmetastasen. Bei jeder Form des Hodenkrebses ist die operative Entfernung die Standardtherapie.

Dieses Verfahren wird als Orchiektomie bezeichnet. Hierfür erfolgt eine operative Freilegung des Hodens mit einem intraoperativen Schnellschnitt. Der Zugang erfolgt über die Leiste, da der Hoden embryonal im Bauchraum angelegt ist und über die Leiste ins Skrotum wandert.

Würde man den Zugang über den Hodensack wählen, könnten Tumorzellen ins Becken gelangen. Dies gilt es, zu vermeiden. Schließlich ist das Prozedere eine Semikrastration.

Eine Ausnahme ist eine benigne, also gutartige Veränderung, die bereits sonografisch diesen Verdacht mutmaßen ließ. Wenn dieser im Schnellschnitt bestätigt wird, kann organerhaltend reseziert werden. Das heißt, dass der Tumor mit Erhalt des Hodens entfernt werden kann.

Im Anschluss der operativen Versorgung wird je nach Lugano-Klassifikation eine Chemotherapie empfohlen. Lehnt der Patient diese ab, sollte eine intraoperative Biopsie der Gegenseite erfolgen, um eine Malignität auszuschließen. Liegt eine Vorstufe der Krebserkrankung vor, sollte diese bestrahlt oder der Patient von der Notwendigkeit der Chemotherapie überzeugt werden.

Achtung

Wie bereits erwähnt, richtet sich die Therapie nach dem Stadium sowie der Pathologie. Bei Mischformen entscheidet der bösartigere Anteil über die Behandlung. Im Stadium I ist in der Regel keine Chemotherapie notwendig.

Das zweite Stadium ermöglicht zwei Therapiemöglichkeiten: Eine Bestrahlung oder Chemo. Im Stadium III ist die zytostatische Therapie unabdingbar. Für die Chemo ist das PEB-Schema etabliert.

Die Abkürzung steht für die Anwendung von Platin, Etoposid und Bleomycin. Eine präoperative, also voroperative Chemotherapie sollte nur erfolgen, wenn lebensbedrohliche Lungenmetastasen vorliegen.

Diese neigen zu einer drastischen Blutungsgefahr. Wird der Hodenkrebs spät diagnostiziert, sodass bereits Hirnmetastasen vorliegen, sollte eine Ganzhirnbestrahlung erfolgen.

Ebenso ist es wichtig, den Patienten nach einem offenen Kinderwunsch zu fragen. Liegt dieser vor, sollte eine Kyokonservierung erfolgen, da nicht nur die Operation, sondern auch die Chemotherapie die Fertilität einschränken können. Diese verlangt eine Asservation des Ejakulats in spezialisierten Praxen.

Wie kann man Hodenkrebs vorbeugen?

Es ist nicht immer möglich, der Entstehung eines Tumors in den Hoden vorzubeugen. Es wurden jedoch einige Faktoren, sogenannte Risikofaktoren, gefunden, deren Abstellung dabei helfen kann, das Risiko für die Entstehung eines solchen Tumors zu senken.

Neben diesen Risikofaktoren gibt es jedoch weitere Ursachen, die sich nicht verändern lassen. So weisen zum Beispiel Männer, die nach der Geburt einen Hodenhochstand hatten, ein deutlich erhöhtes Risiko für die Bildung eines Hodentumors auf. Auch eine genetische Komponente kann bis heute nicht zuverlässig ausgeschlossen werden.

Die Entstehung von Hodenkrebs lässt sich demzufolge kaum abwenden. Deshalb ist es umso wichtiger, verändertes Gewebe so schnell wie möglich zu identifizieren. Zu diesem Zwecke ist es ratsam, dass Männer ihren Hoden regelmäßig abtasten und dabei auf Verhärtungen achten. Falls dabei eine Veränderung auffällt, sollte unbedingt zeitnah ein Facharzt aufgesucht werden.

Risikopatienten, also Männer, die bekannte Risikofaktoren aufweisen, sollten sich außerdem in regelmäßigen Abständen urologisch untersuchen lassen. Auf diese Weise ist es möglich, falls sich tatsächlich Hodenkrebs ausbildet, diesen bereits in einem frühen Stadium zu finden und zu behandeln.

Wie ist die Prognose bei Hodenkrebs?

Im Allgemeinen ist die Prognose des Hodenkrebses auch bei schnellwachsenden Formen und früher Metastasierung gut. Es besteht eine hohe Chance einer kurativen Therapie, also eine Chance auf eine Heilung.

Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt unabhängig vom Stadium bei Seminomen 98 Prozent, bei Nicht-Seminomen 95 Prozent. Diese sehr gute Prognose wird durch ein gutes Ansprechen der Tumorzellen auf Chemotherapeutika erzielt. Ferner wird die Prognose durch die Konzentration der Tumormarker bestimmt.

Sind diese trotz der operativen Sanierung erhöht, verschlechtert sich die Prognose. Für die weitere Abschätzung wird die IGCCG-Klassifikation (International Germ Cell Cancer Collaborative Group) erhoben.

Diese beschreibt die Prognose anhand der Pathologie, also ob es sich um ein Seminom oder Nicht-Seminom handelt. Weitere Kriterien der Klassifikation sind die Form der Metastasierung und die Konzentration der Tumormarker.

Unfruchtbarkeit durch Hodenkrebs

Da vor allem junge Männer an Hodenkrebs erkranken, stellt sich immer wieder die Frage danach, inwieweit die Fruchtbarkeit durch den Tumor und/oder die notwendige Behandlung beeinträchtigt wird. Außerdem fragen sich viele der Betroffenen, ob es durch Tumor oder Therapie zum Verlust der sexuellen Lust kommen kann.

Im Allgemeinen können die betroffenen Patienten jedoch beruhigt werden. Grund dafür ist die Tatsache, dass in den meisten Fällen lediglich ein Hoden vom Tumor betroffen ist. Bei einseitigem Hodenkrebs muss nur einer der Hoden entfernt werden. Für die Zeugung von Nachkommen reicht ein Hoden vollkommen aus. Zudem bleibt auch die sexuelle Lust bei einseitigem Hodenkrebs unbeeinträchtigt.

Dennoch muss jedem Mann, der an Hodenkrebs leidet, klar sein, dass die Samenproduktion nach der Behandlung eingeschränkt sein kann.

Sollten beide Hoden von Hodenkrebs betroffen sein, würde es durch die Entfernung sowohl zur Unfruchtbarkeit als auch zur Beeinträchtigung des sexuellen Verlangens kommen. Aus diesem Grund versucht man bei beidseitigem Hodenkrebs während der Operation das bösartig veränderte Gewebe zu entfernen und gesunden Hoden zurückzulassen.

In einigen Fällen ist das aber leider nicht möglich. Wenn beide Hoden entfernt werden müssen, sollten die betroffenen Männer darüber aufgeklärt werden, welche Alternativen ihnen zur Verfügung stehen. Es ist zum Beispiel möglich, Samen einzufrieren und später eine Eizelle über ein künstliches Verfahren zu befruchten.

Kryokonservierung

Hodenkrebs sowie die zur Behandlung notwendigen Maßnahmen können dazu führen, dass die Fruchtbarkeit des betroffenen Mannes stark eingeschränkt wird. Sollten beide Hosen betroffen sein, führt dies sogar unweigerlich zur Unfruchtbarkeit . Wenn nur ein Hoden von Tumorzellen befallen ist, wird der gesunde Hoden erhalten.

Studien zufolge nimmt aber auch die Spermienbildung im krebsfreien Hoden deutlich ab. Jedenfalls ist dies bei rund 50 Prozent der erkrankten Männer der Fall. Die Potenz hingegen bleibt bei Patienten, die lediglich in einem Hoden Tumorzellen aufweisen, unberührt.

Neben dem Tumor selbst können auch die notwendigen Behandlungsmaßnahmen einen negativen Einfluss auf die Spermienproduktion oder -qualität haben. Sowohl die Chemo- und Strahlentherapie als auch die Entfernung von Lymphknoten können sich ebenfalls auf die Zeugungsfähigkeit auswirken.

Besonders problematisch sind diese Tatsachen, weil vor allem junge Männer an Hodenkrebs erkranken. Die meisten dieser Männer haben die Familienplanung noch nicht in Angriff genommen oder wünschen sich weitere Kinder.

Aus diesem Grund ist es für Hodenkrebspatienten sehr wichtig, sich über die Möglichkeiten zur Kryokonservierung von Spermien zu informieren. Bei diesem Verfahren wird das Ejakulat in einem Becher aufgefangen und im Anschluss eingefroren. Wenn nach einiger Zeit ein Kinderwunsch besteht, ist es möglich, die eingefrorenen Spermien aufzutauen und für eine künstliche Befruchtung zu verwenden.

Die Kosten für das Einfrieren von Spermien bei Männern, die an Hodenkrebs erkranken, werden in vielen Fällen von den gesetzlichen Krankenkassen getragen. Betroffene sollten unbedingt einen entsprechenden Antrag auf Kostenübernahme stellen.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einem Hodenkrebs

Um einen möglichen Rückfall der Tumorerkrankung (Rezidiv) frühzeitig entdecken zu können und somit die Prognose zu verbessern, sollten Männer, die Hodenkrebs hatten, in regelmäßigen Abständen ärztlich untersucht werden.

Innerhalb der ersten Monate erfolgt diese Kontrolluntersuchung in sehr kurzen Zeitabständen. Wenn der Betroffene unauffällig bleibt, können die einzelnen Untersuchungsintervalle allmählich verlängert werden.

Das Risiko dafür, dass es zur Entstehung eines Rezidiv kommt, kann von Patient zu Patient recht unterschiedlich sein. Entscheidend dafür, wie wahrscheinlich ein Rückfall ist, hängt vor allem davon ab, in welchem Stadium der primäre Tumor gefunden und entfernt wurde.

Außerdem spielt auch die Behandlungsstrategie eine entscheidende Rolle. Eine Chemotherapie, die im Anschluss an die operative Behandlung angeschlossen wird, kann das Risiko für Rezidive deutlich verringern.

Klinisch kann beobachtet werden, dass es bei Hodenkrebs Patienten vor allem innerhalb der ersten zwei bis drei Jahre nach dem Abschluss der primären Behandlung zu Rezidiven kommt. Zu einem späteren Zeitpunkt treten nur höchst selten Zweittumore in Erscheinung.

In diesen Fällen erhalten die Patienten eine sogenannte Salvage-Chemotherapie. Unter dem Begriff Salvage-Chemotherapie versteht man die Gabe deutlich höher dosierter Chemotherapeutika als bei einer primären Chemo.

Das Problem an dieser Behandlungsform ist die Tatsache, dass die erhöhte Dosierung der Chemotherapeutika zu schweren Nebenwirkungen führen kann. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Schädigungen des Knochenmarks und die damit einher gehende Beeinträchtigung der Blutbildung. Aus diesem Grund müssen dem betroffenen Patienten meist Stammzellen verabreicht werden.

Im Allgemeinen ist das erneute Auftreten von einem Tumor des Hodens jedoch außergewöhnlich. Falls es doch dazu kommt, so ist die Prognose recht gut, denn ungefähr 50 bis 70 Prozent der Patienten sprechen gut auf die Salvage-Chemotherapie an.

Zusammenfassung

Hodenkrebs ist der häufigste Tumor der Männer zwischen 20 und 50 Jahren und fällt meistens durch eine Palpation einer knotigen Verhärtung auf. Der Krebs differenziert sich in Keimzelltumoren (Seminome und Nicht-Seminome) sowie in Tumoren des gonadalen Stromas.

Diagnostisch werden eine Bestimmung der Tumormarker und eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Zur Sicherung der Diagnose muss der Hoden inguinal freigelegt werden.

Es erfolgt eine Orchiektomie, also die Entfernung des Hodens und je nach Stadium eine anschließende Chemotherapie. Unter Behandlung ist die Prognose mit einer 5-Jahres-Überlebensrate von circa 95-98 Prozent sehr gut.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Hodenkrebs weist unter Behandlung eine sehr gute Prognose mit einer 5-Jahresüberlebensrate von circa 95-98 Prozent auf. Daher kann sogar bei früher Metastasierung eine Heilung erzielt werden.

Wird jedoch eine Therapie abgelehnt, verläuft diese Krebserkrankung ebenso tödlich.

Es empfiehlt sich, einen Urologen aufzusuchen. Dieser bespricht dann in einem interdisziplinären Tumorboard (Vertreter aller für den Fall relevanter Fachrichtungen) den Fall und entscheidet sich für die besprochene Therapie.

Hodenkrebs ist eine eher seltene Krebserkrankung. Circa 1,5 Prozent aller Krebsneuerkrankungen sind Hodentumoren. 2018 sind circa 4000 Männer in Deutschland erkrankt.

Da die Tumorzellen allgemein gut auf die Chemotherapie ansprechen und mithilfe einer operativen Therapie eradiziert werden können, ist Hodenkrebs heilbar. Da sich die Tumorgröße jedoch schnell innerhalb von 10-30 Tagen verdoppeln kann, sollte eine schnellstmögliche Therapie angestrebt werden.

Ja, wie bereits erwähnt, ist dies ein Krebs, der gut heilbar ist. Dafür erfolgt eine Orchiektomie und gegeben falls eine anschließende Chemotherapie. Liegen Lungenmetastasen vor, sollte die Chemo schon vor der Operation eingeleitet werden.

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Hodenkrebs einfach erklärt

Betroffene

Organe(e):

Hoden

Häufigkeit

  • Manifestationsalter: zwischen 25 und 45 Jahren
  • etwas 4000 Fälle pro Jahr
  • ca 10 Fälle pro 100.000 Männer

Risikofaktoren

  • Hodenhochstand
  • früher bestehender Hodentumor
  • Fehlanlage der Harnröhrenmündung
  • Östrogen-Überschuss in der Schwangerschaft
  • genetische Veranlagung
  • Unfruchtbarkeit

Ursachen

  • weitestgehend unbekannt

Symptome

  • Verhärtung
  • Schwellung
  • Schweregefühl im Skrotum
  • Schmerzen

Komplikationen

  • Impotenz
  • Zeugungsunfähigkeit

Diagnose

  • Anamnese
    • Ist im Bereich ihres Hodens eine Verhärtung tastbar?
    • Wirkt ihr Hoden geschwollen?
    • Nehmen sie ein Schweregfühl in ihrem Hoden wahr?
    • Haben sie Schmerzen im Hoden?
    • Gibt es in ihrer Familie Fälle von Hodenkrebs?
    • Haben sie leibliche Kinder?
    • Litten sie in der Kindheit an einer Fehlmündung der Harnröhre?
    • Wurde bei ihnen als Kind ein Hodenhochstand behandelt?
  • Körperliche Untersuchung
    • bimanuelle Untersuchung der Hoden plus Tastutersuchung der Brust
  • Laboruntersuchung
    • Blutuntersuchung: Suche nach Tumormarkern: - alpha-Fetoprotein (AFP) - beta-humane Choriongonadotropin (β-HCG) - plazentaren alkalischen Phosphatase (PLAP)
  • Computertomografie
    • Beurteilung der Tumorausbreitung
  • MRT
    • Beurteilung der Tumorausbreitung

Differenzial Diagnose

  • Nebenhodenentzündung

Stadien

  • 1 Bösartiger Tumor nur im Hoden, keine Metastasen
  • 2 Befall benachbarter (regionärer) Lymphknoten, aber keine weiter entfernten Krebsabsiedlungen (Fernmetastasen); je nach Größe oder Anzahl der befallenen Lymphknoten unterteilt man das Stadium II weiter (IIA, IIB, IIC)
  • 3 Auch Fernmetastasen vorhanden (etwa in der Lunge); je nach Schweregrad weitere Unterteilung (IIIA, IIIB, IIIC)

Therapie

  • Operation
  • Watch and Wait
  • Chemotherapie
  • Strahlentherapie

Präventionsmaßnahmen

  • regelmäßiges Abtasten der Hoden

Prognose

  • ca 90 % der Erkrankten werden geheilt

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