Welche Ursachen und Risikofaktoren hat ein Abszess?
Unter dem Begriff Abszess versteht man einen abgekapselten Hohlraum im Gewebe, der mit eitrigem Sekret gefüllt ist und sich vor allem durch eine Schwellung, Schmerzen und eine deutliche Überwärmung bemerkbar macht. Abszesse können im Prinzip an jeder beliebigen Stelle des Körpers entstehen.
Besonders häufige Lokalisationen für Abszesse sind die Mundhöhle, die Leiste, die Pobacke, das Gesicht, der männliche und weibliche Intimbereich, der Rücken oder die Oberschenkel. Neben diesen oberflächlichen Stellen können Abszesse aber auch innere Organe, zum Beispiel die oder verschiedene Organe im Bauchraum betreffen.
Ein Abszess entsteht, wenn Mikroorganismen, wie z.B. Bakterien oder Parasiten in eine Wunde eindringen und diese infizieren. Die Eintrittspforte für Mikroorganismen kann unterschiedlichster Natur sein. Primär gelten jedoch offene und verschmutzte Wunden als besonders gefährdet. Beispiel hierfür sind , Platzwunden, Piercings, etc. Sobald die ursächlichen Erreger eingedrungen sind, nimmt das Immunsystem seine Arbeit auf.
Um die Infektion einzudämmen und eine weitere Ausbreitung zu verhindern, schmelzen Immunzellen das betroffene Gewebe ein. Im Anschluss kapseln sie es mithilfe einer Membran vom umliegenden gesunden Gewebe ab. Auf diese Weise entsteht ein Hohlraum, in dessen Inneren sich eitriges Sekret ansammeln kann. Eiter setzt sich aus dem toten Gewebe, den untergegangenen Immunzellen und Bakterienüberresten zusammen.
Der Sinn dieser Abkapslung ist es, eine Ausbreitung der Infektion zu erschweren. Dabei wird jedoch auch den wichtigen Immunzellen der Zugang zum infizierten Bereich erschwert. Angesichts dessen ist es besonders wichtig, einen Abszess von einem Facharzt in Form einer Abszessspaltung behandeln zu lassen.
Auch im Krankenhaus kann es in manchen Fällen nach Operationen zum Auftreten von Abszessen kommen, da hierbei der Körper geöffnet wird, was Mikroorganismen den Eintritt erlaubt, auch wenn penibel auf Sterilität geachtet wird. Nachdem die Mikroorganismen in den Körper gelangt sind, wird durch die Gewebezerstörung des Betroffenen Eiter produziert, der sich umgeben von einer Abszessmembran in einer neu geformten Höhle sammelt.
In Abhängigkeit von der Lokalisation eines Abszesses unterscheidet man medizinisch verschiedene Formen voneinander.
Formen eines Abszess
Die wichtigsten dieser Formen sind:
Anorektaler Abszess
Bei einem anorektalen Abszess handelt es sich um einen mit eitrigem Sekret gefüllten Hohlraum im Bereich des Afters und des Mastdarms. Die direkte Ursache für die Entstehung eines solchen Abszesses sind bakteriell induzierte entzündliche Prozesse in den schleimproduzierenden Drüsen.
Brodie-Abszess
Ein sogenannter Brodie-Abszess ist eine Sonderform einer eiterbildenden Entzündung des Knochens. Diese Form des Abszesses betrifft vor allem Kinder.
Chronischer periapikaler Abszess
Der chronisch periapikale Abszess ist ein mit Eiter gefüllter Hohlraum im Bereich des Zahnmarkes. Die direkte Ursache für die Entstehung eines solchen Abszesses ist eine bakterielle Infektion der Zahnwurzel, die sich auch auf andere Teile des Zahnhalteapparats ausbreitet.
Fossa-canina-Abszess
Dieser Abszess entsteht bei entzündlichen Prozessen an den Wurzeln der oberen Schneidezähne.
Otogener Abszess
Ein otogener Abszess entsteht bei einer Entzündung im Bereich des Innenohrs. Die Betroffenen leiden meistens unter starken Ohrenschmerzen.
Parapharyngealer Abszess
Bei einem parapharyngealen Abszess handelt es sich um einen mit Eiter gefüllten Hohlraum im tiefen, beziehungsweise im seitlichen Rachen. Diese Form geht in der Regel mit und ausgeprägten Schluckbeschwerden einher.
Perimandibulärer Abszess
Ein perimandibulärer Abszess zeigt sich gewöhnlich im Bereich des Gesichts und des Halses. In den meisten Fällen lässt sich die Entstehung eines solchen Abszesses mit einer starken Entzündung der Backenzähne des Unterkiefers in Verbindung bringen.
Lungenabszess
Ein Lungenabszess (Pulmonaler Abszess) ist ein mit Eiter gefüllter Hohlraum, der sich in der Lunge bildet.
Neben diesen Abszess-Formen gibt es noch eine Reihe weiterer, die jedoch weniger häufig auftreten.
Ein besonders wichtiger Risikofaktor für das Ausbilden von Abszessen ist das schwache Immunsystem einiger Patienten, welches unter normalen Umständen das Eindringen von krankheitserregenden Mikroorganismen bekämpfen würde. Eine Einschränkung des Immunsystems kann viele Ursachen haben. Die häufigsten sind Alter und Vorerkrankungen (z.B. Diabetes), aber auch Drogenabhängige und AIDS-Patienten laufen besonders Gefahr einen Abszess zu bekommen.
Die meisten Bakterien bedeuten für Menschen mit einem gesunden Immunsystem grundsätzlich erst einmal keine Gefahr und sind sogar fester Bestandteil unserer Haut- und Darmflora. Bei einer Herabsetzung des Immunsystems kann die Folge jedoch eine Infizierung des Gewebes zur Folge haben. Häufigster Keim ist hierbei Staphylococcus aureus.
Was sind die Symptome eines Abszesses?
Symptome im Überblick
Ein Abszess hat fünf Leitsymptome (Kardinalsymptome):
Leitsymptome
- Rötung
- Überwärmung
- Schmerz
- Schwellung
- Schonhaltung/ Funktionsverlust
Je nachdem wo der Abszess lokalisiert ist, ruft er häufig ganz unterschiedliche Symptome hervor. Abszesse, die sich in der befinden, können bereits mit dem bloßen Auge durch eine sichtbare Schwellung erkannt werden. Das dominierende Symptom in diesen Fällen ist der Schmerz. Insbesondere die Berührung der betroffenen Stelle ist für die Patienten meist sehr schmerzhaft.
Des Weiteren lässt sich bei Hautabszessen oft eine gelbe Eiterkrone auf der Abszessspitze erkennen. Die gelbe Krone ist umgeben von einer geröteten Haut, in der die entzündlichen Prozesse stattfindet. Das betroffene Areal ist außerdem meist geschwollen und in seiner Funktion eingeschränkt. Darüber hinaus ist die entzündete Stelle, im Vergleich zu dem umliegenden Gewebe, deutlich wärmer.
Abszesse, die sich innerhalb des Körpers befinden wie z.B. in der Lunge, der oder im Bauchraum weisen oft weniger spezifische Symptome auf und sind nicht mit dem bloßen Auge zu erkennen. Betroffene Patienten leiden oftmals an einer Immunschwäche und klagen über Abgeschlagenheit und . Auf Röntgen- und MRT Aufnahmen kann ein Abszess ausgeschlossen oder bestätigt werden.
Wie wird das Abszess diagnostiziert?
Untersuchungen bei einem Abszess
Die Diagnostik bei dem Verdacht auf das Vorliegen eines Abszesses gliedert sich in der Regel in verschiedene Schritte:
Die Diagnostik bei dem Vorliegen eines Abszesses beginnt in der Regel mit einem ausführlichen Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese). Im Zuge dieses Gesprächs sollten die bei dem betroffenen Patienten vorliegenden Beschwerden so genau wie möglich beschrieben werden. Im Falle eines Abszesses leiden die meisten der Betroffenen unter starken Schmerzen. Darüber hinaus ist es wichtig, möglicherweise bestehende Begleitsymptome zu benennen und zu prüfen, ob diese mit einem Abszess in Zusammenhang stehen können, beziehungsweise ob sie für einen Abszess typisch sind. Darüber hinaus stellt der Arzt Fragen bezüglich möglicher Vorerkrankungen und regelmäßig eingenommener Medikamente.
Diese Fragen müssen nicht zwangsläufig mit der Diagnostik zusammen hängen, sondern dienen vielmehr der Vorbereitung der Behandlung. Denn bei einigen Vorerkrankungen ist zum Beispiel die Blutgerinnung beeinträchtigt. Auch die Einnahme einiger Arzneimittel kann die Blutgerinnung verzögern. Demzufolge ist bei einer chirurgischen Spaltung des Abszesses mit vermehrten Blutungen zu rechnen.
Im Anschluss an das Arzt-Patienten-Gespräch erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der das schmerzende Areal begutachtet wird. Wenn es sich um einen oberflächlichen Abszess handelt, bemerkt der Arzt dabei eine deutlich sichtbare Schwellung und eine sichtlich gerötete Hautoberfläche. Beim Berühren dieser Schwellung fällt eine, im Vergleich zur umliegenden Haut, starke Überwärmung auf. Außerdem ruft bereits leichter Druck auf die Schwellung bei dem Patienten starke Schmerzen hervor. Ein oberflächlich liegender Abszess kann bereits durch die Anamnese und das Betrachten des betroffenen Areals diagnostiziert werden.
Wenn jedoch der Verdacht auf das Vorliegen eines tiefen Abszesses besteht, müssen weitere diagnostische Maßnahmen eingeleitet werden. In diesem Zusammenhang spielen vor allem die Ultraschalluntersuchung und andere bildgebende Verfahren eine entscheidende Rolle. Ein Abszess im Bereich der inneren Organe lässt sich häufig schon im Ultraschall erkennen. Sollte dies nicht zweifellos möglich sein, kann eine Magnetresonanztomografie (MRT) oder eine Computertomografie (CT) dabei helfen, den Abszess zu lokalisieren. Darüber hinaus kann mithilfe dieser diagnostischen Maßnahmen die Größe des Abszesses ziemlich genau bestimmt werden.
Therapie bei einem Abszess
Es gilt der lateinische Grundsatz: "Ubi pus, ibi evacua" - Eiteransammlungen müssen umgehend entfernt werden. Der Abszess muss von einem Arzt operativ eröffnet und der Eiter abgelassen werden. Dann muss die Wunde gereinigt und eventuell müssen, v.a. bei Vorhandensein von , systemische Antibiotika gegeben werden.
Wie ist die Prognose eines Abszesses?
Die Prognose eines Abszesses hängt in erster Regel vom Gesundheitszustand des Patienten ab, d.h. ein junger, immunkompetenter Patient, der einen Abszess infolge einer Bisswunde erleidet, wird bei adäquater chirurgischer Versorgung, höchstwahrscheinlich eine sehr gute Prognose haben. Ein älterer Patient mit zahlreichen Vorerkrankungen wird, selbst bei Sanierung eines Abszesses, der aufgrund seines schlechten Immunstatus aufgetreten ist, eine ungünstige Prognose haben.
Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten und Haushaltsmittel bei einem Abszess
Ein Abszess muss von einem Arzt operativ versorgt werden und sollte nicht anders behandelt werden!
Bis zur operativen Versorgung sollte man die betroffene Stelle kühlen und sie ruhigstellen. Beim Eindringen von Fremdkörpern in eine Körperöffnung kann die betroffene Stelle bereits vor Eintreffen des Notarztes gereinigt und der Fremdkörper entfernt werden, um einem Abszess vorzubeugen.
Empfehlungen zur Nachsorge bei einem Abszess
Die Nachsorge eines Abszesses umfasst regelmäßige Kontrollen, sowie ggf. eine systemische Antibiotikagabe, welche die Vermehrung des verantwortlichen Keimes unterdrücken soll.
Auf Rauchen sollte nach der Versorgung eines Abszesses verzichtet werden, da Nikotin den Wundheilungsprozess verlangsamt.
Zudem sollte auf eine angemessene Hygiene geachtet werden, um Verunreinigungen vorzubeugen. Gerade an prekären Stellen des Körpers, wie beispielsweise dem After, ist auf Sauberkeit und Reinheit zu achten.
Zusammenfassung
Ein Abszess bezeichnet eine, durch Keime hervorgerufene Infektion des Gewebes, welche charakterisiert ist durch eine Eiter- und Gewebseinschmelzung, umgeben von einer Abszessmembran (= dünne Hautschicht) in einer durch die Zerstörung des Keimes geformten Abszesshöhle.
Ein Abszess kann überall im und am Körper auftreten und hat die folgenden 5 Kardinalsymptome: Rötung, Überwärmung, Schmerz, Schwellung und Schonhaltung bzw. Funktionsverlust. Ein Abszess muss operativ behandelt werden und hat abhängig vom Immunstatus des Patienten eine variable Prognose.