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Medikamenteninduzierter Kopfschmerz

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren bei Medikamenteninduziertem Kopfschmerz?

Kopfschmerzen, die durch die Einnahme von Schmerzmitteln entstehen. Klingt paradox, oder? Doch das ist leider die überwiegende Ursache des medikamenteninduzierten Kopfschmerzes. Die zu häufige Einnahme von Schmerzmitteln führt leider nicht zur erhofften Besserung der Beschwerden. Im Gegenteil!

Die Häufigkeit und Intensität der Schmerzen nehmen deutlich zu. Doch auch andere Medikamente, wie Antikonvulsiva, Steroide und die hormonelle Anti-Babypille können den sekundären Kopfschmerz verursachen.

Die Ursachen der Entstehung des Kopfschmerzes nach der Einnahme von Arzneimitteln sind vielfältig. Es kann eine Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff, eine Überdosierung oder eine Entzugssymptomatik vorliegen. Warum ausgerechnet vor allem Analgetika, also Schmerzmittel zu Kopfschmerzen führen, klären wir im letzten Abschnitt.

Wissenswert

Die Häufigkeit liegt bei circa 1% der deutschen Allgemeinbevölkerung. Im Allgemeinen sind mehr Frauen als Männer erkrankt.

In 80 % der Fälle sind die Patienten betroffen, die ohnehin schon an Migräne leiden. Jedoch auch Patienten, die an Spannungskopfschmerzen leiden, laufen Gefahr, den medikamenteninduzierten Kopfschmerz zu bekommen.

Definitionsgemäß sind die Kriterien der Diagnose erfüllt, wenn nicht steroidale Antirheumatika (kurz: NSAR) wie Ibuprofen mehr als 15 Tage pro Monat über einen Mindestzeitraum von drei Monaten eingenommen werden. Werden weitere Schmerzmittel wie Triptane oder Ergotamine über 10 Tage pro Monat über den beschriebenen Mindestzeitraum benötigt, sind ebenso die Vorgaben des medikamenteninduzierten Kopfschmerzes eingehalten.

Dies sind typische Medikamente, die bei Migräne verschrieben werden. Diese Vorgaben gelten ebenso für die Einnahme von Opioiden. Dies sind jedoch nur Richtwerte. Es gibt ebenso Patienten, die eine seltenere Einnahme der Arzneimittel aufweisen und dennoch eine Chronifizierung der Kopfschmerzen entwickelten.

Doch woran liegt es, dass ausgerechnet Schmerzmittel oder im Allgemeinen Medikamente, die uns eigentlich helfen sollten, nun Kopfschmerzen verursachen? Pathophysiologisch liegt folgende Genese zugrunde: Die Einnahme der Schmerzmittel führt zunächst zur primären Reduktion der zentralen Schmerzverarbeitung.

Sekundär resultiert eine kontinuierliche Erhöhung der Empfindlichkeit. Dies hat zur Folge, dass die vorherige Einnahme der Dosis nicht mehr ausreicht. Die Dosierung bzw. die Häufigkeit der Einnahme wird erhöht. Es beginnt der Teufelskreislauf.

Welche Schmerzmittel rufen den medikamenteninduzierten Kopfschmerz hervor?

Da viele Schmerzmittel frei verkäuflich sind, sind sich viele Menschen nicht darüber im Klaren, dass die Medikamente potentiell schädlich sein können. Das betrifft vor allem Menschen, die regelmäßig zu hohe Dosen an Schmerzmitteln einnehmen.

Patienten, die an medikamenteninduziertem Kopfschmerz leiden, haben häufig keine Indikation für die Einnahme der Analgetika mehr. Der Grund für die übermäßige Einnahme der Schmerzmittel ist die Angst davor, dass es erneut zum Auftreten von Schmerzen kommt.

Im Allgemeinen kann jedes beliebige Schmerzmittel bei nicht sachgerechtem Gebrauch den medikamenteninduzierten Kopfschmerz hervorrufen. Besonders häufig zeigt sich die Symptomatik jedoch auf Grund der Einnahme von Medikamenten gegen Migräne .

Dabei handelt es sich vor allem um sogenannte Triptane und Ergotamine. Aber auch Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie zum Beispiel Ibuprofen, Paracetamol, Diclofenac under Naproxen können für die chronischen Kopfschmerzen verantwortlich sein.

Darüber hinaus stehen medikamenteninduzierte Kopfschmerzen oftmals im Zusammenhang mit der übermäßigen Einnahme von schwach wirksamen Opioiden. Eine besondere Rolle dabei spielen die Wirkstoffe Kodein, Tilidin, Tramadol und Pentazocin. Grundsätzlich können auch starke Opioide zu Kopfschmerzen führen.

Da diese jedoch als Betäubungsmitteln strengen Auflagen unterliegen, sind medikamenteninduzierte Kopfschmerzen die im Zusammenhang mit starken Opioiden stehen, eher selten. Zu den starken Opioiden zählen zum Beispiel Morphin, Pethidin, Hydromorphon, Levomethadon und Fentanyl.

Was sind die Symptome bei Medikamenteninduziertem Kopfschmerz?

Die durch Arzneimittel verursachten Kopfschmerzen können sehr vielfältig sein.

In der Medizin unterscheidet man zwei Formen des medikamenteninduzierten Kopfschmerz: akuter und chronischer medikamenteninduzierter Kopfschmerz. Die akute Form zeigt sich bereits wenige Stunden nach der Einnahme des verantwortlichen Schmerzmittels.

Typischerweise leiden die Betroffenen unter starken, pulsierenden Kopfschmerzen, die im Bereich der Stirn und der Schläfen lokalisiert sind. Die Kopfschmerzen ähneln einer Migräne besonders stark. Da sich die Beschwerden durch körperliche Aktivität verstärken, ziehen sich die Erkrankten in der Regel zurück.

Die chronische Form der medikamenteninduzierten Kopfschmerzen ist die häufigste Variante. Spricht ein Arzt von medikamenteninduzierten Kopfschmerzen, meint er eben diese chronische Variante.

Im Gegensatz zur akuten Form dieser Erkrankung haben die Schmerzen einen eher dumpfen, drückenden Charakter. In vielen Fällen treten die Schmerzen bereits beim Aufstehen auf und halten über den gesamten Tag an. Man spricht dann von einem sogenannten Dauerkopfschmerz.

Von einem chronischen medikamenteninduzierten Kopfschmerz spricht man immer dann, wenn die Beschwerden an mindestens 15 Tagen pro Monat präsent sind. Die Mehrzahl der Erkrankten fühlen sich während der mitunter sehr starken Schmerzphasen müde, abgeschlagen und gereizt.

Auf Grund der Schmerzen haben viele Menschen mit medikamenteninduzierten Kopfschmerzen Probleme beim Ein- und/oder Durchschlafen. Auch die Entstehung von Übelkeit bis hin zum Erbrechen ist bei dieser Form der Kopfschmerzen keine Seltenheit.

Medikamenteninduzierter Kopfschmerz, Migräne und chronische Spannungskopfschmerzen sind auf Grund der ähnlichen Symptomatik in der Regel schwer zu unterscheiden.

Die Kopfschmerzen der Migräneform sind durch eher einseitige, pulsierende Kopfschmerzen gekennzeichnet. Sie können mit einer Photophobie, also Lichtempfindlichkeit, Übelkeit und Erbrechen einhergehen.

Spannungskopfschmerzen verlaufen dem gegenüber eher mit dumpfen, beidseitigen Schmerzen. Um eine eindeutige Diagnose stellen zu können ist es wichtig, dass die betroffenen Patienten dem Arzt gegenüber offenlegen, dass sie regelmäßig hohe Dosen von Schmerzmitteln einnehmen.

Wie wird Medikamenteninduzierter Kopfschmerz diagnostiziert?

Die Diagnose lässt sich vereinfacht durch eine gezielte Anamnese feststellen. Dafür wird die Kopfschmerzsymptomatik als auch die Einnahme der Medikamente ermittelt. Die Kopfschmerzsymptomatik besteht aus den Angaben des Zeitpunkts, der Art, Dauer und Häufigkeit sowie der Begleitsymptomatik. Ebenso ist es wichtig, das Verhalten der Patienten während des Auftretens zu erfragen.

Wie bei jeder Diagnosefindung sollten Vorerkrankungen und Erkrankungen der Familie erfragt werden. Eine körperliche, allgemeine Untersuchung darf zudem nicht fehlen. In der Regel sind weiterführende Untersuchungen nicht notwendig. Bei Beschwerdepersistenz oder auffälligen Begleitsymptomen sollten sie jedoch veranlasst werden.

Differentialdiagnosen

Wie bei nahezu jeder Erkrankung gibt es auch im Falle des medikamenteninduzierten Kopfschmerz Krankheiten, deren Symptome sich sehr stark ähneln oder sogar identisch sind. In diesem Zusammenhang spricht man von sogenannten Differentialdiagnosen.

Die wohl wichtigste Differentialdiagnose der medikamenteninduzierten Kopfschmerzen ist die Migräne. Bei einer Migräne handelt es sich um eine Erkrankung, bei der Migräne handelt es sich um einen anfallsartigen Kopfschmerz, der in unregelmäßigen Abständen in Erscheinung tritt.

Menschen mit Migräne leiden an mäßigen bis starken Schmerzen, die meist auf einer Seite des Kopfes lokalisiert sind. Die Kopfschmerzen haben einen pulsierenden, pochenden oder hämmernden Schmerzcharakter und gehen in vielen Fällen mit einer Licht- und/oder Geräuschempfindlichkeit einher.

Darüber hinaus ist es für eine Migräne typisch, dass sich die Beschwerden unter körperlicher Aktivität steigern, während sie in Ruhe abnehmen. Aus diesen Gründen ziehen sich die betroffenen Patienten häufig in ein abgedunkeltes Zimmer zurück.

Therapie bei Medikamenteninduziertem Kopfschmerz

Die Therapie des medikamenteninduzierten Kopfschmerzes ist im Grunde genommen eine entsprechende Aufklärung über die Entstehung und das Absetzen der Medikamente. Schmerzmittel sollten direkt abgesetzt werden. Opioide hingegen müssen jederzeit ausgeschlichen werden.

Achtung

Nach dem Absetzen kann ein Entzugssyndrom mit starken Kopfschmerzen auftreten. Diese sind in der Regel sehr stark und können einige Tage andauern. Weitere Symptome, wie Schwitzen, Unruhe und Herzrasen können zudem auftreten.

Es kann ein multimodales Konzept erstellt werden. Dies beinhaltet weitere, unterstützende Therapieformen wie Entspannungstechniken, Sport und gegeben falls eine psychologische Beratung. Ein solcher Auslassversuch wird meist ambulant oder tagesklinisch geplant.

Nur selten gibt es Indikationen für einen stationären Therapieverlauf. Solche Indikationen sind Begleiterkrankungen wie Panikattacken, Depression oder eine mangelnde, soziale Unterstützung.

Wie ist die Prognose bei Medikamenteninduziertem Kopfschmerz?

Nach dem ersten Auslassversuch ist die Rezidivquote relativ hoch. In 25 bis 35 Prozent der Fälle entwickeln die Patienten innerhalb eines Jahres ein Rezidiv.

Generell ist die Prognose des medikamenteninduzierten Kopfschmerzes jedoch gut. Mithilfe des multimodalen Konzepts gelingt es vielen Patienten eine Strategie zu entwickeln, die Kopfschmerzen in den Griff zu bekommen, ohne dabei häufig zu den Schmerzmitteln zu greifen.

Eine regelmäßige Vorstellung beim Hausarzt ist dennoch relevant, um mit ihm das Schmerztagebuch und gegebenenfalls weitere Probleme zu besprechen. Das Schmerztagebuch erlaubt den Patienten die Häufigkeit, Art und Intensität der Kopfschmerzen sowie die Medikamenteneinnahme zu erfassen.

Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten und Haushaltsmittel bei einem Medikamenteninduziertem Kopfschmerz

Bei Kopfschmerzen können auch Hausmittel versucht werden. Hierzu gehört beispielsweise die lokale Anwendung von Pfefferminz-oder Lavendelöl. Ferner kann es helfen an die frische Luft zu gehen und ausreichend viel Wasser zu trinken.

Bestimmte Nahrungsmittel, die Kopfschmerzen begünstigen können, sollten möglichst vermieden werden. Dies ist wissenschaftlich jedoch nicht belegt. Dazu zählen beispielsweise Schokolade, Zucker und Käse.

Zusammenfassung

Schmerzmittel führen zu Kopfschmerzen. Klingt paradox, ist jedoch wahr. Es handelt sich dabei um einen medikamenteninduzierten Kopfschmerz, der vor allem Patienten mit Spannungskopfschmerzen und Migräne betrifft. Die zu häufige Einnahme führt zu diesem Beschwerdebild. Die Therapie besteht darin, die Einnahme der Medikamente zu pausieren.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Ja, alle Schmerzmittel, wie auch Ibuprofen können die Form des sekundären Kopfschmerzsyndroms auslösen.

Generell sind Kopfschmerzen in den meisten Fällen ungefährlich. Bei speziellen Begleitsymptomen sollten Sie jedoch den Arzt aufsuchen. Dazu gehört das plötzliche Auftreten sehr starker Kopfschmerzen in Kombination mit einer Nackensteifigkeit. Bei diesen Symptomen sollte eine Meningitis, also eine Hirnhautentzündung unmittelbar ausgeschlossen werden. Ferner sollte bei plötzlicher Bewusstseinsänderung beispielsweise eine Hirnblutung ausgeschlossen werden.

Tramadol ist ebenso Opioid, das als Schmerzmittel eingesetzt wird. Es handelt sich dabei um ein sehr starkes Opioid, welches eine 10-fach höhere, schmerzlindernde Wirkung als Morphin aufweist. Zudem sollte es nur als Schmerzmittel bei Nervenschmerzen eingesetzt.

Wie bereits erwähnt, sind Kopfschmerzen zum Glück nur selten Ausdruck einer gefährlichen Erkrankung. Bei Schwindel, Fieber oder hohem Blutdruck sollten Sie einen Arzt konsultieren. Es gilt abzuschätzen, ob die Kopfschmerzen in der gleichen Form wie zuvor auftreten, oder ob sie nun plötzlich mit ungekannter Stärke verlaufen. Neue, neurologische Symptome, wie plötzliche Störungen des Sprechens, in der Motorik oder gar Sensibilität sind immer Warnzeichen, sodass dringend eine stationäre Einweisung ins Krankenhaus erfolgen sollte.

Ja, da Tilidin ein Medikament ist, welches den Opioiden angehört. Es hemmt die Schmerzwahrnehmung im Gehirn, wirkt jedoch deutlich schwächer als Morphin.

Bei häufiger Einnahme wird die Schmerzschwelle reduziert, sodass ein Teufelskreislauf beginnt. Die Schmerzen sind stärker und treten gehäuft auf.

Ferner sollte Tilidin nur bei sehr starken Schmerzen, wie nach Knie-oder Hüftoperationen eingenommen werden.

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Medikamenteninduzierter Kopfschmerz einfach erklärt

sekundärer Kopfschmerz

Betroffene

Organe(e):

Kopf
Gehirn

Häufigkeit

  • bis zu 1% der Bevölkerung
  • Frauen > Männer

Risikofaktoren

  • Regelmäßige Einnahme von Schmerzmitteln
  • Regelmäßige Einnahme von angstlösenden Medikamenten
  • Regelmäßige Einnahme von entspannenden Medikamenten
  • Chronische Beschwerden des Bewegungsapparats
  • Chronische Beschwerden des Verdauungsapparats

Ursachen

  • Übergebrauch schmerzlindernder Arzneimittel

Symptome

  • Kopfschmerzen

Diagnose

  • Anamnese
    • Kopfschmerz- und Medikamentenanamnese
    • Nehmen sie seit mindestens drei Monaten regelmäßig Schmerzmittel ein?
    • Nehmen sie hohe Dosen an Schmerzmitteln ein?
    • Treten die Kopfschmerzen an mehr als 15 Tagen pro Monat auf?

Differenzial Diagnose

  • Spannungskopfschmerz

Therapie

  • Medikamente

Präventionsmaßnahmen

  • Umsichtiger Gebrauch von Nicht-Opioid- und Opioidanalgetika

Prognose

  • Rezidivquote: 25–35%
  • Nach Behandlungsbeginn oft Symptomzunahme bevor sich Erfolg einstellt

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