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Zahnschmerzen

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Geschrieben von
Jessica Papic (Ärztin)

Es ist vollkommen normal, dass wir Menschen auf Beschwerden im Bereich des Kopfes sehr heftig reagieren. Aus diesem Grund sind vor allem Zahnschmerzen für viele der absolute Alptraum.

Neben den eigentlichen Schmerzen zeigen sich Erkrankungen der Zähne und des Zahnhalteapparats durch Rötungen und Schwellungen im Bereich der Wangen. Auch die Öffnung des Mundes kann durch die Beschwerden beeinflusst werden.

Die Ursachen für das Auftreten der Zahnschmerzen können unterschiedlich sein. Neben der klassischen Karies können zum Beispiel entzündliche Prozesse in den Nebenhöhlen zu akuten Zahnschmerzen führen.

In einigen Fällen können plötzlich auftretende Zahnschmerzen sogar auf einen Herzinfarkt hindeuten. Die Behandlung richtet sich stets nach der zugrunde liegenden Ursache, denn nicht jede Therapiemethode ist für jede Grundproblematik geeignet.

Ursachen von Zahnschmerzen

Ursachen im Überblick

Zahnschmerzen können vor allem direkt von den Zähnen oder vom Zahnhalteapparat ausgehen. Es gibt aber auch Fälle, bei denen die akuten Beschwerden von einer Erkrankung, die eigentlich eine anderen Region des Körpers betriff, hervorgerufen werden.

Werden die Zahnschmerzen durch Probleme des Zahnes selbst verursacht, so ist die Diagnostik relativ einfach. Aber auch wenn die Schmerzen direkt vom Zahn ausgehen gibt es verschiedene mögliche Ursachen.

Die Oberfläche des menschlichen Zahnes ist mit einem sehr dünnen Biofilm, der Plaque, überzogen. Dieser Biofilm ist von bakteriellen Erregern, vor allem dem Streptokokkus mutans, besiedelt.

Diese Bakterien sind dazu in der Lage Speisereste zu verstoffwechseln. Vor allem die in den Speiseresten enthaltenen Glukosemoleküle können zu Säuren umgewandelt werden. Liegt in der gesamten Mundhöhle oder an einem bestimmten Zahn ein saures Milieu vor, wird die Zahnsubstanz, der sogenannte Zahnschmelz, angegriffen und zerstört.

Werden die Zähne nicht regelmäßig geputzt, so wirkt sich dies negativ auf die Zähne, Zahnfleisch und den gesamten Zahnhalteapparat aus. Über einige Zeit hält der Zahnschmelz dem Säureangriff zwar stand, irgendwann führt er jedoch zur Bildung von Löchern.

Über diese Löcher wiederum gelingt es Speiseresten und weiteren bakteriellen Erregern in die Zähne einzudringen und diese auch von Innen heraus zu schädigen.

Unter Umständen reichen die Defekte im Laufe der Zeit bis zum Zahnmark, was bei den Betroffenen eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Kälte oder Wärme provoziert. Außerdem wird der Verzehr süßer oder saurer Speisen als zunehmende unangenehm empfunden.

Eine Karies sollte stets so schnell wie möglich behandelt werden, denn wenn sie zu spät therapiert wird, können weiterreichende Probleme entstehen. Bei einer besonders tiefen Karies, gelangen Speisereste und bakterielle Erreger so weit zur Nervenhöhle (Pulpahöhle) vor, dass die beim Stoffwechsel entstehenden Säuren in die Zahnnerv eindringen und diese beschädigen können.

Außerdem beginnt das, den betroffenen Zahn umgebende, Zahnfleisch damit auf die durch Bakterien und Säuren hervorgerufenen Irritationen zu reagieren.

In der Regel bildet es deshalb Rötungen und Schwellungen aus. Eben diese Schwellungen des Zahnfleischs können auf den ohnehin schon angegriffenen Nerv drücken. Es kommt zu einer sogenannten Zahnwurzelentzündung . Betroffene Patienten leiden im Zuge der entzündlichen Prozesse unter anhaltenden, pulsierenden Schmerzen.

Nehmen diese Schmerzen plötzlich ab, ist das kein gutes Zeichen. Es deutet eher darauf hin, dass der Extremfall eingetreten und der Nerv abgestorben ist.

Ab diesem Zeitpunkt ist Vorsicht geboten, denn die entzündlichen Prozesse können ausgehend vom Zahnnerv auf dendie Wurzelspitze und den Kieferknochen übergreifen. Geschieht dies, spricht man von einer sogenannten apikalen Ostitis.

Die Zahnschmerzen werden bei den betroffenen Patienten eher von oben auf den Zahn, beispielsweise beim kauen, ausgelöst.

Es ist zwar selten, aber eine Zahnwurzelentzündung, die mit starken Zahnschmerzen einher geht, kann auch durch das Übertreten bakterieller Erreger über den Zahnfleischspalt oder eine Verletzung des Kiefers verursacht werden.

Eine Entzündung im Bereich der Zahnwurzel kann bei unterlassener Behandlung auf das umliegende Gewebe übergehen. Im Zuge dessen kann sich im Kieferknochen eine Eiteransammlung, ein sogenannter Abszess , bilden.

Die betroffenen Patienten bemerken dann in der Regel besonders starke Zahnschmerzen, die mit Hautrötungen und einer überwärmten Schwellung einher gehen.

Bakterien, die nicht entfernte Speisereste in Säure verstoffwechseln können, wirken sich nicht bloß negativ auf die Zahnsubstanz aus, sondern greifen auch das Zahnfleisch an. Direkt um die Zähne bilden sich dann sogenannte Zahnfleischtaschen.

Unter dem Begriff Zahnfleischtasche versteht man das absacken von Plaque entlang der Zahnstruktur nach unten in das Zahnfleisch. Im Laufe der Zeit kommt es zur Entzündung und das Zahnfleisch beginnt damit die typischen Entzündungszeichen auszubilden. Zu den typischen Entzündungszeichen zählen beispielsweise Rötungen, Überwärmungen und Schmerzen (in diesem Fall Zahnschmerzen).

Darüber hinaus beginnt das entzündete Zahnfleisch schon bei leichten Berührungen damit zu bluten. Vor allem die Mundhygiene kann dann besonders unangenehm werden.

Der sogenannte Zahnhalteapparat setzt sich aus dem Zahnfleisch, dem Wurzelzement, der Wurzelhaut und dem Kieferknochen zusammen. Kommt es in diesem Bereich zur Bildung entzündlicher Prozesse, kann es zu starkem Zahnfleischbluten kommen.

Außerdem ist das Zahnfleisch wie bei einer Zahnfleischentzündung sichtbar geschwollen, verfärbt und überwärmt. Wird in diesem Zustand eine Behandlung unterlassen, so beginnt das Zahnfleisch damit, sich zurückzuziehen und die schmerzempfindlichen Zahnhälse freizulegen.

Die Betroffenen entwickeln Zahnschmerzen, die beim Verzerr kalter, warmer, süßer oder saurer Speisen schlagartig auftreten. Es kann sogar soweit kommen, dass das Einatmen kalter Luft ausreicht um die Schmerzreaktion hervorzurufen.

Auf Grund der entzündlichen Prozesse im Bereich des Kieferknochens bilden sich im Laufe der Zeit dumpfe Zahnschmerzen, die kaum mehr zu lokalisieren sind. Findet weiterhin keine geeignete Behandlung statt, so schreitet die Entzündung des Zahnhalteapparats fort und führt über kurz oder lang zum Knochenabbau.

Im Zuge eines Unfalls kann es dazu kommen, dass ein Zahn bricht. Diese Gefahr besteht auch, wenn man auf etwas besonders Hartes beißt.Die Zahnfraktur macht sich, je nach Verlauf der Bruchkante, durch starke Zahnschmerzen bemerkbar.

Besonders problematisch ist eine Zahnfraktur in vertikaler Ausdehnung, die bis zur Zahnwurzel reicht. Die davon betroffenen Zähne können in der Regel nicht mehr gerettet und müssen gezogen werden.

Im zahnärztlichen Alltag beschäftigt man sich besonders häufig mit der Restauration der Zähne. Im Zuge dessen werden Füllungen gelegt, Kronen und Brücken eingesetzt. Kann eine Behandlung nicht in einer Sitzung beendet werden, beispielsweise bei einer Wurzelentzündung, so muss ein sogenanntes Provisorium gelegt werden.

All diese Zahnaufbaumaterialien werden mit einem speziellen Zementkleber an den Zahnresten befestigt. Im Anschluss wird dieser Kleber von den unterschiedlichsten Substanzen umspült und muss außerdem besonders hohem Druck standhalten.

Dies führt dazu, dass Füllungen irgendwann brüchig werden und Kronen, Brücken oder Provisorien ausfallen. Der abgeschliffene Zahn unter den Aufbaumaterialien liegt dann frei und regiert sehr empfindlich auf äußere Reize wie Kälte oder Wärme. Bei den betroffenen Patienten kommt es zu Zahnschmerzen, die vor allem beim Zähneputzen an Intensität zunehmen.

Hohlräume, die in Folge von Karies oder unter undichten Füllungen entstehen, können auf Druckunterschiede mit der Ausbildung von Zahnschmerzen reagieren. Besonders häufig leiden Taucher oder Menschen, die sich in großen Höhen aufhalten (zum Beispiel beim Fliegen) unter einem solchen Barotrauma.

Auch wenn ein kariöser Defekt nicht bis zur Pulpa reicht, kann es im Zuge der zahnärztlichen Behandlung zu Irritationen der Nervenfasern kommen. Das kann beispielsweise beim Bohren aber auch beim Abschleifen der Zähne passieren. Auf Grund dieser Irritationen entwickeln sich häufig Zahnschmerzen, die aber nach einigen Tagen von selbst verschwinden.

Die enge anatomische Beziehung zwischen Oberkiefer und Nasennebenhöhlen kann dazu führen, dass sich Prozesse im Bereich der Nebenhöhlen an den Oberkieferzähnen bemerkbar machen. Bei einigen Patienten sind die Zahnwurzeln der oberen Backenzähne sogar so lang, dass sie in die Nebenhöhlen hinein ragen.

Kommt es zu entzündlichen Prozessen in den Nasennebenhöhlen, so können sich diese bis in die Zahnwurzeln ausbreiten und Zahnschmerzen verursachen. Diese Schmerzen treten typischerweise im Bereich der Backenzähne auf. Außerdem kann starker Druck in den Nebenhöhlen auch zu schmerzhaften Empfindungen an den oberen Backenzähnen führen.

Bei einer Gürtelrose bildet sich ein ganz typischer Ausschlag. Dieser Ausschlag kann unter Umständen bis zum Gesicht reichen und sogar in den Mundraum übergehen. Im Mundraum verursacht der Ausschlag dann an Zähnen und Schleimhaut Schmerzen.

In einigen Fällen treten Kopfschmerzen von Zahnschmerzen begleitet auf. Außerdem kann auch eine einseitig auftretenden Migräne dazu führen, dass die Zähne auf der vom Kopfschmerz betroffenen Seite weh tun.

Zudem leiden Migränepatienten oft unter Phantomzahnschmerzen. Unter dem Begriff Phantomzahnschmerzen versteht man Zahnschmerzen, die auftreten, obwohl ein zerstörter Zahn bereits gezogen wurde.

Der Nervus Trigeminus ist der 5. Hirnnerv und versorgt das Gesicht und die Zähne. Nach dem Austritt aus dem Schädel teilt er sich in drei große Nerven, die die Augenund Stirn (Nervus ophthalmikus), den Oberkiefer (Nervus maxillaris) und den Unterkiefer (Nervus mandibularis) versorgen. Entzündungen im Bereich dieser Nerven können bei den Betroffenen deshalb auch zu Zahnschmerzen führen.

Bei einer Mittelohrentzündung bleiben die Schmerzen nicht starr auf das Ohr beschränkt. Vielmehr können sie bis in den Kiefer und die Zähne ausstrahlen und zu Zahnschmerzen führen.

Eine Zyste ist ein Hohlraum, der sich in einem Gewebe bildet und von einer Kapsel umgeben wird. Tritt eine solche Zyste im Bereich des Kiefers auf, so leiden die Betroffenen unter Zahnschmerzen.

Entzündungen, die durch bestimmte Medikamente (Bisphosphonate) und Bestrahlungen des Kieferknochens hervorgerufen werden, sind weitere mögliche Ursachen von Zahnschmerzen.

Diagnose bei Zahnschmerzen

Untersuchungen im Überblick

Zu Beginn der zahnärztlichen Diagnostik findet ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch statt. Im Zuge dieses Gesprächs sollten die bei dem Patienten vorliegenden Beschwerden so genau wie möglich beschrieben werden. Besonders wichtig sind dabei die Lokalisation, die Qualität (dumpf oder stechend) und die Intensität der Zahnschmerzen.

Im Anschluss wirft der Zahnarzt einen Blick in den Mund und prüft, ob er gegebenenfalls schon einen Hinweis auf die Ursache der Zahnschmerzen finden kann. Größere kariöse Defekte lassen sich bereits mit dem bloßen Auge erkennen.

Liegt eine Karies unter einer undicht gewordenen Füllung, so kann diese nur mit Hilfe einer Röntgenaufnahme diagnostiziert werden. Im Allgemeinen lohnt es sich bei Patienten, die wegen Zahnschmerzen in die zahnärztliche Praxis kommen, eine sogenannte Röntgenübersichtsaufnahme anzufertigen.

Auf dieser Aufnahme werden alle Zähne, der Kiefer und die Nebenhöhlen abgebildet. Der Zahnarzt kann auch die kleinsten kariösen Stellen, Abszesse, Fisteln oder andere Entzündungen sehen.

Behandlung von Zahnschmerzen

Die Wahl der am besten geeigneten Behandlungsmethode richtet sich maßgeblich nach der Ursache für die Entstehung der Zahnschmerzen.

Werden die Zahnschmerzen von einer Karies hervorgerufen, so räumt der behandelnde Zahnarzt die kariöse Stelle aus, säubert sie und dichte das dabei entstandene Loch mit Füllmaterial auf.

Sollte ein kariöser Defekt bereits soweit fortgeschritten sein, dass er zu entzündlichen Prozessen im Bereich der Zahnwurzel geführt hat, so wird die Behandlung etwas umfangreicher. In einer ersten Behandlung muss der Zahn bis zur Wurzelhöhle eröffnet werden. Auf diese Weise kann der Druck, der sich im Inneren des Zahnes aufgebaut hat, entweichen.

Die Zahnschmerzen lassen dann in der Regel nach. Im Anschluss wird der Nerv mit Hilfe von kleinen Pfeilen aus der Zahnwurzel entfernt. Sollten die Nervenfasern zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgestorben sein, kann eine lokale Betäubung zur Schmerzstillungsinnvoll sein.

Nachdem die Nerven entfernt sind, wird ein beruhigendes Medikament in den Zahn eingelegt und dieser provisorisch verschlossen. Erst in einer zweiten Sitzung werden die Wurzelhöhle und im Anschluss der Zahn selbst gefüllt. Ob die Therapie erfolgreich war, zeigt sich erst im Laufe der Zeit.

Achtung

Zahnfleischentzündungen, die bei den Betroffenen zu Zahnschmerzen führen, müssen so schnell wie möglich behandelt werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass die entzündlichen Prozesse auf andere Teile des Zahnhalteapparats übergreifen.

Im Zuge des Therapie einer Zahnfleischentzündung werden die Taschen, die sich um die Zähne herum gebildet haben, mit speziellen Instrumenten gereinigt. Bei Bedarf kann auch ein linderndes Medikament angewendet werden. Sobald die Entzündung abgeklungen ist, kann sich das Zahnfleisch wieder an den Zahn schmiegen.

Sollte die Ursache für die Entstehung der Zahnschmerzen nicht im Mund zubinden sein, ist es sinnvoll, andere Fachärzte aufzusuchen. Der Zahnarzt und/oder der Hausarzt kann dem Betroffenen oftmals eine entsprechende Rat geben, welcher Facharzt am sinnvollsten ist.

Auch die bei dem Patienten vorliegenden Begleitsymptome können einen Hinweis geben, welcher Facharzt zur Klärung der Beschwerden zu Rate gezogen werden sollte. Der Facharzt kann dann die genaue Ursache der Schmerzen ermitteln und eine geeignete Therapie einleiten.

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