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Zahnfleischentzündung

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Geschrieben von
Jessica Papic (Ärztin)

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Zahnfleischentzündung?

Bei einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis) handelt es sich um eine akute oder chronische Infektion im Bereich des Zahnfleischs, die mit der Ausbildung entzündlicher Prozesse einhergeht. Grund für diese Infektion sind in der Regel bakterielle Erreger. Eine Zahnfleischentzündung kann jedoch, wenn auch selten, ebenso von Pilzen oder viralen Krankheitserregern hervorgerufen werden.

Direkte Ursache für die Ansiedelung der Erreger, die daraus resultierende Infektion und die  entzündlichen Prozesse ist mangelnde Mundhygiene. Werden die Zähne nicht regelmäßig von Speiseresten befreit, bilden die Erreger zusammen mit deren Stoffwechselprodukten und dem Speichel einen weißlichen Belag auf den Zähnen (Plaque).

In diesem Biofilm können die Erreger persistieren, denn die körpereigene Immunabwehr kann den Belag nicht durchdringen. Auf diese Weise können Zähne und Zahnfleisch enormen Schaden nehmen.

Neben der Entstehung von Karies bilden vor allem die bakteriellen Erreger bei der Verstoffwechslung der Nahrungsbestandteile und Speisereste hochaggressive Toxine. Diese Giftstoffe gelangen bis zum Zahnfleisch, dringen in dieses ein und provozieren dort starke Entzündungsreaktionen.

Mangelnde Mundhygiene ist also die Hauptursache für die Entstehung einer Zahnfleischentzündung. Aber auch das genaue Gegenteil, zu intensives Zähneputzen, kann entzündliche Prozesse verursachen. Durch den mitunter hohen Druck wird das Zahnfleisch gescheuert und es entstehen kleinste Verletzungen.

Auch innerhalb dieser Wunden finden bakterielle Erreger ideale Lebensbedingungen vor. Die Bakterien dringen aus diesem Grund in die Wunden ein, vermehren sich und verursachen mitunter schwere Entzündungsreaktionen.

Nicht jeder Mensch ist im gleichen Maße anfällig für die Entstehung von entzündlichen Prozessen im Bereich des Zahnfleischs. Grund dafür ist die Tatsache, dass es verschiedene Risikofaktoren, die eine Infektion wahrscheinlicher machen, gibt.

Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus . Darüber hinaus begünstigt der regelmäßige Genuss von Alkohol und/oder Nikotin, das Auftreten entzündlicher Prozesse.

Wissenswert

Vor allem bei Frauen reagiert das Zahnfleisch sehr stark auf hormonelle Veränderungen. Aus diesem Grund im Zuge einer Schwangerschaft oder bei anderen Situationen mit hormonellen Anpassungen, ist besonderer Wert auf die Mundhygiene zu legen. Auch während der Pubertät sollten Jungen Mädchen besonders auf ihre Mundhygiene achten.

Was sind die Symptome einer Zahnfleischentzündung?

Eine Zahnfleischentzündung kann bei dem Betroffenen eine Reihe von Symptomen hervorrufen.  In diesem Zusammenhang unterscheidet man zwischen akuter und chronischer Zahnfleischentzündung.

Bei einer akuten Zahnfleischentzündung treten die Symptome plötzlich und meist sehr heftig auf. Besonders betroffen ist der Zahnfleischsaum, der sehr schnell von Plaque belegt wird. Im Verlauf der Entzündung kommt es zu ausgeprägten Rötungen und Blutungen. Mitunter schwillt das betroffene Zahnfleisch auch an.

Eine akute Zahnfleischentzündung kann man in der Regel einfach von zu Hause aus behandeln. Wenn die entzündlichen Prozesse jedoch mehr als eine Woche anhalten, spricht das gegen die akute Form der Zahnfleischentzündung. Man spricht in diesen Fällen von einer chronischen Zahnfleischentzündung.

Die entzündlichen Prozesse bleiben nicht immer auf das Zahnfleisch begrenzt, sondern können sich auch auf andere Teile des Zahnhalteapparates ausbreiten. Infolgedessen entsteht eine Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparats; entzündungsbedingter Knochenabbau). In besonders schweren Fällen kann es zu Schmerzen, wackelnden Zähnen bis hin zum Zahnverlust kommen. Darüber hinaus leiden viele der Betroffenen an unangenehmen Mundgeruch.

Hinweis

Auch die Färbung des Zahnfleischs und der Mundschleimhaut kann einen Hinweis auf das Vorliegen einer Entzündung liefern. Gesundes, vitales Zahnfleisch ist in der Regel hellrosa. Entzündete Gingiva hingegen wird zunehmend dunkler und wirkt aufgedunsen.

Wie wird eine Zahnfleischentzündung diagnostiziert?

Das Vorliegen einer Zahnfleischentzündung kann mit einer Blickdiagnose bestätigt werden. Der Zahnarzt sieht während der Kontrolle das verfärbte, gerötete und geschwollene Zahnfleisch. Liegen entzündliche Prozesse im Bereich des Zahnfleischs vor, so muss geprüft werden, ob sich diese bereits bis zum Zahnhalteapparat ausgebreitet haben.

Zu diesem Zwecke werden die sogenannten Taschen (Bereich neben den Zähnen, der in die Tiefe sondierbar ist) mit einer speziellen Messsonde gemessen.

Die Ausprägung der Taschentiefen (Sondierungstiefen) gilt als Maß für die Entzündungsprozesse und den damit einhergehenden Knochenabbau. Bei gesundem Zahnfleisch sind diese Taschen kleiner als 3mm.

Ab einer Sondierungstiefe von 6mm spricht man von einer schweren Parodontitis. Darüber hinaus kann der Zustand des Zahnhalteapparats mit einer Röntgenübersichtsaufname (Orthopantomogramm/ OPG) bewertet werden.

Therapie bei einer Zahnfleischentzündung

Die Wahl der am besten geeigneten Therapie hängt maßgeblich von der Form und der Ausprägung der Zahnfleischentzündung ab. Während akute entzündliche Prozesse recht einfach behandelt werden können, muss die Behandlung von chronischen Entzündungen in den meisten Fällen deutlich umfangreicher sein.

Bei einer akuten Zahnfleischentzündung sollte besonders auf die Mundhygiene geachtet werden.  Dabei empfiehlt es sich eine mittelharte Zahnbürste, die fest genug ist, um Beläge zu entfernen, aber nicht so fest, dass das Zahnfleisch angegriffen wird, zu nutzen.

Neben den Zahnflächen sollten auch die Zahnzwischenräume regelmäßig gereinigt werden. Zu diesem Zwecke eignen sich sowohl Zahnseide als auch sogenannte Interdentalraumbürstchen. Werden die Zähne und die Zahnzwischenräume ein paar Tage gewissenhaft gereinigt, klingt die Entzündung in der Regel von selbst ab.

Achtung

Eine chronische Zahnfleischentzündung muss vom Zahnarzt therapiert werden. Auch gewissenhafte Mundhygiene sorgt in den meisten Fällen nicht dafür, dass die Entzündung abklingen kann.

Grund dafür ist die Tatsache, dass sich bakterielle Erreger in den Sondierungstaschen angesiedelt und vermehrt haben.

Diese Bereiche sind weder von der Zahnbürste, noch von Zahnseide oder Interdentalbürsten erreichbar. Das hat zur Folge, dass die entzündlichen Prozesse auch bei optimaler Mundhygiene in den Zahnfleischtaschen verbleiben und sich von dort aus wieder ausbreiten können.

Bei einer chronischen Zahnfleischentzündung kann langfristig nur eine professionelle Zahnreinigung (kurz: PZR) Abhilfe schaffen. Bei einer professionellen Zahnreinigung beim Zahnarzt wird der Zahnfleischsaum von bakteriellen Erregern befreit. Je nach Ausprägung muss das Prozedere bis in die Tiefe ausgeweitet werden.

Denn nur auf diese Weise können auch die Sondierungstaschen gewissenhaft gereinigt werden. Im Anschluss an die Zahnreinigung ist die Mitarbeit des Patienten enorm wichtig. Ab diesem Moment muss die Mundhygiene mindestens zweimal täglich gewissenhaft erfolgen. Dabei ist es besonders wichtig, auch die Zahnzwischenräume zu reinigen.

Wie ist die Prognose einer Zahnfleischentzündung?

Eine Zahnfleischentzündung sollte stets ernst genommen und behandelt werden. Breiten sich die entzündlichen Prozesse über einen längeren Zeitraum zum Zahnhalteapparat aus, reagiert dieser mit dem Rückgang der Knochensubstanz. Dies kann dazu führen, dass Zähne ausfallen.

Mit adäquater Behandlung und gewissenhafter Mitarbeit des betroffenen Patienten ist die Prognose der Zahnfleischentzündung jedoch sehr gut. Werden die Zähne ordentlich gereinigt, können die Entzündungen abklingen und der Knochenabbau aufgehalten werden.

Hinweis

Personen, die trotz regelmäßiger Zahnpflege dazu neigen, entzündliche Prozesse im Bereich des Zahnfleischs und des Zahnhalteapparats auszubilden, ist auch nach erfolgreicher Behandlung anzuraten, in regelmäßigen Abständen eine professionelle Zahnreinigung durchführen zu lassen.

Wie kann man einer Zahnfleischentzündung vorbeugen?

Die beste Vorbeugung einer Zahnfleischentzündung ist eine ordentliche und regelmäßige Mundhygiene. Neben der Zahnbürste sollten dabei auch Zahnseide und/oder sogenannte Interdentalraumbürsten (Zahnzwischenraumbürsten) zur Anwendung kommen. Darüber hinaus helfen regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt dabei, eine Zahnfleischentzündung frühzeitig zu entdecken.

Sowohl für Kinder und Jugendliche als auch für Erwachsene gibt es eine spezielle Prophylaxesprechstunde beim Zahnarzt, beziehungsweise bei einer dafür ausgebildeten Zahnmedizinischen Fachassistenz.

Bei einem solchen Termin werden die Zähne und die Zahnzwischenräume mit einem besonderen Färbemittel bestrichen. An den Stellen, an denen der Zahnbelag nicht vollständig entfernt wurde, bleibt das Färbemittel haften. Auf diese Weise wird für die Patienten sichtbar, an welchen Stellen sie sorgfältiger reinigen müssen.

Hinweis

Wichtige Tipps und Tricks können im Zuge der Zahnprophylaxe gelernt werden. Die Prophylaxetermine bei Jugendlichen und Erwachsenen beinhalten in der Regel zusätzlich eine professionelle Zahnreinigung, bei der die noch vorhandenen Beläge sorgfältig entfernt werden.

Die zahnärztliche Prophylaxe sollte in der ersten Zeit nach Abschluss einer Behandlung bei Zahnfleisch-/ oder Zahnhalteapparatsentzündung alle sechs Monate erfolgen. Bei Kindern und Jugendlichen reicht es, einmal pro Jahr an der Prophylaxemaßnahme teilzunehmen.

Neue Ansätze und Alternativmedizin ggf. Haushaltsmittel (wenn möglich)

Das Gurgeln von Kamillentee soll dabei helfen, dass die entzündlichen Prozesse schnell abklingen. Grund dafür sind die entzündungshemmenden und schleimhautschützenden Eigenschaften der Kamille.

Darüber hinaus wird Apfelessig eine vorbeugende Wirkung zugesprochen. Wird regelmäßig eine halbe Stunde vor dem Zähneputzen eine Mischung aus Apfelessig und Wasser gegurgelt, so soll eine Zahnfleischentzündung seltener auftreten.

Empfehlungen zur Nachsorge einer Zahnfleischentzündung

Dem erneuten Auftreten einer Zahnfleischentzündung kann nur durch gewissenhafte Mundhygiene vorgebeugt werden. Im Zuge dessen sollte mindestens einmal jährlich eine Kontrolluntersuchung beim Zahnarzt stattfinden. Bei dieser Untersuchung werden die Sondierungstiefen gemessen und bei zu hohen Werten eine professionelle Zahnreinigung empfohlen.

Außerdem sollten Patienten mit entzündlichen Prozessen im Bereich des Zahnhalteapparats in ein spezielles zahnärztliches Prophylaxeprogramm aufgenommen werden. Im Zuge dieser vorbeugenden Maßnahme werden sowohl die Zahnoberflächen als auch die Zahnzwischenräume mit einer besonderen Lösung bestrichen.

Wissenswert

Diese Lösung bleibt an Speiseresten haften und zeigt deshalb exakt an, an welchen Bereichen vermehrt auf die Mundhygiene geachtet werden muss.

Außerdem beinhaltet die zahnärztliche Prophylaxe zumeist eine professionelle Zahnreinigung, bei der die verbliebenen weichen und gegebenenfalls vorhandene harte Beläge entfernt werden können.

Zusammenfassung

Bei einer Zahnfleischentzündung handelt es sich um das Auftreten entzündlicher Prozesse im Bereich des Zahnfleischs. Diese Entzündungen sind vorerst auf das Zahnfleisch beschränkt, können sich aber bis zum Zahnhalteapparat ausbreiten.

Um einen Zahnverlust zu verhindern, muss eine Zahnfleischentzündung immer gewissenhaft behandelt werden.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Mangelnde Mundhygiene ist die Hauptursache für die Entstehung einer Zahnfleischentzündung. Selbst wenn die Zähne regelmäßig geputzt werden, kann der Verzicht von Zahnseide und/oder Zahnzwischenraumbürsten das Auftreten einer Zahnfleischentzündung fördern.

Bei einer Zahnfleischentzündung können ganze Körner zu Beschwerden führen. Aus diesem Grund sollte man lieber fein gemalenes Getreide in Broten oder Flocken nutzen.

Wird eine Zahnfleischentzündung über einen längeren Zeitraum nicht behandelt, so breiten sich die entzündlichen Prozesse bis zum Zahnhalteapparat aus. Dort wird der Knochen angegriffen. In Folge dessen kommt es zum Knochenrückgang und es drohnt die Gefahr Zähne zu verlieren.

Bei einer Zahnfleischentzündung misst der Zahnarzt die sogenannten Sondierungstiefen und lässt eine Röntgenübersichtsaufnahme anfertigen. Auf diese Weise kann er das Ausmaß der Entzündung einschätzen und eine geeignete Behandungsstrategie empfehlen. Beim Zahnarzt sollte dann eine professionelle Zahnreinigung (PZR) durchgeführt werden. Bei besonders ausgeprägten entzündlichen Prozessen, muss die Reinigung bis in die Tiefen erfolgen.

Nicht jeder hat das gleiche Risiko der Entstehung einer Zahnfleischentzündung. Neben der eigenen Mundhygiene gibt es weitere Risikofaktoren. Vor allem Stoffwechselerkrankungen oder Beeinträchtigungen des Immunsystems können entzündliche Prozesse innerhalb der Mundhöhle fördern.

Bei einer Zahnfleischentzündung kommt es regelmäßig zur Entstehung einer Schwellung. Diese kann erst abklingen, wenn die Entzündung beseitigt ist.

Man muss hier zwischen akuter und chronischer Zahnfleischentzündung unterscheiden. Eine akute Entzündung sollte innerhalb weniger Tage abklingen. Halten die entzündlichen Prozesse jedoch länger als eine Woche an, so muss eine Behandlung eingeleitet werden, bevor die Erkrankung abklingen kann.

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Zahnfleischentzündung einfach erklärt

Gingivitis

Häufigkeit

  • zwischen 50% bis 90% der Bevölkerung betroffen

Risikofaktoren

  • Stoffwechselstörungen
  • Diabetes mellitus
  • Alkoholkonsum
  • Nikotinkonsum
  • Stress
  • hormonelle Veränderungen
  • Schwangerschaft
  • Vitamin-C-Mangel
  • mangelnde Mundhygiene

Ursachen

  • mangelnde Mundhygiene

Symptome

  • Rötung
  • Zahnfleischbluten
  • Geschwollenes Zahnfleisch

Komplikationen

  • Parodontitis
  • Zahnverlust
  • Knochenabbau

Diagnose

  • Zahnärztliche Untersuchung
    • Bewertung des Zahnzustandes
    • Begutachtung des Zahnfleischs: Rötungen, Schwellungen, Blutungen?
  • parodontalen Screening-Index (PSI)
    • Messung der Taschentiefen (Tiefe der Zahnfleichtaschen) in verschiedenen Quadranten

Therapie

  • Lebensstiländerung
  • Medikamente
  • Konservative Behandlung

Präventionsmaßnahmen

  • Mundhygiene

Mögliche Vorsorgemaßnahmen

  • regelmäßige zahnärztliche Vorsorgeuntersuchungen

Prognose

  • sehr gut

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