Geschrieben von Leyla Al-Sayegh (Medizinstudentin im 11. Semester)
Unter einer Wundinfektion versteht man eine Besiedlung einer Wunde mit Keimen, die eine Entzündungsreaktion im Körper verursachen. Dabei ist die Ursache der Wunde (vorangegangene Verletzung, Operation oder chronische Wunde im Rahmen einer Vorerkrankung) und die Art der Erreger (Viren, Bakterien, eventuell Pilze oder Parasiten) für die Diagnosestellung nicht ausschlaggeben.
Eine bakterielle Entzündungsreaktion äußert sich durch 5 klassische Charakteristika:
All diese Vorgänge dienen im Körper dazu, vermehrt Blut, Gewebsflüssigkeit und Zellen sowie entzündungshemmende Körperstoffe, die für die Abwehr von Erregern zuständig sind, an dem Ort der Infektion zu bringen. Das ist wichtig, um den bösen Eindringling so schnell wie möglich zu entfernen, damit weitere, schwerwiegende Komplikationen (z.B. eine lebensgefährliche
Wundinfektionen entstehen an sich durch eine Besiedlung der verletzten
Man kann eine Wundinfektion nicht nur nach der Art des Keims, sondern auch nach der vorausgegangenen Ursache unterscheiden: Infektionen bei postoperativen, posttraumatischen oder chronischen Wunden. Die Risikofaktoren und Vorbeugemaßnahmen sehen je nach Art der entstandenen Wunde unterschiedlich aus. Die Symptome der Infektion, die Diagnose und die Therapie ändern sich durch die zugrundeliegende Ursache für die Wunde allerdings nicht.
Traumatische Wundinfektionen können im Grunde nach jeder Verletzung entstehen. Es gibt allerdings einige Verletzungshergänge, die eine erhöhte Gefahr der Wundinfektion mit sich bringen:
Auch bei chronischen Wunden können Infektionen entstehen. Chronische Wunden können im Rahmen von Vorerkrankungen wie peripheren Durchblutungsstörungen, Zuckerkrankheit, venöser Insuffizienz oder
Vor allem chronische Wunden, aber auch länger bestehende Wunden anderer Ursache neigen dazu, von Bakterien (meist der normalen Hautflora) besiedelt zu sein.
Dabei unterscheidet man zwischen 3 Stufen:
Jede Wunde (egal, welche Ursache zugrunde liegt) sollte im Laufe des Heilungsprozesses beobachtet und auf etwaige Entzündungszeichen überprüft werden, sodass im Bedarfsfall ein Arzt/eine Ärztin möglichst früh aufgesucht werden kann.
Die typischen Entzündungszeichen entstehen, weil der Körper eindringende Keime möglichst schnell beseitigen möchte. Dafür werden Mechanismen in Gang gesetzt, die Blutzellen und Proteine des Immunsystems zum Ort der Verletzung bringt, die dort gegen die Eindringlinge vorgehen. Beispielsweise werden Blutgefäße die nahe an der Verletzung liegen erweitert, sodass Blut schneller hingelangen kann. Außerdem werden Schmerz-Stoffe ausgesendet, sodass keine weitere Reizung durch Bewegung entstehen kann.
Die klassischen Entzündungszeichen, die durch eine Summe dieser Mechanismen entsteht, sind:
Diese Symptome geben zwar Hinweise auf eine Wundinfektion, sind aber nicht beweisend. Dafür müssen weitere Anzeichen bestehen:
Falls die Entzündung schon weiter fortgeschritten ist, können Symptome wie
Schwerwiegende Sonderformen der Wundinfektion sind das „feuchte Gangrän“ und die „nekrotisierende Fasziitis“. Ein Gangrän bezeichnet dabei ein Absterben von Hautanteilen, welches sich durch lila-schwarze Verfärbung und Verflüssigung des betroffenen Gewebes zeigt und auf spezielle Bakterien zurückzuführen ist. Behandelt wird das Gangrän durch eine chirurgische Entfernung des abgestorbenen Gewebes kombiniert mit Ruhigstellung und korrekter hygienischen Weiterversorgung. Eine nekrotisiierende Fasziitis beschreibt eine rasch fortschreitende bakterielle Entzündung der Muskelfaszie, die daraufhin ein Absterben des unter der Haut liegenden Fettgewebes oder der Muskulatur zur Folge hat.
Dieses Zustandsbild ist ein lebendsbedrohlicher, medizinischer Notfall und muss sofort durch einen chirurgischen Eingriff und kombinierter Antibiotikatherapie behandelt werden.
Wenn eine Wunde durch stärker werdenden Schmerz, neu entstandene Rötung, Überwärmung oder Schwellung auffallt oder sich eitriges Sekret neu bildet und ein unangenehmer Geruch auffällt, sollte auf jeden Fall ein Arzt/ eine Ärztin darüber informiert werden.
Bei der ärztlichen Untersuchung wird zuerst eine Anamnese, also eine Krankheitsgeschichte, erhoben.
Dabei wird vor allem auf die aktuellen Beschwerden eingegangen:
Es sollten dann allerdings auch allgemeine Fragen zu Lebensumständen, Stuhl- und Harnverhalten, weiteren Symptomen (Fieber, Schwäche, Leistungsknick) und Ähnlichem gestellt werden.
Im Anschluss erfolgt eine ausführliche körperliche Untersuchung, durch die die Wundinfektion im Endeffekt auch festgestellt wird. Dabei wird die Wunde in erster Linie genau inspiziert. Bei Rötung, Schmerzhaftigkeit, Schwellung, Überwärmung, Eiterbildung und schlechtem Geruch kann die Wundinfektion schon diagnostiziert werden. Auch weiterführende Maßnahmen (Beobachten des Allgemein- und Ernährungszustands, Zuckermessung, Blutdruckmessung, Herz- Lungen- und Bauch-Untersuchung, Inspektion der
Eine Blutabnahme gibt weitere Hinweise zum Schweregrad der Erkrankung: Dort lassen sich im Falle einer Infektion erhöhte Entzündungsparameter und eine Erhöhung der Zahl der weißen Blutkörperchen finden.
In einigen Fällen ist eine Ultraschalluntersuchung an der Wunde indiziert, um zu überprüfen, ob die Entzündung nur oberflächlich oder auch in der Tiefe (Abszesse, Phlegmone,
Ein Abstreichen der Wunde bzw. des Wundsekrets (in mehreren Abschnitten bei größeren Wunden) dient zur eindeutigen Erregerfeststellung auf Basis derer die korrekte Antibiotika-Therapie bei Bedarf gewählt wird.
Bei Wundinfektionen ist das größte Ziel, die Entzündung so weit zu bekämpfen, dass aus der infizierten Wunde eine saubere Wunde entsteht, die dann weiterführend auch als solche behandelt werden kann.
Wurde eine Wundinfektion jeglicher Ursache festgestellt, muss in den allermeisten Fällen ein operativer Eingriff zum Eröffnen der gesamten Wunde erfolgen. Der chirurgische Eingriff kann je nach Ermessen des Operateurs/ der Operateurin und unter Absprache mit dem/der PatientenIn unter lokaler oder voller Betäubung durchgeführt werden. Im Rahmen dieser (erneuten) Operation, müssen alle, eventuell auftretenden abgestorbenen Hautteile (Nekrosen) entfernt, sowie jegliche Eiter- oder Blutansammlungen oder Verschmutzungen ausgespült werden.
Die Wunde muss nach der Reinigung genauesten inspiziert werden, damit auch unter Umständen entstandene tiefer gelegene Hohlräume oder eine etwaige Entzündung von körpereigenen tiefliegenden Strukturen (z.B. Knochen) nicht übersehen werden.
Der Wundverschluss darf dann nicht primär (d.h. durch eine Naht, Klammern oder Wundkleber), sondern offen erfolgen: Ein Abfluss des Wundsekrets muss gewährleistet sein (durch Einlage von Laschen oder Streifen aus sterilen Tüchern = „Drainage“) und ein feuchter Verband angelegt werden. Eine Sonderform ist die Vakuumtherapie, bei der durch eine luftdichte Abdeckung der Wunde ein Unterdruck erzeugt wird, durch welchen das entzündliche Wundsekret besser entfernt werden kann, während der körpereigene Heilungsprozess angeregt wird. Ein fixer Wundverschluss (z.B. mit Nähten) kann nach einigen Tagen in Erwägung gezogen werden.
Eine Therapie mit Antibiotika erfolgt nicht standardmäßig. Nur wenn eine tiefergehende eitrige Entzündung im Bindegewebe („Phlegmone“) zu finden ist, sollten Antibiotika entweder als Tabletten oder als Infusion in die Vene gegeben werden. Die Wahl des Antibiotikums ist dann hauptsächlich vom Erreger abhängig.
Wichtig ist außerdem, dass ein ausreichender Tetanusschutz vorliegt. Wenn die letzte Tetanus-Schutzimpfung nicht erinnerlich ist oder zu lange zurückliegt, muss eine Auffrischung erfolgen.
Die Prognose der Wundinfektion hängt stark vom Verlauf und der wiederum von patientenbezogenen Faktoren (Alter, Vorerkrankungen,…), sowie den Umständen (Verletzung oder Operations-Wunde? Krankenhausaufenthalt,…) ab. Während die meisten Wundinfektionen bei ausreichender Behandlung folgenlos abheilen, ist das Sterberisiko bei Auftreten von schweren Komplikationen (z.B. nekrotisierender Fasziitis) stark erhöht.
Eine Wundinfektion ist ein häufig gesehener Zustand, der in vielen Fällen (vor allem bei postoperativen Wunden) durch hygienisch korrekte Arbeitsweise verhindert werden kann. Im medizinischen Fachgebiet stellt die Entwicklung von Hygiene-Leitlinien unter evidenzbasierten Maßnahmen zur Verminderung der Anzahl an Wundinfektionen hohe Priorität dar.
Beachtung von vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen im Operationssaal (z.B. Tragen von passender Kleidung und Haarmasken, chirurgische Händewaschung (+ erneute Händewaschung bei Kontamination), Entfernen von Schmuck,…)
Korrekte Arbeitsweise im Operationssaal (Verwendung von sterilen Einmalprodukten, richtiges Setzen der Nähte, korrektes Desinfizieren des Operationsgebiets und der Wunde, Abzählen der verwendeten Materialien…)
Post-operative Maßnahmen (eventuell verwendete Drainagen sollten so früh wie möglich entfernt werden, Verbandswechsel werden in ruhiger, hygienischer Umgebung frühestens nach 24h durchgeführt, Reinigung der Wunden von innen nach außen, Unterlassen einer Rasur im Wundgebiet,..)
Weiter reichende Umstände (Krankenhausverweildauer so kurz wie möglich halten, Krankenhaus-Hygiene-Vorschriften auch auf der Station beachten, Wundgebiet wenn nötig ruhigstellen,…)
Medikamentöse Prophylaxe mit Antibiotikum während des operativen Eingriffs (dient dazu, dass Erreger schon direkt beim Eindringen bekämpft werden und deswegen gar keine Entzündung verursachen können)
Die Weiterentwicklung von neuen, schonenderen Operationstechniken und verwendeten Materialien hat ebenfalls die Risiko-Minimierung von Wundinfektionen zum Ziel.
Grundsätzlich ist eine Wundinfektion ein häufig gesehener, aber nicht zu unterschätzender Zustand, weswegen die alleinige Verwendung von Hausmitteln nicht zu empfehlen ist. Es gibt allerdings tatsächlich einige alternativmedizinische Stoffe, denen eine bakterientötende Wirkung nachgesagt wird und die unterstützend zur Linderung verwendet werden können.
Eine Wundinfektion kann durchaus eine langwierige Nachsorge und eventuell lange Krankenhausaufenthalte mit sich bringen. Die Art, Dauer und Regelmäßigkeit der Nachversorgung hängt von der Schwere der Entzündung ab und sollte individuell mit dem behandelnden Arzt/ Ärztin vereinbart werden.
Eine Wundinfektion entsteht, wenn Erreger (vor allem Bakterien, seltener Viren, Parasiten oder Pilze) eine bereits bestehende Wunde (durch Verletzungen, Operationen oder chronische Vorerkrankungen) besiedeln und so eine Entzündung auslösen. Symptome einer Entzündung zeigen sich klassischerweise als Rötung, Überwärmung, Schmerzzunahme, Schwellung und Funktionsverlust bzw. Schonhaltung, aber erst zusätzliche Symptome, wie Eiterbildung, Veränderung des Wundsekrets oder der umliegenden
Die Therapie sollte möglichst rasch erfolgen, um etwaige schwerwiegende Komplikationen (Übergreifen der Entzündung auf tiefer liegende Strukturen oder das Blut) zu vermeiden und besteht aus chirurgischer Eröffnung, Spülung und Entfernung abgestorbener oder verschmutzter Hautareale, sowie aus der korrekten Weiterbehandlung mittels Drainagen, feuchten Verbänden und eventuellem primären Verschluss (z.B. mit Nähten) zu einem späteren Zeitpunkt.
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Geschrieben von
Leyla Al-Sayegh
Medizinisch geprüft am
2. Aug. 2022
Ob sich eine Wunde überhaupt entzündet bzw. wie lange es dauert, bis sich eine bereits entstandene Wunde entzündet, kann nicht gesagt werden. Als Anhaltspunkt wäre zu erwähnen, dass eine Wunde nach einer Operation am ehesten am 3.-6. post-operativen Tag infiziert wird.
Die Wundheilung ist ein körpereigener Prozess der an sich nicht beschleunigt, aber doch ein wenig unterstützt werden kann.
Als Alternativmedizinische Mittel können dafür Kamille, Eibisch oder Ringelblume als Salbe, Spülung oder Auflage verwendet werden.
In der Schulmedizin werden Drainagen und Verbände (u.a. desinfizierende Tücher, Netzauflagen, medizinischer Honig, Vakuumdrainagen) standardmäßig zur Unterstützung der Wundheilung eingesetzt.
Begriffe
Blutvergiftung
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